Päpstlicher Zeremonienmeister verläßt Rom

Msgr. Guido Marini wurde zum Bischof von Tortona ernannt


Papst Franziskus ernannte den Päpstlichen Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini zum Bischof von Tortona. Ein Signal.
Papst Franziskus ernannte den Päpstlichen Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini zum Bischof von Tortona. Ein Signal.

(Rom) Papst Fran­zis­kus hat den Päpst­li­chen Zere­mo­nienmeis­ter Msgr. Gui­do Mari­ni, den Bene­dikt XVI. beru­fen hat­te, zum Bischof von Tor­to­na ernannt. Ein Schritt, der in einer logi­schen Linie mit dem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des steht. Er wird damit Nach­fol­ger des Bug­nini-Ring­trä­gers Msgr. Vitto­rio Vio­la, der von Fran­zis­kus im ver­gan­ge­nen Mai an die Römi­sche Kurie beru­fen wurde.

Anzei­ge

Spe­ku­la­tio­nen um die Ent­fer­nung von Msgr. Mari­ni aus sei­nem Amt hat­te es bereits unmit­tel­bar nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus gege­ben. Seit­her flamm­ten sie wie­der­holt auf. Msgr. Mari­ni gilt jedoch als umgäng­lich, zurück­hal­tend und anpas­sungs­fä­hig, immer­hin dien­te er nach sei­ner Dia­ko­nats­wei­he 15 Jah­re hin­durch drei Erz­bi­schö­fen von Genua als Sekre­tär. 2007 berief ihn Papst Bene­dikt XVI. als sei­nen Zere­mo­nien­mei­ster nach Rom, um einen Mann in die­ser Posi­ti­on zu haben, der sei­ner lit­ur­gi­schen Sen­si­bi­li­tät ent­sprach. Gestern wur­de sei­ne Ernen­nung zum Bischof von Tor­to­na bekannt­ge­ge­ben.

Die Rocha­de, die damit an der Spit­ze des Bis­tums statt­fin­det, ver­deut­licht, daß Fran­zis­kus im Bereich lit­ur­gi­scher Ver­än­de­run­gen das Tem­po anzie­hen will. Bis­he­ri­ger Bischof von Tor­to­na war der Fran­zis­ka­ner Msgr. Vitto­rio Vio­la. Sowohl Vio­la als auch Mari­ni sind aus­ge­wie­se­ne Exper­ten für lit­ur­gi­sche Fra­gen, gehö­ren aller­dings unter­schied­li­chen Schu­len an. Wäh­rend Msgr. Gui­do Mari­ni, nicht zu ver­wech­seln mit dem gleich­na­mi­gen Zere­mo­nien­mei­ster von Johan­nes Paul II., Pie­ro Mari­ni, der Schu­le von Kar­di­nal Giu­sep­pe Siri ent­stammt, gehört Msgr. Vio­la der Schu­le von Anni­ba­le Bug­nini an, dem Bau­mei­ster des Novus Ordo, der 1969 von Paul VI. ein­ge­führt wurde.

Am 27. Mai berief Fran­zis­kus Msgr. Vio­la an die Römi­sche Kurie und ernann­te ihn zum Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung.

An den bei­den Per­so­nal­ent­schei­dun­gen für das Bis­tum Tor­to­na läßt sich ein Para­dig­men­wech­sel nach­voll­zie­hen: Der Siri-Schü­ler Msgr. Mari­ni wird aus dem Vati­kan ent­fernt, der Bug­nini-Schü­ler Msgr. Vio­la wird in den Vati­kan geholt. Kurz: Bug­nini rein, Siri und die Tra­di­ti­on raus.

Das Jahr 2021 ist damit durch eine Rei­he von päpst­li­chen Ent­schei­dun­gen zur Lit­ur­gie geprägt:

  • die Ent­las­sung von Kar­di­nal Robert Sarah als Prä­fek­ten der Gottesdienstkongregation;
  • die Beru­fung des Bug­nini-Ring­trä­gers Msgr. Vio­la an die Gottesdienstkongregation;
  • die Pro­mul­ga­ti­on des Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des gegen den über­lie­fer­ten Ritus;
  • die Ent­las­sung von Msgr. Gui­do Mari­ni als Päpst­li­chem Zeremonienmeister.

Und das Jahr ist noch nicht zu Ende. Die Ernen­nung des neu­en Päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­sters wird mit Span­nung erwar­tet. Der Zere­mo­nien­mei­ster lei­tet das Amt für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes, spielt auch im Kon­kla­ve eine Rol­le, die bedeu­tend­ste ist die Ver­laut­ba­rung des Extra omnes und des­sen Durch­füh­rung. Damit müs­sen alle Per­so­nen die Six­ti­ni­sche Kapel­le ver­las­sen, die nicht zur Papst­wahl zuge­las­sen sind, ehe die­se begin­nen kann. Nach dem Extra omnes wird der Zugang zum Kon­kla­ve abgeriegelt.

Wer von Fran­zis­kus zum neu­en Zere­mo­nien­mei­ster ernannt wird, wacht dar­über, daß nichts von dem, was im Kon­kla­ve geschieht, nach außen dringt. Im Zeit­al­ter der Digi­tal­tech­nik und gewis­ser Locke­run­gen eine zen­tra­le Funk­ti­on, denn Fran­zis­kus arbei­tet dar­auf­hin, die Wahl eines ihm geneh­men Nach­fol­gers sicherzustellen.

Der Bischofs­sitz von Tor­to­na, der knapp 270.000 Katho­li­ken betreut, liegt in Ligu­ri­en, der Hei­mat des bis­he­ri­gen päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­sters. Er ist damit ein Suf­fra­gan des Erz­bi­schofs von Genua.

Die Kathe­dra­le von Tortona

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​Wikicommons

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. Ich habe Msgr Mari­ni immer bewun­dert; un ihm sieht man Hei­lig­keit. Demut. Unglaub­lich pro­fes­sio­nell und zurück­hal­tend. Im Gegen­satz zu gewis­sen ande­ren sucht er nie Auf­merk­sam­keit auf sich selbst. Ein echer Diener.
    Ich gra­tu­lie­re ihm von Her­zen und bin sei­net­we­gen erleichtert.
    Hof­fent­lich erwar­tet bald nicht Gitar­ren Mes­sen und Trom­meln in der Peters­kir­che? Pop und Rock…?

Kommentare sind deaktiviert.