Msgr. Daniel Fernández Torres, emeritierter Bischof von Arecibo, übte scharfe Kritik an der römischen Homo-Erklärung Fiducia supplicans. Der heute 59 Jahre alte Bischof war vor zwei Jahren von Papst Franziskus kurzerhand als Diözesanbischof von Arecibo auf Puerto Rico zwangsemeritiert worden, weil er es gewagt hatte, die staatlichen Corona-Maßnahmen zu kritisieren und sich geweigert hatte, seinen Priestern, kirchlichen Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern wie Lektoren und Kantoren eine Impfpflicht aufzuzwingen.
Der Bischof veröffentlichte eine Art Hirtenbrief, den er, da nicht mehr im Amt, „Gedanken zur Fastenzeit“ nannte. Darin schreibt Msgr. Fernández Torres: „Am zweiten Jahrestag meiner Absetzung als Bischof von Arecibo möchte ich allen meinen Mitbrüdern in der Diözese von Herzen sagen, daß ich sie vermisse. Wie könnte ich nicht Sehnsucht nach meiner geliebten Diözese Arecibo empfinden! ‚Die großen Wasser können die Liebe nicht auslöschen, und die Flüsse können sie nicht ertränken‘ (Kt 8,7).“ Weiters heißt es darin:
„Auf der Grundlage dieser Unterscheidung und mit Hilfe dieser göttlichen Gnade können wir die gegenwärtige Situation unserer Kirche betrachten und, ohne Angst, uns zu irren, feststellen, daß sie sehr schwierige Zeiten durchlebt. Ein schmerzliches Beispiel dafür ist die Erklärung des Glaubensdikasteriums über die pastorale Bedeutung der Segnungen, die sich mit der Frage der Segnungen von ‚Paaren‘ in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen ‚Paaren‘ befaßt. Wie soll man darauf reagieren? Wie soll man es im Lichte des Verhaltens des Herrn während seiner Passion betrachten? Was soll man sagen und was soll man tun?“
Bischof Fernández gibt darauf die Antwort:
„Mit tiefer Traurigkeit und großem Schmerz erfahre ich von dem Skandal und dem großen Leid, das viele Brüder durchmachen.“
Und weiter:
„Die Erklärung Fiducia supplicans, einschließlich der Note, die helfen soll, ihre Rezeption zu klären, trägt zu einer Situation des Zweifels, der Unklarheit und der Verwirrung in der Kirche bei. Sie steht nicht nur im Widerspruch zur ständigen pastoralen Praxis der Kirche, sondern ist auch ein Widerspruch in sich wegen der Behauptung, man könne diese ‚Paare‘ segnen, ohne gleichzeitig das zu segnen, was sie als ‚Paar‘ ausmacht, nämlich ihre Verbindung oder Beziehung. Vor zwei Jahren hat die damalige Glaubenskongregation deutlich erklärt, daß die Sünde nicht gesegnet werden kann. In der Fastenzeit erinnern wir uns daran, daß Jesus sein Leben am Kreuz hingegeben hat, um die Sünde zu besiegen, nicht um sie zu segnen, sondern um den Sünder durch seine Barmherzigkeit zu retten und seine Bekehrung zu bewirken.“
Bischof Fernández widerspricht auch den nachträglichen Interpretationsversuchen der Erklärung Fiducia supplicans:
„Auch wenn man versucht, sie mit Argumenten anders zu interpretieren, bezieht sich die jüngste Erklärung nicht auf Einzelpersonen, sondern auf ‚Paare‘ in einer Situation der Sünde. Auf diese Weise will sie eine ‚pastorale‘ Maßnahme zulassen, die der katholischen Lehre widerspricht.“
Daraus folgert er eine Mahnung an die Bischöfe:
„Angesichts dieser Tatsache sind wir Bischöfe die ersten, die ihr Gewissen prüfen müssen. Die Kirche ist ‚apostolisch‘, sodaß alle Nachfolger der Apostel in Gemeinschaft mit dem Papst als sichtbarem Haupt verpflichtet sind, für die Gesamtkirche zu sorgen, indem sie die Einheit des Glaubens und die gemeinsame Disziplin fördern und verteidigen (vgl. LG 22–23), und eines Tages werden wir vor Gott Rechenschaft ablegen müssen.
Der Apostel Paulus dient uns als Beispiel, wenn er den Apostel Petrus brüderlich zurechtweist (Gal 2,11–14). Aus diesem Grund haben Bischöfe, Kardinäle, ehemalige Präfekten von Kongregationen und Bischofskonferenzen in verschiedenen Teilen der Welt legitimerweise ihre Besorgnis über diese Erklärung zum Ausdruck gebracht und sie im Geiste brüderlicher Zurechtweisung kritisiert oder um ihre Aufhebung gebeten bzw. angeordnet, daß sie in ihrem jeweiligen kirchlichen Zuständigkeitsbereich nicht umgesetzt wird. Das ist es, was wir, die wir dem Bischofskollegium angehören, tun müssen. Es liegt an uns allen, die Einheit der Kirche zu gewährleisten, deren Moral universell ist und nicht davon abhängt, wo man lebt.“
Bischof Fernández äußert ernste Worte an die Bischöfe:
„Wenn wir das nicht tun, ‚werden die Steine schreien‘ (Lk 19,49), und wir könnten die harten Worte verdienen, die Gott im Buch Maleachi an die Priester richtet: ‚Ich werde einen Fluch über euch schicken, und ich werde auch eure Segnungen verfluchen. Ihr seid vom Weg abgeirrt, spricht der Herr der Heerscharen, und habt viele durch eure Lehre zum Straucheln gebracht‘ (vgl. Ml 2,1–9).“
Über das Papsttum sagt er:
„Darüber hinaus müssen wir uns daran erinnern, wie wichtig es ist, die Gemeinschaft mit dem Petrusamt zum Ausdruck zu bringen, indem wir dafür beten, daß der Heilige Vater immer vom Heiligen Geist bewegt spricht und handelt.
Wir wissen, was mit dem Apostel Petrus geschah, der von Jesus gelobt wurde, weil er durch göttliche Eingebung geredet hatte (Mt 16,17), dann aber vom Herrn getadelt wurde, weil er damals so redete, wie es Menschen tun (Mt 16,23). Es tröstet uns zu wissen, daß Jesus selbst ihm seine Hilfe zusicherte, als er zu ihm sagte: ‚Simon, Simon! Siehe, der Satan hat um die Macht gebeten, sie zu erschüttern wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht versage. Und du, wenn du zurückgekehrt bist, stärke deine Brüder‘ (Lk 22,31–32).“
Der Bischof schließt seine Überlegungen zur Fastenzeit mit einer Aufforderung, in der Liebe zur Kirche und in der Liebe zum Papst nicht nachzulassen, sondern in allem „die Caritas in veritate in die Praxis umsetzen.
„Bringen wir unsere Gebete und unser Fasten für den Nachfolger Petri auf, damit er auf die Fürsprache der Jungfrau Maria hin dem Heiligen Geist gefügig ist und seine Mission, uns im Glauben zu bestärken, immer erfüllen kann, besonders in diesen Zeiten der Dunkelheit.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/MiL