Polygamie auf katholisch?

Zwei Frauen, ein Mann, eine Hochzeit


Polygamie auf katholisch? Patrick Ndachu mit seinen beiden Frauen, von denen er eine (links) nun kirchlich heiratete, während die andere (rechts) an der Zeremonie teilnahm.
Polygamie auf katholisch? Patrick Ndachu mit seinen beiden Frauen, von denen er eine (links) nun kirchlich heiratete, während die andere (rechts) an der Zeremonie teilnahm.

(Nai­ro­bi) Poly­ga­mie ist in Tei­len Afri­kas, beson­ders den isla­mi­schen, ein ver­brei­te­tes Phä­no­men, das eine Fol­ge der Ver­trei­bung aus dem Para­dies ist. Der die Poly­ga­mie dul­den­de Islam übte ent­spre­chen­den Ein­fluß auf ani­mi­sti­sche Reli­gio­nen aus mit Nach­wir­kun­gen bis hin­ein in christ­li­che Gemein­schaf­ten. Papst Fran­zis­kus öff­ne­te mit dem nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia und der Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans des Glau­bens­dik­aste­ri­ums die Türen für „irre­gu­lä­re“ Ver­bin­dun­gen. Gemein­hin geht es dabei, und das liegt auch in der Inten­ti­on von San­ta Mar­ta, vor allem um wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne und Homo­se­xu­el­le. Es gibt aber auch noch ande­re irre­gu­lä­re Ver­bin­dun­gen. Von einer sol­chen wird aus Kenia berichtet.

Anzei­ge

Die Kenya Times mel­de­te die Hoch­zeit eines poly­ga­men Man­nes in einer katho­li­schen Kir­che. Er hei­ra­te­te dort eine der bei­den Frau­en, mit denen er zusam­men­lebt, wäh­rend die ande­re Frau der Zere­mo­nie beiwohnte.

In einer katho­li­schen Kir­che im Bezirk Kiam­bu, der im Nor­den an die Haupt­stadt Nai­ro­bi angrenzt, fand am gest­ri­gen Sonn­tag, dem 5. Mai, eine sehr unge­wöhn­li­che Zere­mo­nie statt, bei der die Hoch­zeit eines poly­ga­men Man­nes voll­zo­gen wurde.

Der Bräu­ti­gam, Patrick Ndachu, lebt seit Jahr­zehn­ten mit zwei Frau­en und Fami­li­en. Eine der Frau­en hei­ra­te­te er gestern kirch­lich, wäh­rend die ande­re bei der Ehe­schlie­ßung in der Kir­che anwe­send war. Dina, die zwei­te Frau, soll die­ses Arran­ge­ment unter der Bedin­gung akzep­tiert haben, daß Ndachu ein Testa­ment auf­setzt, in dem er sein Ver­mö­gen zu glei­chen Tei­len zwi­schen den bei­den Frau­en aufteilt.

Patrick Ndachu hat­te sei­ne erste Frau, Mar­ga­ret Nyo­ka­bi, in den 70er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts gehei­ra­tet und mit ihr eine Fami­lie gegrün­det. Spä­ter hei­ra­te­te er eine zwei­te Frau, Dina, mit der er eben­falls eine Fami­lie gründete.

Laut Anga­ben der Orts­kir­che habe der Mann den Wunsch geäu­ßert, in die Kir­che zurück­zu­keh­ren, um die Sakra­men­te emp­fan­gen zu kön­nen. Da die Kir­che die Biga­mie nicht erlaubt, habe der Mann sich für die Ehe­schlie­ßung für eine der bei­den Frau­en ent­schei­den müs­sen. Er ent­schied sich für Mar­ga­ret, sei­ne erste Frau.

Die Erz­diö­ze­se Nai­ro­bi leg­te im Vor­feld und auch gestern Wert auf die Fest­stel­lung, daß es fünf Jah­re dau­er­te, bis Ndachu die Geneh­mi­gung zur Hoch­zeit erteilt wur­de. Damit soll­te klar­ge­stellt wer­den, daß die Kir­che Poly­ga­mie nicht akzep­tiert und von Ndachu eine Ent­schei­dung ver­lang­te, die von ihm auch getrof­fen wurde. 

Ob die kirch­li­chen Bedin­gun­gen aller­dings beim Bräu­ti­gam wirk­lich ange­kom­men sind, steht wohl auf einem ande­ren Blatt geschrie­ben.

Patrick Ndachu erklär­te näm­lich der Kenya Times, er habe sich ent­schlos­sen, sei­ne Bezie­hung durch kirch­li­che Ehe­schlie­ßung zu regeln, nach­dem er zahl­rei­che Sze­na­ri­en erlebt habe, „in denen Frau­en und Kin­der nur dann aner­kannt wer­den, wenn sich der Mann in einem kri­ti­schen Zustand befin­det oder gestor­ben ist“. Es ging also um den Rechts­sta­tus sei­ner Frau­en und Kin­der auf­grund einer Situa­ti­on, die er selbst ver­ur­sacht hatte.

Zu sei­nem Ehe­ver­spre­chen und der kirch­li­chen Geneh­mi­gung sag­te Ndachu:

„In der Kir­che ist es nicht erlaubt, zwei Ehe­frau­en zu hei­ra­ten. Aber wenn wir drau­ßen sind, wer­de ich der Welt ver­kün­den, daß ich zwei Frau­en habe und sie bei­de lie­be. Ich woll­te nichts ver­ber­gen. Ich habe sie gebe­ten, mich hei­ra­ten zu las­sen, und sie waren einverstanden.“

Inwie­fern die seit der Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia erfolg­te Öff­nung der Kir­che gegen­über irre­gu­lä­ren Ver­bin­dun­gen die Ent­schei­dung der Erz­diö­ze­se Nai­ro­bi beein­fluß­te, kann nicht gesagt wer­den, da das Bis­tum eine De-jure-Situa­ti­on annimmt und die De-fac­to-Situa­ti­on ignoriert.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Social Media (Sce­en­shot)

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!