Fatima: Positio im Seligsprechungsverfahren von Sr. Lucia übergeben

Wird es ein noch langer Weg?


Gestern wurde die zweibändige Positio im Seligsprechungsverfahren von Sr. Lucia dos Santos, dem dritten Seherkind von Fatima, in Rom übergeben.
Gestern wurde die zweibändige Positio im Seligsprechungsverfahren von Sr. Lucia dos Santos, dem dritten Seherkind von Fatima, in Rom übergeben.

(Rom) Im Selig­spre­chungs­pro­zeß von Schwe­ster Lucia dos San­tos, einem der drei Seh­erkin­der von Fati­ma, wur­de ein wei­te­rer Schritt vor­wärts gemacht. Gestern wur­de dem Prä­fek­ten des römi­schen Dik­aste­ri­ums für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se (vor­mals Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se) die Posi­tio über­ge­ben, wie die Direk­ti­on des Mari­en­hei­lig­tums von Fati­ma bekanntgab.

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„Heu­te mor­gen wur­de am Sitz des Dik­aste­ri­ums für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se in Rom die Posi­tio super vita, vir­tuti­bus et fama sanc­ti­ta­tis im Selig­spre­chungs­pro­zeß der Die­ne­rin Got­tes Maria Lucia von Jesus und dem Unbe­fleck­ten Her­zen an den Prä­fek­ten des Dik­aste­ri­ums für die Hei­lig­spre­chun­gen übergeben.“

Die Über­ga­be erfolg­te am 13. Okto­ber, einem soge­nann­ten Fati­ma-Tag. Am 13. Okto­ber 1917 erschien die Got­tes­mut­ter Maria zum letz­ten Mal im por­tu­gie­si­schen Fati­ma drei Kin­dern. Zwei der Seh­erkin­der, die Geschwi­ster Fran­cis­co und Jac­in­ta Mar­to, star­ben 1919 bzw. 1920 sehr jung im Alter von elf und zehn Jah­ren. Im Hei­li­gen Jahr 2000 wur­den sie von Papst Johan­nes Paul II. selig- und 2017 zum 100-Jahr­ju­bi­lä­um der Mari­en­er­schei­nun­gen von Papst Fran­zis­kus heiliggesprochen.

Das drit­te Seh­erkind, Lucia dos San­tos, eine Cou­si­ne von Fran­cis­co und Jac­in­ta, wur­de Ordens­frau, zuerst Doro­thee­rin, dann Kar­me­li­tin, und starb 2005 hoch­be­tagt im Alter von 97 Jah­ren. Der Tag ihres Begräb­nis­ses wur­de in Por­tu­gal als natio­na­ler Trau­er­tag began­gen. Auf sie gehen die soge­nann­ten „Geheim­nis­se von Fati­ma“ und wei­te­re Auf­for­de­run­gen und Wün­sche der Got­tes­mut­ter wie die Süh­ne­kom­mu­ni­on und die Wei­he Ruß­lands an ihr Unbe­fleck­tes Herz zurück.

Die drei Seh­erkin­der sind seit 2006 neben­ein­an­der in der 1953 geweih­ten Rosen­kranz­ba­si­li­ka von Fati­ma bei­gesetzt. 2008 erteil­te Papst Bene­dikt XVI. die Erlaub­nis, das Selig­spre­chungs­ver­fah­ren für Sr. Lucia vor­zei­tig ein­zu­lei­ten, da vom Kir­chen­recht ein sol­ches Ver­fah­ren in der Regel erst fünf Jah­re nach dem Tod einer Per­son begon­nen wer­den darf.

Die Nach­richt von der Über­ga­be der Posi­tio wur­de den Pil­gern gestern vom Rek­tor des Hei­lig­tums von Fati­ma am Ende der Okto­ber-Wall­fahrt mit­ge­teilt, der die­sen wei­te­ren Schritt im Ver­fah­ren für die Selig­spre­chung begrüß­te, die „von Fati­ma und sei­nen Pil­gern so gewünscht wird“. Der Prä­lat sag­te auch, daß Sr. Lucia als „erste Pil­ge­rin der Cova da Iria“ gilt.

Bei der Über­ga­be der Posi­tio in Rom waren der Prä­fekt des Dik­aste­ri­ums, Kar­di­nal Mar­cel­lo Semer­a­ro, der Gene­ral­po­stu­la­tor Pater Mar­co Chie­sa OCD, die Vize­po­stu­la­to­rin Sr. Ange­la de Fáti­ma Coel­ho ASM, der Rela­tor Msgr. Mau­ri­zio Taglia­fer­ri und die Mit­ar­bei­te­rin der Cau­sa, Sr. Fili­pa Perei­ra ASM, anwesend.

Über­ga­be der Posi­tio an Kar­di­nal Semer­a­ro, Prä­fekt des Dik­aste­ri­ums für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se (Bild­mit­te).

Die Über­ga­be der zwei­bän­di­gen Posi­tio ist ein wich­ti­ger Moment im Kano­ni­sie­rungs­ver­fah­ren eines Die­ners Got­tes. Die Posi­tio ist die Doku­men­ta­ti­on des Lebens und Wir­kens der betref­fen­den Per­son, die deren hei­lig­mä­ßi­gen Lebens­wan­del bestä­ti­gen soll und zur Über­prü­fung durch das zustän­di­ge römi­sche Dik­aste­ri­um über­ge­ben wird. Die gestern über­ge­be­ne Doku­men­ta­ti­on ent­hält die Bio­gra­fie von Sr. Lucia auf der Grund­la­ge der Doku­men­te, die in der diö­ze­sa­nen Pha­se des Ver­fah­rens gesam­melt wur­den. Die­se fand zwi­schen 2008 und 2017 in der Diö­ze­se Coim­bra statt, wo Sr. Lucia im Kar­mel leb­te. Im Febru­ar 2017 ging das Ver­fah­ren von der diö­ze­sa­nen Pha­se in die römi­sche Pha­se über. Ent­hal­ten sind in der Posi­tio auch alle Infor­ma­tio­nen, die die von Sr. Lucia geleb­ten Tugen­den beschrei­ben, sowie die Liste der gesam­mel­ten Zeu­gen­aus­sa­gen, ihr Tage­buch und ande­re unver­öf­fent­lich­te Doku­men­te, die für den Pro­zeß als rele­vant ange­se­hen wurden.

Die Posi­tio wird nun von einer Grup­pe von neun Theo­lo­gen gele­sen, die ihre Stel­lung­nah­men auf der Tagung der theo­lo­gi­schen Con­sul­to­ren abge­ben wer­den, in deren Rah­men der Abschluß­be­richt erstellt wer­den wird. Er wird den inne­ren Weg Luci­as, die Merk­ma­le und Eigen­schaf­ten ihrer Hei­lig­keit und die Ele­men­te zusam­men, die not­wen­dig sind, um behaup­ten zu kön­nen, daß sie einen heroi­schen Tugend­grad lebte.

Die end­gül­ti­ge Rela­tio wird dann der ordent­li­chen Ver­samm­lung der Bischö­fe und Kar­di­nä­le, die Mit­glie­der des Dik­aste­ri­ums für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se sind, vor­ge­legt, wo ein Bischof oder Kar­di­nal, der vom Prä­fek­ten als Bericht­erstat­ter bestimmt wird, das schrift­li­che Votum der Ver­samm­lung vor­be­rei­tet. Die­ses Votum wird dann dem Papst in Audi­enz vor­ge­legt, der über die Ver­kün­dung des Dekrets über den heroi­schen Tugend­grad ent­schei­den wird. Sr. Lucia wird bei posi­ti­vem Aus­gang nicht mehr als Die­ne­rin Got­tes, son­dern als venerabi­lis Dei ser­va, als ehr­wür­di­ge Die­ne­rin Got­tes angesprochen.

Ob es dann zu einer Selig­spre­chung kommt, hängt von der Aner­ken­nung eines Wun­ders ab, das auf Für­spra­che der ehr­wür­di­gen Die­ne­rin Got­tes gesche­hen ist.

Papst Johan­nes Paul II. sag­te am 14. Febru­ar 2005 dem Bischof von Coim­bra zum Tod von Sr. Lucia: 

„Möge der Herr sie reich­lich für den gro­ßen und ver­bor­ge­nen Dienst beloh­nen, den sie der Kir­che gelei­stet hat.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: fati​ma​.pt (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. „Ste­hen aber from­me Über­lie­fe­run­gen zur Beur­tei­lung, so beach­te man: Die Kir­che bedient sich in die­ser Bezie­hung einer sol­chen klu­gen Umsicht, daß sie den schrift­li­chen Bericht der­ar­ti­ger Über­lie­fe­run­gen nicht gestat­tet, wenn hier­bei nicht gro­ße Behut­sam­keit geübt und die von Urban VIII. vor­ge­schrie­be­ne Erklä­rung vor­aus­ge­schickt wird. Auch wenn dies auf die rech­te Wei­se geschieht, so behaup­tet die Kir­che den­noch nicht die Wirk­lich­keit des betref­fen­den Ereig­nis­ses: son­dern ver­bie­tet es nur nicht, dar­an zu glau­ben, falls kei­ne mensch­li­chen Beweg­grün­de gegen die Glaub­wür­dig­keit spre­chen. So hat die Hei­li­ge Riten­kon­gre­ga­ti­on vor nun­mehr drei­ßig Jah­ren hier­über bestimmt (Dekret vom 2. Mai 1877): Erschei­nun­gen und (Privat-)Offenbarungen die­ser Art wer­den vom Apo­sto­li­schen Stuh­le weder bestä­tigt noch ver­ur­teilt …“ (Zitiert aus: Apo­sto­li­sches Rund­schrei­ben Pas­cen­di Domi­ni­ci Gre­gis vom 8. Sep­tem­ber 1907, Hl. Papst Pius X., S. 72 und 73, Freu­de an der Wahr­heit Nr. 20, Karl Hasel­böck; Wien)

    „Seit er [Gott Vater] uns sei­nen Sohn geschenkt hat, der sein ein­zi­ges und end­gül­ti­ges Wort ist, hat Gott uns kein ande­res Wort zu geben. Er hat alles zumal in die­sem einen Wor­te gespro­chen, und mehr hat er nicht zu sagen“ (hl Johan­nes vom Kreuz). (Zitat aus: Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che, Kom­pen­di­um von Papst Bene­dikt XVI., S. 27 unten)

    „Gegen­stand der gött­li­chen Tugend des Glau­bens ist die gött­li­che Offen­ba­rung, wie sie in der Hl. Schrift und der Tra­di­ti­on nie­der­ge­legt ist und uns von der Kir­che vor­ge­legt wird. Dies ist gewis­ser­ma­ßen die offi­zi­el­le oder öffent­li­che Offen­ba­rung. Die­se ist seit dem Tod des letz­ten Apo­stels abge­schlos­sen.“ So lau­tet die tra­di­tio­nel­le Leh­re der katho­li­schen Kirche.

    Papst Bene­dikt XVI. fasst dies im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che (Kom­pen­di­um) unter Punkt 10 in einem Satz zusam­men: „Sie [=Pri­vat­of­fen­ba­run­gen] gehö­ren nicht zum Glaubensgut.“ 

    Nahe­zu alle „Bot­schaf­ten von unse­rer lie­ben Frau von Fati­ma“ stam­men von Schwe­ster Lucia dos San­tos, die für mich so etwas wie die Gre­ta Thun­berg der katho­li­schen Kir­che ist.

    Sie hat es geschafft, die tra­di­tio­nel­le Mari­en­ver­eh­rung aus der Zeit vor dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil (Mari­en­fi­gu­ren stets mit Chri­stus­kind!) durch eine „Fati­ma“ zu erset­zen, die kein Chri­stus­kind mehr trägt, son­dern Kom­man­dos und Befeh­le erteilt, bei deren Nicht­be­fol­gung schlimm­ste Kata­stro­phen gesche­hen werden.

    Viel­leicht soll­te man sich end­lich ein­mal wie­der auf ein ent­spann­tes, tra­di­tio­nel­les Ver­hält­nis zur Mut­ter Got­tes besinnen.

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