
In Civitavecchia soll eine Marienstatue 1995 vierzehnmal Blut geweint haben. Was geschah wirklich in Civitavecchia? Und was sagt die Kirche dazu? Ein Gespräch mit dem Kapuzinerpater Flavio Ubaldi, der als Theologe das Phänomen untersuchte und als bester Kenner des Falls gilt.
Die Marienstatue, die menschliches Blut weinte, ist ein Phänomen; ernste Botschaften über die Macht des Teufels und seinen Kampf gegen die Familie, über die Apostasie in der Kirche und über die Gefahren eines Dritten Weltkrieges sind ein zweites Phänomen.
Die Nachricht von der blutenden Marienstatue zog naturgemäß das Medieninteresse an und führte zu beachtlichen Menschenströmen, die aus aller Welt in die kleine Hafenstadt nordwestlich von Rom kommen.
Die Fakten
Vom 2. Februar bis 15. März 1995 ereigneten sich die Bluttränen. Entdeckt hatte sie als erste die damals noch keine sechs Jahre alte Jessica im Garten ihres Elternhauses. Dort hatte der Vater eine kleine Mariengrotte errichtet. Jessica ist die Tochter der Familie Gregori aus Civitavecchia, der die Statue gehörte. Die Familie ahnt noch nicht, was alles auf sie zukommen sollte.
„In jenem Jahr und in den folgenden Jahren“ ist Jessica nach ihren Angaben 92 mal die Gottesmutter Maria erschienen und teilte ihr Botschaften mit. Die Botschaften betreffen drei Themen: die Menschheit, die Kirche und den Klerus und schließlich die Familie. Die Gottesmutter trug dem Kind auf, sie solle die Botschaften dem Bischof mitteilen, aber nur ihm. Nur ihm stehe es zu, zu entscheiden, was davon öffentlich bekanntgemacht werden soll. Der Bischof entschied, nur die Botschaften über die Menschheit zu veröffentlichen.
Bischof der Diözese Civitavecchia-Tarquinia war damals Msgr. Girolamo Grillo. Er war 1986 von Papst Johannes Paul II. ernannt worden. 2006 wurde er im 77. Lebensjahr von Papst Benedikt XVI. emeritiert. Im August 2016 ist er hochbetagt gestorben.
In zahlreichen Publikationen, so auch auf Wikipedia, heißt es, die Kirche habe über das Phänomen noch nicht entschieden oder negativ entschieden. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Bischof Grillo setzte eine Untersuchungskommission ein, der Experten unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen angehörten. Auf der Grundlage ihres Berichts erkannte er den übernatürlichen Charakter der Bluttränen weinenden Gottesmutter an.
Er selbst, der anfangs skeptisch war, wurde am 15. März 1995 Zeuge der letzten Bluttränen. Um jede Manipulation auszuschließen, hielt er die Marienstatue zu diesem Augenblick selbst im Arm.

Die Rechtslage
Trotz der bischöflichen Anerkennung heißt es, aber Rom habe noch nicht entschieden, weshalb die Frage offen sei. Dieselbe Argumentation findet sich auch im Zusammenhang mit Medjugorje, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Das entspricht aber in beiden Fällen nicht den kirchenrechtlichen Bestimmungen.
Die Kirche kennt zu solchen Phänomen keinen Instanzenweg, bei dem ein rechtskräftiges Urteil erst dann vorliegt, wenn ein gefälltes Urteil von allen Seiten angenommen oder letztinstanzlich entschieden wurde. Dem liegt die irrige Vorstellung zugrunde, eine Entscheidung über ein Erscheinungsphänomen könne nur Rom treffen. Dem ist aber nicht so. Das Kirchenrecht, wie zuletzt 1978 bestätigt, weist die Zuständigkeit dem Ortsbischof zu. Die Marienerscheinungen von Lourdes zum Beispiel wurden vom Diözesanbischof anerkannt. Rom hat nie dazu Stellung genommen. Das muß es auch nicht.
Zu Medjugorje wurde vom Ortsbischof ein negatives Urteil abgegeben. Es liegt seither eine rechtsgültige Entscheidung vor, die solange in Kraft bleibt, bis sie durch ein anderslautendes Urteil des Ortsbischofs oder Roms aufgehoben wird.
Zu Civitavecchia wurde vom Ortsbischof ein positives Urteil abgegeben. Auch dabei handelt es sich um eine rechtsgültige Entscheidung, die solange gilt, bis sie durch ein anderes, rechtmäßiges Urteil ersetzt wird.
Die beiden genannten Phänomene stehen übrigens in einer Verbindung zueinander. Die Marienstatue stellt die Königin des Friedens dar. Die christliche Verehrung Mariens als Königin läßt sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Die älteste Darstellung von Maria Königin, die in Rom bekannt ist, ist ein Mosaik in der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore. Sie zeigt Maria als Königinmutter auf einem Thron sitzend und stammt aus dem Jahr 434. Als Herrscherin und Friedensbringerin wird sie in Konstantinopel seit dem 7. Jahrhundert verehrt. Die Verehrung als Königin des Friedens nahm ihren Ausgang von Paris nach der für die Christen siegreichen Schlacht von Lepanto 1571. Ihre Anrufung durch eigene Gebete wurde selbstverständlich. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges führte Papst Benedikt XV. diese Anrufung 1917 auch in die Lauretanische Litanei ein.
Die Marienstatue von Civitavecchia stammt aus Medjugorje. Im September 1994 hatte sie Don Pablo Martin Sanguiao, der aus Spanien stammende Pfarrer von Sant’Agostino in Civitavecchia, dort gekauft und der Familie Gregori geschenkt. Die Gipsfigur stammt aus der Produktion des Kroaten Stjepan Vlaho. Vor dem Bosnienkrieg, in dem er als Soldat der Armee der Kroaten in der Herzegowina und in Bosnien (HVO) kämpfte, war er LKW-Fahrer. Anschließend nahm er die Produktion von Marienstatuen auf.
Frau Gregori verehrt das Herz Jesu und wünschte sich eigentlich eine Herz-Jesu-Statue. Da in ihrer Heimatstadt keine zu bekommen war, bat das Ehepaar den Pfarrer, ob er ihnen eine mitbringen könnte. Als er kurz darauf in Medjugorje ist, versucht er dort eine zu erhalten, kann aber keine finden. Deshalb bringt er eine Marienstatue mit und sagt den Gregoris: „Es ist immerhin die Mutter“.
„Ein Fingerzeig Gottes“
Der Kapuzinertheologe Flavio Ubaldi war stellvertretender Vorsitzender der Diözesankommission, die das Phänomen der Bluttränen weinenden Marienstatue zu untersuchen hatte. Die Kommission bestand aus elf Fachleuten, von denen zwei vom Vatikan ausgewählt wurden. Costanza Signorelli fragte ihn für die Nuova Bussola Quotidiana, wie das damals war vor 25 Jahren:
„Die Kommission traf sich wiederholt und führte eine Reihe von Erhebungen und Untersuchungen zu diesem Fall durch. Damit konnte jede Form eines Mechanismus, einer Manipulation oder äußeren Zuführung ausgeschlossen werden. Nun: Sieben von elf Mitgliedern kamen zum Schluß, daß das Phänomen nicht auf natürliche Weise erklärt werden kann. Drei Mitglieder sprachen sich für einen Aufschub einer Entscheidung aus. Nur ein Mitglied äußerte eine gegenteilige Meinung.“
Alle Meinungen wurden dem Bischof in einem abschließenden Bericht vorgelegt, da die Kommission ihn bei seiner Entscheidung unterstützen sollte. Aufgrund des Berichts sah sich Bischof Grillo in seiner Überzeugung bestätigt. „Er hatte damit alle Voraussetzungen, eine Entscheidung zu treffen“, so P. Ubaldi. Der Bischof tat das 2005 durch die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts. Damals schrieb der Mariologe Stefano De Fiores:
„Civitavecchia ist ein Fingerzeig Gottes“.
Bischof Grillo führte selbst die Wallfahrten am 2. Februar, dem Gedenktag der ersten Bluttränen, an, hielt Katechesen zum Phänomen, unter anderem bei Radio Maria, und veröffentlichte nach seiner Emeritierung sein Tagebuch zu den Ereignissen. Darin läßt er keinen Zweifel, in den außergewöhnlichen Phänomenen, die in der Familie Gregori geschehen sind, das Werk Gottes „für die Kirche und die ganze Welt“ zu erkennen.
Bischof Grillo schickte die gesamten Unterlagen nach Rom, „weil er auch gerne einen offiziellen Stempel des Vatikans haben wollte“, so der Kapuziner.
„Stattdessen setzte Rom eine eigene Kommission ein, von der aber kein offizielles Dokument über das Phänomen von Civitavecchia bekannt ist. Bis heute wissen wir nicht, welche Art von Studien durchgeführt wurde oder zu welchen Ergebnissen diese Kommission gelangt ist.“

Unklar ist, warum im Februar 2005 der damalige Erzbischof von Genua, Tarcisio Kardinal Bertone, in einer der beliebtesten Polit-Talk-Shows von RAI 1 in einem Atemzug Medjugorje und Civitavecchia in Frage stellte. Bevor Bertone 2002 Erzbischof von Genua wurde, war er von 1995 an Sekretär der römischen Glaubenskongregation und damit die rechte Hand von Glaubenspräfekt Joseph Ratzinger. Bertone erklärte vor laufender Kamera, die seinerzeit von Rom eingesetzte Untersuchungskommission zum Phänomen Civitavecchia sei zum Schluß gekommen, daß keine Übernatürlichkeit festgestellt werden könne. Doch außer dieser formal irrelevanten Aussage gibt es keinen Beleg dafür, da sich Rom zur Sache nie geäußert hat.
Im Juni 2006 wurde Bertone von Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär ernannt. Zu Civitavecchia nahm er nicht mehr Stellung.
Am 1. Juni 2005, Kardinal Ratzinger war bereits zum Papst gewählt worden, berichtete die römische Tageszeitung Il Messaggero eine Information von Bischof Grillo. Am 1. April, einen Tag vor dem Tod von Johannes Paul II., grüßte Kardinal Ratzinger am Rande der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz Bischof Grillo mit den Worten:
„Die Gottesmutter wird in Civitavecchia große Dinge tun.“
Die Verehrung durch Johannes Paul II.
Was es auch immer mit der römischen Kommission auf sich hat, ändere das nichts daran, so P. Ubaldi, daß das Phänomen der Bluttränen weinenden Gottesmutter von Civitavecchia kirchlich anerkannt ist.
Am 17. Juni 1995 ließ Bischof Grillo die Statue der Madonnina von Civitavecchia in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche Sant’Agostino überführen und dort öffentlich zur Verehrung ausstellen.
„Johannes Paul II. war immer fest von der Echtheit der Ereignisse überzeugt, so sehr, daß er selbst vor der Marienstatue betete.“
Der Kapuzinertheologe bezieht sich auf einen Eintrag im veröffentlichten Tagebuch von Bischof Grillo. Ende Februar 1995 brachte er die weinende Marienstatue zu Johannes Paul II. in den Vatikan. Der Papst verehrte sie betend und setzte ihr am Ende eine Krone auf, die er mitgebracht hatte.
Wegen der anhaltenden Polemiken und um möglichen Zweiflern vorzubeugen, schickte der Bischof seine Tagebuchaufzeichnungen in den Vatikan und bat den päpstlichen Sekretär und heutigen Kardinal Stanislaw Dziwisz um eine päpstliche Bestätigung dessen, was darin über die genannte Episode festgehalten war. Msgr. Grillo erhielt die Aufzeichnungen mit der Bestätigung zurück: Seither trägt dieser Teil des Tagebuchs die Unterschrift von Johannes Paul II. und das Datum 20. Oktober 2000.
Die Marienstatue hält noch heute den Rosenkranz in der linken Hand, die ihr 1995 von Johannes Paul II. um den Arm gehängt wurde. Johannes Paul II. legte auch schriftlich Zeugnis davon ab, daß die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens, die er am 8. Dezember 2000 vornahm, auf die Tränen der Gottesmutter von Civitavecchia zurückging.
Am 8. Dezember 1996 weihte Bischof Grillo sein Bistum in einem feierlichen, öffentlichen Akt dem Unbefleckten Herzen Mariens. Dies geschah aufgrund eines präzisen Hinweises, den die Gottesmutter der kleinen Jessica in einer Erscheinung gegeben hatte. Der Bischof zitierte bei dieser Gelegenheit ihre Botschaft wörtlich.
„Damit bestätigte der Bischof nicht nur das Phänomen der Tränen, sondern auch der Erscheinungen“, so P. Ubaldi.
Bevor Bischof Grillo emeritiert wurde, veröffentlichte er ein Dekret, mit dem alle Beschränkungen aufgehoben wurden, die während der Untersuchungen und der langen Entscheidungsfindung der Familie Gregori auferlegt worden waren.
„Am 15. März 2005 errichtete er schließlich kanonisch das diözesane Marienheiligtum, um die Verehrung der Madonnina von Civitavecchia zu fördern und zu schützen.“
Seine Nachfolger setzten die Verehrung fort. Msgr. Carlo Chenis, der nach wenigen Jahren als Bischof noch jung verstarb, entwarf persönlich das neue Marienheiligtum und unternahm Schritte zur Aufbringung der nötigen Finanzmittel. Der heutige Bischof, Msgr. Luigi Marucci, krönte 2014 die Madonnina während einer feierlichen Eucharistiefeier.
Die Widerstände
Zu den zahlreichen anderslautenden Meldungen, die rund um die Madonnina und die kirchliche Anerkennung kursieren, sagte P. Ubaldi:
„Wenn wir heute in bestimmten modernistischen Kontexten einen direkten Angriff auf die Echtheit der biblischen Offenbarung erleben, wie können wir dann erwarten, daß Privaterscheinungen vom Kaliber wie jene von Civitavecchia anerkannt werden? Ich denke also, daß der diskrete und mütterliche Weg, den die Muttergottes für Civitavecchia gewählt hat, der richtige ist: Fast ohne daß wir es bemerkt haben, wurde die Wahrheit mit großer Klarheit bestätigt.“
Die Worte des Kapuziners haben kirchliche Kreise im Blick, die das Erscheinungsphänomen meiden „wie der Teufel das Weihwasser“. Sie spotten mit jenen kirchenfernen Kreisen mit oder wollen nicht deren Spott auf sich ziehen.
Auch Bischof Grillo reagierte anfangs völlig abweisend. Er wollte nichts von einer weinenden Marienstatue hören. Pfarrer Pablo Martin, der ihn am 4. Februar 1995 informierte, herrschte er an, daß Schluß sein müsse mit Leichtgläubigen, die an weinende Marienstatuen glauben. Dem Pfarrer erteilte er den Auftrag, die Statue „sofort zu zerstören“. Don Pablo begab sich also zu den Gregoris, um den bischöflichen Auftrag auszuführen, wurde aber von den Carabinieri daran gehindert. Diese hatten inzwischen auf Anweisung der Staatsanwaltschaft, weil die Nachricht von dem Phänomen so großes Aufsehen erregte, die Statue im Garten unter einen Glasschrein gesetzt und bewachten sie rund um die Uhr. Die Statue weinte auch unter diesem Glaskasten und unter den Augen der sie bewachenden Polizei.
In der Nacht des 5. Februar drang ein starkes Licht in das Schlafzimmer der Gregoris, „obwohl die Rolläden herunten waren“. Dreimal, so gibt der Vater zu Protokoll, hörte er aus dem Licht die Stimme:
„Du mußt sie in die Kirche bringen. Sie will zu ihrem Sohn Jesus.“
Mitten in der Nacht ging er in den Garten, nahm die Statue und brachte sie unter Polizeischutz zu Pfarrer Pablo Martin. Weil der Bischof ihre Zerstörung wünschte, konnte dieser sie nicht in die Kirche bringen, sondern nur ins Pfarrhaus. Als der Priester den Bischof informierte, verlangte dieser erneut, die Statue zu beseitigen. Der Pfarrer rief darauf den Bruder von Herrn Gregori an, da dieser bei der Arbeit war, und brachte mit diesem die Statue in dessen Haus.
Als er den Bischof informierte, die Statue der Familie zurückgegeben zu haben, weil sie deren Eigentum ist, war der Bischof schließlich doch bereit, die Familie Gregori zumindest zu empfangen.
Vater, Mutter und Jessica, ihr ältestes Kind, suchten mit der Statue den Bischof auf. Der sprach zunächst über alle, auch die Statue, einen Exorzismus. Als er keine satanische Präsenz feststellen konnte, fand das Gespräch statt. Die Familie versicherte ihm, nur an der Wahrheit interessiert und selbst von den Ereignissen völlig überrascht worden zu sein. Sie unterrichteten ihn vom Wunsch, daß wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden und baten ihn um Hilfe. Zu diesem Zweck übergaben sie ihm die Statue. Als von römischen Universitäten und der Universitätsklinik Gemelli die ersten Ergebnisse eintrafen, begann sich die Haltung des Bischofs langsam zu ändern.
Die zweite Statue
P. Ubaldi erinnert daran, daß es noch eine zweite Statue der Familie Gregori gibt, die neben der weinenden Marienstatue und den Marienerscheinungen ein drittes Element des Phänomens Civitavecchia darstellt. Eine römische Konsumentenschutzvereinigung, die der politischen Linken nahesteht, erstattete Anzeige wegen des Verdachts auf Betrug durch Ausnutzen von „Leichtgläubigkeit“. Die Staatsanwaltschaft wurde erneut aktiv. Das Haus der Familie Gregori und die Häuser weiterer Familienmitglieder wurden von der Polizei auf den Kopf gestellt. Es werden Beweise für Betrug und Manipulation gesucht, aber nicht gefunden. Auch die tränende Marienstatue, die sich in diesem Moment im bischöflichen Palais befindet, wird beschlagnahmt, um an ihr Untersuchungen durchführen zu können. Jedes Detail wird in den Medien breitgetreten. Der Bischof informiert den Vatikan und organisiert eine Gebetswache. Papst Johannes Paul II. entsendet den polnischen Kardinal Andrzej Maria Deskur zur Gebetswache und läßt der Familie Gregori eine Marienstatue als Ersatz für die beschlagnahmte überbringen. Bei der Übergabe segnete der Kardinal die Statue, wie es ihm der Papst aufgetragen hatte.
„Auch diese Madonnina zeigte sofort außergewöhnliche Phänomene, die in ihrer Echtheit untersucht und bestätigt wurden: Noch heute sondert die Statue im Garten der Familie Gregori eine ölige, duftende Flüssigkeit ab.“
Die Staatsanwaltschaft mußte schließlich kapitulieren. Sie konnte keine Unregelmäßigkeiten finden. Die Beschlagnahmung der Statue wurde am 17. Juni 1995 wieder aufgehoben. Noch am selben Tag wurde sie im Auftrag des Bischofs feierlich in die Heimatpfarrkirche der Familie Gregori überführt und zur öffentlichen Verehrung ausgestellt.
Papst Johannes Paul II. kam dann „mehrmals inkognito“ nach Civitavecchia, um vor der Statue der Madonnina zu beten.
„Wir dürfen nicht vergessen, daß Johannes Paul II. nicht nur der amtierende Papst, sondern auch ein großer Mystiker war. Deshalb vertrat er nicht nur die hierarchische Kirche mit großer Weisheit und ermittelte umsichtig, sondern glaubte selbst: durch mystische Intuition oder sogar durch übernatürliche Offenbarung. Kurz gesagt, Johannes Paul II. war ein Heiliger und glaubte wie viele andere Heilige an die Ereignisse von Civitavecchia.“
Zu diesen gehörte Mutter Teresa von Kalkutta, die bei der Familie Gregori angefragt hatte, ob sie die Marienstatue besuchen könne. Als dies aus Gesundheitsgründen nicht möglich war, brachte die Familie die Statue zu ihr in das Haus der Missionarinnen der Nächstenliebe in Rom.
Auch andere bekannte katholische Persönlichkeiten kamen nach Civitavecchia, darunter Don Luigi Giussani, der Gründer der Gemeinschaft Comunione e Liberazione (CL). Nach seinem Besuch bei der Madonnina sagte er:
„Contra factum non valet argumentum“.
Zu den Verehrern der tränenden Muttergottes gehörte auch der bekannte Exorzist P. Gabriele Amorth. Er war es, der „wegen einer bestimmten Tatsache“ Bischof Grillo drängte, die Übernatürlichkeit des Phänomens anzuerkennen. Eine seiner geistlichen Töchter hatte ihm nämlich bereits sechs Monate vor den Ereignissen von Civitavecchia gesagt, daß eine Marienstatue vor den Toren Roms Blut weinen werde. Als er von den Tränen der Madonnina hörte, eilte er selbst dorthin.
Die Botschaften
„Aber kommen wir zu den Botschaften: Eine Mutter, die weint, ist eine sehr ernste Sache, aber eine Mutter, die Blut weint…!“
P. Ubaldi zitiert Worte der Gottesmutter aus den veröffentlichten Botschaften:
„Laßt mich nicht mehr das Blut meines Sohnes weinen“.
„In Civitavecchia“, so der Theologe, „hat uns eine Mutter ihr schreckliches Leiden gezeigt, weil das Blut des Sohnes vergeblich fließt. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen: Das Ereignis von Civitavecchia selbst ist eine Botschaft.“
Überhaupt seien die Botschaften „unglaublich prophetisch“. Die erste Erscheinung hatte Jessica am 7. Juli 1995. Als die Eltern den Bischof informierten, machte er ihnen Vorhaltungen, sie würden die Tochter beeinflussen. Jessica, die damals erst sechs Jahre und dreieinhalb Monate alt war, bestand darauf, allein mit dem Bischof zu sprechen, denn so habe es ihr die Gottesmutter aufgetragen. Bischof Grillo ging anfangs sehr hart mit ihr um. Als sie ihm das erste Mal von der Erscheinung berichtete, bezichtigte er sie, eine Lügnerin zu sein und warf sie hinaus.
Am nächsten Tag beharrte Jessica darauf, erneut mit dem Bischof reden zu müssen. Die Eltern wollten sie nach dem Vorfall am Vortag nicht mehr hinbringen. „Wir fühlten uns gedemütigt und waren noch zornig“, so der Vater 2015 zum 20. Jahrestag der ersten Bluttränen gegenüber Zenit. Jessica ließ jedoch nicht locker, und so fuhren sie wieder zum bischöflichen Palais. Die Eltern warteten im Vorraum. Dann wiederholte sich die Szene vom Vortag. Der Bischof komplimentierte das Kind energisch zur Tür hinaus. Jessica kam heraus und drehte sich plötzlich in der offenen Tür um und rief dem Bischof zu:
„Die Gottesmutter hat mir gesagt, daß Du ein hartes Herz hast“.
Als die Familie zu Hause ankam, erwartete sie bereits ihr Pfarrer: Der Bischof wünsche das Mädchen noch einmal zu sehen. „Wir verstanden nicht, was das sollte“, erinnert sich der Vater. Der Pfarrer habe gedrängt wieder umzukehren, „also setzten wir uns wieder ins Auto und brachten Jessica noch einmal zum Bischof“.
Msgr. Grillo sagte dem Mädchen:
„Es gibt ein bischöfliches Geheimnis, das nur ich kenne. Sag der Madonna, sie soll es Dir sagen, schreib es buchstabengetreu auf, sag niemand etwas und bring es mir. Das wird der Beweis sein.“
Nach der nächsten Erscheinung ließ sich Jessica wieder zum Bischof bringen. Sie hatte aber nichts aufgeschrieben, denn sie konnte noch gar nicht schreiben. Ihre Einschulung würde erst im Herbst erfolgen. Sie sagte dem Bischof aber, sie habe für ihn nicht eines, sondern drei Geheimnisse von der Gottesmutter.
Sie deutete ihm, sich zu ihr herunterzubücken, und flüsterte ihm das erste Geheimnis ins Ohr. Der Bischof war über das Mitgeteilte so erschüttert, daß er eine leichte Übelkeit verspürte. Jessica fragte ihn darauf, ob er die beiden anderen Geheimnisse auch hören wolle. Darauf teilte sie ihm auch diese mit. Der Bischof eilte darauf zu Papst Johannes Paul II., um ihm das Vorgefallene zu berichten. Der Familie trug er auf, striktes Stillschweigen zu bewahren, von dem er sie erst zum Zeitpunkt seiner Emeritierung entband.
Die Gottesmutter hatte sich Jessica als „Mutter der Familien“ vorgestellt.
Zu den Botschaften sagte P. Ubaldi:
„Denken wir zum Beispiel an die Botschaft vom 16. Juli 1996 über die Familie. Die Gottesmutter sagte: ‚Satan will die Familie zerstören‘. Und was erleben wir heute? Scheidungen, immer mehr Trennungen, bloß standesamtliche Trauungen, eingetragene Partnerschaften, gleichgeschlechtliche Verbindungen, Polygamie… All dies geschieht heute. Vor 25 Jahren, als Unsere Liebe Frau in Civitavecchia sprach, waren viele dieser Realitäten nicht einmal vorstellbar.“
Die Bewahrung und der Schutz der Familie sei ein zentrales Anliegen der Gottesmutter gewesen, so Jessica. Sie sei die „Mutter der Familien“. Jessica selbst ist inzwischen verheiratet und Mutter.
„Beeindruckend“ seien auch die „Botschaften über Skandale und Apostasie in der Kirche“, so P. Ubaldi. Am 30. Juli 1995 habe die Muttergottes gesagt:
„Satan bringt die gesamte Menschheit in seine Gewalt und versucht nun die Kirche Gottes zu zerstören mit der Hilfe vieler Priester. Erlaubt es nicht! Helft dem Heiligen Vater!“

Heute könne man sagen, „daß wir uns voll und ganz in diesen Ankündigungen befinden, aber wir stehen wahrscheinlich erst am Anfang.“ Der Theologe spricht Erstaunliches an. Zum Dritten Geheimnis, das die Gottesmutter 1917 in Portugal zwei Mädchen anvertraute, der sieben Jahre alten Jacinta Marto und der zehn Jahre alten Lucia dos Santos, herrscht große Unklarheit. Laut dem Kapuziner Ubaldi gibt es noch jemand, der das Geheimnis kennt. Jemand, der noch lebt und heute 30 Jahre alt ist.
„Am 27. August 1995 offenbarte Unsere Liebe Frau der kleinen Jessica, ‚was ich meinen kleinen Töchtern von Fatima offenbart habe‘. Die Gottesmutter teilte der kleinen Jessica das Dritte Geheimnis von Fatima mit, das sie immer noch in ihrem Herzen bewahrt.“
Auch in Civitavecchia habe Maria vom Triumph ihres Unbefleckten Herzens gesprochen:
„Nach den schmerzhaften Jahren der Dunkelheit Satans stehen nun die Jahre des Triumphs meines Unbefleckten Herzens unmittelbar bevor.“
Als „Waffen“ gegen die Angriffe habe Maria genannt: Liebe, Gebet, Demut, den Rosenkranz, die wahre Bekehrung der Herzen zu Gott durch die Weihe an ihr Unbeflecktes Herz und an das Herz ihres Sohnes, die Eucharistie, die eucharistische Anbetung und die Sakramente.
Es sei wahr, so P. Ubaldi, daß niemand an Privatoffenbarungen glauben müsse:
„Die Offenbarung ist mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen. Aus Sicht der Glaubensdoktrin hat der Herr alles gesagt, was er sagen wollte. Deshalb sind Privatoffenbarungen wie ein Aufruf, das zu leben, was bereits in der Heiligen Schrift und in der Tradition enthalten ist. Sie machen deren Dringlichkeit in der Gegenwart sichtbar. Es ist, als wollte die Muttergottes zu uns sagen: ‚Schau, mein Kind, du bist den falschen Weg gegangen, kehr um! Geh zurück zum Evangelium! Bekehre dich!‘ Jetzt frage ich: Es mag nicht zwingend sein, daran zu glauben, aber warum sollte man das Gesicht von der Mutter abwenden, die uns mit all ihrer Liebe den Weg zeigt?“
Text: Martha Burger/Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Civitavecchia
Wie tief ist der Glaube derjenigen, die jeden Sonntag behaupten: Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge? Der letzte Halbsatz sollte auch in das Apostolische Glaubensbekenntnis Hinein.
Die Basis der Wissenschaft ist in Genesis dargestellt. Der Schöpfer wird nur bestritten, nie widerlegt. Wann endlich beweist die Wissenschaft das, wovon sie immer nur munkelt? Und die Leute deppert macht.
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht über eine hierzulande praktisch unbekannte Offenbarung. Auch hier zeigt sich: Fatima ist noch nicht zu Ende. Genau das hat Benedikt XVI. auch 2010 – überraschend – bestätigt. Es wäre gut, wenn er jetzt wirklich alles sagt, was er zum Thema weiß. Das wäre ein großer Segen für die ganze Kirche und die Welt.
„„Wenn wir heute in bestimmten modernistischen Kontexten einen direkten Angriff auf die Echtheit der biblischen Offenbarung erleben, wie können wir dann erwarten, daß Privaterscheinungen vom Kaliber wie jene von Civitavecchia anerkannt werden?“
Natürlich fürchtet der moderne Kirchenkreis der in Wahrheit ein katholisch angestrichener protestantischer Stoßtrupp ist jede Marienerscheinung mehr als der Teufel das Weihwasser. Sie wissen ganz genau, dass die Königin des Himmels jedes Sakrament der Heiligen Kirche ihres Sohnes mit aller Entschlossenheit verteidigen wird. Es wird noch sehr interessant werden auf dem steinigen Weg, den wir alle gehen müssen.
„„Nach den schmerzhaften Jahren der Dunkelheit Satans stehen nun die Jahre des Triumphs meines Unbefleckten Herzens unmittelbar bevor.“
Das könnte das noch gesuchte Thema für die Bischofssynode 2022 sein. Habe ich jetzt was Falsches gesagt?
Per Mariam ad Christum.
Man merkt sehr den Kampf,
des Fürsten dieser Welt,
mit der Gottesmutter.
Er merkt, daß sein Ende
bald kommen wird.
Als ich vorhin obigen Bericht las, hatte ich unmittelbar danach spontan das Bedürfnis, die drei Ave Maria zu beten, was ich dann auch getan habe.
Maria ist unsere Mutter und meint es gut mit uns!
Mögen dies viele Menschen erkennen – zur jetzigen Zeit und auch in Zukunft.
Ein Rüffel für den von mir sehr geschätzten Herrn Sardi:
Wenn die Statue in den Händen des Bischofs geweint hat, dann ist es vorbeio mit dem „soll geweint haben“.
Neulich hat mich ein Pfarrer aus meiner Alterskohorte geärgert, als er „Quo vadis“ als Legende bezeichnete und jede einzelne Station ausdrücklich mit „soll“ dargestellt hat.
Nix für unguat.
Eigentlich finde ich die Distanz im Artikel sehr gut, wenn man bedenkt, dass von 100 Marienerscheinungen wahrscheinlich 99 nicht echt sind.
Obwohl der Bericht sehr schön ist, hat mich doch sehr irritiert, dass die Statue gerade aus Medugorje stammt. Medugorje mit seinen 40 000 Erscheinungen und mehr, seinen ungehorsamen Priestern, der Ablehnung durch den Ortsbischof halte ich nicht für echt.
Ich halte mich eher an das, was Starez Siluan zu Erscheinungen sagte:
Wenn du in deinem Inneren oder auch außerhalb von dir ein Licht gewahrst, so traue ihm nicht, wenn du nicht gleichzeitig Rührung zu Gott und Liebe zum Nächsten empfindest. Aber fürchte dich auch nicht, demütige dich, und das Licht wird verschwinden.
Wenn du irgendeine Erscheinung, ein Gesicht oder einen Traum hast, so traue ihm nicht. Denn was von Gott kommt, wird auch von Gott aufgeklärt. Wer den Heiligen Geist nicht durch den Geschmack erkannt hat, kann nicht verstehen, von wo die Erscheinung kommt. Der Feind gibt der Seele eine gewisse Süße, gemischt mit Eitelkeit, und darin ist der Trug zu erkennen. Die heiligen Väter sagen, dass die Seele bei einer feindlichen Erscheinung Verwirrung empfindet. Aber nur eine demütige Seele empfindet dann Furcht und Verwirrung, weil sie sich einer Erscheinung gar nicht für würdig hält. Die eitle aber, die sich ja diese Erscheinung wünscht und sich für würdig hält, wird weder Furcht noch Verwirrung empfinden. Darum kann sie der Feind leicht betrügen.
Das Himmilische wird durch den Heiligen Geist erkannt, das Irdische durch den Verstand; wer aber Gott mit seinem Verstand durch die Wissenschaft erforsschen will, der ist in der Verblendung; denn nur durch den Heiligen Geist wird Gott erkannt.
Wenn du im Geiste Dämonen siehst, so demütige dich und gib dir Mühe, sie nicht zu sehen; sprich mit deinem Beichtvater oder dem Starez, dem du dich anvertraut hast. Sage ihm alles; Gott wird sich deiner erbarmen, und du wirst dem Trug entgehen.
Wenn du aber denkst, du wüsstest im geistlichen Leben mehr als dein geistlicher Vater, und du nicht aufrichtig beichtest, so wirst du wegen deines Stolzes in Versuchung fallen, damit du deinen Fehler einsehen lernst.
Bekämpfe den Feind mit der Waffe der Demut.
Gewahrst du, dass ein anderer Geist mit deinem Geist im Kampfe liegt, so werde demütig, dann wird der Kampf aufhören.
Fürchte dich nicht, wenn du böse Geister sehen solltest, greif zur Waffe der Demut, dann werden die Bösen verschwinden.
Wenn dich aber die Furcht ergreift, wirst du einem gewissen Schaden nicht entgehen. Sei tapfer. Vergiss nicht, dass Gott auf dich schaut und darauf achtet, ob du auf ihn hoffst.
Wenn du dich von dem Trug, in den du geraten bist, befreien willst, so verzage nicht. Der Herr, der die Menschen liebt wird dir die Möglichkeit der Besserung geben, und du wirst Ruhe finden vor den Gedanken, die dir der böse Feind eingibt. Damit aber die Seele zu dieser Ruhe gelangt, muss man sich demütigen und sprechen: ‚Ich bin der Schlechteste von allen, ja schlechter als jegliches Getier‘, und wenn du aufrichtig beichtest, werden die Bösen von dir lassen.
[…]
Wenn wir unsere Sünden beweinen und unsere Seele demütigen, dann haben wir keine Erscheinungen und Gesichte, die Seele wünscht sie auch gar nicht; sind wir aber nicht demütig und unterlassen das Weinen, dann können wir uns leicht durch sie hinreißen lassen.
Lange Zeit wusste ich nicht, warum man weiter zerknirscht sein soll, wenn der Herr uns doch die Sünden vergeben hat. Später aber verstand ich, dass wir nicht in Demut verharren können, wenn nicht die Zerknirschung in uns ist. Denn die bösen Geister sind hoffärtig und wollen auch uns zur Hoffart verleiten, der Herr aber lehrt die Sanftmut, Demut und Liebe, und dadurch erlangt die Seele den Frieden.“ (Starez Siluan, Mönch vom Berg Athos, Band 2, S. 118 – 119)
Ich will damit nicht sagen, dass der obige Fall nicht ‚echt‘ ist, nur soviel, dass gesunde Skepsis immer anzuraten ist. Denn es kommt ganz gewiss nicht auf die Erscheinung an, sondern auf die Umkehr (auch ohne Erscheinung).