Wieder ein Priester in Nicaragua verhaftet

Innerhalb von sechs Monaten wurden acht Priester und ein Bischof festgenommen

Der Priester Enrique Martínez, Pfarrer von Santa Martha in Managua, wurde am 13. Oktober bverhaftet.
Der Priester Enrique Martínez, Pfarrer von Santa Martha in Managua, wurde am 13. Oktober verhaftet.

(Mana­gua) Der nica­ra­gua­ni­sche Prie­ster im Exil Uri­el Val­le­jos beklag­te am Frei­tag die Ver­haf­tung sei­nes Mit­bru­ders Enri­que Mar­tí­nez Gam­boa durch die Natio­nal­po­li­zei. Die Zahl der 2022 ver­haf­te­ten Prie­ster erhöht sich damit auf ins­ge­samt neun, dar­un­ter auch ein Bischof.

Auf Twit­ter teil­te Val­le­jos mit, daß Mar­tí­nez Gam­boa, Pfar­rer von San­ta Mar­tha in Mana­gua, am Don­ners­tag um 17:00 Uhr Orts­zeit (23:00 Uhr MEZ) „ent­führt“ wurde.

„Die Prie­ster und die katho­li­sche Kir­che for­dern sei­ne Frei­las­sung und ein Ende der Ver­fol­gung von Kir­che und Kle­rus“, füg­te er hinzu.

Zugleich ver­öf­fent­lich­te er ein Video, auf dem der inhaf­tier­te Prie­ster zu sehen ist, wie er am 30. Mai 2018 nach dem Ende der Kund­ge­bung vor der Zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten­uni­ver­si­tät (UCA) zu Stu­den­ten gegen die san­di­ni­sti­sche Regie­rung spricht. Die Kund­ge­bung war von der Poli­zei und bewaff­ne­ten Mili­zio­nä­ren ange­grif­fen wor­den, wobei acht Kund­ge­bungs­teil­neh­mer getö­tet wor­den waren. Die Stim­mung war ent­spre­chend hochaufgeladen.

In dem Video ruft Mar­tí­nez Gam­boa die Stu­den­ten, die gegen Prä­si­dent Dani­el Orte­ga demon­strier­ten, auf, „nicht zu kuschen“; „Es lebe Nica­ra­gua“; „Es leben die Müt­ter der Gefal­le­nen vom 19. April 2018“; „Es leben die Ärz­te, die anstän­di­gen Jour­na­li­sten“. Auf dem Video ist zu hören, daß der Prie­ster Staats- und Regie­rungs­chef Orte­ga und des­sen Frau und Vize­prä­si­den­tin als „Mör­der­paar“ bezeich­net, und die For­de­rung: „Raus aus dem Palast! Raus!“.

Die Natio­nal­po­li­zei hat die Ver­haf­tung des Prie­sters weder bestä­tigt noch demen­tiert. Die Men­chen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Nica­ra­gua Nun­ca Más teil­te mit, daß sein Auf­ent­halts­ort noch immer unbe­kannt ist.

In den ver­gan­ge­nen sechs Mona­ten wur­den von Orte­gas Poli­zei ins­ge­samt acht Prie­ster und Msgr. Rolan­do Álva­rez, der Bischof von Matag­al­pa und apo­sto­li­sche Admi­ni­stra­tor von Estelí, ver­haf­tet.

Vor zwei Wochen beschul­dig­te Prä­si­dent Orte­ga, der sich als „Freund“ von Papst Fran­zis­kus bezeich­net, die katho­li­sche Kir­che, eine „Dik­ta­tur“ und eine „per­fek­te Tyran­nei“ zu sein, deren Bischö­fe 2018 ver­sucht hät­ten, „einen Putsch“ gegen sei­ne Regie­rung zu inszenieren.

Die Ver­haf­tung von Bischof Álva­rez und den acht Prie­stern, dar­un­ter Mar­tí­nez Gam­boa, ist das jüng­ste Kapi­tel in einem für die katho­li­sche Kir­che Nica­ra­gu­as beson­ders tur­bu­len­ten Jahr mit dem Orte­ga-Regime, das die katho­li­schen Ober­hir­ten als „Put­schi­sten“ und „Ter­ro­ri­sten“ brandmarkt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Twitter/​Pbro Uri­el Val­le­jos (Screen­shot)



Print Friendly, PDF & Email