(Rom) Papst Franziskus besuchte in den vergangenen Tagen Bahrain und setzte dort den Dialog mit dem Islam fort. Dagegen äußerte ein Mitbruder aus dem Jesuitenorden scharfe Kritik. Franziskus wirft er vor, den Dialog mit jenen zu verweigern, die den Islam wirklich kennen.
Papst Franziskus sucht den Dialog mit dem Islam auf seine Weise so sehr, daß er im Februar 2019 in Abu Dhabi als christlicher Vertreter das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen unterzeichnete. Auf islamischer Seite wurde das Dokument von Großscheich Ahmad al-Tayyeb, Imam von al-Azhar in Kairo, unterschrieben. Das Dokument enthält die „Häresie aller Häresien“, so Kritiker, was Papst Franziskus jedoch ungerührt ließ. Doch nicht einmal alle seine Mitbrüder im Jesuitenorden stimmen seiner Einschätzung des Islam zu. Zwei bekannte Kritiker sind der ägyptische Jesuit und Islamwissenschaftler Pater Samir Khalil Samir und der ebenfalls in Ägypten geborene und lebende Jesuit syrisch-libanesischer Herkunft P. Henri Boulad. Pater Boulad beklagte 2010, daß Europa „die Seele abhanden gekommen“ sei. Er äußerte nun im Zusammenhang mit der Bahrein-Reise von Papst Franziskus deutliche Kritik an der päpstlichen Haltung zum Islam.
Papst Franziskus beendete am Sonntag seinen Besuch in Bahrain, der von seiner Verurteilung der Todesstrafe und seinem Aufruf zum interreligiösen Dialog geprägt war. „Ich bin zu Ihnen gekommen als ein Gläubiger an Gott, ein Bruder und ein Pilger des Friedens“, sagte Franziskus. Diese Umarmung des Islams predigt der argentinische Papst seit Jahren trotz der Zweifel, die dies in Teilen der katholischen Kirche hervorruft.
Zu den größten Skeptikern gehört Pater Henri Boulad, ein 90-jähriger ägyptischer Jesuit, der einen scharfen Brief an den Heiligen Vater geschrieben hat:
„Unser Dialog mit den Muslimen hat sich in Kompromissen und Mißverständnissen festgefahren. Wir müssen unbedingt einen Kurswechsel vornehmen. Werden wir den Mut dazu haben? Es ist eine Frage von Leben und Tod, sowohl für das Christentum als auch für die westliche Zivilisation. Die Zeit ist nicht reif für Zweideutigkeiten oder Spekulationen. Wir stehen an einem Scheideweg, und jede Selbstzufriedenheit angesichts des Unannehmbaren ist ein Verrat.“
Das Schreiben, das 2016 in der ägyptischen Mittelmeerstadt Alexandria, dem Geburtsort von Pater Boulad, verfaßt wurde, hat den Papst auf Umwegen, aber sicher erreicht. Eine Antwort erhielt der Jesuit und Islamexperte aber nicht. Der spanischen Tageszeitung El Independiente sagte er:
„Ich habe überhaupt nichts erhalten. Ich habe ihm den Brief zunächst auf französisch und dann eine Übersetzung auf spanisch geschickt. Beide wurden dem Papst persönlich übergeben. Das Ausbleiben einer Antwort bedeutet, daß er nicht reden will. Was können wir von ihm erwarten? Für mich ist er bereits ein hoffnungsloser Fall. Der Papst glaubt an diese Art des Dialogs, der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil keine Ergebnisse gebracht hat.“
Der Jesuit aus Ägypten, dessen Bücher in vierzehn Sprachen veröffentlicht wurden, erklärte seine Kritik noch genauer:
„Es ist immer das gleiche. Der Papst und die muslimischen Führer lächeln und unterschreiben alles, und nichts ändert sich. Dieser sogenannte Dialog trägt keine Früchte. In Wirklichkeit handelt es sich um einen toten Dialog zwischen zwei völlig tauben Menschen.“
Die Kritik bezieht sich nicht zuletzt auf das Abu-Dhabi-Dokument und dessen Unterzeichner Papst Franziskus und Großscheich al-Tayyeb. Pater Boulad rückt auch die irrige Ansicht zurecht, der Imam der Moschee al-Azhar sei im Islam eine dem Papst vergleichbare Autorität. Dem sei nicht so. Zudem habe Al-Tayyebs politisches Auftreten und seine Unterstützung von Ereignissen wie dem Militärputsch in Ägypten sein Ansehen zusätzlich beeinträchtigt. Auf das Abu-Dhabi-Dokument angesprochen sagte der ägyptische Jesuit:
„Keiner von beiden wird seine Position ändern, und wir verschwenden alle unsere Zeit.“
Pater Boulad nahm sich kein Blatt vor den Mund: Großscheich al-Tayyeb, den Papst Franziskus in den vergangenen fünf Jahren zu seinem bevorzugten Ansprechpartner im Islam gemacht hat und den er auch in Bahrain traf, ist für den ägyptischen Jesuiten „ein Lügner“:
„Ich traue ihm nicht über den Weg. Er ist nicht einmal zu einem Dialog mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fatah as-Sisi fähig.“
Angesichts des Aufstiegs dschihadistischer Gruppen wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Rufe nach einer Änderung des muslimischen Diskurses laut, doch geändert habe sich nichts. Angesichts der Gewalt, die im Namen des Islam verübt wird, sei es für gemäßigte Muslime allzu leicht, sich zu distanzieren und zu behaupten, daß „das alles nichts mit dem Islam zu tun habe“. Man müsse jedoch, so Boulad, „den Mut und die Ehrlichkeit haben, zu erkennen und auszusprechen, daß die Dschihadisten sich auf die Gründungstexte ihrer Religion berufen.“
„Al-Azhar ist die wichtigste Referenz des orthodoxen sunnitischen Islams, weigert sich aber, die Organisation Islamischer Staat zu verurteilen. Sie ist eine Institution, die Intoleranz fördert, und viele muslimische Intellektuelle haben sie angeprangert, indem sie die Lehrbücher und ihre Unterrichtsmodelle aufgezeigt haben. Sie erziehen dort zum Mord an ihren christlichen Nachbarn.“
Bei seinem viertägigen Besuch in Bahrain forderte der Papst die islamischen Führer auf, die Versöhnung zu fördern, um Spaltungen und Konflikte in den muslimischen Gemeinschaften zu vermeiden:
„Möge der Friede auf euch herabkommen und euch erhalten bleiben, die ihr den Frieden verbreiten wollt, indem ihr die Werte des Respekts, der Toleranz und der Mäßigung in den Herzen der Menschen verankert; auf euch, die ihr euch bemüht, freundschaftliche Beziehungen, gegenseitigen Respekt und Vertrauen mit denjenigen zu fördern, die wie ich Anhänger einer anderen religiösen Tradition sind; auf euch, die ihr euch bemüht, den jungen Menschen eine moralische und intellektuelle Erziehung zukommen zu lassen, die sich gegen jede Form von Hass und Intoleranz wendet.“
Die Aussage von Franziskus, so Pater Boulad, sei völlig unzureichend und ignoriere die Realität. Zu Papst Franziskus sagte der ägyptische Jesuit:
„Er will einfach nicht verstehen, was der Islam ist. Das ist das Hauptproblem, und es ist sehr schwerwiegend. Der Papst hat seine Vorstellungen und weigert sich, denen zuzuhören, die die wirkliche Situation kennen. Wie kann Franziskus von Dialog sprechen, wenn er nicht einmal mit mir sprechen will?“
Die Strategie des Vatikans im Umgang mit dem Islam gehe an der Wirklichkeit vorbei, weil „Eroberung und Krieg ein Teil der islamischen Doktrin sind“. Wer diese Tatsache ausklammert, werde den Islam und seine Antriebskräfte nie verstehen:
„Die Tatsache, daß dem Aufruf zum Gebet und der Aufforderung zum Mord die gleiche Anrufung Allahu akbar, ‚Allah ist groß‘, vorausgeht, ist aussagekräftig.“
Pater Boulad bemüht sich seit Jahren, auf das Schicksal der Christen in den islamischen Staaten aufmerksam zu machen, „die aufgrund der Verfolgungen, denen sie seit Jahrhunderten ausgesetzt sind, heute nur noch eine kleine Minderheit darstellen“.
Weder in den meisten westlichen Staatskanzleien noch im Vatikan findet er jedoch Gehör. Ausnahmen wie Ungarn bestätigen die Regel. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán verlieh Pater Boulad die ungarische Staatsbürgerschaft für seinen Einsatz für die verfolgten Christen, aber auch für seine Verteidigung der restriktiven ungarischen Einwanderungspolitik.
„Diese Christen haben eine andere Sicht der Dinge als einige der Spezialisten des islamisch-christlichen Dialogs, die sich in ihrer erschreckenden Ahnungslosigkeit irren. Viele von ihnen haben nur ein akademisches Wissen über den Islam, das oft verfälscht und selbstgefällig ist. Diese ‚Experten‘ sind weit weniger gut informiert als die Mehrheit der Christen im Nahen Osten, die den Islam leibhaftig erleben und ihn aus nächster Nähe kennen. Ohne diese Art von Wissen besteht die Gefahr, die Substanz der koranischen Lehre aus den Augen zu verlieren, was das offensichtliche Scheitern des islamisch-christlichen Dialogs erklärt“, so Boulad.
„Ich gebe zu, daß ich angesichts der Entwicklung sehr skeptisch und pessimistisch bin. Der Papst sollte die östlichen Christen unterstützen, die Jahrhunderte lang überlebt haben“, nun aber zu verschwinden drohen. Die Aussagen zum Islam von Papst Benedikt XVI. in seiner berühmten Regensburger Rede seien viel zutreffender und ehrlicher gewesen. Benedikt XVI. hatte die Rede eines byzantinischen Kaisers zitiert, die in der muslimischen Gemeinschaft ein Erdbeben auslöste. Der Kaiser hatte gesagt:
„Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“
Daraus folgert Pater Boulad:
„Die einzige Lösung, die ich sehe, ist, mit denen zu sprechen, die den Islam aus erster Hand kennen. Ist der Papst dazu bereit?“
Pater Boulad bezeichnet sich selbst als „islamophob“. Die meisten Muslime seien „gute und tolerante Menschen“.
„Ich klage den Islam an, weil er ein politisches System darstellt. Jesus hat das Böse verachtet, aber nicht die Bösen, die er zu retten versuchte.“
Zum Islam ist Boulad jedoch kategorisch:
„Der Islam kann nicht reformiert werden. Der Islam wählte seinen Weg im 9. Jahrhundert nach Christus, indem er sich zwischen zwei gegensätzlichen Formen entschied, jenen der Städte Mekka und Medina. Mekka steht für einen spirituellen und toleranten Islam, Medina dagegen für ein politisches, repressives System. Die Ulema [die islamischen Religionsgelehrten] waren sich einig, daß Medina Vorrang haben sollte.
Die zweite Entscheidung war die Feststellung, daß der Koran direkt vom Himmel gekommen sei. Im Gegensatz zur Bibel, einem von Gott inspirierten Buch, ist der Koran ein geheimes, himmlisches Werk, dessen Übersetzung aus dem Arabischen jahrhundertelang verboten war.
Die dritte Entscheidung bestand darin, jegliches kritische Denken zu unterbinden. Die getroffenen Maßnahmen sind endgültig und können nicht rückgängig gemacht werden. Der rigorose und intolerante Islam hat gewonnen. Er ist in seiner eigenen Falle gefangen.“
Daraus ergebe sich, daß der Islam „nicht reformierbar ist“, denn „wenn einer ihrer Ulema die Entscheidung treffen würde, öffentlich zu erklären, daß eine wörtliche Auslegung des Korans nicht zulässig ist, würden sie die Grundlagen des Islam in Frage stellen und wären keine Muslime mehr.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/Henri Boulad/Youtube (Screenshots)
Franziskus hat am 14.September in Nur-Sultan eine politische Ansprache gehalten, die eine eindeutige Richtung hat. Die Tendenz geht in Richtung einer Einheitsreligion von Christentum, Judentum und Islam. Franziskus ist dabei nicht nur der wichtigste und angesehenste Religionsführer, sondern er ist vielmehr Agitator. Er treibt, er instrumentalisiert die drei Religionen in eine Richtung.
Es gibt eine Gegenkraft gegen diese Absichten, drei Weltreligionen zu verdrehen. Das ist der Heilige Geist. Immer mehr Menschen innerhalb und ausserhalb der Kirche werden immer wacher. Diese Menschen sind eines Geistes und eines Herzens. Ich treffe gebürtige Muslime, die sich eindeutig zu Jesus Christus bekennen. Die aktuelle Wahl in Israel hat einen religiösen Rutsch ergeben. In den USA sind Abtreibungen plötzlich verboten.
Der Vereinheitlicher Franziskus will schneller sein als der Heilige Geist. Dabei spielt er eine geduldige Unbestimmtheit vor. Ich halte dieses nach aussen gezeigte Bild für unecht. In den Bildern seiner Auftritte irren verblendete Mitstreiter von Franziskus blind durch die Kulissen. Sogar die morgenländischen Vertreter suchen in ihrer Verwirrung Halt am unechten Papst.
Ich stimme der Einschätzung des „Besuchers“ vollständig zu. Der Heilige Geist ist die Wahrheit und immer schneller als der Menschen Geist. Ein Geist, der unumkehrbar eine Welteinheitsreligion will, wird aber trotzdem leider viel Unheil bringen.