(Rom) Papst Franziskus tadelte wiederholt den Klerikalismus, den er als „Krankheit“ bezeichnete. Dabei wurde aber nicht wirklich klar, was genau der Papst darunter versteht. Ein trauriges Beispiel für Klerikalismus lieferte nun der Apostolische Nuntius in Costa Rica.
Meint die von Franziskus angeprangerte „Krankheit“ des Klerikalismus den skandalösen sexuellen Mißbrauch durch Kleriker, der mitnichten nur gegenüber Minderjährigen ein Mißbrauch ist, sondern in jeder Situation. Meint Franziskus gar den homosexuellen Mißbrauch, der mit 80 Prozent den weitaus größten Teil des Mißbrauchsskandals ausmacht? Meint er die von Klerikern geförderte Ausbreitung der Homohäresie? Wir wissen es nicht, weil Franziskus seine Anklage nie verdeutlicht hat, bezweifeln allerdings, daß er die genannten Leiden der Kirche meinte, die ihr durch Kleriker zugefügt werden.
Ein trauriges Beispiel dafür, was unter Klerikalismus verstanden werden kann, lieferte nun der Apostolische Nuntius in Costa Rica, Msgr. Bruno Musarò. Am 5. Januar zelebrierte er im Anschluß an die Totenmesse für den verstorbenen Benedikt XVI. in Rom ein Requiem in der Kathedrale von San José, das über Fernsehen und Internet direkt übertragen wurde. Der Vorfall ist im Video ab 1 h 14′20″ zu sehen.
Bei der Kommunionspendung näherte sich dem kommunionspendenden Nuntius eine Frau und kniete zum Kommunionempfang vor ihm nieder. Mit einer ebenso schnellen wie arroganten Handbewegung bedeutete er ihr, aufzustehen, um die Kommunion zu empfangen. Ebenso erging es kurz darauf einer anderen Gläubigen. Als die irritierte Frau darauf stehend die Mundkommunion empfangen wollte, schob ihr der Nuntius ihre gefalteten Hände für die Handkommunion auseinander. Es ging seiner Exzellenz nicht nur darum, sich den Rücken nicht krumm zu machen, um sich zu der knieenden Frau hinunterzubeugen, sondern ihr die Handkommunion aufzuzwingen. Diesen offensichtlichen Verstoß gegen das geltende Kirchenrecht wiederholte er bei allen Gläubigen, die sich hinknieten und die Mundkommunion wünschten.
Die Geste, ausgerechnet bei einem Requiem für den verstorbenen Benedikt XVI., zeugt zudem von einer bestürzenden Form der Abgehobenheit und Rücksichtslosigkeit, gegenüber der Frau, aber auch gegenüber Benedikt XVI. Vor allem aber kann diese Geste sogar als Beleidigung Gottes aufgefaßt werden. Die kniende Mundkommunion, selbst ein Nuntius kann das offensichtlich vergessen, ist nach wie vor die ordentliche und eigentliche Form des Kommunionempfangs. Andere Priester spendeten neben dem Nuntius die Kommunion in der einen wie in der anderen Form.
Msgr. Bruno Musarò aus dem apulischen Andrano wurde 1971 für das Erzbistum Otranto zum Priester geweiht. Anschließend besuchte er die päpstliche Diplomatenakademie und trat in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. 1994 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Titularerzbischof und Apostolischen Nuntius. Als solcher diente er in Panama, auf Madagaskar und Mauritius, den Komoren und Seychellen, in Guatemala, Peru und auf Kuba. Unter Papst Franziskus wurde er Nuntius in Ägypten und seit 2019 in Costa Rica.
Msgr. Musarò war von 2011 bis 2015 Nuntius auf Kuba. Als er zu sagen wagte, was Sache ist, daß auf Kuba „der Staat alles kontrolliert“ und „die einzige Hoffnung die Flucht von der Insel ist“, wurde er von Papst Franziskus nach Ägypten versetzt.
Die Lektion scheint verstanden worden zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)