
(Rom) Der neue Botschafter des Libanon überreichte heute Papst Franziskus sein Beglaubigungsschreiben. Seinem designierten Vorgänger war vom Vatikan wegen der Nähe zur Freimaurerei die Akkreditierung verweigert worden.
Auf der Titelseite der morgigen Ausgabe des Osservatore Romano findet sich ein Bild, das Papst Franziskus bei der Entgegennahme des Beglaubigungsschreibens von Antonio Raymond Andary zeigt. Er ist damit neuer Botschaft des Libanon beim Heiligen Stuhl, wie auch das Tagesbulletin des Vatikans bestätigte.
Vor wenige Monaten sah die Situation ganz anders aus.
Am 13. Oktober hatte Papst Franziskus den libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri empfangen. Wie bei offiziellen Audienzen üblich, wurde im Anschluß vom vatikanischen Presseamt eine kurze Erklärung veröffentlicht. Es wurde mitgeteilt, daß über die Situation im Libanon und insgesamt im Nahen Osten gesprochen wurde, über „die Notwendigkeit des interkulturellen und interreligiösen Dialogs“ und die großen Aufgaben, vor denen der Libanon steht, wegen der im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung überdurchschnittlich hohen Flüchtlingszahl im Land, die aus den Nachbarländern, vor allem Syrien, aufgenommen wurden.
Nicht berichtet wurde, was erst zehn Tage später die römische Tageszeitung Il Messaggero enthüllte. Im Rahmen der Audienz hatte Papst Franziskus Hariri mitgeteilt, daß er dem Berufsdiplomaten Johnny Ibrahim, den die libanesische Regierung als neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl designiert hatte, kein Placet für die Akkreditierung erteilen werde. Als Grund wurde dessen Logenmitgliedschaft genannt.

Mit dem Designieren von Antonio Raymond Andary, den Franziskus heute akkreditierte, bereinigte der Libanon die Angelegenheit. Die Regierung Hariri wollte diesmal auf Nummer sicher gehen und entsandte den bisherigen libanesischen Botschafter in Argentinien in den Vatikan.
Die Beziehungen zwischen Argentinien und dem Libanon sind traditionell eng, seit Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem osmanischen Druck zahlreiche Maroniten nach Argentinien ausgewanderten. Seither sind ihnen Angehörige aller Religionsgemeinschaften des Landes gefolgt. Von 1989–1999 war mit Carlos Menem ein Nachfahre maronitischer Einwanderer sogar Staatspräsident Argentiniens. Auch die Frau des amtierenden argentinischen Staatspräsidenten Mauricio Macri ist libanesisch-syrischer Abstammung.
Die Ablehnung Ibrahims erfolgte unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Dennoch signalisiert sie, was von verschiedenen Kirchenvertretern zuletzt bestritten wurde, darunter Dompfarrer Toni Faber von Wien, daß der Heilige Stuhl auch 300 Jahre nach der Gründung der ersten Großloge an der Unvereinbarkeit zwischen dem katholischen Glauben und der Freimaurerei festhält.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Osservatore Romano/OSS (Screenshots)
Carlos Menem war selbst Muslim und nicht Nachfahre maronitischer Einwanderer, bekehrte sich aber zum katholischen Glauben.