Franziskus verbringt den Gründonnerstag im Gefängnis von Civitavecchia

Besuch bei Benedikt XVI. zum 95. Geburtstag


Papst Franziskus zieht sich am heutigen Gründonnerstag für die Liturgie in das Gefängnis von Civitavecchia zurück.
Papst Franziskus zieht sich am heutigen Gründonnerstag für die Liturgie in das Gefängnis von Civitavecchia zurück.

(Rom) Papst Fran­zis­kus besuch­te gestern Bene­dikt XVI., um sei­nem Vor­gän­ger zu des­sen bevor­ste­hen­dem 95. Geburts­tag zu gra­tu­lie­ren. Zugleich wur­de bekannt, wohin sich das Kir­chen­ober­haupt der heu­ti­gen öffent­li­chen Zele­bra­ti­on des Grün­don­ners­tags ent­zieht, und sei­ne Pasto­ral­rei­se in den Liba­non bestätigt.

Besuch von Benedikt XVI. zum 95. Geburtstag

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Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt publi­zier­te den Besuch im Klo­ster Mater Eccle­siae, die Fran­zis­kus nütz­te, um Bene­dikt XVI. auch sei­ne Oster­wün­sche zu überbringen.

Kurz nach 18 Uhr begab sich das regie­ren­de Kir­chen­ober­haupt in die Vati­ka­ni­schen Gär­ten. Bene­dikt XVI. wird am Kar­sams­tag sein 95. Lebens­jahr voll­enden. Er wur­de am 16. April 1927 im ober­baye­ri­schen Marktl am Inn gebo­ren. Von 2005 bis 2013 regier­te er als 265. Papst. Sei­ne Amts­zeit war deut­lich kür­zer als die Lebens­span­ne seit sei­nem Amts­ver­zicht. Da ein Papst auf Lebens­zeit gewählt wird, ist er einer von nur drei Nach­fol­gern des Petrus, die frei­wil­lig ihr Pon­ti­fi­kat auf­ge­ge­ben haben, davon er als ein­zi­ger aus Altersgründen.

Gründonnerstag im Gefängnis

Am heu­ti­gen Grün­don­ners­tag ent­zieht sich Papst Fran­zis­kus wie schon alle Jah­re zuvor sei­ner Diö­ze­se. An die­sem ersten hei­li­gen Tag des Tri­du­um Pascha­le gedenkt die Kir­che der Ein­set­zung des Prie­ster­tums und der Eucha­ri­stie durch Chri­stus beim Letz­ten Abend­mahl. Die hei­li­ge Lit­ur­gie in der Late­ran­ba­si­li­ka, der Kathe­dra­le des Bischofs von Rom, wird stell­ver­tre­tend für Fran­zis­kus Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis zelebrieren.

Fran­zis­kus setzt das syste­ma­ti­sche Unsicht­bar­ma­chen der Ein­set­zung die­ser Sakra­men­te fort, obwohl sie kon­sti­tu­tiv für die Kir­che sind und von moder­ni­sti­scher Sei­te am stärk­sten ange­fein­det wer­den. Wie schon in den Vor­jah­ren seit 2013 wird der Ort, an den sich Fran­zis­kus statt­des­sen begibt, bis zuletzt geheim­ge­hal­ten. Wäh­rend der Vati­kan sich noch nicht dazu äußer­te, ver­öf­fent­lich­te die Lokal­zei­tung La Pro­vin­cia di Civi­ta­vec­chia in ihrer gest­ri­gen Aus­ga­be, daß der Papst das dor­ti­ge Gefäng­nis besu­chen wird. Die Zei­tung berief sich dabei auf den Lei­ter der ita­lie­ni­schen Gefäng­nis­seel­sor­ge Don Raf­fae­le Grimaldi.

Die Hafen­stadt Civi­ta­vec­chia liegt rund 60 Kilo­me­ter nord­west­lich von Rom. In ihr wur­de der hei­li­ge Cor­ne­li­us ein­ge­ker­kert, der von 251 bis 253 als 21. Papst den Stuhl Petri inne­hat­te. Kai­ser Gal­lus ließ ihn im Zuge der Chri­sten­ver­fol­gung ver­haf­ten. Cor­ne­li­us starb in der Gefangenschaft.

In Civi­ta­vec­chia soll eine Mari­en­sta­tue seit 1995 vier­zehn­mal Blut geweint haben, wor­über sich Johan­nes Paul II. genau infor­mie­ren ließ und mehr­mals inko­gni­to die Mari­en­sta­tue auf­such­te. Von Papst Fran­zis­kus ist ein sol­ches Inter­es­se nicht bekannt.

Das Gefäng­nis, das Fran­zis­kus auf­su­chen wird, liegt sie­ben Kilo­me­ter nörd­lich der Stadt. Es ist ein Neu­bau, der 1992 auf einer Flä­che von zwei Hekt­ar errich­tet wur­de. In ihm sind der­zeit 465 Gefan­ge­ne ein­ge­sperrt. Wegen der angeb­li­chen Coro­na-Pan­de­mie dür­fen sie laut Anga­ben der Inter­net­sei­te des Justiz­mi­ni­ste­ri­ums seit dem Früh­jahr 2020 kei­nen per­sön­li­chen Besuch emp­fan­gen. Ob sich Fran­zis­kus für die Gefan­ge­nen ein­set­zen wird?

In der Justiz­voll­zugs­an­stalt lei­sten 222 Beam­te der Gefäng­nis­po­li­zei und 39 Zivil­an­ge­stell­te ihren Dienst. Das alte Gefäng­nis in der Stadt wird heu­te als Frau­en­ge­fäng­nis genützt. Es ist nach Giu­sep­pe Pas­se­ri­ni benannt, einem Beam­ten der Gefäng­nis­po­li­zei, der dort 1974 im Dienst von einem flüch­ten­den Straf­ge­fan­ge­nen erschos­sen wur­de, der wegen Raub­mor­des eine lebens­lan­ge Haft­stra­fe zu ver­bü­ßen hat­te. Der Beam­te war ver­hei­ra­tet und Vater von zwei unmün­di­gen Kin­dern. Der Täter, dem die Flucht gelang, wur­de kurz dar­auf bei einem Schuß­wech­sel mit der Poli­zei getötet.

Eine Grup­pe von Gefan­ge­nen, Beam­ten und Ange­stell­ten wer­den heu­te der Lit­ur­gie durch Fran­zis­kus bei­woh­nen. Zwölf Aus­er­wähl­ten wird der Papst dabei die Füße waschen. In der Ver­gan­gen­heit wusch er auch Anders­gläu­bi­gen, beson­ders mus­li­mi­schen Ein­wan­de­rern und Gefan­ge­nen, die Füße und spen­de­te ihnen die Kom­mu­ni­on. Die ent­spre­chen­den Infor­ma­tio­nen wur­den vom Vati­kan nie dementiert.

Pastoralreise in den Libanon bestätigt

Inzwi­schen wur­de der Besuch im Liba­non bestä­tigt. Gestern berich­te­te die natio­na­le liba­ne­si­sche Pres­se­agen­tur NNA, daß der vati­ka­ni­sche Außen­mi­ni­ster, Erz­bi­schof Richard Paul Gal­lag­her, in einem Brief dem liba­ne­si­schen Par­la­ments­prä­si­den­ten Nabih Ber­ri mit­teil­te, daß Papst Fran­zis­kus am 12. und 13. Juni den Liba­non besu­chen wird. Ber­ri ist Schii­te und Vor­sit­zen­der der Amal-Bewe­gung.

Ob es dabei zu einer Begeg­nung mit dem rus­sisch-ortho­do­xen Patri­ar­chen von Mos­kau kom­men wird, wie es hin­ter den Kulis­sen ange­strebt wird, ist der­zeit nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Goog­le Maps (Screen­shot)

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