Von einer Katholikin
Mit Verlaub, es reicht langsam, Herr Kardinal. Die neue Erklärung zur Erklärung macht nichts besser. Als ich Fiducia supplicans gelesen habe, war ich eigentlich nicht überrascht, weder vom Inhalt, noch von der rhetorischen und gedanklichen Qualität, hat der Text doch auf der einen Seite die Zustimmung des Papstes und stammt gleichzeitig aus Ihrer Feder. Wie die Rezeptionsgeschichte dieser „Erklärung“ zeigt, ist das Faß nun wohl endgültig übergelaufen, und weder Laien noch Kleriker lassen sich länger ein X für ein U vormachen, wenn es um die klare unveränderliche Lehre der Kirche geht. Na ja, nicht alle natürlich. Daß u. a. in der deutsch-synodalen Kleriker- und Laienwelt mehrheitlich Freude aufkam, verwundert nicht.
Und die afrikanischen Ränder? Die haben Sie und der Papst ja mal krass unterschätzt. Und wenn man einmal so darüber nachdenkt, was Sie den Afrikanern da eigentlich unterjubeln: Sie könnten in ihrem Kontext in Ländern, wo Homosexualität schwer bestraft wird, solche Segnungen nicht durchführen und nur deswegen könnten sie sich gegen Fiducia supplicans stellen. Wegen des juristischen und kulturellen Kontextes. Nicht wegen des Lehramtes. Und sie bemühen sich wohl noch nicht ausreichend, vor Ort für die Menschenrechte, auch die Homosexueller, einzutreten. Nun bekommen sie ein bißchen mehr Zeit. Aber wir sollen nur nicht denken, das sei ein Freibrief für „eine totale oder endgültige Verweigerung dieses Weges, der den Priestern vorgelegt wird“.
Aber nein: Nehmen wir zu Ihren und des Papstes Gunsten an, die in Afrika sind einfach genauso blöd wie wir, die einfach Fiducia supplicans noch nicht „vollständig und sorgfältig“ gelesen haben. Klar, da mußte aus Rom eine Erklärung der Erklärung kommen: „Was von diesen Bischofskonferenzen zum Ausdruck gebracht wurde, kann nicht als lehrmäßige Opposition interpretiert werden, denn das Dokument ist klar und drückt sich in klassischer Weise zu Ehe und Sexualität aus.“
Klar, wenn „die vom Papst unterzeichnete Erklärung“ tatsächlich „die Lehre aller Zeiten“ ist, kann die Opposition keine lehrmäßige sein. Das ist Ihre ganz besondere Logik. Da brauchen Sie jetzt an einigen Orten eine Katechese, um „dem Volk Gottes entdecken zu helfen, daß diese Art von Segnungen nur einfache pastorale Mittel sind, die den Menschen helfen, ihren Glauben zu manifestieren“.
Aber drehen wir den Spieß doch einfach einmal um und erklären Ihnen ganz ohne semantische Verwirrspielchen, was Sache ist. Machen wir es ganz einfach, damit Sie verstehen, was einige Kardinäle und Bischöfe und fast alle afrikanischen Bischofskonferenzen direkt begriffen haben. Beschränken wir uns also auf die absoluten Basics.
Die Lehre der Kirche
Lesen wir einfach sorgfältig (sic!) den Katechismus der katholischen Kirche: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet […], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (KKK 2357).
„Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit aufgerufen“ (KKK 2359). Was natürlich auch für andere gilt.
Die Lehre der Kirche hat den Vorteil, daß sie klar ist.
Der Segen der Kirche.
Dazu sollten Sie einmal die verschiedenen Kommentare zu Ihrer Erklärung lesen. Seien Sie versichert, die Schreiber haben die Erklärung „vollständig und sorgfältig“ gelesen.
Als ich selbst mich durch Fiducia supplicans gequält habe, schwebte mir sogleich der Segensroboter vor, den ich während der Reformationsausstellungen in Wittenberg 2017 erlebt hatte. Doch anfangs verwarf ich noch den Gedanken an einen solchen Segensspender für die von Ihnen beförderten Segnungen, weil ich noch dachte, das Thema ernst nehmen zu müssen wegen der Menschen, die es betrifft. Aber irgendwie hat man den Eindruck, es geht gar nicht um die Menschen in sog. irregulären Verhältnissen, Beziehungen, Situationen oder wie auch immer man es semantisch verwirrt. Da mögen Sie noch so lange die pastorale Antwort betonen, die der Papst gegeben habe und die „alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten“. Nein. Wir nehmen sie nicht an.
„Segnungen aus pastoraler Fürsorge“?
Denn letztlich liefern Sie Menschen doch sehenden Auges der fortgesetzten schweren Sünde aus, da hilft auch die Augenwischerei mit den unbedeutenden Kirchenorten und der spontanen Fast-food-Version eines priesterlichen Schnellsegens am Rande von irgendwas nicht. Pastorale Begleitung ist bei einer „Dauer weniger Sekunden“ da noch nicht einmal mehr als Ketchupklecks drin. Und daß diese „nicht ritualisierte Form der Segnung in ihrer Einfachheit und Kürze nicht den Anspruch erhebt, das zu rechtfertigen, was moralisch nicht vertretbar ist“, dürfte den sich segnen lassenden „Paaren“ ziemlich egal sein. Da muß man nur einmal lesen, was Homo-Organisationen so schreiben, die das zum X verlängerte U (bzw. das römische V) der „erweiterten“ Segensform sofort als päpstlichen Türöffner für die weitergehende Anerkennung der Sünde begriffen haben und es gewiß nicht als Hilfe sehen für die, die „inmitten (ihrer) Sünden aus der Immanenz hervortreten […], um die Hilfe Gottes zu erbitten“.
Da wäre ein Segensroboter doch sogar besser, meinen Sie nicht? Der „stellt keine Bedingungen und will auch nichts über das Intimleben dieser Menschen erfahren“. Dann könnte man nichts mehr verwechseln, die Priester blieben „ohne Angst, mißverstanden zu werden“, und Sie müßten nicht eine Erklärung der Erklärung nach der anderen schreiben.
Der gute Hirte
Sie wissen als Glaubenspräfekt sicher, was ich meine. Wer sog. Paare in einer sexuellen Beziehung außerhalb der sakramentalen Ehe segnet, ist kein guter Hirte, auch wenn Sie noch so sehr seine pastorale Haltung und väterliche Fürsorge betonen. (Siehe dazu noch einmal unter dem vorangegangenen Punkt.)
Der Heilige Geist
Der spielt zwar in der Erklärung keine besondere Rolle, aber sein Gegenstück, der Zeitgeist, geistert unausgesprochen als weltlicher Weichmacher durch Fiducia supplicans und trägt dazu bei, daß u. a. Bischof Bätzing mit seinem feinen Sinn für diesen Zeitgeist, der moralische Bedingungen relativiert, die Erklärung lobt.
Okay, wenn Sie nun das Gefühl haben, ich nehme Sie nicht ganz ernst, könnte da was dran sein. Ohne die passende Satire ist die Farce, die hier aufgeführt wird, nämlich auf Dauer nicht zu ertragen. Wir hoffen auf ein baldiges Vorstellungsende. Und bitte keine Zugaben.
Bild: Privat