![Papst Franziskus hat ein Eigentor geschossen, in dem er nun festsitzt Papst Franziskus hat ein Eigentor geschossen, in dem er nun festsitzt](https://katholisches.info/tawato/uploads/2024/06/Papst-Franziskus-und-das-Homo-Eigentor-1030x438.jpg)
(Rom) Das Homo-Schlamassel, das Papst Franziskus und seine Medienberater in den vergangenen Tagen mit dem unangemessenen Wort „Schwuchteln“ und dem noch weit schwerwiegenderen Bemühen einer Ehrenrettung produzierten, ruft Großkaliber auf den Plan, die bestimmte Kreise aussenden, um dem bei ihnen beliebten Kirchenoberhaupt zu Hilfe zu eilen. Zu diesen Großkalibern gehört die Nachrichtenagentur Reuters, das Maximum an Rückendeckung, das die internationale Medienwelt zu bieten hat.
Reuters legte gestern einen Bericht vor, der sogleich durch seine Einseitigkeit auffällt, indem nur Freunde des Papstes, auch „homosexuelle Freunde“, zu Wort kommen und ihn verteidigen.
Reuters läßt schon in den ersten Sätzen erkennen, wem die Sympathien gelten: „Franziskus ist ein Papst der vielen Premieren: der erste, der diesen Namen trägt, der erste aus Lateinamerika, der erste aus dem Jesuitenorden. Seit letzter Woche ist er auch der erste Papst, der sich für unflätige Worte entschuldigt hat.“
Andere Quellen lieferten in den vergangenen Tagen weitere deftige Ausdrücke, die Franziskus in den vergangenen Jahren von sich gegeben haben soll. Konkreter Anlaß war ein Treffen des Papstes mit dem römischen Klerus.
Reuters umreißt das Dilemma:
„Freunde des Pontifex und Beobachter des Vatikans bestehen darauf, daß das wohl größte PR-Desaster seines 11jährigen Pontifikats nicht seine Bilanz als reformorientierter und LGBT-freundlicher Papst überschatten sollte.
Einige sagen jedoch, daß der Fauxpas des 87jährigen in ein Muster päpstlicher Fehltritte paßt, die seine Autorität untergraben und Fragen über seine Überzeugungen und den Reformweg aufwerfen, den er für die Kirche im Sinn hat.“
Reuters bietet den überzeugten Bergoglianer Massimo Faggioli auf, der darüber lamentiert, wie „geschmacklos“ nach dem verbalen Fehltritt im Internet gespottet wurde. „Das Wort eines Papstes muß ein gewisses Gewicht, eine gewisse Glaubwürdigkeit haben“, beklagt der Religionswissenschaftler.
Die „schwulenfeindliche“ Aussage sei überraschend gewesen, doch insgesamt sei jenen, die Franziskus besser kennen, durchaus bekannt gewesen, daß er vor allem im privaten Umfeld eine spitze Wortwahl pflege, so der Bergoglianer Austen Ivereigh. „Natürlich rechtfertige ich nicht die Verwendung eines beleidigenden Ausdrucks (…), aber es ist normal, daß er privat sehr, sehr direkt spricht“, so der Papst-Biograph. Er spreche eben nicht wie ein Politiker, versucht Ivereigh die Situation zu retten. Als ehemaliger Pressesprecher von Kardinal Cormac Murphy‑O’Connor, einem Mitglied des Teams Bergoglio, hatte er direkten Einblick in die Wahlkampagne, die von progressiven Purpurträgern für die Wahl von Kardinal Bergoglio zum Papst betrieben wurde.
Reuters schreibt weiter:
„Ein persönlicher Freund des Papstes, ein schwuler Argentinier, der ihn seit mehr als 30 Jahren kennt und nicht genannt werden möchte, sagte, Franziskus wisse, daß er ein Problem mit unflätigen Worten habe.“
„Er nennt sich selbst ‚bocon‘, was aus dem Spanischen übersetzt bedeutet, daß er seinen Mund nicht halten kann“, sagte der Argentinier, der anonym bleiben will, gegenüber Reuters. „Er war noch nie diplomatisch. Ich bin sogar überrascht, daß so etwas nicht schon früher passiert ist.“
Als Jorge Mario Bergoglio 1980 für 23 Tage nach Irland ging, um sich zu erholen und seine Englischkenntnisse zu verbessern, „waren seine Lehrer entsetzt über die Art und Weise, wie er im Klassenzimmer Schimpfwörter in dem Englisch benutzte, das er gelernt hatte“. Reuters erwähnt es nicht, doch Bergoglio war zu diesem Zeitpunkt schon 43 Jahre alt, gehörte seit 22 Jahren dem Jesuitenorden an und war seit elf Jahren Priester, von denen er sechs Jahre soeben als Provinzial die Jesuitenprovinz von Argentinien geleitet hatte.
Derselbe argentinische Homo-Freund des Papstes erklärte gegenüber Reuters entschuldigend, daß Franziskus „für einen Mann seiner Generation einen weiten Weg in bezug auf die Offenheit gegenüber LGBT-Rechten“ zurückgelegt habe, denn er sei in einer „sehr konservativen“ Familie aufgewachsen, „die Geschiedene, geschweige denn Homosexuelle, als soziale Parias betrachtete“.
Die Presseagentur streut dann „Pluspunkte“ für den Papst aus:
„Zu Beginn seines Pontifikats sagte Franziskus: ‚Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht und einen guten Willen hat, wer bin ich, darüber zu urteilen?‘ Letztes Jahr erlaubte er Priestern, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, was zu einer erheblichen Gegenreaktion der Konservativen führte.“
Die „Konservativen“, das Mainstream-Feindbild, dürfen natürlich nicht fehlen.
Dabei, wirbt Reuters, sei Franziskus doch eigentlich so homophil, denn er habe im Vatikan schon mit „Transgender-Sexarbeitern“ zu Mittag gegessen und „eine enge Beziehung zu Pater James Martin aufgebaut, einem prominenten amerikanischen Jesuitenpater, der sich um die LGBT-Gemeinschaft kümmert“.
„Der Gedanke, daß er homophob ist, ergibt für mich keinen Sinn“, eilt der genannte US-Jesuit dann auch dem Papst zu Hilfe:
„Seine Haltung gegenüber LGBTQ-Menschen spricht für sich selbst. Noch kein Papst ist ein besserer Freund der LGBTQ-Gemeinschaft gewesen.“
Der homosexuelle argentinische Franziskus-Freund lobt die Unterstützung des Papstes für eingetragene Partnerschaften und seine „stillen Bemühungen“, den „Opfern homophober Verbrechen“ der 90er Jahre in Argentinien zu helfen, „als es schwierig war, schwul zu sein“.
Homo-Kreise sind dennoch verärgert: „Selbst wenn es als Scherz gemeint war, offenbart es die Tiefe der schwulenfeindlichen Vorurteile und der institutionellen Diskriminierung, die es in unserer Kirche immer noch gibt“, empört sich Marianne Duddy-Burke, Direktorin der „katholischen“ Gruppe für Homo-Rechte Dignity. In dasselbe Horn bläst Andrea Rubera, Sprecher der italienischen „katholischen“ LGBT-Gruppe Cammini di Speranza, dessen erste Reaktion auf die Meldungen über das Papstwort „Unglauben“ war. „Zuerst dachten wir, daß es nicht wahr ist, daß es so etwas wie Klatsch und Tratsch ist.“
Faggioli und Ivereigh versuchen den päpstlichen Fauxpas damit zu entschuldigen, daß die Frage in Italien „besonders heikel“ sei, da es „in einigen Seminaren eine aktive schwule ‚Subkultur‘ gebe“. Da drängt sich allerdings unweigerlich die Frage auf: „Nur in Italien?“
Auch P. James Martin versucht die Angelegenheit auf ein italienisches Problem zu reduzieren: „Ich hatte den Eindruck, daß der Papst auf eine Frage über ein bestimmtes Verhalten in italienischen Seminaren antwortete und nicht darauf, daß er das Priesteramt für alle schwulen Männer schließen wollte.“
Was bleibt? Mit keinem Wort geht der Reuters-Bericht auf die kirchliche Lehre und ihre Normen zur genannten Frage ein. Schon gar nicht wird die Homo-Häresie beim Namen genannt. Etwas anderes als eine homophile Position scheint a priori erst gar nicht denkbar.
In der Tat soll der Beitrag ein Beitrag sein, vom homophilen Image des Papstes zu retten, was zu retten ist. Für die Kirche ist die Angelegenheit ein päpstlicher Bärendienst.
Ein befreundeter Kommentator schrieb in einer persönlichen Zuschrift: „Man könnte sagen: Wer der Kirche eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)