(Manila) In der Erzdiözese der philippinischen Hauptstadt Manila wurde mit dem Bau eines Exorzismus-Zentrums begonnen. Es handelt sich weltweit um die erste Einrichtung dieser Art. Das Zentrum wird der Befreiung von Besessenheit dienen, wie es auf der Internetseite der Philippinischen Bischofskonferenz heißt.
Der Exorzismus ist ein besonderer Dienst, der mit dem Weihesakrament verbunden ist. Das Ritual der Teufelsaustreibung kann von Bischöfen und Priestern durchgeführt werden. Im überlieferten Ritus ist der Dienst des Exorzisten eine eigene Stufe der Niederen Weihen.
Nach heutiger Praxis darf ein Exorzismus, heute auch priesterlicher Befreiungsdienst genannt, nur mit bischöflicher Beauftragung durchgeführt werden. Der Bischof einer jeden Diözese sollte zumindest einen Priester mit dieser Aufgabe betrauen, was in vielen Bistümern aber nicht der Fall ist. Das Verhältnis mancher Kirchenmänner zum Exorzismus ist zwiespältig, nicht zuletzt wegen des oft spürbaren Unverständnisses eines ungläubigen Umfeldes. Darauf scheint auch Francisco Syquia, Priester und Direktor des Exorzismusbüros der Erzdiözese Manila, anzuspielen, wenn er sagt:
„Dieses Zentrum wird sich um jene kümmern, die Sklaven des Teufels sind. Das sind die Ärmsten der Armen, die im allgemeinen unterversorgt sind.“
Das neue Exorzismus-Zentrum auf den Philippinen wird den Namen Saint Michael Center for Spiritual Liberation and Exorcism tragen und ist im prestigeträchtigen Stadtteil Makati City der Hauptstadt Manila angesiedelt. Am 17. Mai erfolgte an der Bernardino Street Ecke Guadalupe Viejo die Grundsteinlegung durch Kardinal José Advincula, den Erzbischof von Manila.
Laut Francisco Syquia ist das Zentrum das Ergebnis von „sieben Jahren Gebet, Planung und Spendensammlung“. Es wird „das erste seiner Art in Asien, wenn nicht der Welt“ sein.
Als prägendes Symbol wird für das Exorzismuszentrum die Darstellung des Erzengels Michael verwendet, wie er sich im 5. Jahrhundert in Monte Sant’Angelo auf dem Gargano in Italien zeigte, dem heute ältesten Michaelsheiligtum der Welt.
Die Einrichtung wird die erzbischöfliche Kommission für außergewöhnliche Phänomene (Commission on Extraordinary Phenomena), das Exorzismusbüro der Erzdiözese Manila und die Stelle für Visionen und ungewöhnliche Phänomene (Ministry on Visions and Phenomena) beherbergen.
Sie wird zudem als Hauptsitz der Philippinischen Vereinigung der katholischen Exorzisten (Philippine Association of Catholic Exorcists) dienen, die der Philippinischen Bischofskonferenz unterstellt ist und der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (AIE) angehört, die 1992 unter anderem vom bekannten, bereits verstorbenen Exorzisten P. Gabriele Amorth, damals Hauptexorzist der Diözese Rom, gegründet wurde. Seit 2014 ist die AIE vom Vatikan als kanonisches Rechtssubjekt anerkannt.
Eine Anmerkung am Rande
Das Exorzismusbüro der Erzdiözese Manila veröffentlichte auf Facebook mehrere Fotos von der Grundsteinlegung. Für die offiziellen Medienbilder tragen Kardinal Advincula und seine Assistenten eine typische Corona-Maske, für andere Fotos, offenbar privater Natur, aber keine. Dieses zwiespältige Verhalten spiegelt die Funktion der Maske als Gehorsamsfetzen wider, die keinem epidemiologischen, sondern einem theatralischen Zweck mit psychologischer Wirkung der Gehorsamseinübung dient.
Spitz formuliert könnte auch die Frage in den Raum gestellt werden, wie es sein könne, daß man es mit dem Teufel aufnimmt, aber zugleich (gehorsamst) Angst vor einem Schnupfen mimt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Archdiocese of Manila Office of Exorcism/Facebook (Screenshots)