![Gestern fand in Wuhan die Weihe des neuen Erzbischofs statt. Es handelt sich um einen regimehörigen Franziskaner, den Papst Franziskus anerkannte. Gestern fand in Wuhan die Weihe des neuen Erzbischofs statt. Es handelt sich um einen regimehörigen Franziskaner, den Papst Franziskus anerkannte.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2021/09/Erzbischof-Wuhan-3-829x438.jpg)
(Peking) Die chinesische Millionenstadt Wuhan erlangte seit dem Auftreten des Coronavirus SARS-CoV‑2 weltweite Bekanntheit. Wuhan ist auch der Sitz eines Erzbischofs. Nach 19 Jahren der Vakanz wurde gestern ein neuer Erzbischof geweiht – auf der Grundlage des Geheimabkommens von 2018.
Der Heilige Stuhl hielt sich bis zuletzt bedeckt. Erst nachdem die Presseagentur AsiaNews zweimal über die bevorstehende Weihe informiert hatte und erst nachdem diese gestern erfolgt war, bestätigte Vatikansprecher Matteo Bruni das Ereignis in einer Aussendung an die in Rom akkreditierten Journalisten.
„Ich kann bestätigen, daß heute, Mittwoch, am 8. September 2021, in Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei die Bischofsweihe von P. Francesco Cui Qingqi OFM stattgefunden hat, der am 23. Juni 2021 vom Heiligen Vater zum Bischof von Hankou/Wuhan ernannt worden war. Er ist der sechste chinesische Bischof, der im normativen Rahmen der provisorischen Vereinbarung über die Ernennung von Bischöfen in China ernannt und geweiht wurde.“
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Der Franziskaner Cui Qingpi verwaltet das Erzbistum bereits seit 2012. Er gehört der regimehörigen Patriotischen Vereinigung an und ist stellvertretender Generalsekretär des von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) kontrollierten Chinesischen Bischofsrats, dem regimehörigen Pendant zur von Rom anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz.
Msgr. Cui Qingpi verstärkt damit die Riege der regimehörigen Bischöfe, die vom Heiligen Stuhl als legitime Diözesanbischöfe anerkannt sind. Sie gehören dem regimetreuen Bischofsrat an, haben aber auch Sitz und Stimme in der mit Rom verbundenen Bischofskonferenz. Wie Vatikansprecher Bruni bestätigte, gehen die Ernennung und Weihe auf das vatikanisch-chinesische Geheimabkommen von September 2018 zurück, das 2020 verlängert wurde. Das kommt auch in der von Bruni verwendeten Doppelbezeichnung Hankou/Wuhan zum Ausdruck.
Das von Rom errichtete Erzbistum Hankou
1923 wurde von Papst Pius XI. das Apostolische Vikariat Hankou errichtet, das zuvor Teil des Vikariats Östliches Hubei war. Eine kirchliche Jurisdiktion über das Gebiet besteht seit 1696. 1946 erhob Papst Pius XII. das Apostolische Vikariat zum Erzbistum. Dem Erzbischof-Metropoliten unterstehen mehrere Suffragane. Msgr. Cui Qingpi ist erst der dritte legitime Erzbischof von Hankou. Die Geschichte des Erzbistums ist, wie die aller Diözesen in der Volksrepublik China seit der kommunistischen Machtübernahme, von starken Brüchen geprägt und liest sich für Außenstehende verwirrend.
Der erste Erzbischof von Hankou, P. Giuseppe Rosà, war ebenfalls ein Franziskaner. Die Gegend war im 19. Jahrhundert dem Franziskanerorden als Missionsgebiet zugewiesen worden war. Als die Kommunisten 1949 die Macht übernahmen, mußte Erzbischof Rosà, da Ausländer, 1950 das Land verlassen. Für ihn übernahm im selben Jahr sein chinesischer Mitbruder P. Odoric Victor Liu Hede als Administrator die Leitung des Bistums. 1954 wurde P. Liu Hede verhaftet und fast 25 Jahre in Laogai, den Konzentrationslagern im kommunistischen China, gefangengehalten. Nach seiner Enthaftung wirkte er als Administrator im Untergrund. 1984 wurde er durch Ernennung von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Hankou geweiht. Eine Anerkennung durch den Staat blieb ihm verwehrt, weil er sich weigerte, der regimehörigen Patriotischen Vereinigung beizutreten. Als er 2001 im Alter von 89 Jahren verstarb, blieb der Erzbischofsstuhl vakant.
Das vom kommunistischen Regime errichtete Bistum Wuhan
Das kommunistische Regime hatte nach Jahren der brutalen Kirchenverfolgung 1957/58 eine eigene, schismatische Parallelkirche errichtet, die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung, die von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) abhängig ist. Von Rom wird sie nicht anerkannt. 1958 ernannten die Kommunisten für die Patriotische Vereinigung den Franziskaner Bernardin Dong Guang-qing zum Bischof von Wuhan. 1953 war die Stadt Hankou mit den beiden Nachbarstädten Wuchang und Hanyang zusammengelegt worden. Enstprechend wurden auch die drei Bischofssitze in einem vereint. Obwohl Hankou ein Erzbischofsstuhl war, dessen Inhaber in ein Konzentrationslager verschleppt worden war, wies das Regime der neuen Diözese Wuhan nur den Rang eines Bischofs zu. Erst 1984, als Dong Guang-qings inzwischen freigelassener romtreuer Mitbruder Liu Hede mit päpstlichem Mandat zum Erzbischof von Hankou geweiht wurde, beförderte auch das Regime ihren Repräsentanten ad personam zum Erzbischof. In den 90er Jahren kam es zu einer Verständigung zwischen dem legitimen Erzbischof im Untergrund und dem illegitimen Bischof von Wuhan. Sie ermöglichte es dem betagten Erzbischof Liu Hede, Aufgaben im Bistum zu übernehmen, zuletzt als Spiritual am Priesterseminar. Bischof Bernardin Dong Guang-qin verstarb 2007, nachdem er 49 Jahre im Namen des kommunistischen Staates das Bistum Wuhan geleitet hatte. Der Heilige Stuhl hatte ihn nie anerkannt.
2008 setzte das Regime Joseph Shen Guoan als Administrator von Wuhan ein. 2011 sollte er zum Bischof geweiht werden. Die Weihe wurde kurzfristig jedoch abgesagt, als er sich weigerte, die Weihe ohne päpstliches Mandat zu empfangen. Kurz darauf wurde er als Administrator abgesetzt und aus der Patriotischen Vereinigung ausgeschlossen.
Ihm folgte 2012 als Administrator von Wuhan der offensichtlich linientreuere Franziskaner Cui Qingqi, der seit 2016 auch stellvertretender Generalsekretär des Chinesischen Bischofsrats ist, des schismatischen Gegenstücks zu der mit Rom verbundenen Chinesischen Bischofskonferenz. Mit seiner im Juni erfolgten Anerkennung durch Papst Franziskus werden der schismatische Bischofsstuhl von Wuhan und der kirchliche Erzbischofsstuhl von Hankou nun vereint. Entsprechend trägt Cui Qingpi den Titel eines Erzbischofs. Ob damit auch für Rom die beiden Suffraganbistümer Wuchang und Hanyang in das Erzbistum Hankou/Wuhan einfließen, ist nicht bekannt. Der Bischofsstuhl von Hanyang ist laut offiziellen römischen Angaben seit 2005, jener von Wuchang bereits seit 1970 vakant.
Wer gibt den Ton an?
Wer den Ton in den beiden Teilen der Kirche in der Volksrepublik China angibt, die auf Wunsch von Papst Franziskus immer mehr zusammengeführt werden, wurde gestern am Konsekrator, den Mitkonsekratoren und den anwesenden Bischöfen sichtbar.
Konsekrator war Erzbischof Ma Yinglin von Kunming, stellvertretender Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung, Mitkonsekrator Shen Bin, Bischof von Haimen, stellvertretender Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung. Als „römischer Vertreter“ war Msgr. Li Shan, Bischof von Peking und stellvertretender Vorsitzender der Chinesischen Bischofskonferenz, Mitkonsekrator. Die beiden anderen anwesenden Bischöfe Ding Lingbin von Changzhi und Li Suguang von Jiangxi gehören beide der Patriotischen Vereinigung an. Lingbin ist deren Generalsekretär, Suguang ihr Vorsitzender in der Provinz Jiangxi. Von fünf anwesenden Bischöfen waren vier Vertreter des Regimes. Allerdings befinden sich durch das Geheimabkommen von 2018 inzwischen alle in der Einheit mit dem Papst.
Nur wenige Tage nach der Unterzeichnung des Geheimabkommens legte die Patriotische Vereinigung ein Treuebekenntnis zur Kommunistischen Partei ab – und nur zu ihr.
Als „römischer Vertreter“ trat in der St.-Josephs-Kathedrale von Hankou noch Yang Yu in Erscheinung, ein Priester, der stellvertretender Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz ist. Er verlas die Ernennungsbulle von Papst Franziskus.
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Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews/Provinzverwaltung Hubei (Screenshots)