(Rom) Wegen der päpstlichen Gesundheit werden derzeit Termine abgesagt – oder plötzlich doch wahrgenommen. Das sorgt bei den einen für Freude, bei anderen für Verwunderung oder auch Verstimmung. Im argentinischen Außenministerium gilt letzteres.
Die Knieprobleme von Papst Franziskus sind in aller Munde. Diese hatte er bereits in Buenos Aires, wie in diesen Tagen sein Protegé und Ghostwriter Erzbischof Victor Manuel Fernández betonte. Sie machen das Pontifikat von Franziskus kniebeugenlos.
In Argentinien wurden nun Vorwürfe laut, der Papst habe Argentiniens Außenminister Santiago Cafiero vor der Tür stehenlassen, während er fast zeitgleich eine Jugendgruppe in Audienz empfing.
Am 21. April waren alle Termine des Papstes für den 22. April abgesagt worden, weil er sich wegen der Knieprobleme Untersuchungen unterziehen mußte. Am 23. April nahm er wieder Verpflichtungen wahr, bei denen er sich im Rollstuhl fahren ließ.
Für den 22. April war eine Audienz für den argentinischen Außenminister angesetzt, der sich dafür in Rom befand, aber am Vorabend die Absage erhielt.
Nun herrscht Verstimmung im argentinischen Außenministerium, da sich herausstellte, daß Franziskus am 22. April fast zeitgleich mit der ursprünglich fixierten Audienz für den Minister einen anderen Termin wahrnahm.
Der Papst empfing die Jugendgruppe Missio Giovani des Päpstlichen Missionswerks in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes. Es war die Gruppe selbst, die anschließend Fotos in sozialen Netzwerken postete. Die Jugendgruppe verwendet als Logo die ungünstige und mißverständliche Friedensfahne (sieben Farbstreifen), die leicht mit der Homo-Fahne (sechs Farbstreifen) verwechselt werden kann.
Die Verwirrung war dann perfekt, als der Vatikan die Begegnung mit den Jugendlichen im Tagesbulletin unter dem 23. April publik machte. Die Jugendgruppe gibt jedoch eindeutig an, daß die Audienz am 22. April stattfand.
Im Klartext: Was offiziell berichtet wird und was tatsächlich geschehen ist, können manchmal zwei Paar Schuhe sein.
Der Vorfall schlägt inzwischen solche Wellen, daß Clarín, die größte argentinische Tageszeitung, gestern ausführlich berichtete:
„Am selben Tag, für den Papst Franziskus das Treffen mit Santiago Cafiero absagte, empfing er eine Gruppe junger Missionare.“
Auf Nachfrage von Clarín bestätigte das vatikanische Presseamt, daß Papst Franziskus zur selben Zeit trotz der Knieprobleme die Jugendgruppe empfangen, aber wegen der Knieprobleme den argentinischen Außenminister nicht empfangen konnte. Cafiero erhielt die Absage seiner Audienz am Vortag, als er gerade im Zug von Venedig nach Rom reiste.
Nun gibt es in der argentinischen Presse Spekulationen darüber, ob Franziskus den argentinischen Außenminister gar nicht empfangen wollte, weil sich die Beziehungen zum argentinischen Staats- und Regierungschef Alberto Fernández verschlechtert haben. Der Außenminister bemühte sich nämlich vergeblich, einen Termin an einem der folgenden Tage zu erhalten, in denen er noch in Rom war.
Einige Tage später traf das gleiche Schicksal auch die ehemalige argentinische Staatspräsidentin und amtierende Vizepräsidentin Cristina Kirchner. Auch sie suchte um eine Audienz an, ohne eine solche zu erhalten. Auch in diesem Fall wurden die Kontakte zum Heiligen Stuhl vom argentinischen Außenministerium abgewickelt.
Clarín liefert unter Berufung auf vatikanische Stellen eine politische Interpretation des Vorfalls: Der Papst wolle nicht in die internen Machtkämpfe des regierenden linksperonistischen Frente por Todos (Front für alle) verwickelt werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Missio Giovani/Wikicommons (Screenshots)
Wie ist es erklärlich, daß Bergoglio noch nie seine argentinische Heimat besucht hat?