Die Zehn Gebote: „Grenze, über die hinaus der Mensch sich und den Nächsten ruiniert“

Mittwochskatechese von Papst Franziskus


Generalaudienz

Lie­be Brü­der und Schwestern,

Anzei­ge

in der Rei­he der Kate­che­sen über den Deka­log sind wir bei den bei­den letz­ten Gebo­ten ange­langt, die in gewis­sem Sin­ne eine Zusam­men­fas­sung der vor­he­ri­gen Wei­sun­gen sind. In der Tat klin­gen die Mah­nun­gen „Du sollst nicht begeh­ren dei­nes Näch­sten Frau“ und „Du sollst nicht begeh­ren dei­nes Näch­sten Gut“ bereits in den Gebo­ten gegen den Ehe­bruch und gegen den Dieb­stahl an. 

Was wird nun mit die­ser Ver­tie­fung aus­ge­sagt? Die Zehn Gebo­te wol­len eine Gren­ze auf­zei­gen, über die hin­aus der Mensch sich selbst und den Näch­sten rui­niert wie auch sei­ne Bezie­hung zu Gott zer­stört. Die letz­ten Gebo­te machen deut­lich, dass die­se Über­tre­tun­gen eine gemein­sa­me Wur­zel im Inne­ren des Men­schen haben: das sünd­haf­te Begeh­ren. »Denn von innen, aus dem Her­zen der Men­schen kom­men die bösen Gedan­ken« (Mk 7,21), sagt Jesus: Ehe­bruch, Hab­gier, Bos­heit, Neid, Hoch­mut und ande­res. Die­se nega­ti­ven Hal­tun­gen spie­len eine gro­ße Rol­le, wenn das Herz nicht von der Ich-Bezo­gen­heit befreit ist. Die Gebo­te wol­len uns die Mas­ke des Ichs abrei­ßen und uns unse­re Armut bewusst machen, dass wir uns näm­lich nicht selbst befrei­en kön­nen und zu Gott um Hil­fe rufen müs­sen, um geret­tet zu wer­den. Erst dadurch kön­nen wir die Barm­her­zig­keit Got­tes authen­tisch und per­sön­lich erfah­ren, die uns ver­wan­delt und erneu­ert. Men­schen die von der Barm­her­zig­keit Got­tes ange­rührt sind, ver­mö­gen sie dann auch ande­ren zu schenken.

Einen herz­li­chen Gruß rich­te ich an die Pil­ger deut­scher Spra­che. Gott steht uns wie ein guter Vater bei. Erken­nen wir, dass wir sei­ne Söh­ne und Töch­ter sind, die jeden Tag die Gaben sei­ner Barm­her­zig­keit emp­fan­gen. Der Herr seg­ne euch und eure Familien!

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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1 Kommentar

  1. „Du ‚wirst‘ nicht begeh­ren dei­nes Näch­sten…“, so begin­nen das 9. und 10. Gebot des Dekalogs.
    Gott warnt also die Men­schen nicht nur vor dem kon­kre­ten „Tun“ der bösen Tat als solcher,
    son­dern er warnt die Men­schen auch expli­zit vor dem „begeh­ren“, also dem bloßen,
    aber ver­in­ner­lich­ten, Den­ken (bzw. tie­fen phan­ta­sie­vol­len inne­ren Schwär­men von) der bösen Tat.
    Das „Den­ken“ ist näm­lich nicht immer nur ein neu­tra­ler, völ­lig wir­kungs­lo­ser Vor­gang für sich,
    der stets rea­li­ter fol­gen­los bleibt.

    Das „Den­ken“ oder tie­fe phan­ta­sie­vol­le inne­re Schwär­men fin­det man jedoch stets als ‚Vor­stu­fe‘
    zur aus­ge­führ­ten (bösen) Tat.

    Gera­de des­halb ist es so nötig, den Men­schen die­sen Zusam­men­hang zwi­schen ‚den­ken‘ /​ ‚begeh­ren‘
    und dem dar­auf nach­fol­gen­den ‚bösen Tun‘ deut­lich aufzuzeigen.

    Was die Bibel bereits von Anfang an anhand der Bei­spie­le von Adam und Eva sowie Kain und Abel etc. ver­an­schau­li­chen will, das zeigt der Lauf der Geschich­te überdeutlich.
    Die Mensch­heits­ge­schich­te ist voll von ent­spre­chen­den Bei­spie­len; voll von ‚klei­ne­ren‘ im Bereich ein­zel­ner bis hin zu ‚grö­ße­ren‘, die sogar (Welt-) Krie­ge zeitigen.

    Des­halb wäre es auch völ­lig unsin­nig, das Niveau der Gebo­te des Deka­logs so weit herabzusenken,
    so dass die­ses Niveau den unter­sten Stu­fen einer deka­den­ten blo­ßen Spaß­ge­sell­schaft nicht
    als all­zu gro­ßes Ärger­nis erschei­nen möge.

    Für Gott bzw. Jesus Chri­stus jeden­falls war es kein „barm­her­zi­ger“ Spaß;
    son­dern der „tota­le Ernst­fall“ am Kreuz!

    Das Reden von Got­tes Barm­her­zig­keit ist eine Sache;
    die­se Barm­her­zig­keit jedoch ohne Ver­weis auf Got­tes Gerech­tig­keit zu sehen,
    das wäre der Beginn der Auf­lö­sung von allem, was da ist, (frei nach Augu­sti­nus und auch Tho­mas von Aquin).

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