Ein neues Dekret für die Petrusbruderschaft: Was bestätigt es wirklich?

Päpstliche Großzügigkeit oder Brosamen vom Tisch des Papstes?


Der Papst und seine ausgeprägte Mimik: Vertreter der Petrusbruderschaft konnten am 4. Februar in Santa Marta ihre Anliegen nach Traditionis custodes vortragen.
Der Papst und seine ausgeprägte Mimik: Vertreter der Petrusbruderschaft konnten am 4. Februar in Santa Marta ihre Anliegen nach Traditionis custodes vortragen.

(Rom) In Rom geben sich die Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on der­zeit die Tür­klin­ke in San­ta Mar­ta in die Hand. Die Pius­bru­der­schaft sprach wegen neu­er Bischofs­wei­hen vor, die Petrus­bru­der­schaft wegen der Zukunft der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie nach dem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des. Par­al­lel dazu gibt es jede Men­ge an Gerüchten.

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Die Petrus­bru­der­schaft gab heu­te bekannt, daß zwei Abge­sand­te die­ser größ­ten unter den soge­nann­ten Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten vom Papst in „herz­li­cher Atmo­sphä­re“ emp­fan­gen wur­den und von Fran­zis­kus ein Ad-hoc-Dekret erhal­ten haben. 

Am 4. Febru­ar waren in San­ta Mar­ta Pater Benoît Paul-Joseph, der Distrikt­obe­re des fran­zö­si­schen Distrikts, und Pater Vin­cent Ribe­ton, der Regens des Prie­ster­se­mi­nars von Wigratz­bad, in Pri­vat­au­di­enz emp­fan­gen wor­den. Fast eine Stun­de lang konn­ten sie sich mit Fran­zis­kus aus­tau­schen. Eine Woche spä­ter, am 11. Febru­ar, erließ Papst Fran­zis­kus ein neu­es Dekret für die Petrus­bru­der­schaft. Aus­schließ­lich für die Petrus­bru­der­schaft. Jeden­falls ist das Dekret auf die­sen Tag datiert. Das hat sei­nen Grund, denn die Petrus­bru­der­schaft, alle ihre Mit­glie­der, bete­ten auf die­sen Tag hin eine Nove­ne und nah­men eine Wei­he der Bru­der­schaft vor. Die Datie­rung von Doku­men­ten auf ein bestimm­tes Datum ist all­ge­mei­ner Usus in der Kir­che und Fran­zis­kus ist der Mei­ster einer Poli­tik der Gesten.

Der Papst habe sich die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Bru­der­schaft erzäh­len las­sen und sich „beein­druckt“ davon gezeigt. Ihre Treue zum römi­schen Papst ent­spre­che einer Gesin­nung, die „bewahrt, geschützt und ermu­tigt“ wer­den müs­se, habe Fran­zis­kus sei­nen Gesprächs­part­nern gesagt.

Das neue Dekret im Wortlaut

„Der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus gewährt allen und jedem Mit­glied der Gesell­schaft apo­sto­li­schen Lebens ‚Bru­der­schaft St. Petrus‘, die am 18. Juli 1988 gegrün­det und vom Hei­li­gen Stuhl als ‚päpst­li­chen Rechts‘ erklärt wur­de, die Befug­nis, das Mess­op­fer zu fei­ern, die Sakra­men­te und ande­re hei­li­ge Riten zu spen­den und das Offi­zi­um zu ver­rich­ten, gemäß der jewei­li­gen Edi­tio typi­ca der lit­ur­gi­schen Bücher, die im Jahr 1962 in Kraft waren, d. h. dem Mis­sa­le, dem Ritua­le, dem Pon­ti­fi­ka­le und dem Brevier.

Sie kön­nen von die­ser Befug­nis in ihren eige­nen Kir­chen und Ora­to­ri­en Gebrauch machen; an ande­ren Orten jedoch nur mit Zustim­mung des Orts­or­di­na­ri­us, außer für die pri­vat gefei­er­te Messe.

Unge­ach­tet des­sen emp­fiehlt der Hei­li­ge Vater, so weit wie mög­lich auch die Bestim­mun­gen des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis Cus­to­des zu berücksichtigen.

Gege­ben zu Rom, bei St. Peter, am 11. Febru­ar, dem Fest Unse­rer Lie­ben Frau von Lour­des, im Jahr 2022, dem neun­ten Jahr mei­nes Pontifikats.

Fran­zis­kus“

Das Dekret bestä­tigt der Petrus­bru­der­schaft, wei­ter­hin alle lit­ur­gi­schen Bücher des über­lie­fer­ten Ritus ver­wen­den zu dür­fen. Das steht in direk­tem Wider­spruch zum Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des vom 16. Juli 2021 und mehr noch zum Dekret des Kar­di­nal­vi­kars über die Umset­zung von Tra­di­tio­nis cus­to­des in der Diö­ze­se Rom, dem Bis­tum des Pap­stes, vom 7. Okto­ber 2021.

Die Petrus­bru­der­schaft bedank­te sich in einer Stel­lung­nah­me, die heu­te zusam­men mit dem Dekret ver­öf­fent­licht wur­de, für den päpst­li­chen Gunsterweis:

„Die Mit­glie­der der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus sind vol­ler Dank­bar­keit gegen­über dem Hei­li­gen Vater für die Bestä­ti­gung ihrer kirch­li­chen Sen­dung. Alle Gläu­bi­gen, die sich der geist­li­chen Fami­lie der Bru­der­schaft ver­bun­den füh­len, sind herz­lich ein­ge­la­den, am mor­gi­gen Thron­fest des Apo­stels Petrus (22. Febru­ar) der hei­li­gen Mes­se bei­zu­woh­nen und für den Hei­li­gen Vater zu beten.“

Der Ton­fall des „Kom­mu­ni­qués“ ist von Freu­de und Erleich­te­rung geprägt. Doch was „bestä­tigt“, rec­te erlaubt, das neue Dekret wirklich?

Normchaos

Bedeu­tet die Nor­mie­rungs­flut aus Rom, mit sich gegen­sei­tig wider­spre­chen­den und auf­he­ben­den Bestim­mun­gen, daß Papst Fran­zis­kus mit Tra­di­tio­nis cus­to­des „nur“ die durch Papst Bene­dikt XVI. ange­sto­ße­ne Aus­brei­tung des über­lie­fer­ten Ritus hin­ein in den Welt­kle­rus und in neu­ri­tu­el­le Orden unter­bin­den woll­te, aber das Eccle­sia-Dei-Reser­vat unan­ge­ta­stet las­sen, besten­falls etwas enger ein­he­gen will? Dafür spricht, daß die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten in Tra­di­tio­nis cus­to­des nicht erwähnt wer­den. Doch die Wirk­lich­keit ist eine andere.

Die Umset­zung von Tra­di­tio­nis cus­to­des durch ver­schie­de­ne Diö­ze­san­bi­schö­fe, dar­un­ter sol­che, die Fran­zis­kus sehr nahe­ste­hen, spricht eine ande­re Spra­che. Das gilt erst recht für das Dekret, mit dem Tra­di­tio­nis cus­to­des in der Diö­ze­se Rom umge­setzt wur­de. In die­sem Dekret wird aus­drück­lich die Petrus­bru­der­schaft mas­siv ein­ge­schränkt. Es steht außer Fra­ge, daß der Kar­di­nal­vi­kar, der, im Auf­trag und im Namen des Pap­stes, die Diö­ze­se Rom lei­tet, einen sol­chen Schritt nie­mals ohne aus­drück­li­che Anwei­sung oder Bil­li­gung des Pap­stes set­zen würde.

Das neue Dekret bestä­tigt zunächst vor allem das Cha­os, das Fran­zis­kus erzeugt – ein gewoll­tes Cha­os. Die jah­re­lan­gen abschät­zi­gen Äuße­run­gen des Kir­chen­ober­haupts über die Ver­tre­ter der Tra­di­ti­on spie­geln sich in Tra­di­tio­nis cus­to­des wider. Das Motu pro­prio stellt die logi­sche Kon­se­quenz dar. Nicht glaub­wür­dig ist hin­ge­gen, daß der Papst zuerst Tra­di­tio­nis cus­to­des erläßt, um sich erst anschlie­ßend, obwohl er neun Jah­re Zeit dafür hat­te, über die Ent­ste­hung der Petrus­bru­der­schaft zu infor­mie­ren und sich davon „beein­druckt“ zu zei­gen. Das Ereig­nis unter­streicht jene Sprung­haf­tig­keit des regie­ren­den Pap­stes, die aus ande­ren Berei­chen bekannt ist, sobald er mit einem direk­ten Gegen­über spricht. In die­sem Fall ist dar­aus ein unleug­ba­rer Nut­zen für die Petrus­bru­der­schaft und die von ihr betreu­ten Gläu­bi­gen ent­stan­den – zumin­dest in Rom, wie man mei­nen dürf­te. Oder doch nicht?

Die Probe aufs Exempel

SS. Tri­ni­tà dei Pel­le­g­ri­ni, Rom

Die Pro­be aufs Exem­pel steht schon bald an, kon­kret am kom­men­den 14. April, dem Grün­don­ners­tag. Das Dekret für die Diö­ze­se Rom unter­sagt grund­sätz­lich, die Petrus­bru­der­schaft wird sogar nament­lich genannt, die Zele­bra­ti­on des Tri­du­um Pascha­le. Die über­lie­fer­te Lit­ur­gie von Grün­don­ners­tag, Kar­frei­tag, Oster­nacht und Oster­sonn­tag darf in der Diö­ze­se Rom nicht mehr zele­briert wer­den. Es wird viel­mehr erwar­tet, daß die Gläu­bi­gen an Zele­bra­tio­nen im Novus Ordo teil­neh­men und die Prie­ster bei die­sen kon­ze­le­brie­ren. Die Absicht dahin­ter ist offen­kun­dig: Gläu­bi­ge und Prie­ster sol­len den „Beweis“ ihrer Gemein­schaft mit Papst und Kir­che erbrin­gen. Eine Über­prü­fung wäre frei­lich nur bei den Prie­stern mög­lich. Ob und wie die­se erfolgt, muß sich erst zei­gen. Das neue Dekret von Papst Fran­zis­kus hebt das Dekret der Diö­ze­se Rom nicht auf. Viel­mehr heißt es am Ende des neu­en Dekrets kryptisch:

„Unge­ach­tet des­sen emp­fiehlt der Hei­li­ge Vater, so weit wie mög­lich auch die Bestim­mun­gen des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis Cus­to­des zu berücksichtigen.“

Die Petrus­bru­der­schaft, an sie rich­tet sich das neue Dekret ja, soll die Bestim­mun­gen von Tra­di­tio­nis cus­to­des, die sich an die Diö­ze­san­bi­schö­fe und gleich­ran­gi­ge Obe­re rich­ten, „nach Mög­lich­keit … berück­sich­ti­gen“? Eine For­mu­lie­rung, über deren Bedeu­tung und Trag­wei­te sich Kano­ni­sten wahr­schein­lich die Stim­me hei­ser debat­tie­ren können. 

Der Satz davor lautet:

„Sie kön­nen von die­ser Befug­nis in ihren eige­nen Kir­chen und Ora­to­ri­en Gebrauch machen; an ande­ren Orten jedoch nur mit Zustim­mung des Orts­or­di­na­ri­us, außer für die pri­vat gefei­er­te Messe.“

Die Kir­che San­tis­si­ma Tri­ni­tà dei Pel­le­g­ri­ni in Rom, die von der Petrus­bru­der­schaft als Per­so­nal­pfar­rei betreut wird, ist eine Pfarr­kir­che der Diö­ze­se Rom, also kei­ne „Eigen­kir­che“ der Petrus­bru­der­schaft. Es bedarf also der Zustim­mung des „Orts­or­di­na­ri­us“. Das ist Papst Fran­zis­kus. Die­ser selbst hat aber die Zustim­mung für die hei­li­gen Tage vom Grün­don­ners­tag bis Oster­sonn­tag entzogen.

Es wird daher mit gro­ßem inter­na­tio­na­lem Inter­es­se auf­merk­sam beob­ach­tet wer­den, was vom kom­men­den 14. bis 17. April in San­tis­si­ma Tri­ni­tà dei Pel­le­g­ri­ni in Rom gesche­hen wird. Dort wird sich auch zei­gen, wel­chen Preis die Petrus­bru­der­schaft für das neue Dekret bezah­len wird.

Was bestätigt das neue Dekret wirklich?

Damit stellt sich auch die Fra­ge, was das neue Dekret der Petrus­bru­der­schaft wirk­lich „bestä­tigt“ und ob die Freu­de dar­über wirk­lich groß sein sollte.

Posi­tiv ist, daß die Ver­wen­dung aller lit­ur­gi­schen Bücher zuge­stan­den wird. Tra­di­tio­nis cus­to­des erlaubt nur mehr die Zele­bra­ti­on der hei­li­gen Mes­se und damit die Spen­dung nur mehr eines von sie­ben Sakra­men­ten im über­lie­fer­ten Ritus. In den Kir­chen und Kapel­len der Bru­der­schaft sind durch das neue Dekret Tau­fe, Fir­mung, Beich­te und auch Prie­ster­wei­hen mög­lich. Damit ist die Bru­der­schaft aller­dings auf ein Mini­mum ein­ge­hegt, denn über wie vie­le Eigen­kir­chen und ‑kapel­len ver­fügt sie?

Für alle ande­ren Kir­chen gilt Tra­di­tio­nis cus­to­des samt Respon­sa ad dubia und die Not­wen­dig­keit, sich vom Orts­or­di­na­ri­us eine Geneh­mi­gung ertei­len zu las­sen – sofern die­ser dazu bereit ist.

Mit ande­ren Wor­ten: Papst Fran­zis­kus leg­te der Petrus­bru­der­schaft und allen Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on mit Tra­di­tio­nis cus­to­des die Schlin­ge um den Hals. Er schnür­te sie ab um 95 Pro­zent. Nun lockert er ein biß­chen auf 65 Pro­zent, eher nur auf 75 Pro­zent, und läßt sich dafür dan­ken. Den Rest kön­nen die Diö­ze­san­bi­schö­fe ent­schei­den, wie es mit Tra­di­tio­nis cus­to­des fest­ge­legt wur­de. Die Bischö­fe haben die Mög­lich­keit, die Tra­di­ti­on abzu­wür­gen, das gilt auch wei­ter­hin. Das neue Dekret ändert dar­an nichts.

Und noch etwas: Tra­di­tio­nis cus­to­des gilt für die Welt­kir­che, das neue Dekret nur für die Petrus­bru­der­schaft. Was ist mit den ande­ren Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten? Einer­seits wird die Ein­heit als Haupt­mo­tiv für Tra­di­tio­nis cus­to­des beschwo­ren, ande­rer­seits wer­den die Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten aus­ein­an­der­di­vi­diert. Dafür gibt es eine Defi­ni­ti­on: Divi­de et impe­ra.

Par­al­lel zu den Auf­war­tun­gen in San­ta Mar­ta gibt es noch eine Viel­zahl von Gerüch­ten, dar­un­ter das einer „gro­ßen Visi­ta­ti­on“ des Prie­ster­se­mi­nars der Petrus­bru­der­schaft in Wigratz­bad. Das neue Dekret schließt impli­zit die Prie­ster­wei­he mit ein, außer in Diö­ze­sen wie Rom und Chi­ca­go, die in Umset­zung von Tra­di­tio­nis cus­to­des Bestim­mun­gen erlas­sen haben, die Prie­ster­wei­hen im über­lie­fer­ten Ritus unter­sa­gen. Doch die Fra­ge der Prie­ster­se­mi­na­re und der Fort­set­zung der Prie­ster­aus­bil­dung nach Tra­di­tio­nis cus­to­des berei­tet in den Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on wei­ter­hin Sorge.

Papst Fran­zis­kus ist ein Mann von aus­ge­präg­ter Mimik. Er setz­te sie wie­der­holt gezielt ein. Man den­ke an die Begeg­nun­gen mit den US-Prä­si­den­ten Oba­ma, Trump und Biden, aber auch zahl­rei­che ande­re Anläs­se.

Auch das Foto, das die Petrus­bru­der­schaft von der Pri­vat­au­di­enz ver­öf­fent­lich­te, bie­tet dazu eine inter­es­san­te Facette.

Papst Fran­zis­kus am 4. Febru­ar mit Pater Benoît Paul-Joseph (l.) und Pater Vin­cent Ribeton

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Petrusbruderschaft/​Wikicommons (Screen­shot)

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8 Kommentare

  1. Da die Petrus­bru­der­schaft ja – im Gegen­satz zu Pius – über wenig Eigen­kir­chen ver­fügt, war sie ja auch bis­her schon auf das Ent­ge­gen­kom­men des Ordi­na­ri­us‘ ange­wie­sen. For­mal ändert sich also nicht viel und es wird fest­ge­stellt, daß Petrus wei­ter­hin alle lit­ur­gi­schen Bücher von 62 benüt­zen darf, nicht nur das Mis­sa­le. Inso­fern darf auf­ge­at­met wer­den (sofern man wei­ter­hin die frag­li­che Auto­ri­tät Berg­o­li­os anerkennt).
    Das darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, daß die­ser „Papst“ ein Feind der Tra­di­ti­on ist und nach dem Prin­zip ‘ Zwei Schritt vor­an, einer zurück“ handelt.

  2. Genau so ist es: Alles ist immer tie­fer in recht­li­ches Zwie­licht getaucht, „Norm­cha­os“ herrscht. Was erlaubt oder ver­bo­ten ist, was gedul­det oder nicht mehr gedul­det wird – oder doch zumin­dest ein wenig, hier und dort – nie­mand weiß es eigent­lich mehr. Man besei­tigt Rechts­si­cher­heit und erzeugt so Unsi­cher­heit, die wie­der­um die Norm­adres­sa­ten in devo­ter Bot­mä­ßig­keit hält – schließ­lich will man ja nicht noch das Weni­ge gefähr­den, was einem geblie­ben ist. Erin­nert unan­ge­nehm an das der­zei­ti­ge Vor­ge­hen der rot­chi­ne­si­schen Behör­den gegen­über christ­li­chen Gemein­den, aber das nur am Rande.

    Eben­so auf dem Punkt der Ver­gleich mit dem die Luft abschnü­ren­den Strick (m.E. nach pas­sen­der: eine Garot­te). Denn der MPTC ist ja wei­ter in Kraft, die FSSP nur (einst­wei­len?) von des­sen Rege­lun­gen dis­pen­siert. Wie lan­ge und in wel­chem Umfang, bleibt einst­wei­len dahin gestellt, denn die­ses „Pri­vi­le­gi­um“ kann natür­lich jeder­zeit ent­zo­gen wer­den. Denn im Dekret „emp­fiehlt“ er, „unge­ach­tet des­sen, so weit wie mög­lich auch die Bestim­mun­gen des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis Cus­to­des zu berück­sich­ti­gen“. Soweit, so unklar. Bes­ser also, den Des­po­ten nicht ungnä­dig zu stim­men, denn: Besag­ter Strick kann jeder­zeit wie­der ange­zo­gen und die Aus­nah­me vom MPTC wie­der auf­ge­ho­ben wer­den, etwa wegen „Undank­bar­keit“, wegen zu wenig „Berück­sich­ti­gung“ der Bestim­mun­gen des MPTC, immer noch zu star­ker Kri­tik der FSSP gegen­über der Kir­chen­po­li­tik etc.

  3. Lesen wir doch ein­mal den Text des Dekrets ganz unvoreingenommen:

    „Der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus gewährt allen und jedem Mit­glied der Gesell­schaft apo­sto­li­schen Lebens ‚Bru­der­schaft St. Petrus‘, die am 18. Juli 1988 gegrün­det und vom Hei­li­gen Stuhl als ‚päpst­li­chen Rechts‘ erklärt wur­de, die Befug­nis, das Mess­op­fer zu fei­ern, die Sakra­men­te und ande­re hei­li­ge Riten zu spen­den und das Offi­zi­um zu ver­rich­ten, gemäß der jewei­li­gen Edi­tio typi­ca der lit­ur­gi­schen Bücher, die im Jahr 1962 in Kraft waren, d. h. dem Mis­sa­le, dem Ritua­le, dem Pon­ti­fi­ka­le und dem Brevier.“

    Hier fehlt etwas sehr Wich­ti­ges, näm­lich das Wort „aus­schließ­lich“ oder „nur“.

    Das Dekret gibt der Petrus­bru­der­schaft eben nicht die Befug­nis, aus­schließ­lich gemäß der jewei­li­gen Edi­tio typi­ca der lit­ur­gi­schen Bücher von 1962 das Mess­op­fer zu fei­ern, die Sakra­men­te und ande­re hei­li­ge Riten zu spen­den und das Offi­zi­um zu verrichten.

    Dann gibt es noch einen Stol­per­stein, den die Petrus­bru­der­schaft zum Jah­res­en­de 2021 selbst bekannt gege­ben hat, und der im obi­gen Arti­kel nicht erwähnt wird: Die Petrus­bru­der­schaft hat mit der Über­nah­me der von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ermög­lich­ten „frei­wil­li­gen“ Benut­zung von Mess­for­mu­la­ri­en nach­kon­zi­lia­rer Hei­li­ger sowie von 4 neu­en Prä­fa­tio­nen aus dem Novus Ordo qua­si das Kalen­da­ri­um der triden­ti­schen Mess­ord­nung auf­ge­bohrt, so dass von einer Edi­tio typi­ca von 1962 defi­ni­tiv kei­ne Rede mehr sein kann.

    Das bedeu­tet nichts ande­res, als dass die nor­ma­ti­ven Aus­ga­ben der lit­ur­gi­schen Bücher in latei­ni­scher Spra­che von 1962, die für die Fei­er der Lit­ur­gie in der römisch-katho­li­schen Kir­che maß­geb­lich sind, für die Petrus­bru­der­schaft nicht mehr nor­ma­tiv sind. 

    „Unge­ach­tet des­sen emp­fiehlt der Hei­li­ge Vater, so weit wie mög­lich auch die Bestim­mun­gen des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis Cus­to­des zu berücksichtigen.“

    Wem emp­fiehlt der Hei­li­ge Vater das? Emp­fiehlt er es nur der Petrus­bru­der­schaft? Oder emp­fiehlt er es den Diö­ze­san­bi­schö­fen, die über die Umset­zung des neu­en Motu pro­prio zu wachen haben?

    Und wie steht es eigent­lich mit der letz­ten Erlaub­nis der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei (kurz vor deren Zer­schla­gung), das Oster­fest wie­der nach der alten Oster­lit­ur­gie von 1954 fei­ern zu dürfen? 

    Davon ist kei­ne Rede!

    Also, las­sen wir uns nicht über den Tisch zie­hen und sei­en wir wach­sam, denn der Papst geht um, wie ein brül­len­der Löwe.

  4. Die­se Eccle­sia dei Gemein­schaf­ten grün­den auf dem Kon­zil, ihre Lex oran­di ist der NOM, die alte Mes­se nur die Aus­nah­me vom NOM. Der Autor von eccle­sia dei nann­te es eini­ge frü­he­re For­men der Messe.
    War­um aber kom­men die Glaeu­bi­gen zur Petrus Bru­der­schaft, doch des­we­gen weil sie die über­lie­fer­te Mes­se und Nicht den NOM wol­len. Sie wer­den objek­tiv hin­ters Licht geführt.
    Wahr­heit und Irr­tum pas­sen halt nicht zusammen.

  5. Aus wel­cher Quel­le stammt die Infor­ma­ti­on, dass die FSSPX wegen neu­er Bischofs­wei­hen in Rom war?

  6. Gestern ver­brei­te­te die Petrus­bru­der­schaft den Ein­druck, es sei gött­li­che Vor­se­hung: Weil die Bru­der­schaft die Nove­ne gebe­tet und die Wei­he vor­ge­nom­men hat, kam die „Beloh­nung“ genau am Wei­he­tag. Man soll­te die Fröm­mig­keit der Men­schen nicht über­stra­pa­zie­ren. Auch den eige­nen Semi­na­ri­sten soll­te man die ver­schie­de­nen Ebe­nen ein­schär­fen, die über­na­tür­li­che des gött­li­chen Wir­kens, aber auch die irdi­schen Macht­spie­le. Das Dekret von Fran­zis­kus ist bewußt auf die­sen Tag gelegt wor­den, von dem er genau wuß­te. Wie es im Arti­kel heißt: Er ist ein „Mei­ster der Poli­tik der Gesten“.

    Der Ernst der Lage und die Will­kür soll­ten erkannt wer­den, die Fran­zis­kus an den Tag legt. Zuerst schlägt er blind­wü­tig zu, dann läßt er sich erklä­ren, wen er geschla­gen hat? Was ist das für ein Regie­rungs­stil? Soll das ein Ver­ant­wor­tungs­trä­ger sein? 

    Es ist doch so: Er „kauft“ sich jetzt nach Tra­di­tio­nis cus­to­des die Petrus­bru­der­schaft, jetzt aber um den hal­ben Preis. Eher noch weniger.
    Die Petrus­bru­der­schaft hat sich bei ihrer Grün­dung ein­di­men­sio­nal fest­ge­legt, alles zu akzep­tie­ren, was Rom ihr auf­er­legt. Sie hat also kei­ne Alter­na­ti­ven. Sie kann nur dank­bar sein, wenn die­ser Papst, sie über­le­ben läßt. Genau das hört man aus den Reak­tio­nen in der Petrus­bru­der­schaft her­aus. Erleich­te­rung… Erleich­te­rung wofür?
    Ich bin jetzt auch gespannt, was die Petrus­brü­der in Rom in der kom­men­den Kar- und Oster­wo­che tun wer­den. Und ich bin gespannt, was mit den Prie­ster­se­mi­na­ren der ED-Gemein­schaf­ten pas­sie­ren wird. Hof­fen wir das Beste. Hof­fen wir auch den himm­li­schen Bei­stand, denn den die­ses Pap­stes kann man vergessen.

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