(Rom) Was zunächst nur ein „ökumenisches Mißverständnis“ hätte sein können, wie angeblich die Feier eines anglikanischen Gottesdienstes in der Lateranbasilika, wurde inzwischen offiziell bestätigt: An Tawadros II., den Papst der koptisch-orthodoxen Kirche, wird „im Geist der Ökumene“ die Laterankirche, also gleich die Kathedrale des Bischofs von Rom und Hauptkirche der katholischen Kirche, „verliehen“, damit er die Möglichkeit bekommt, dort eine koptisch-orthodoxe Messe zelebrieren zu können, obwohl er nicht in der Einheit mit dem Stuhl Petri steht.
Der Vorgang ist präzedenzlos: Dem Oberhaupt einer akatholischen Gemeinschaft wird die Haupt- und Mutterkirche der katholischen Kirche zur Verfügung gestellt. Sind alle doktrinellen und liturgischen Fragen, die seit vielen Jahrhunderten die Kopten von Rom trennen, ausgeräumt? Bisher ist keine solche wiedergewonnene Einheit bekannt geworden. Warum wird dann die Reihenfolge auf den Kopf gestellt?
In Rom wird inoffiziell auf die Nr. 137 des Direktoriums zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus vom 25. März 1993 verwiesen, kurz Direktorium Ökumenismus genannt. Diese wurde vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen erlassen. Dort heißt es, zitiert nach der Ausgabe der Deutschen Bischofskonferenz:
„137. Die katholischen Gotteshäuser sind konsekrierte oder gesegnete Gebäude, die eine große theologische und liturgische Bedeutung für die katholische Gemeinde haben. Folglich sind sie im allgemeinen dem katholischen Gottesdienst vorbehalten. Aber wenn Priester, Amtsträger oder Gemeinden, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, keinen Ort und auch nicht die notwendige Ausstattung haben, um ihre religiösen Zeremonien würdig zu feiern, kann der Diözesanbischof ihnen erlauben, eine katholische Kirche oder ein katholisches Gebäude zu benutzen und auch die notwendige Ausstattung für die Gottesdienste zu entleihen. Unter ähnlichen Umständen kann ihnen auch erlaubt werden, auf katholischen Friedhöfen zu beerdigen oder dort Gottesdienste zu halten.“
Nun stellt sich die Frage, was dieser Paragraph des Direktoriums mit dem Besuch von Patriarch Tawadros II. in Rom zu tun haben könnte. Er besucht den Papst im Vatikan und natürlich die koptisch-orthodoxen Gläubigen in Rom und Italien.
Spitze Zungen im Vatikan sagen, daß als nächste Meldung – nach dem Hinweis auf das Direktorium Ökumenismus – folgen wird, daß Tawadros II. kein ausreichend großes Gotteshaus zur Verfügung hat, um sich mit den bis zu 100.000 ägyptischen Kopten, die mutmaßlich in Italien leben, zu versammeln.
Zusammen mit dieser nächsten Mitteilung werde versichert, daß mit größter Sorgfalt darauf geachtet werde, daß Tawadros II. dem Papstaltar fernbleibt. In Wirklichkeit werde er dann aber genau dort unter den Reliquien der heiligen Johannes des Täufers und Johannes Evangelist zelebrieren. Beim Heiligen Stuhl werde man anschließend mit den Schultern zucken und bedauern, von nichts gewußt zu haben. Es seien eben vollendete Tatsachen geschaffen worden.
Die Kopten sind Miaphysiten, grob gesagt, eine Untergruppe der Monophysiten, und Teil der Gegenbewegung zum Arianismus.
Was wird vom zuständigen Vatikanvertreter, Pater Hyacinthe Destivelle, vom Dikasterium für die Einheit der Christen gesagt? Anlaß für den Besuch von Tawadros II. bei Papst Franziskus ist der 50. Jahrestag der ersten Begegnung zwischen einem koptischen und einem katholischen Papst. Nur, was ändert ein solches Jubiläum an den Gründen, die bisher die Kirchenunion verhindert haben?
Oder gilt auch hier, daß nach Hegel die Praxis vor der Lehre kommt?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Wir können den Kopten doch mal unseren Papst ausleihen.
Dann hält bei den Kopten endlich mal der Fortschritt Einzug.
Das geht doch nicht dass die seit so vielen Jahren unverändert
ihren Ritus halten
und erst die Gesänge und die Gewänder.…
viel zu viel Weihrauch
und jeder Priester in Soutane…
Unsere Fortschrittsfanatiker sollten sich mal ein Beispiel nehmen.