(Rom) Unter den zahlreichen Interviews, die Papst Franziskus zu seinem zehnjährigen Thronjubiläum gab, fällt eines auf wegen des Interviewers. Es handelt sich um den Priester Guillermo Marcó, den einstigen Pressesprecher des Erzbischofs von Buenos Aires Jorge Mario Kardinal Bergoglio. Marcó war im ersten „Video vom Papst“ zu sehen, das auch zugleich das skandalöseste war. Es stellte Christen, Juden, Muslime und Buddhisten auf eine Ebene mit der unterschwelligen Botschaft, daß alle Religionen gleichwertig seien. Das Video bildete den Auftakt zu einer seither nicht mehr abreißenden Reihe von Initiativen, Gesten und Aussagen mit synkretistischen Tendenzen. Dabei war Marcó 2006 von Kardinal Bergoglio geopfert und entlassen worden – zumindest nach außen hin. Was war geschehen?
Am 3. August 2016 schrieb Katholisches.info:
„Der damalige Sprecher des heutigen Papstes kritisierte öffentlich die historische Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. zu Islam und Relativismus. Marcó sagte wörtlich: ‚Er hat in 20 Sekunden zerstört, was in 20 Jahren mit dem Islam aufgebaut worden war‘. Es bestand kein Zweifel, daß der loyale Sprecher die Meinung Bergoglios wiedergegeben hatte. Dieser entschloß sich jedoch auf Druck des Vatikans zu einem Rückzieher. Um sich selbst aus der Schußlinie zu nehmen, entließ Bergoglio seinen Sprecher. Der damalige Primas von Argentinien wahrte seine Chancen als ‚Papabile‘, und Marcó fiel weich. Für ihn stehen seit dem Konklave die Türen des Vatikans offen. Das erste Video des Papstes zeigt, wie nahe der geschaßte Sprecher Bergoglio geblieben ist. ‘Er hat in 20 Sekunden zerstört, was in 20 Jahren mit dem Islam aufgebaut worden war’, lautete der unsachliche Vorwurf gegen Papst Benedikt XVI. Die Bedeutung dieses Satzes erhellt sich, wenn man ihn mit der aktuellen offiziellen Haltung westlicher Regierungen und des Papstes gegenüber dem Islam vergleicht. Dazu gehört auch die umstrittene Reaktion von Papst Franziskus auf die jüngsten islamistischen Gewalttaten in Europa und den Ritualmord an Abbé Jacques Hamel, einem katholischen Priester in der Normandie, dem während der Heiligen Messe von ‚Soldaten des Kalifen‘ am Altar die Kehle durchgeschnitten wurde.“
Nun war es Guillermo Marcó, dem das „Privileg“ zuteil wurde, wie er selbst sagt, für Infobae, die bedeutendste Online-Tageszeitung Argentiniens, ein Interview zu führen. Marcós erste Bemerkung über Franziskus lautet, und er muß es wissen: „Er hat sich nicht verändert“.
Das Interview selbst ist nicht leicht in seinem tatsächlich Sinngehalt wiederzugeben, da die Sprache sehr salopp und mit Alltagsredewendungen der Bewohner von Buenos Aires durchsetzt ist:
Marcó stellt die Frage, was Papst Franziskus „am meisten an der Berufung des Priesters gefällt“. In der Antwort entfaltet Franziskus sein Verständnis vom Priestertum:
Papst Franziskus: Dienen zu können. Einmal erzählte mir ein Priester, daß er in einem sehr armen Viertel lebte, nicht in einem Elendsviertel, aber fast, aber sehr arm, und er hatte sein Pfarrhaus neben der Kirche, und er erzählte mir, daß, wenn er die Tür schließen mußte, Leute an sein Fenster klopften. Also sagte er zu mir: „Ich möchte das Fenster mit Brettern vernageln, weil sie dich nicht in Ruhe lassen. Die Leute lassen dich nicht in Ruhe. Andererseits sagte er, wenn ich das Fenster vernageln würde, wäre ich nicht mehr ruhig, und zwar auf eine viel schlimmere Weise. Denn wenn man erst einmal in den Rhythmus des Dienens hineingeraten ist, fühlt man sich schlecht, wenn man sich ein Stückchen Egoismus herausnimmt. Ich weiß nicht, die Berufung zum Dienen ist ein bißchen so, man kann sich das Leben nicht vorstellen, wenn man nicht im Dienst ist. Ich weiß nicht, ich würde das Priestersein gegen keine andere Position eintauschen, nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, Priester zu sein. Mit den Einschränkungen, den Fehlern, den Sünden, aber ein Priester.
Marcó: Was schätzen Sie an diesem Dienst?
Papst Franziskus: Was ich einem Priester sage, ist: „Sei ein Priester“. Und wenn das für dich nicht funktioniert, dann suche dir einen anderen Weg, die Kirche öffnet andere Türen. Aber werde kein Beamter. Ich sage gerne: Sei ein Seelsorger des Volkes und kein Kleriker des Staates, wie der „Monsieur l’Abbé“ an den französischen Höfen, nicht wahr. Sie werden zu Beamten und haben schon verloren. Komisch, das erste Wort, das dem Beamten über die Lippen kommt, ist: Nein, das geht nicht. Nein, da ist kein Platz. Nein, nein, nein, nicht zu diesem Zeitpunkt, zu einem anderen. Immer zuerst die Grenze, dann die Begegnung. Stattdessen ist das erste Wort eines Priesters: Ja, ja, ja. Heute kann ich zwar nicht, aber wir machen es so, mal sehen. Und was bezahlt ihn, seine Gesundheit, seine Zeit, seinen Seelenfrieden. Ein Priester, der verbeamtet ist, geht nicht, weil seine Berufung einrostet. Es gibt einige traurige Fälle von unzufriedenen Männern, die sich sogar fragen, ob es das wert ist. Wenn ein Priester ein Priester ist, ist er ein Volkspriester. Wenn nicht, endet er als Staatskleriker, als Verwalter. Diese Verbindung mit dem Glanz, so viel Glanz. Und dann verliert man seine Berufung, die darin besteht, Jesus in der Not der anderen zu folgen, indem man Verwalter des Tempels ist, der einem gegeben wurde.
Marcó: Hängt das mit der Berufungskrise zusammen?
Papst Franziskus: Nein, ich denke, die Berufungskrise ist ein soziologisches Problem, das irgendwie gelöst werden muß. Aber sie wird nicht dadurch gelöst, daß man die Türen falsch öffnet. Hier in einigen Teilen Europas gab es Fälle, in denen man sie dadurch lösen wollte, daß man Menschen aufnahm, die für den Dienst nicht geeignet waren. Das ist eine Hypothek für morgen. Der Priester muß nicht reinrassig sein, nein, er ist genauso sündig wie jeder andere, aber er muß ein Mann mit einer bestimmten Berufung sein. Das Priestersein ist kein Zufluchtsort für jene, die in der Welt nicht arbeiten wollen oder weil sie schüchtern sind oder weil sie wenig Phantasie haben oder weil sie nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, oder weil sie eine Spiritualität ohne Konsistenz leben. Die Berufung des Priesters ist eine Berufung zur Anbetung und zum Dienst. Ein Priester, der nicht in der Lage ist, den Herrn anzubeten, vor dem Tabernakel in Anbetung zu verweilen, ist nutzlos. Ein Priester, der nicht fähig ist, sein ganzes Leben lang zu dienen, ist nutzlos.
Marcó wirft ein, daß es heute eine Schwierigkeit zu geben scheint, den Sinn für das Übernatürliche zu wecken. Es fehle eine langfristige Dimension. Das gleiche zeige sich bei der Bindung an einen Partner. Es gebe viele Angst vor dauerhaften Bindungen.
Papst Franziskus: Soziologisch gesehen, ich weiß nicht, wie es es sonst erklären soll, aber mir sagen viele Frauen: Ich habe einen Sohn, der nicht heiraten will. Und wie alt ist Ihr Sohn? 33, 35… Liebe Frau, bügeln Sie seine Hemden nicht mehr. Sie fühlen sich wohl. Heutzutage gibt es eine Art Zögerlichkeit, endgültige Entscheidungen zu treffen: diese ewigen Verlobungen, die nicht enden, und dann heiraten sie und beeilen sich, ein Kind zu bekommen, weil sie sonst nicht mehr in der Lage dazu sind. … Alles wird hinausgezögert. Und das ist nicht gesund. Ich würde nicht sagen, daß sie auf der Suche nach Sicherheit sind, sondern daß dies dort geschieht, wo es bequem ist, wo sie sich wohlfühlen. Wo es keinen Komfort gibt, ist das Problem sofort gelöst.
Marcó: Haben Sie das Gefühl, daß es an Heldentum mangelt?
Papst Franziskus: Heldentum ist ein sehr starkes Wort. Es fehlt an Natürlichkeit. Natürlichkeit würde ich sagen. Wenn Du ein Mann bist, geh und zeuge Kinder und gründe eine Familie. Willst Du nicht eine Familie mit Kindern gründen? Wenn du eine Frau bist, heirate, das ist einfacher, das Zögern ist vor allem ein männliches Problem.
Im weiteren Interview betont Franziskus, daß die Kardinäle die Freiheit hätten, „mir zu sagen, was sie denken“. Angst habe er vor „Hintergedanken“. Allerdings schaut die Wirklichkeit etwas anders aus, wie aus den Schilderungen von Kardinälen bekannt ist. Franziskus entzieht sich ihnen, verweigert sich, läßt sie, oft jahrelang, vor verschlossenen Türen stehen. Da nützt die „Freiheit“, ihm sagen zu können, was man denkt, ziemlich wenig. Ein die ganze Kirche belastendes Kapitel sind die Dubia (Zweifel), die ihm 2016 vier Kardinäle zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia übermittelten und die bis heute ohne Reaktion und ohne Antwort geblieben sind.
Dann wird es brisant, indem Franziskus auf die Synodalität angesprochen wird und die Gelegenheit nützt, die Lunte ins Feuer zu legen. Die Synode über die Synodalität (Synodalitätssynode) habe er anläßlich des bevorstehenden 60. Jahrestages der Errichtung eines ständigen Sekretariats der Bischofssynode durch Paul VI. im Jahr 1965 einberufen. Bei dieser soll „alles definiert werden. Zum Beispiel das Problem der Frauen, können sie wählen oder nicht wählen, das ist ein Problem. Das ist ein Problem, wie können sie nicht wählen? Aber in dieser Mentalität, ich spreche von vor 10 Jahren oder weniger, 8, 7, schien es, dass sie nicht wählen konnten, weil sie Christen zweiter Klasse waren. Diese Sache ist geklärt worden, und mit dieser Synode werden die Dinge geklärt werden.“
Ein Papst, der den Unsinn behauptet, Frauen seien „Christen zweiter Klasse“, scheint die gesamte christliche Anthropologie in die Luft sprengen zu wollen. So meint es Franziskus zwar nicht, wie es scheint, doch es gehört zu seiner Art, salopp und scheinbar unbedacht, Dinge in die Welt zu setzen, oder auch Feuer an die Lunte zu legen. Weder das Christsein des Mannes noch der Frau definiert sich an ihrem Stimmrecht in einer Bischofssynode. Franziskus spielt hier ein gefährliches Spiel, ganz unbedarft, als sei er sich der Tragweite so gar nicht bewußt. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, schließlich ist er ein Jesuit.
Im nächsten Schritt folgt daher sogleich ein Abschwächung, indem beschwichtigende Sätze in das Interview eingestreut werden, ohne die soeben gezündete Bombe zu entschärfen:
„Natürlich ist der Protagonist einer Synode der Heilige Geist. Eine Synode ist kein Parlament. Eine Synode ist keine Versammlung von Meinungen, um den gemeinsamen Durchschnitt zu finden und allen und keinem zu entsprechen. Eine Synode ist ein Spiel mit dem Heiligen Geist [so Franziskus wörtlich, sinngemäß: Eine Synode bedeutet, sich auf den Heiligen Geist einzulassen]. Deshalb sprechen drei Synodenväter in der Versammlung und dann gibt es die gleiche Zeit der Stille. Weitere drei und eine betende Stille. Und der Heilige Geist kommt herein. Und die Erfahrung ist, daß er die Dinge verändert und das Ziel schärft.“
Und auch das wird es noch nicht gegeben haben, daß ein Papst sich selbst als „Tier“ bezeichnet:
Marcó: Was würden Sie einem Atheisten raten, damit er sich der Kirche nähert?
Papst Franziskus: Zuerst würde ich ihm sagen, daß er mir erzählen soll, wie er seinen Atheismus lebt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist Proselytismus. Mit anderen Worten: Das Evangelium zu predigen ist keine Missionierung. Das sage ich allen, allen Bischöfen, den Missionaren. Ihr geht auf Mission, aber betreibt keinen Proselytismus. Manchmal kommt man da durcheinander, nicht wahr? Ich erinnere mich, daß ich einmal, es war während des Weltjugendtages in Panama, das Stadion verließ, und da war eine Frau, die ich sofort als Mitglied einer kirchlichen Laienbewegung erkannte, sie war sehr nett, sie war keine Panamaerin, sie kam von woanders her, mit einem Jungen von etwa 20 Jahren und einem Mädchen im gleichen Alter, die nichts miteinander zu tun hatten. Und sie sagte zu mir: „Ich möchte Ihnen die beiden vorstellen, die ich bekehrt habe“. Ich sagte ihr: „Sie haben niemanden bekehrt, was Sie hier treiben, ist Proselytenmacherei, und das Evangelium zu predigen hat nichts mit Proselytenmacherei zu tun. Laß sie frei sein, auf ihre eigene Weise zu wachsen.“ Ich war ein Tier („Fui un animal“), ich hätte das nicht sagen sollen. Aber die Versuchung ist der Proselytismus. Wenn ich sehe, daß eine Gemeinde oder eine Institution Proselytenmacherei betreibt, ist es vorbei. Das ist eine der Krankheiten. Die große Krankheit ist die Selektivität. Eine Gemeinde für Leute wie einer selbst. Die berühmte GCU [„gente como uno“], Leute wie wir. Dann läßt man eine Menge Leute aus. Eine Person sagte zu mir: „Oh, ich gehe gerne in diese Kirche“. Warum magst du diese Kirche so sehr? „Ich weiß nicht, aber die Orgel, sie singen, und es ist schön“. Fällt dir nicht auf, daß die Gottesdienste in dieser Kirche fast leer sind? „Es ist besser, weil man Gott mehr begegnen kann, die Leute machen mir nichts aus.“ Es ist ein ganz exquisites [ausgesuchtes] Verständnis. Man muß mit diesem Wort sehr vorsichtig sein, Exquisitheit geht nicht. In der Verkündigung des Evangeliums geht es um das Alltägliche, das alltägliche Anklopfen, das alltägliche Schweigen, das alltägliche Gebet und den alltäglichen Respekt vor den Menschen.
Marcó: Sie berühren ein heikles Konfliktthema. Seit den Anfängen der Kirche gibt es diese Spannung zwischen dem heiligen Paulus auf der einen Seite, der das Evangelium den Heiden näherbringen will, der hinausgeht, der sich gegen bestimmte Traditionen des Judentums wendet – man muß nicht beschnitten sein, um Christ zu sein – und der versucht, die Heiden dem Glauben näherzubringen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die eine kleine Gruppe beibehalten wollen, diejenigen von uns, die gerettet sind, und die die Heiden dem Glauben näherbringen wollen.
Papst Franziskus: Zur Zeit Jesu gab es vier politische Parteien, sagen wir, vier religiöse, religiös-politische Strömungen, die Pharisäer mit ihrem Vorschlag, die Sadduzäer mit ihrem Vorschlag, die Essener mit ihrem Vorschlag und die Zeloten. Und Jesus spielt keiner der vier in die Hände. Er läßt sich auf keine ideologische Vereinnahmung ein, sondern bewahrt die Freiheit des Evangeliums. Und darin schult er die Jünger. Der ist von rechts, der ist von links, nein, diese Klassifizierungen gelten nicht. Und wenn du dich als rechts oder links einstufen läßt, hast du die falsche Wahl getroffen, nicht der, der es dir gesagt hat. Du stehst im Abseits, und deshalb wird man dich so einordnen. Wie diese vier, sagen wir, religiösen Schulen zur Zeit Jesu. Jesus entscheidet sich für keine von ihnen. Er kritisiert sie sogar oder läßt sie in Ruhe, wie im Fall der Essener, auf deren Linie Johannes der Täufer ein wenig war, nicht immer. Jesus ist frei. Jesus gibt seinen Jüngern enorme Freiheiten. Denken Sie an den Fall von Philippus. Der Engel, der Heilige Geist, sagt Philippus, daß er diesen Weg gehen soll. Und dort trifft er einen schwarzen Finanzminister von…
Marcó: Ein Beamter der Kandake.
Papst Franziskus: Er war ein Neger der Königin von Äthiopien, der sicher Jude war, als sie, seit die Königin von Saba dort am Hof war, Juden dort aufnahmen. Und er las Jesaja, er verstand nichts, und was sagte Philippus zu ihm? Was liest du da? Das verstehe ich nicht. Also geht er hin und erklärt es ihm einfach: Schau, das ist Jesus, der uns gerettet hat. Was sagt der Neger zu ihm, als sie ankommen? Kannst du mich taufen? Nein, du mußt zuerst den Taufkurs machen. Nein, wir wollen sehen, wer dein Taufpate ist, ob er kirchlich verheiratet ist oder ob deine Patin kirchlich verheiratet ist. Nein. Er sagt ja, steig aus, und dann tauft er ihn einfach und verschwindet. Und der andere geht glücklich weiter. Warum? Weil er etwas in sich trägt, das ist der Heilige Geist. Und dort in seinem eigenen Land wird er anfangen, das Evangelium zu predigen, so gut er kann, aber er wird es tun. Ich sage nicht, daß es so sein muß, aber das zeigt den Kern der evangelischen Verkündigung, eine große Freiheit und mit dem Heiligen Geist, nicht mit Methoden. Methoden helfen dem Rückgrat, aber wenn man kein Rückgrat hat, ist es nutzlos.
Marcó sprach Franziskus auf das Bild von Maria als Knotenlöserin an, von der Franziskus in seiner Korrespondenz gerne ein Bild beilegt. Am Beginn seines Pontifikats entstand die Legende, er habe im Zuge seines Deutschlandaufenthalts, der ihm von seinen Ordensoberen seinerzeit auferlegt worden war, bei einem Besuch in Augsburg das Bild entdeckt und verehre es seither. 2017 stellte Franziskus selbst klar, daß es sich bei dieser Erzählung um eine fromme Erfindung handelte. Er selbst war nie in Augsburg. Doch hören wir ihn selbst:
Papst Franziskus: Ich war nie dort, wo sich das Originalbild befindet. Ich bin nie dort gewesen. Es war so, daß eine Ordensfrau aus Deutschland es mir als Gruß schickte. Es hat mir gefallen. Dort in Argentinien begann ich, es zu verehren. Die Geschichte ist schön, das Bild ist nicht viel wert, es stammt aus dem Spätbarock um 1700, schon dekadent. Ein Maler der damaligen Zeit, der ständig mit seiner Frau stritt. Aber sie waren sehr katholisch. Und eines Tages las er den Text des heiligen Irenäus von Lyon, daß die Knoten, die unsere Mutter Eva mit ihrer Sünde geknüpft hatte, von unserer Mutter Maria mit ihrem Gehorsam gelöst wurden. Das Konzil nahm dies auf und setzte es, glaube ich, in die Konstitution über die Kirche. Das gefiel ihm, und so bat er die Gottesmutter, den Knoten zu lösen, den er mit seiner Frau hatte, die sich nicht verstanden. Und deshalb malte er unten den Erzengel Raphael mit Tobias, der ihn auf die Suche nach seiner Braut, seiner Frau, zum Wiedersehen führt. Und die Jungfrau vollbrachte das Wunder und damit fing alles an. Ich habe mich ihm verschrieben. Augsburg ist die Stadt. In der Kirche von St. Peter am Perlach. Und ich war nie dort, dabei war ich nur einen Katzensprung entfernt, in Frankfurt. Aber das hat mir gereicht, und die Verehrung hat sich in Argentinien ausgebreitet. Es ist, als ob die Jungfrau in der Lage ist, dir zu helfen, der Text des heiligen Irenäus, dir zu helfen, die Knoten zu lösen.
Marcó: Um die Knoten des Lebens zu lösen.
Papst Franziskus: Das ist die Mütterlichkeit der Jungfrau.
Marcó: Und der heilige Josef?
Papst Franziskus: Meine Großmutter hat mir den heiligen Josef in den Kopf gesetzt.
Marcó: Rosa.
Papst Franziskus: Ja, sie… Der heilige Josef, der heilige Josef. Sie ließ mich schon als Kind Gebete zum heiligen Josef sprechen. Die Verehrung ist mir geblieben.
Marcó: Ich erzähle Ihnen, daß der Papst ein kleines Bild des heiligen Josef hat, der schläft. Man richtet besondere Bitten an ihn.
Papst Franziskus: Das ist die Größe der Skulptur, und wenn sie mich um Gebete bitten, lege ich sie darunter. Ich sage: „Du, der du schläfst, mach sie heil!“
Marcó: Und dafür beten Sie. Und die heilige kleine Therese?
Papst Franziskus: Die heilige Therese hat mich immer angezogen, mich überwältigt. Der Mut des normalen Menschen. Wenn Sie mich fragen, welche außergewöhnlichen Dinge die heilige Therese hatte, keine. Sie war eine arme, normale Ordensfrau. Selbst in ihren letzten Tagen litt sie unter der größten Finsternis, den größten Versuchungen gegen den Glauben, sie hat sie alle durchgestanden. Eine normale Frau.
Marcó: Zum Schluß, um nicht noch mehr Ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen und Ihnen unendlich für diese Möglichkeit zu danken, Sie manchmal unter vier Augen zu sehen und diese Gespräche zu führen, da wir uns im Jubiläumsjahr von 10 Jahren des Pontifikats befinden und es viele Akte an vielen Orten geben wird, nehme ich an, um Gott für dieses Geschenk zu danken, Sie diese 10 Jahre gehabt zu haben und in der Hoffnung, Sie noch viele weitere Jahre zu haben, aber ich möchte, daß Sie kurze Botschaften richten. Ich sag Ihnen an wen. Sätze, die Ihnen in den Sinn kommen. Und die erste Botschaft geht an die Kinder:
Papst Franziskus: Kümmert euch um die Großeltern. Sprecht mit den Großeltern. Besucht die Großeltern. Laßt euch von den Großeltern verwöhnen.
Marcó: An die jungen Leute?
Papst Franziskus: Habt keine Angst vor dem Leben. Resigniert nicht. Geht vorwärts. Ihr werdet Fehler machen, aber der schlimmste Fehler ist, stehenzubleiben, also geht vorwärts.
Marcó: An Väter und Mütter?
Papst Franziskus: Bitte, verschwendet keine Liebe. Kümmert euch umeinander, damit ihr euch besser um eure Kinder kümmern könnt.
Marcó: An die Kranken?
Papst Franziskus: Ah, das ist schwierig, denn es ist leicht, zur Geduld zu raten, aber ich habe keine Geduld, also verstehe ich, wenn ihr ein wenig wütend werdet. Bittet den Herrn um die Gnade der Geduld und er wird die Gnade geben, es zu ertragen.
Marcó: Und schließlich zu den alten Menschen, von denen Sie so oft sprechen.
Papst Franziskus: Vergeßt nicht, daß die alten Menschen die Wurzeln sind. Die Alten müssen das an die Jungen weitergeben, an die Kinder und an die Jugend. Dieser Vers aus dem Buch Joel, Kapitel 2 oder Kapitel 3, 1 bis 3, richtig? Was ist deine Berufung als alter Mann? Die Alten werden Visionen sehen und die Jungen werden Prophezeiungen machen. Wenn sie zusammen sind, träumen die Alten die Zukunft und geben sie weiter, und die Jungen, unterstützt von den Alten, können prophezeien und die Zukunft gestalten. Nehmt die Jungen zusammen und habt keine Angst vor irgendetwas. Ein verbitterter alter Mann ist sehr traurig. Er ist schlimmer als ein trauriger junger Mann. Also macht weiter, trefft euch mit den Jungen.
Marcó: Geben sie uns an diesem Tag Ihres Jubiläums Ihren Segen?
Papst Franziskus: Aber sicher. Es segne Euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Marcó: Möge der Herr Sie weiterhin beschützen.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/MiL/Infobae (Screenshots)
„Er war ein Neger der Königin von Äthiopien, der sicher Jude war (…), Was sagt der Neger zu ihm, als sie ankommen?“
Was faselt der Papst denn da?
In der Apostelgeschichte 8,27 – 40 ist nicht von einem „Neger, der sicher Jude war“ die Rede, sondern von einem „Äthiopier, einem Kämmerer, ein Großer der äthiopischen Königin Kandace, der über all ihre Schätze gesetzt war. „er war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten. Nun reiste er wieder heim. Er saß auf seinem Reisewagen und las den Propheten Isaias. Der Geist spach zu Philippus: Geh hin und schließe dich diesem Wagen an. Philippus lief hinzu und hörte ihn den Propheten Isaias lesen. Er fragte: Verstehst du wohl auch, was du liesest? Er erwiderte: Wie könnte ich es, wenn mich niemand unterweist? Und er bat den Philippus aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Die Stelle, die er las, war folgende: Wie ein Schaf ward er zur Schlachtbank geführt. Und wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm ist, so tut er seinen Mund nicht auf. In der Erniedrigung ward weggenommen sein Gericht; wer mag sein Geschlecht beschreiben? Denn weggenommen von der Erde wird sein Leben (Is. 53, 7. 8). Der Kämmerer wandte sich an Philippus: Ich bitte dich, von wem sagt dies der Prophet? Von sich selbst oder von einem anderen? Philippus tat seinen Mund auf und indem er von dieser Schriftstelle ausging, verkündete er ihm die frohe Botschaft von Jesus. Wie sie des Weges dahinzogen, kamen sie an ein Wasser. Der Kämmerer sprach: Sieh, da ist Wasser. Was hindert, dass ich getauft werde? Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so darf es geschehen. Er antwortete: Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Er ließ den wagen halten. Beide stiegen hinab ins Wasser, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aus dem Wasser herausgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Dann zog er auf seinem Weg fort mit Freuden. Philippus aber wurde in Azot gefunden. Er zog durch das Land und verkündete das Evangelium in allen Städten, bis er nach Cäsarea gelangte.“ (Stuttgarter Keppler Bibel, Imprimatur Rottenburg, 15. September 1915)