
(Peking) Chinas Kommunisten verfolgen nicht nur die romtreue Untergrundkirche, sondern auch die regimehörige schismatische Patriotische Vereinigung. Ein Paradox? Nicht für die Vertreter einer totalitären Ideologie.
Der Heilige Stuhl sendet Signale nach Peking, um die Verlängerung des Geheimabkommens von 2018 zu erreichen. Das Regime läßt währenddessen seine Muskeln spielen gegen die in Einheit mit Rom stehende Untergrundkirche, aber auch gegen die schismatische Kirche namens Patriotische Vereinigung, obwohl diese 1957 von der Kommunistischen Partei Chinas gegründet wurde. Die Maxime lautet: Die Kirche, in welcher Form auch immer sie sich zeigt, ist zu verfolgen.
Das Regime setzt Bischöfe und Priester der Untergrundkirche unter Druck, damit sie sich der regimehörigen Patriotischen Vereinigung anschließen. Dort einzutreten, bedeutet aber nicht unbedingt, vor Verfolgung sicher zu sein. Auch die regimehörige Abspaltung der Kirche wird von den kommunistischen Machthabern überwacht, kontrolliert und eingeschüchtert. Für die Daumenschraube scheint es keine Rolle zu spielen, ob eine Gemeinde der Untergrundkirche oder der „offiziellen“ Kirche angehört.
Im Bezirk Linyi in Dezhou, einer Präfektursstadt in der Provinz Shandong, wurde im vergangenen Juni eine Kirche geschlossen, die zur Patriotischen Vereinigung gehört, wie Bitter Winter berichtet.
Ebenso wurden am 6. Juni alle Kreuze und andere christliche Symbole von einer Kirche in Wangdangjia entfernt. Wenig später traf das gleiche Schicksal die katholische Kirche in der Cuijia-Straße.
Am 19. Mai wurde angeordnet, das Kreuz und die Marienstatue auf der Kirche von Wuqiu bei Jinling (Lanling) zu entfernen, weil sie über das Gebäude des örtlichen Volkskomitees hinausragten.
In Tancheng wurde der Kirchturm einer katholischen Kirche der Patriotischen Vereinigung demoliert, weil er Kreuze und eine Statue von Jesus Christus zeigte.
In Zhangmengtun in der Stadt Dingzhou (Provinz Hebei) war mit behördlicher Erlaubnis 2017 eine Kirche der Patriotischen Vereinigung errichtet worden. Am vergangenen 2. Juni wurde die Kirche auf behördliche Anordnung wieder geschlossen. Kurz darauf wurde der Rest der alten Kirche, ein Torturm mit Kreuzen und christlichen Aufschriften „zurückgebaut“. Sowohl außerhalb als auch innerhalb des Gebäudeensembles wurden alle christlichen Symbole beseitigt, einschließlich der Altäre und der Kirchenbänke. Symbole, die nicht entfernt werden konnten, wurden übermalt, die Kreuzwegstationen beseitigt.
Im Mai wurde von Staats- und Parteifunktionären in einer gemeinsamen Aktion Hand an die ebenfalls „offizielle“ Kirche von Julu (Präfektur Xingtai) gelegt. Fünf Kreuze wurden entfernt und die Hinweistafel mit der Aufschrift „Katholische Kirche“, obwohl das Gotteshaus 1937 errichtet wurde und seit 83 Jahren staatlich anerkannt war.
Der Diakon einer katholischen Kirche in der Provinz Hebei bestätigte Bitter Winter, daß im Juli das große Kreuz auf der Kirche beseitigt wurde. Dabei habe sich die Kirche eigens der Patriotischen Vereinigung angeschlossen „in der Hoffnung, ruhig die Liturgie feiern zu können. Hätten wir das vorher gewußt, hätten wir das nicht getan.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bitter Winter (Screenshot)