(Brasilia) Leid und Freude stehen oft nahe beieinander. Das erlebt derzeit das Institut du Bon Pasteur in Brasilien. Kurz vor Weihnachten wurde das Institut vom Erzbischof von Curitiba vor die Tür gesetzt. Am vergangenen Samstag wurde ein Diakon des Instituts in Brasilien vom brasilianischen Militärbischof zum Priester geweiht.
Einen Grund für seine Unfreundlichkeit nannte der Erzbischof von Curitiba, der von Papst Franziskus eingesetzte Msgr. José Antônio Peruzzo, nicht. Dafür erfolgte ein Verweis auf das Motu proprio Traditionis custodes, das von Papst Franziskus am 16. Juli 2021 erlassen wurde und das den überlieferten Ritus und die damit verbundenen Gemeinschaften und Gläubigen einschränkt. Am 21. Dezember mußte der Distriktobere des Instituts für Lateinamerika den Gläubigen die schlechte Nachricht überbringen. Er tat es mit dem Zusatz, man werde die Gläubigen aber nicht im Stich lassen.
Auf das leidvolle Ereignis folgte am 19. Februar ein freudiges: Thiago de Oliveira Pino, ein Diakon des Instituts, wurde vom brasilianischen Militärbischof, Erzbischof Fernando José Monteiro Guimarães, zum Priester geweiht.
Msgr. Guimarães gehört dem Redemptoristenorden an. Er wurde 2008 zum Bischof von Garanhuns ernannt und von Franziskus 2014 als Erzbischof zum Militärordinariat wegbefördert.
2021 waren für das Institut von Kardinal Raymond Burke zwei Priester und zwei Diakone geweiht worden, je einer davon stammte aus Brasilien. Der von Kardinal Burke zum Diakon geweihte Thiago de Oliveira Pino empfing nun die Priesterweihe.
Die Zeremonie fand in der Capilla de Nuestra Señora de los Dolores in der Hauptstadt Brasilia statt.
Während die Petrusbruderschaft heute bekanntgab, am 11. Februar von Papst Franziskus ein Sonderdekret mit einigen Erleichterungen zu Traditionis custodes erhalten zu haben, gehört das Institut du Bon Pasteur zu den übrigen sogenannten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, die keinen Anteil an diesem Dekret haben. Während seit Johannes Paul II. allgemeingültige Gesetze erlassen wurden, was auch Franziskus mit Traditionis custodes tat, scheint er zugleich entschlossen, die Gemeinschaften der Tradition mit oder ohne Dekrete auseinanderzudividieren. Darin blitzt eine Form von Feudalismus auf, in dem jeder, einzeln, zum Bittsteller wird, was auch entsprechende Abhängigkeiten bedeutet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Institut du Bon Pasteur/Brasilien (Screenshot)
Im offiziellem Kommunique der Petrusbruderschaft steht:
„Im Verlauf des Gesprächs war es dem Papst ein Anliegen, klarzustellen, daß Institute wie die Priesterbruderschaft St. Petrus nicht von den allgemeinen Bestimmungen des Motu Proprio Traditionis Custodes betroffen sind, da der Gebrauch der alten liturgischen Bücher an ihrem Ursprung stand und in ihren Konstitutionen verankert ist.“
Ich entnehme dem, daß die Bestimmungen auch für die anderen Ecclesia Dei Gemeinschaften gelten werden.