(Managua) Einem Medienbericht zufolge hat das sandinistische Regime Nicaraguas in einem Handstreich das Kleine Seminar (erzbischöfliches Gymnasium) der Erzdiözese Managua übernommen.
Der Erzbischof von Managua, Leopoldo José Kardinal Brenes, befindet sich gerade in Kolumbien, wo er in Bogotá an einer außerordentlichen Versammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM teilnimmt. Seine Abwesenheit wurde vom Ortega-Regime ausgenutzt, um eine neue Eskalationsstufe in der Kirchenverfolgung zu aktivieren.
Die vergangenen sechs Monate waren reich an repressiven Paukenschlägen. Zunächst wurde der Apostolische Nuntius des Landes verwiesen, dann trat ein Bischof in den Hungerstreik, weil er von der Regime-Polizei auf Schritt und Tritt überwacht wurde, und schließlich wurden die Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa von Kalkutta unter fadenscheinigem Vorwand vertrieben.
Neben dem erzbischöflichen Gymnasium soll auch das Colegio Padre Adolfo Kolping in Managua besetzt worden sein, das zu Kolping International gehört.
Bisher berichtete Articulo 66 über den Handstreich:
„Die Polizei des Regimes von Daniel Ortega hat am Donnerstagmorgen, dem 14. Juli, die Einrichtungen des Priesterseminars Nuestra Señora de Asunción der Erzdiözese Managua in der Stadt Masaya übernommen, wie eine anonyme Quelle dem Team von Artículo 66 mitteilte.“
Es werden Bestätigungen durch weitere Quellen abzuwarten sein. Die Asociación Adolfo Kolping Nicaragua, in deren Trägerschaft sich das Colegio Padre Adolfo Kolping befindet, gehört zu der langen Liste von Nichtregierungsorganisationen, die im März vom Regime verboten wurden. Dasselbe Schicksal hatte auch die Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa getroffen, die vor kurzem das Land verlassen mußten und nach Costa Rica abgeschoben wurden.
Von kirchlicher Seite gibt es noch keine Reaktion zu den Schulbesetzungen. Eine Reaktion gibt es hingegen zu den jüngst verhafteten Priestern. Die Diözese Granada rief die Gläubigen über Twitter dazu auf, trotz „aller Widrigkeiten“ die Hoffnung nicht zu verlieren. In der Diözese Granada wurden von den Sandinisten kürzlich zwei Priester verhaftet: Msgr. José Leonardo Urbina und Manuel Salvador García.
Eine Schlußfolgerung der außerordentlichen CELAM-Versammlung in Bogotá lautet: „zum Träumen eingeladen“. Die Kirche wäre wirklich „zum Träumen eingeladen“, falls sie denkt, mit dem sandinistischen Ortega-Regime ein leidliches Auskommen finden zu können. Besser wäre es, hellwach zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Articulo 66/Facebook (Screenshots)