(Mexiko-Stadt) Mexikos Staatspräsident und Regierungschef Andrés Manuel López Obrador, genannt AMLO, der seit 2018 regiert, ist bekannt für lange Reden, die er täglich in Form einer Pseudo-Pressekonferenz hält, bei der ihm ausgewählte Journalisten wunschgemäß vorgefertigte Fragen stellen. Am 30. Mai, gestern, kam Obrador bei dieser Gelegenheit auf Papst Franziskus zu sprechen.
Zu Obrador und Mexiko, den geistigen und historischen Hintergründen, siehe den Beitrag Mexikos neuer Staatspräsident, ein Vertreter des alten Regimes. Nach den sogenannten Pressekonferenzen legt die Präsidialkanzlei jeweils die schriftliche Fassung der Obrador-Aussagen vor. Demnach sagte Mexikos Staatsoberhaupt:
„Ich spreche nicht von der Kirche im allgemeinen, alle Kirchen haben uns sehr respektiert, und wir respektieren alle Kirchen, Gläubige und Nicht-Gläubige, weil der säkulare Staat bedeutet, alle Religionen zu respektieren und die Freidenker zu respektieren, das ist der säkulare Staat. In einem säkularen Staat gibt es keine vorherrschende Religion, er respektiert alle Kirchen, alle Religionen, alle Denkströmungen.
Und das gilt jetzt erst recht für Papst Franziskus. Er hat nicht nur die Kirche in Mexiko, sondern in allen Ländern überholt, er hat sie auf der linken Seite überholt. Dies ist der Papst, den ich kenne oder den ich kennengelernt habe oder den ich von allen Päpsten, die es gegeben hat, am konsequentesten studiert habe. Er ist ein Weltführer, nicht nur ein religiöser Führer, er ist ein wichtiger politischer Führer. Und er ist wichtig, weil er sich für Gerechtigkeit einsetzt, und er ist auch wichtig, weil er es geschafft hat, eine Grenze zu ziehen und sich nicht den Hegemonialmächten, den Wirtschaftsmächten, die die Welt beherrschen, zu unterwerfen. Das ist es also, was ich sagen kann.“
Gerade die Tatsache, daß Franziskus von kirchenfernen Politikern wie Obrador gelobt wird, macht Katholiken Sorgen.
Ein Laizist und Sozialist wie Obrador könnte einen Papst natürlich niemals als religiösen Führer loben, weshalb er von der politischen Bedeutung (ausschließlich) des regierenden Papstes spricht.
Als AMLO Bürgermeister von Mexiko-Stadt war, führte er als erster Gliedstaat der Vereinigten Staaten von Mexiko die Tötung ungeborener Kinder ein. Als Staatspräsident kippte er landesweit das Lebensrecht der Ungeborenen, indem die Gliedstaaten in der Abtreibungsfrage nun eigenständig entscheiden können. Obrador hatte sich die Bekämpfung der grassierenden Gewalt in Mexiko auf die Fahne geschrieben, überzog in Wirklichkeit das Land durch die Tötung unschuldiger Kinder jedoch mit einer neuen beispiellosen Gewalt gegen Leib und Leben.
Was AMLOs Einschätzung von Papst Franziskus betrifft, so schrieb das Wall Street Journal 2016, wenige Tage nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, daß Franziskus der neue Anführer der globalen Linken geworden sei. Bereits 2015 hatte der italienische Philosoph Gianni Vattimo, Atheist, Kommunist und Homosexueller, die Schaffunge einer neuen Kommunistischen Internationale im Gewand einer „Papistischen Internationale“ mit Franziskus an der Spitze angeregt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)