„Wer keine gute Beziehung zu Papst Franziskus hat, ist nicht katholisch“

Interview zum Jahresschluß von Kardinal Matteo Zuppi


Kardinal Matteo Zuppi schwingt zum Jahresschluß die Rute gegen Kritiker des Fiducia-Supplicans-Pontifikats
Kardinal Matteo Zuppi schwingt zum Jahresschluß die Rute gegen Kritiker des Fiducia-Supplicans-Pontifikats

(Rom) Der Wider­stand gegen die römi­sche Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans über Homo-Seg­nun­gen ist intern­siv. Es herrscht gro­ße Empö­rung unter den Gläu­bi­gen, auch in Ita­li­en, wo beson­ders die Maxi­me gilt, „nicht päpst­li­cher als der Papst“ sein zu wol­len. Kar­di­nal Matteo Zup­pi, der Vor­sit­zen­de der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, droh­te nun mit der Rute, um Kle­rus und Gläu­bi­ge zu disziplinieren.

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Heu­te strahlt TV2000, der Fern­seh­sen­der der Bischö­fe, als Jah­res­rück­schau und Aus­blick ein Inter­view mit dem Kar­di­nal aus. Zup­pi, mit sei­nem unver­kenn­bar römi­schen Akzent, gehört der Gemein­schaft von Sant’Egidio an. Er wur­de von Papst Fran­zis­kus zum Erz­bi­schof von Bolo­gna, Ita­li­ens lin­ker Hoch­burg schlecht­hin, ernannt und zum Kar­di­nal kre­iert. Zup­pi steht Fran­zis­kus sehr nahe und wird von die­sem als Frie­dens­ver­mitt­ler im Ukrai­ne­krieg ein­ge­setzt. Zudem gilt der 68 Jah­re alte Kar­di­nal als berg­o­glia­ni­scher Papa­bi­le im näch­sten Konklave.

Ein zen­tra­ler Inhalt des Inter­views wur­de von der staat­li­chen ita­lie­ni­schen Pres­se­agen­tur ANSA vor­ab ver­brei­tet. Ins­be­son­de­re die­ser Teil der Bot­schaft, so der Wunsch, soll also bei den Men­schen ankom­men. Laut ANSA betont Zup­pi zunächst:

„Es gibt eine gute dia­lek­ti­sche Bezie­hung zwi­schen der ita­lie­ni­schen Kir­che und Papst Franziskus.“

Um dann zur eigent­li­chen Bot­schaft zu kommen:

„Wenn man katho­lisch ist und kei­ne guten Bezie­hun­gen zum Papst hat, dann hat man viel­leicht ver­ges­sen, daß man katho­lisch ist, den­ke ich.“

Anders aus­ge­drückt, wer Papst Fran­zis­kus nicht folgt, „ist nicht katho­lisch“. Im aktu­el­len Kon­text ist die Aus­sa­ge offen­sicht­lich auf den Wider­spruch gegen Fidu­cia sup­pli­cans gemünzt.

Das gel­te, so der Kar­di­nal wei­ter, natür­lich grund­sätz­lich für „jeden Papst“, aber natür­lich kön­ne man sich, „wie immer im Leben“, wegen der eige­nen Geschich­te, „wegen der Sen­si­bi­li­tät, eini­gen Wor­ten“ einem Papst „näher füh­len als ande­ren, aber es geht immer um den Papst“. Die Rute, die Zup­pi schwingt, soll jedoch Kle­rus und Gläu­bi­ge nicht für irgend­ei­nen Papst, son­dern für Fran­zis­kus disziplinieren.

So fehlt im Kon­text auch nicht der Hin­weis auf die Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans, die der­zeit die Gemü­ter hoch­ge­hen läßt. Zup­pi ver­packt sei­ne Par­tei­nah­me für „Love is Love“, die Paro­le irre­gu­lä­rer Bezie­hun­gen, ins­be­son­de­re der Homo-Bewe­gung, wie folgt:

„Manch­mal hat die Kir­che auch eine gewis­se Vor­stel­lung, die mei­ner Mei­nung nach ver­zerrt ist, zu den­ken, daß sie das Urhe­ber­recht auf die Lie­be hat, ‚die ech­te ist unse­re, die der ande­ren ist ein biß­chen weni­ger wert‘. Offen­sicht­lich ver­ste­hen wir dann, daß unser Herr viel wei­ter ist als unser Herz, und er läßt uns vie­le schö­ne, unglaub­li­che Zeug­nis­se, vie­le Bei­spie­le ent­decken. Wie kann man einen Mei­ster haben, der so groß­ar­tig ist, und trotz­dem ein sol­cher Ver­sa­ger sein? Die Kir­che ist kei­ne NGO, sie ist viel mehr.“

Sol­che Aus­sa­gen, mit Bil­li­gung von Papst Fran­zis­kus, sind seit Jah­ren vom Wie­ner Erz­bi­schof Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born bekannt.

Als wei­te­res Bei­spiel für die „dia­lek­ti­sche Bezie­hung“ nann­te Zup­pi, daß Fran­zis­kus die Bischofs­kon­fe­renz gebe­ten habe, „leicht zu sein, mit wenig viel zu tun, zu hel­fen, aber nicht zu tun, weil wir die Mit­tel haben, son­dern die Mit­tel zu nut­zen, um Din­ge zu tun“.

Wegen sei­ner päpst­li­chen Mis­si­on als Frie­dens­ver­mitt­ler im Ukrai­ne­kon­flikt pen­delt der Kar­di­nal zwi­schen Kiew, Mos­kau, Washing­ton und Peking. Bis­her aller­dings weit­ge­hend erfolg­los. Zu sei­nem Enga­ge­ment sag­te er unter Ver­weis auf Franziskus:

„Wir müs­sen alles tun, um den Frie­den zu errei­chen, denn Krieg tut weh, er tötet, er ist eine Pandemie.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: TV2000 (Screen­shot)

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