
Mit dem Apostolischen Schreiben Laudate Deum begibt sich die Kirche auf einen gefährlichen Weg in Richtung Öko-Ideologie. Ein Weg, der, wenn er weiterverfolgt und nicht korrigiert wird, verheerende Folgen für die Existenzberechtigung der Kirche haben kann.
Von Eugenio Capozzi*
Das der „Klimakrise“ gewidmete Apostolische Schreiben Laudate Deum, mit dem Papst Franziskus bezeichnenderweise die „Synode über die Synodalität“ in Rom eröffnete, reiht sich nicht nur in den bereits etablierten Trunkenheits-Sog der katholischen Kirche für die chiliastische Umweltideologie und deren Dogmen vom „menschengemachten“ Klimawandel ein, sondern stellt den Wendepunkt dar, durch den die Katholizität auf ein Terrain gezogen wird, das mit dem christlichen Humanismus unvereinbar ist und eine Tendenz auf die Spitze treibt, die bereits in der Enzyklika Laudato si’ und in vielen anderen päpstlichen Verlautbarungen zum Ausdruck kam.
Es handelt sich um ein sehr gefährliches Dokument, sowohl, was die Methode, als auch, was die Stichhaltigkeit der Argumente betrifft. Was den ersten Aspekt anbelangt, so richtet er seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf politische, wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Fragen, wobei er sich auf die Verfolgung eines praktischen und konkreten Ziels beruft und so den Eindruck erweckt, daß er das beiseite läßt, was die grundlegende Aufgabe der Kirche wäre: die Verkündigung des Kerygma, der Heilsbotschaft für alle Menschen, die das Leben sub specie aeternitatis in den Blick nimmt und jedes einzelne Thema der öffentlichen Debatte in der Dimension der Geschichte transzendiert, ohne sich jedoch dafür zu interessieren.
Darüber hinaus behauptet der Pontifex in seinem Schreiben, unwiderlegbare Argumente im wissenschaftlich-technischen Bereich vorzutragen, ohne dazu befugt zu sein, und zitiert zu ihrer Untermauerung völlig unkritisch für zuverlässig erklärte Quellen wie die der Wissenschaftler des IPCC-Gremiums der UNO (dessen Existenz von einer politischen Annahme, nämlich der eines Klimanotstandes, abhängt und nicht von einem freien Weg der Wahrheitssuche), während er andere ebenso a priori und unkritisch zurückweist, nämlich alle, die die These vom anthropogenen Klimawandel kritisieren.
Was den Inhalt betrifft, so stellt Laudate Deum eine peinliche Reihe von Behauptungen auf, eine unbegründeter und widersprüchlicher als die andere. Zunächst wird so getan, als ob es sich um eine feststehende Tatsache handle, ohne daß irgendwelche Quellen zur Untermauerung angeführt werden, daß „die Welt, in der wir leben, zerbröckelt und sich möglicherweise einer Bruchstelle nähert“ und daß der Klimawandel weltweit dramatische soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben werde, deren Anzeichen „immer deutlicher zu erkennen sind“, wobei man sich auf eine empirische Beobachtung stützt, die automatisch und allgemein akzeptiert werde, und den fiktiven Klimawandel mit den viel konkreteren und realeren Problemen der Umweltverschmutzung in einen Topf wirft.
Anschließend wird versucht, die Kritiker der Theorie des anthropogenen Klimawandels zu widerlegen, indem behauptet wird, daß die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler diese Theorie unterstützt: eine absolut erfundene Behauptung, die bekanntlich auf einer statistischen Fehlinterpretation eines zehn Jahre alten Aufsatzes beruht; und selbst wenn sie zuträfe, würde sie mitnichten beweisen, daß die Mehrheit Recht hat, sondern allenfalls eine sorgfältige Prüfung der Thesen beider Seiten erzwingen.
Es wird auch behauptet, daß der Unterschied zwischen den globalen Temperaturschwankungen anderer Epochen und dem Prozeß, der angeblich heute im Gange ist, in der viel größeren Geschwindigkeit des letzteren besteht: eine Behauptung, die durch die Aufzeichnungen der vergangenen Jahrzehnte widerlegt wird, in denen sich Perioden des Temperaturanstiegs und solche der Stagnation abwechselten, und durch die Geschichte, die in den vergangenen Jahrhunderten Perioden mit noch größeren Temperaturschwankungen zeigte.
Auf der Grundlage dieser apodiktischen und falschen Behauptungen fordert der Papst schließlich und vor allem anläßlich der bevorstehenden COP28 in Dubai auf, „verbindliche Formen der Energiewende“ einzuführen, „die drei Merkmale aufweisen sollten: daß sie effizient sind, daß sie verpflichtend sind und daß sie leicht überwacht werden können“. Mit anderen Worten, es wird eine Zentralisierung politischer Entscheidungen auf supranationaler Ebene gefordert, die eine drastische Beschleunigung der Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen vorschreibt, in der Überzeugung, daß diese Maßnahmen zu einer zumindest teilweisen Verringerung der globalen Temperatur führen werden, sowie strenge Vorschriften, die in den einzelnen Ländern die etablierten demokratischen Entscheidungsprozesse im Namen einer globalen „Superregierung“ aus wissenschaftlichen und technischen Gründen außer Kraft setzen. Eine Forderung, die genau das Gegenteil des behaupteten Vorrangs des Menschen vor der Technokratie ist, der angeblich das inspirierende Grundprinzip der politischen Vision ist, die hinter dieser Aufforderung stehe. Und sie steht in eklatantem Widerspruch zu dem Multilateralismus, der einige Seiten zuvor angesichts einer strukturell multipolaren Welt als notwendiger Leitstern der internationalen Beziehungen bezeichnet wird.
In dieser Perspektive geht der Papst sogar so weit, die provokanten Handlungen der radikalen Umweltbewegungen zu rechtfertigen, da sie „eine Leerstelle in der gesamten Gesellschaft besetzen, die einen gesunden Druck ausüben sollte, denn es liegt an jeder Familie, daran zu denken, daß die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht“; in Ermangelung eines wirksamen staatlichen Handelns die öffentliche Meinung und die politischen Klassen aufzuwecken.
Wir haben es eindeutig mit einer tiefgreifenden Verzerrung dessen zu tun, was die Vision der katholischen Kirche von der Welt und von den sozialen und politischen Problemen sein sollte, angefangen bei der Formulierung ihrer Soziallehre.
Angesichts der Säkularisierung und des radikalen Relativismus, die im gesamten Westen, der bis vor wenigen Jahrhunderten oder Jahrzehnten noch „die Christenheit“ war, um sich greifen, entscheidet sich die Kirche von Papst Bergoglio nicht dafür, ihr transzendentes Fundament zu festigen und neu zu beleben, sondern widmet sich im Gegenteil einer rein immanenten Heilsidee und verwandelt die Lehre von der Bewahrung der Schöpfung in ein passives Festhalten an einer der autoritärsten Ideologien, die aus dem säkularen Relativismus entstanden sind: Jener apokalyptische und millenaristische Umweltschutz, der den Egoismus und die Gier des Menschen für eine katastrophale Umgestaltung der Natur verantwortlich macht, die zu seiner eigenen Auslöschung führen wird, und von ihm verlangt, diese „Sünde“ durch Sühne und Abtötung seines Lebensstils wiedergutzumachen.
Nach den Verführungen der „Befreiungstheologie“ in den vergangenen Jahrzehnten, die glücklicherweise unter den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. eingedämmt und zurückgewiesen wurden, ist der Katholizismus, kurz gesagt, mit dem blinden und extremistischen Ökologismus von Laudate Deum in eine regelrechte „Emissionstheologie“ gestürzt. Ein Weg, der, wenn er weiterverfolgt und nicht korrigiert wird, verheerende Folgen für die Daseinsberechtigung der Kirche haben kann.
*Eugenio Capozzi, ordentlicher Professor für Zeitgeschichte an der Universität SOB in Neapel, Ko-Direktor der Zeitschrift „Ventunesimo Secolo“ („21. Jahrhundert“) und Herausgeber der Zeitschrift „Ricerche di Storia politica“ („Forschungen der Politikgeschichte“). Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören: Politicamente corretto. Storia di un’ideologia (Politische Korrektheit. Geschichte einer Ideologie, Marsilio 2018); L’autodistruzione dell’Occidente. Dall’umanesimo cristiano alla dittatura del relativismo (Die Selbstzerstörung des Westens. Vom christlichen Humanismus zur Diktatur des Relativismus, Historica Giubilei Regnani, 2021) und Storia del mondo post-occidentale. Cosa rimane dell’epoca globale? (Geschichte der post-westlichen Welt. Was bleibt vom globalen Zeitalter?, Rubbettino 2023).
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Das Abdriften in Richtung Klimawandel-Zivilreligion wird der Kirche keine einzige Priesterberufung bringen. Aber vielleicht will man das in der Deep Church Bergoglios ohnehin nicht.
Diese Dame, die gesagte hatte, wir brauchen
keinen Gott, wir schaffen es allein.
„Wird vom Papst empfangen und hoffiert.“
Klimawandel hat es immer schon gegeben,
seit die Welt besteht.
Bergolio will der Welt gefallen
und ist auch breit eine neue
ideologische Kirche zu gründen.