Orthodoxie und Orthopraxie sind deckungsgleich

"Das ist keine Reform und auch kein Segen"


Die sühnende Anbetung des Dreieinigen Gottes ist die beste erste persönliche Antwort auf Fiducia supplicans. Dann folgen weitere...
Die sühnende Anbetung des Dreieinigen Gottes ist die beste erste persönliche Antwort auf Fiducia supplicans. Dann folgen weitere...

Von Msgr. Mari­an Eleganti*

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Ich habe nach­ge­dacht. Bereits zeich­net sich die Unei­nig­keit ab in der Art und Wei­se, wie das neue Doku­ment «Fidu­cia sup­pli­cans» ein­ge­ord­net und umge­setzt wird. Die Palet­te reicht von der wohl­wol­len­den Inter­pre­ta­ti­on des „Neu­en Anfangs“ über die per­mis­si­ve Stel­lung­nah­me Bät­zings bis zum gänz­li­chen Ver­bot sol­cher Seg­nun­gen in der Erz­diö­ze­se von Ast­a­na. Letz­te­res kommt einer Kas­sie­rung des neu­en Doku­men­tes des Dik­aste­ri­ums für die Glau­bens­leh­re gleich, weil man in Ast­a­na in Fidu­cia sup­pli­cans einen Bruch mit der bestän­di­gen Leh­re der Kir­che und mit ihrer bis­he­ri­gen, zweit­tau­send­jäh­ri­gen pasto­ra­len Pra­xis sieht bzw. weil man objek­tiv sün­di­ge Ver­hält­nis­se nicht seg­nen will noch kann.

Ein­zel­per­so­nen durf­ten immer geseg­net wer­den, wenn ihre inne­re Dis­po­si­ti­on ent­spre­chend war. Da gemäss „Fidu­cia sup­pli­cans“ homo­se­xu­el­le Ver­bin­dun­gen oder Kon­ku­bi­na­te (sog. irre­gu­lä­re Bezie­hun­gen) lit­ur­gisch nicht geseg­net wer­den kön­nen, um sie nicht mit der Ehe zu ver­wech­seln oder in Bezug ihrer unver­än­der­ten Bewer­tung kei­ne Ver­wir­rung zu stif­ten, dürf­ten logi­scher­wei­se sol­che Paa­re über­haupt nicht geseg­net wer­den, auch nicht mit einer Art her­un­ter­ge­stuf­tem Segen nach „erwei­ter­tem Ver­ständ­nis“. Man kann nicht ein Paar seg­nen, aber nicht ihre Ver­bin­dung, ein Paar seg­nen, aber nicht ihre objek­tiv sünd­haf­te Lebens­wei­se „kon­va­li­die­ren“ (vgl. FS), wie das ver­sucht wird. Das sind Klimm­zü­ge, die in der Pra­xis nie auf­ge­hen. Das Gegen­teil wird der Fall sein. Die Pres­se hat die ent­spre­chen­den fet­ten Titel bereits hin­aus­ge­bla­sen. Sie zei­gen, wie die Sache an der Basis ankommt.

Das sog. Lehr­amt des Fran­zis­kus, das als etwas Neu­es und noch nie Dage­we­se­nes im Gegen­satz zur Tra­di­ti­on vor­ge­stellt wird, ist eine unsin­ni­ge begriff­li­che Neu­schöp­fung von Kard. Fernán­dez, denn Päp­ste sind wie die Bischö­fe Hüter der Leh­re der Kir­che und ihrer unge­bro­che­nen Tra­di­ti­on. Wahr­hei­ten sind eben ewig und ändern sich nicht mit dem Zeit­geist. Anders her­um: Päp­ste und Bischö­fe brin­gen nichts Eige­nes, son­dern legen den bestän­di­gen Glau­ben der Kir­che aus auf der Linie der Tra­di­ti­on, ohne mit ihr zu bre­chen. Es bleibt also dabei, dass eine sün­di­ge Pra­xis und Ver­bin­dung nicht geseg­net wer­den kann, weil sie der Schöp­fungs­ord­nung bzw. dem Wil­len Got­tes wider­spricht und in einem sol­chen Fall der Segen weder frucht­bar gespen­det noch emp­fan­gen wer­den kann (vgl. die Begrün­dung im Respon­sum ad dubi­um der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re über die Seg­nung von Ver­bin­dun­gen von Per­so­nen glei­chen Geschlechts aus dem Jahr 2021 unter Kard. Lada­ria). Das hat die Kir­che immer so gelehrt. Seg­nun­gen ohne die rech­te inne­re Dis­po­si­ti­on des Spen­ders und des Emp­fän­gers sind wir­kungs­los, weil Seg­nun­gen nicht ex ope­re ope­ra­to wir­ken wie die Sakra­men­te. Sie sind Sakra­men­ta­li­en. Dies­be­züg­lich gibt es kein neu­es, erwei­ter­tes Ver­ständ­nis, nur fal­sche Behaup­tun­gen. Im bis­he­ri­gen Ver­ständ­nis gibt es kei­nen Segen erster (lit­ur­gisch) und zwei­ter Klas­se (spon­tan) durch die Prie­ster. Ist die rech­te inne­re Dis­po­si­ti­on in unse­rem Kon­text aber gege­ben, ver­su­chen die­se Per­so­nen umzu­keh­ren, eine objek­tiv sün­di­ge Pra­xis (Kon­ku­bi­nat und sexu­el­le Inter­ak­ti­on) auf­zu­ge­ben und zu kor­ri­gie­ren. Dazu kön­nen sie den Segen emp­fan­gen für das Wachs­tum in der Gna­de und für das Gelin­gen ihrer mora­li­schen Anstren­gun­gen und ihrer näch­sten Schrit­te in die gute Rich­tung, aber nicht als Paar wegen der Miss­ver­ständ­lich­keit und Unmög­lich­keit eines sol­chen Segens. „Der HERR schen­ke Dir rech­te Ein­sicht, bestär­ke Dich im Guten und festi­ge Dich in Dei­ner Ent­schei­dung, Sei­ne Gebo­te zu hal­ten. Er beglei­te Dich in Dei­ner Umkehr mit Sei­ner Gna­de!“ Alles, was über das Gesag­te hin­aus­geht, ist Sophi­stik und hält nicht an der Leh­re der Kir­che fest, son­dern unter­spült sie. Es geht hier um Theo­lo­gie, nicht um Psy­cho­lo­gie. Die Kir­che kann sich durch die Zei­ten nicht selbst wider­spre­chen, son­dern wächst im Ver­ständ­nis der Offen­ba­rung. Die nega­ti­ve Bewer­tung der Homo­se­xua­li­tät gehört zur letzteren.

Und noch etwas: Jedes Han­deln ist theo­rie­ge­tränkt. Ortho­do­xie und Orthop­ra­xie dür­fen des­halb zuein­an­der nicht in eine gegen­sätz­li­che bzw. wider­sprüch­li­che Posi­ti­on gebracht wer­den, wie man das seit dem Kon­zil und in die­sem Pon­ti­fi­kat stän­dig tut. Als ob ein Wider­spruch zur Leh­re in der pasto­ra­len Pra­xis (2 plus 2 gleich 5) gerecht­fer­tigt, ja sogar gebo­ten wäre, weil die (Lebens-) Wirk­lich­keit angeb­lich über der Idee (Leh­re) stün­de (ein unsin­ni­ges Prin­zip, denn Ideen ver­än­dern die Wirk­lich­keit, über­set­zen sich ins Han­deln, haben sich oft als revo­lu­tio­när erwie­sen, indem sie die sog. Lebens­wirk­lich­keit umstürz­ten; Ideen gehö­ren zur Wirk­lich­keit und sind höchst wirk­sam in der Pra­xis; kein Han­deln ohne Theo­rie). Ortho­do­xie und Orthop­ra­xie sind deckungs­gleich oder sie ver­die­nen den Namen nicht. Sie heben sich nicht gegen­sei­tig auf. Wo sie Letz­te­res tun, sind wir bei der Häre­sie und Spal­tung der Kir­che ange­kom­men, bei ihrer Selbst­auf­lö­sung durch die Pra­xis. Das ist kei­ne Reform und auch kein Segen.

*Msgr. Mari­an Ele­gan­ti OSB war von 1999 bis 2009 Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg im Kan­ton Sankt Gal­len, dann von 2009 bis 2021 Weih­bi­schof der Diö­ze­se Chur.

Bild: Fé em Deus (Screen­shot)

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