(Rom) Beobachter registrieren verwundert die Annäherung der Kirche an die globalistische Agenda. In den vergangenen Jahren wurde ein Staatskirchentum des 21. Jahrhunderts erkennbar. Hohe Kirchenvertreter reden vermehrt über Politik und machen sich zum Sprachrohr der Regierung. Wer denkt, es handle sich dabei um unglückliche Zufälle, irrt sich. Unter Papst Franziskus zeigt sich darin vielmehr System. Jüngstes Beispiel: Der Avvenire, die Tageszeitung der italienischen Bischöfe, feiert den Club of Rome und seinen vor 50 Jahren veröffentlichten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“.
Der Club of Rome
Der Club of Rome wurde 1968 nach einem Treffen von David Rockefeller mit Aurelio Peccei (1908–1984), Fiat-Manager und Vorstandsvorsitzender von Olivetti und Italconsult, gegründet. Peccei gehörte zu den Architekten der transatlantischen Nachkriegspolitik in Italien. Er war allerdings nur ein Angestellter, was auch der Grund sein dürfte, weshalb er Gründer und Vorsitzender des Club of Rome wurde.
Pecceis Familiengeschichte verliert sich in einem Nebel. Aurelio Peccei schildert in seinem Buch „Die Qualität des Menschen. Plädoyer für einen neuen Humanismus“, das 1977 auch auf deutsch erschienen ist, daß seine Familie aus Ungarn stamme und in mehreren Etappen über Kroatien, Dalmatien und Venetien nach Turin gelangt sei. Sein Vater, Roberto Peccei, war Rechtsanwalt. Der Sohn rühmt ihn als einen „der ersten Sozialisten“ Turins. Eine Stadt, in der, so Aurelio Peccei, ein „reifer Sozialismus“ entstanden sei, wie er auch „die Kommunistische Partei Italiens auszeichne“.
1930 promovierte Peccei an der Universität Turin in Wirtschaftswissenschaften mit einer Arbeit über „Die neue Wirtschaftspolitik Lenins“. An der Sorbonne gewann er dann eine Reise in die Sowjetunion und wurde von FIAT mit den Beziehungen des Autokonzerns zur UdSSR beauftragt. Nach dem Krieg kam er für FIAT in Lateinamerika zum Einsatz. Ab 1965 setzte er allerdings seine Aufgabe in der Sowjetunion fort und errichtete in Togliattigrad (so wurde die Stadt Stawropol-Wolschskij 1964 nach Palmiro Togliatti, einem langjährigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Italiens, umbenannt) einen großen Industriekomplex. Mehr noch, er hielt Vorträge, in denen er der Sowjetunion „Empfehlungen“ zur Ressourcennutzung und Industrialisierung gab.
Der überzeugte Antifaschist Peccei war Freimaurer und ein persönlicher Freund des Kommunisten Altiero Spinelli, eines Gründervaters der EU, dessen Ziele eines vereinigten Europas Peccei unterstützte. Peccei gehörte ebenso zu den Verfechtern neomalthusianischer Theorien, weshalb es zum Treffen mit Rockefeller kam. Die Konsequenz des Treffens war die Gründung des Club of Rome zur Durchsetzung der neomalthusianischen These einer notwendigen Bevölkerungsreduzierung. Zusammen mit McGeorge Bundy von der Ford Foundation initiierte Peccei einige Jahre später die Gründung des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) mit Sitz in Laxenburg bei Wien, einer ebenfalls neomalthusianischen Einrichtung. Bei Wikipedia liest sich diese Gründung so:
„Am 4. Oktober 1972 fand ein Treffen zwischen Vertretern der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten und 10 weiterer Länder aus dem Ost- und Westblock an der Royal Society in London statt, bei dem die Gründungscharta des IIASA unterzeichnet wurde. Dies war der krönende Höhepunkt der sechsjährigen Bemühungen von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, und dem Ministerpräsidenten der UdSSR, Alexei Kossygin.“
Peccei und die Ford Foundation finden bei Wikipedia keine Erwähnung, immerhin gibt es aber für aufmerksame Augen unter „Literaturhinweis“ einen Verweis auf den Club of Rome.
Der Club of Rome wurde zu einem zentralen Instrument, um das Märchen von der Überbevölkerung zu verbreiten. Als erste Aktion legte der Club 1968 das Buch des US-Biologen Paul R. Ehrlich „The Population Bomb“ vor. Das Buch Ehrlichs und die vier Jahre später folgende Veröffentlichung „Die Grenzen des Wachstums“ waren die Manifeste der Neomalthusianer, die die längst widerlegten Bevölkerungsthesen des Engländers Thomas Robert Malthus (1766–1834) aufgriffen. Beide Publikationen wurden zu Bestsellern, was wenig verwundert, angesichts des stillschweigend agierenden, aber massiven Netzwerks, das sie bewarb. Wie sonst hätte es die Gründung eines in Italien angesiedelten Clubs oder seine Veröffentlichungen, ob 1968 oder 1972, in die Hauptnachrichten des deutschen Fernsehens geschafft.
Wie schon Malthus wurden auch Ehrlich und der Club of Rome durch die Fakten auf ganzer Linie widerlegt. Sie rückten dennoch nicht von ihrem Anliegen ab und die sie fördernden Politiker und Medienvertreter verhindern bis heute ihre öffentliche Entlarvung. Katholisches.info schrieb am 17. Januar 2017 zu Ehrlichs Buch:
„Darin breitete der Biologe Katastrophenszenarien durch eine Bevölkerungsexplosion aus, die Angst und Schrecken vor der eigenen Fortpflanzung unter den Menschen, vor allem im Westen, auslösten. Ehrlichs Theorien fielen zusammen mit der Einführung der Verhütungspille und der Sexuellen Revolution, die eine Entkoppelung von Geschlechtsakt und Fortpflanzung propagierte. Seine These von einer Überbevölkerungskatastrophe, die zur tödlichen Bedrohung für die Menschheit werde, lieferte die willkommene, anscheinend vernünftige Untermauerung der Fortpflanzungsverweigerung. Medien, Intellektuelle und Kulturschaffende propagierten eine Pflicht zur Geburtenkontrolle. Verhütung, Abtreibung und Sexuelle Revolution erhielten den Anstrich einer moralisch „guten“ Tat zum Wohle der Menschheit und des Planeten. Als Beispiel für die Vernetzung und Förderung seiner Thesen soll der Hinweis genügen, daß dem Club of Rome 1973 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde, der ansonsten ausnahmslos Einzelpersonen zuerkannt wurde.“
2017 durfte Paul R. Ehrlich, der Barde der Abtreibungs- und Verhütungs-Agenda, sogar im Vatikan referieren. Für viele Katholiken war das ein Schock. So weit war unter Papst Franziskus die Vernetzung mit den lebensfeindlichen Kräften bereits fortgeschritten. Katholisches.info schrieb zu Ehrlichs Einladung in den Vatikan:
„Ehrlichs 68er-Prognose lautete, daß Hunderte Millionen Menschen in absehbarer Zeit an Hunger sterben würden, daß das Massensterben 1970 einsetzen werde, daß bis 1990 die Hälfte der Bevölkerungen der USA, Indiens und Chinas wegen Nahrungsmangel tot sein werde. Großbritannien werde bis 2000 ganz zu existieren aufhören. Die Haltlosigkeit von Ehrlichs Behauptungen bedürfen im Jahr 2016 keines Beweises. Der Vorzeigebiologe disqualifizierte sich auf ganzer Linie. Keine seiner Prognosen bewahrheitete sich auch nur ansatzweise. Das genaue Gegenteil trat ein. Die Weltbevölkerung wuchs von 3,5 Milliarden Menschen im Jahr 1968 auf fast 7,5 Milliarden heute. Gleichzeitig halbierte sich die Zahl der Armen.“
Das verwirrte Lob
1972 noch undenkbar: Im Mai 2022 werden der Club of Rome und das Manifest seiner neomalthusianischen Ideologie sogar von der Tageszeitung der italienischen Bischöfe gefeiert. Es geht um eine Ideologie, die mitverantwortlich ist für die Tötung von mehreren hundert Millionen Menschen.
„Aber weiß jemand bei der Bischofskonferenz, was der Avvenire veröffentlicht? Und die über ganz Italien verstreuten Bischöfe, die sich dieser kulturellen Abweichung bewußt sind, warum verlangen sie keine Rechenschaft?“, fragt sich Riccardo Cascioli, Chefredakteur der Nuova Bussola Quotidiana.
Der Avvenire vertritt dabei die offizielle Agenda, wie sie von Franziskus in der Kirche salonfähig gemacht wurde. Das Spektrum reicht von der Gender-Ideologie über die LGBT-Agenda bis zu einem extremen „Klimaschutz“. Um es mit Cascioli zu sagen:
„Alles, was politisch korrekt ist, wird offen unterstützt.“
„Nichts sollte eigentlich mehr überraschen“, so der NBQ-Chefredakteur, dennoch sei er am 10. Mai „fassungslos“ gewesen, als er die Seite 3 des Avvenire aufgeschlagen hatte. Die Zeitung der Bischöfe feierte pompös den Club of Rome.
Anläßlich des 50. Jahrestages seiner Veröffentlichung legte der Club of Rome an jenem Tag in Mailand eine Fortsetzungsschrift mit dem Titel „Limits and Beyond“ („Grenzen und darüber hinaus“) vor. Als Rednerin der Buchvorstellung trat Daniela Padoan auf, die Vorsitzende von Laudato si‘, einer Mailänder Vereinigung, die mit der Veröffentlichung der gleichnamigen Enzyklika von Papst Franziskus entstanden ist. Auch hier zeigen sich die neuen Vernetzungen.
Auf die Frage, warum es skandalös ist, den Club ob Rome zu feiern, antwortet Cascioli:
„Ganz einfach deshalb, weil ‚Die Grenzen des Wachstums‘ auf der neomalthusianischen Ideologie beruht. Deren Vertreter sind die Nachkommen der eugenischen Gesellschaften des frühen 20. Jahrhunderts, die in der angelsächsischen Welt und im nördlichen Europa sehr erfolgreich waren und das Bevölkerungswachstum als die größte Bedrohung für die Welt ansehen. ‚Die Grenzen des Wachstums‘ ist in einem kulturellen Klima entstanden, das bereits durch Bücher und eindringliche geburtenfeindliche Kampagnen vorbereitet worden war.“
Der Bericht des Club of Rome ging 1972 noch einen Schritt weiter als Ehrlichs Katastrophenszenarien von 1968, sofern das Bevölkerungswachstum nicht sofort gestoppt werde. „Die Grenzen des Wachstums“ erhob den Anspruch, eine streng wissenschaftliche Abhandlung zu sein und zum ersten Mal die Probleme der Welt aus einer globalen Perspektive zu betrachten und auf ihre Verflechtung hinzuweisen.
„Man könnte sagen, daß dieses Buch in gewisser Weise der Vater der globalistischen Ideologie war“, so Cascioli.
Die menschenfeindliche Agenda wurde gleich auf den ersten Seiten des Buches offengelegt: Diese Studie „zielt darauf ab, die physikalischen Grenzen und Zwänge für die Vermehrung der Menschheit und ihre materielle Aktivität auf unserem Planeten klar zu definieren“ (S. 19). Daraus ergibt sich für die Autoren die Schlußfolgerung: „Das größte Hindernis auf dem Weg zu einer gerechteren Verteilung der Ressourcen der Erde ist die Vermehrung der Bevölkerung“ (S. 142), daher die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht durch eine Verpflichtung zu einer globalen Politik zu finden, die „natürlich den Verzicht auf bestimmte Freiheiten wie die, unkontrolliert viele Kinder in die Welt zu setzen oder die verfügbaren natürlichen Ressourcen hemmungslos zu verbrauchen, erfordern wird“ (S. 143).
Darum geht es seit 50 Jahren. Darauf zielen Abtreibungs- und Verhütungsagenda, Migrations- und Klima-Agenda und auch so mancher Krieg ab, und vor allem kontrollierte und provozierte Wirtschaftskrisen in den Industriestaaten, die sich als taugliches Instrument erwiesen haben, die Staaten im Sinne dieser Hintermänner umzubauen. Eine solche künstliche Krise war die Corona-Pseudopandemie. Eine solche provozierte Wirtschaftskrise erlebt der Westen auch derzeit unter dem scheinheiligen Verweis auf die russische Ukraine-Politik.
Es gibt Stimmen, die auch die Corona-Impfungen als Teil des neomalthusianischen Programms lesen. Obwohl sich in einer Reihe von westlichen Staaten eine Übersterblichkeit erkennen läßt, die von Regierungen und Medien verschleiert wird, ist das „große Sterben“ bisher allerdings ausgeblieben. Aufmerksamkeit verdienen derzeit vor allem Hinweise auf Unfruchtbarkeit nach der Corona-Impfung.
Die Vorschläge, die der Club of Rome „streng wissenschaftlich“ vorlegte, stimmen in Wirklichkeit mit jenen der großen US-Stiftungen überein, die seit vielen Jahrzehnten Einfluß auf politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bereiche nehmen.
Im Blindflug unterwegs
Beim Avvenire dürfte niemand auch nur eine Zeile der Club-of-Rome-Publikationen gelesen haben, auch nicht die Rede von Daniela Padoan, die „die ideologischen Torheiten des Club of Rome aufgriff“, so Cascioli.
In der Tat wiederholte Padoan das Märchen, die Welt sei „überbevölkert“. Schlimmer noch, der Mensch wurde von ihr, wie man es von den Klima-Fanatikern um Greta Thunberg kennt, zum großen Feind des Abstraktums Planet erklärt. Padoan sagte am Dienstag, die Menschen würden „wie Termiten den ganzen Raum, die ganze Vielfalt, das ganze uncodierte Leben verschlingen“.
Im Märchenstil geht es in ihrer Rede weiter. In den 50 Jahren seit 1972 hätten die Menschen „den Anstieg der globalen Temperaturen, das Abschmelzen der Gletscher, die fortschreitende Versteppung und Abholzung des Planeten weiter miterlebt, bis wir von einem Virus befallen wurden, der aus der Erosion natürlicher Lebensräume und der Ausdehnung von Megastädten resultiert, und in einen unvorstellbaren europäischen und globalen Konflikt um die Hortung von Ressourcen verwickelt sind“.
Dabei handelt es sich um faktenfreie Einordnung des SARS-CoV-2-Virus und der von ihm verursachten Pseudopandemie. Wie Thunberg und andere Ideologen plappert auch Padoan über Dinge, von denen sie nichts zu verstehen scheint. Als „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht wurde, gab es bereits eine vergleichbare Klima-Hysterie, die zwar anders genannt wurde, aber für ihre Zeit nicht minder professionell war. Damals wurde allerdings den Menschen Angst vor einer drohenden Abkühlung gemacht. Es wurden bevorstehende Katastrophen durch eine neue Eiszeit prophezeit, also das genaue Gegenteil dessen, was wir nun seit 20 Jahren als Klima-Narrativ zu hören bekommen. Zwischendurch gab es auch noch die Ozonlöcher und weitere Stichwörter, die jeweils nach demselben Drehbuch dazu dienten, Panik zu erzeugen mit dem Ziel, eine bestimmte politische Agenda durchzusetzen.
Padoans Behauptung – welcher Spin-Fabrik sie entsprungen ist, werden wir wohl nie erfahren –, daß Covid-19 das Ergebnis einer „Lebensraumerosion“ und der Ukrainekonflikt auf „Ressourcenknappheit“ zurückzuführen sei, gehört, um es mit Cascioli zu sagen, „ins Genre des Wahnsinns“.
Seit der Gründung des Club of Rome 1968 und der Veröffentlichung der „Grenzen des Wachstums“ sind, was zur Kenntnis zu nehmen ist, dieselben Kräfte aktiv. Die Namen der Personen haben sich teilweise geändert, doch die finanzkräftigen Organisationen, also jene, die im Dunkeln sind, sind dieselben geblieben. Es kamen neue hinzu und ihr Einfluß hat sich erheblich ausgeweitet. In manchen Fällen ist die neue Generation in die Fußstapfen der Väter getreten, wie es bei Bill Gates der Fall ist, dessen Vater bereits Neomalthusianer und Vorstandsmitglied des Abtreibungskonzerns Planned Parenthood war. Die Rockefeller Foundation ist schon seit 109 Jahren im Bereich der Eugenik und Bevölkerungskontrolle aktiv, die Ford Foundation immerhin seit 86 Jahren, um zwei führende Akteure zu nennen.
Wahnsinn ist vor allem, daß der Avvenire, die Zeitung der Bischöfe, einer Ideologie zujubelt, die allen Ernstes die Ausrottung der Menschheit will. Das „ist in der Tat beunruhigend“, so Cascioli. Die Bischöfe als Eigentümer der Zeitung schweigen zur Verbreitung einer antichristlichen und menschenfeindlichen Agenda. Das Gift der Kultur des Todes wird heute auch aus kirchlichen Medien verspritzt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/MiL