
Schwarzafrika hat sein Urteil über die neue römische Erklärung Fiducia supplicans gefällt. Diese wird kategorisch abgelehnt. Inzwischen haben fast alle Bischofskonferenzen Stellung bezogen, so auch jene von Angola und São Tomé.
In Santa Marta ergeht man sich währenddessen in Beschwichtigungen. Glaubenspräfekt Victor Manuel „Tucho“ Fernández erklärt den schwarzafrikanischen Widerstand mit „regionalen“ Besonderheiten. Dahinter verbirgt sich eine krasse Abschätzigkeit, denn es soll damit ja gesagt werden, daß Afrika „zivilisatorisch“ eben noch nicht „so weit“ sei, die Neuerung zu verstehen. In Wirklichkeit zeigt sich darin vielmehr eine geringe Kenntnis der Anthropologie und sogar des Christentums selbst und seiner zivilisatorischen Bedeutung. Das Christentum konnte die in der Antike verbreitete Homosexualität in die Schranken weisen und zwar als Ausdruck seiner zivilisatorischen Leistung, denn wahre Zivilisation ist untrennbar mit dem Christentum verbunden. Es ist daher zivilisationsgeschichtlich folgerichtig, daß mit dem Bedeutungsverlust des Christentums im öffentlichen Leben und in der Gesellschaft auch die Homosexualität wieder vermehrt auftritt.
Die Bischöfe von Angola und São Tomé nennen Fiducia supplicans in einem Atemzug mit einem „Skandal“ und dem Stiften von „Verwirrung“. Wörtlich heißt es in einer Erklärung:
Die Zulassung von Segnungen, wie sie in der römischen Erklärung vorgesehen sind, „würden einen enormen Skandal auslösen und Verwirrung stiften (…). Wir beschließen, daß sie in Angola und São Tomé nicht stattfinden sollen“.
Angola und São Tomé e Príncipe sind zwei ehemalige portugiesische Kolonien. São Tomé erlangte im Juli, Angola im November 1975 die Unabhängigkeit vom Mutterland. Angola ist ein kontinentalafrikanischer Staat, dessen Territorium dreieinhalb Mal so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland, aber nur 33 Millionen Einwohner zählt. São Tomé, benannt nach dem Apostel Thomas, ist eine dem Kontinent vorgelagerte Inselrepublik im Atlantik. Die vulkanischen Inseln wurden erst ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert durch die Portugiesen besiedelt. Der Inselstaat ist kleiner als der Schweizer Kanton Uri, zählt aber mehr als 210.000 Einwohner. Da beide Länder portugiesischsprachig sind und sich daher von den meist englisch- oder französischsprachigen Staaten Schwarzafrikas unterscheiden, verfügen sie über eine gemeinsame Bischofskonferenz.
Punkt 1 der Erklärung der Bischöfe enthält die zentrale Botschaft, die in der Langfassung wie folgt lautet:
„Was die informellen Segnungen für ‚irreguläre Paare‘ (z. B. Homosexuelle) betrifft, so sind wir der Meinung, daß sie, obwohl sie eine sakramentale Segnung sind, die sich von der liturgischen Segnung unterscheidet, in unserem kulturellen und kirchlichen Kontext einen enormen Skandal und Verwirrung unter den Gläubigen hervorrufen würden, weshalb wir beschließen, daß sie in Angola und São Tomé nicht durchzuführen sind. Wir glauben, daß die Antwort, die die Glaubenskongregation am 22. Februar 2021 zu diesem Thema gegeben hat, unsere kluge Option ist. Sie richtet uns darauf aus, die Gläubigen, die in diesen komplexen Situationen leben, mit pastoraler Nächstenliebe zu begleiten, und erinnert uns daran, daß die Kirche ‚die Sünde weder segnet noch segnen kann‘.
Erklärung der Bischofskonferenz von Angola und São Tomé zur Erklärung Fiducia supplicans. Veröffentlicht vom Erzbistum Luanda unter anderem auf Facebook.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Google Maps (Screenshot)
Hier würde ich raten, die Übersetzung noch einmal zu überprüfen: „obwohl sie eine sakramentale Segnung sind, die sich von der liturgischen Segnung unterscheidet“, sakramental ist dieser Segen ja gerade und vor allem nicht. Vielleicht ergibt sich ein Sinn in Richtung einer Sakramentalie ohne liturgischen Rahmen, die trotzdem nicht opportun ist.