(Buenos Aires) Das Motu proprio Traditionis custodes fordert auch in Argentinien, der Heimat von Papst Franziskus, sein erstes Opfer. Don Mario Héctor Muñoz wurde als Pfarrer der Pfarrei Exaltación de la Santa Cruz in der Diözese Villa Maria abgesetzt.
Mit dem am 16. Juli 2021 erlassenen Motu proprio Traditionis custodes erklärte Papst Franziskus jede Erlaubnis zur Zelebration des überlieferten Ritus für Diözesanpriester und Angehörige neuritueller Orden für ungültig. Wer weiterhin im überlieferten Ritus zelebrieren will, muß den Diözesanbischof um Erlaubnis fragen. Der Antrag neugeweihter Priester muß sogar Rom zur Genehmigung vorgelegt werden.
Pfarrer Mario Héctor Muñoz zelebrierte seit dem Motu proprio Summorum Pontificum in seiner Pfarrei nach einer Übergangszeit, in der er die Gläubigen liturgisch einführte, nur mehr im überlieferten Ritus. Traditionis custodes untersagt die Zelebration der „alten“ Messe in Pfarrkirchen. Ein Pfarrer, der im überlieferten Ritus zelebriert, kommt in der Logik des Motu proprio erst gar nicht vor.
Bischof Samuel Jofré Giraudo von Villa Maria zitierte Pfarrer Muñoz zu sich, um „eine Lösung“ zu finden. Pfarrer Muñoz gab dabei zu verstehen, daß er die neuen Maßnahmen für ungerecht hält und an der Zelebration im Novus Ordo nicht interessiert sei. Daraufhin wurde er vom Bischof abgesetzt und aller seelsorglichen Verpflichtungen entbunden.
Msgr. Jofré ist der letzte von Papst Benedikt XVI. ernannte Diözesanbischof. Er wurde vom deutschen Papst am 28. Februar 2013, dem allerletzten Tag seines Pontifikats, zum Bischof von Villa Maria ernannt. An jenem Tag wurde Benedikt XVI. um 17:08 Uhr nach Castelgandolfo geflogen. Um 20 Uhr endete sein Pontifikat. Heute ist Benedikt XVI. der älteste Papst, der je gelebt hat. Allerdings übten seine Vorgänger ihr Amt bis zum Tod aus.
Obwohl Papst Franziskus mit Traditionis custodes das Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. von 2007 faktisch eliminierte, war Msgr. Jofré nicht bereit, Pfarrer Muñoz und die von ihm betreuten Gläubigen auf der Grundlage von can. 87 des Codex des Kirchenrechtes zu schützen.
Art. 87 besagt: „§ 1. Der Diözesanbischof kann die Gläubigen, sooft dies nach seinem Urteil zu deren geistlichem Wohl beiträgt, von Disziplinargesetzen dispensieren, sowohl von allgemeinen als auch von partikularen, die von der höchsten Autorität der Kirche für sein Gebiet oder für seine Untergebenen erlassen worden sind.“
In seiner Ansprache beim Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps, heute vor einer Woche, hatte Papst Franziskus die „Cancel Culture“ kritisiert und sich gegen das „Einheitsdenken“ ausgesprochen. Im Namen der „Diversität“ werde „jede Art von Identität ausgelöscht“. Wörtlich sagte Franziskus: „Man ist dabei ein Einheitsdenken zu entwickeln, das dazu zwingt, die Geschichte zu leugnen.“
Diese deutlichen Worte sorgten für einiges Rätseln, da Franziskus selbst mit Traditionis custodes eine Cancel Culture angeordnet hatte. Priester wie Pfarrer Muñoz werden ihrer Ämter entbunden und aus der Seelsorge entfernt, obwohl sie sich nichts zuschulden kommen haben lassen, sondern nur deshalb, weil sie progressiven oder um ihre Karriere besorgten Bischöfen im Wege sind.
In einem Radiointerview sprach Pfarrer Muñoz von einer „Hiobsbotschaft“ und bestätigte, seine Pfarrei verlassen zu müssen. Mehr sagte er bisher öffentlich nicht dazu. Der Bischof schickte ihn in eine „Auszeit“.
Von Seiten der Diözese wurde gegenüber der Öffentlichkeit erklärt, Traditionis custodes und die Responsa ad dubia vom Dezember seien normativ, und jeder Diözesanbischof müsse dafür sorgen, daß sie in seiner Diözese zur Anwendung kommen.
Damit wurde der falsche Eindruck erweckt, der Bischof habe gar nicht anders handeln können, als Pfarrer Muñoz zu entlassen. Die Wahrheit ist, daß der Diözesanbischof unter Verweis auf can. 87 CIC von den Bestimmungen von Traditionis custodes, wie jener des Zelebrationsverbots in Pfarrkirchen, entbinden kann.
Dazu war der Bischof in der Heimat von Papst Franziskus aber nicht bereit.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SMM/odvm.com.ar (Screenshots)