![Wer Sturm sät, erntet was? Der "Klartext" eines gewesenen Generalvikars. Wer Sturm sät, erntet was? Der "Klartext" eines gewesenen Generalvikars.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2022/05/Sturm-im-Wind-1-997x438.jpg)
Von einer Katholikin
„Können nicht auch verheiratete Männer und Männer, die mit einem Mann zusammenleben, zugelassen werden?“, fragte Andreas Sturm, bis vor kurzem Generalvikar des Bistums Speyer, in einem Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ vom 16. Mai. Auch er selbst habe schon Beziehungen gehabt und den Zölibat verletzt. Unter anderem davon schreibe auch er in seinem noch unveröffentlichten Buch „Ich muss raus aus dieser Kirche. Weil ich Mensch bleiben will“.
Mißbrauch, Frauenpriestertum, Zölibat und Segnungsfeiern für Homosexuelle nennt er als Hauptthemen bei seiner Entscheidung für den Kirchenaustritt. Warum er dann zu den Altkatholiken gehen wolle und nicht zu den Protestanten, wird er gefragt. Für ihn ist das klar. Er schätze die Protestanten sehr, vermisse aber dort die liturgische Gestaltung: „Ich brauche gar nicht viel Weihrauch, aber hin und wieder habe ich das schon ganz gerne. Da bin ich sehr katholisch.“ Sehr katholisch, nota bene.
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Einige Tage zuvor, am 13. Mai, hatte Bischof Wiesemann bekanntgegeben, seinen Generalvikar auf dessen Gesuch umgehend, „wenn auch mit großem Bedauern“, von seinem Amt entpflichtet zu haben. Ebenso habe Andreas Sturm, seit 2018 Generalvikar der Diözese Speyer, ihm mitgeteilt, daß er aus persönlichen Gründen aus dem Dienst unserer Diözese ausscheiden werde. Er „habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann.“ Er besitze keine Kraft mehr, die Hoffnung, die in den Synodalen Weg gesetzt werde, mitzutragen, weil er sie verloren habe.
Andreas Sturm ist sicher kein „Riesenverlust“ für die römisch-katholische Kirche und sein „spektakulärer Schritt“ und sein Buch werden diese nicht verändern, auch wenn das der Herder-Verlag in der Buchankündigung schreibt.
Bischof Bätzing und Kollegen mögen sich bei der Lektüre des Buches in den angekündigten Vorschlägen für eine „zukunftsfähige Kirche“ wiederfinden und müssen gleichzeitig froh sein, daß Bischof Wiesemann den Pessimismus seines vormaligen Generalvikars nicht teilt und sich weiter für das „Gelingen des Synodalen Weges“ und eine „menschenfreundliche, geschlechtergerechte und angstfreie Kirche“ starkmacht.
Andreas Sturm hingegen verläßt die reformunfähige, menschenfeindliche Kirche, die ihm alle Kraft geraubt hat und in der er nicht Mensch bleiben konnte. Er bricht zu neuen Ufern auf. „Aber meine Träume von Veränderung müssen ja auch nicht die Veränderung der römisch-katholischen Kirche sein“, orakelt er in seinem Rücktrittsgesuch.
„Ich kenne kein Gerücht, daß Andreas Sturm irgendetwas mit einer Frau hat“, beeilte sich SWR-Kirchenexperte Ulrich Pick einer möglichen Journalistenfrage zuvorzukommen. Den Interpretationsspielraum hat er dabei vermutlich nicht intendiert. Nun denn.
In einer Beziehung zu leben, könne er sich vorstellen, aber das sei „zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschlaggebend“, verkündet Sturm ein paar Tage später. Nicht „ausschlaggebend“. Nun denn.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist ihm offensichtlich tatsächlich erst einmal sein Buch wichtig, das nun ja auch in aller Munde ist. Dieser Befreiungsschlag nach jahrelangem persönlichem Ringen um die Kirche hat aber auch wirklich ein verflixt gutes Timing. Zuerst der Rücktritt und mediale Aufmerksamkeit, dann ein paar Tage später als Nachschlag das Zölibatsbruchgeständnis und die Buchankündigung für Mitte Juni, und das auch noch am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT). Das als Zufall zu sehen mag nicht recht gelingen. Mit der Segnung homosexueller Paare hatte sich Andreas Sturm im vergangenen Jahr ausdrücklich gegen Rom positioniert, was auch sein Verlag besonders hervorhebt.
Bei Amazon hat es der Titel jedenfalls schon vor Erscheinen auf Platz 1 im Bestseller-Rang bei „LGBTQ+ und homosexuelle Partnerschaften“ geschafft.
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