Königsfamilie erweist dem heiligen Junipero Serra die Ehre

Nach den Zerstörungen im Zuge der Black-Lives-Matter-Unruhen


Spanische Königsfamilie besucht das Geburtshaus des heiligen Junipero Serra. Eine subitile Geste gegen die extremistischen Bilderstürmer.
Spanische Königsfamilie besucht das Geburtshaus des heiligen Junipero Serra. Eine subtile Geste gegen die extremistischen Bilderstürmer.

(Madrid) Die könig­li­che Fami­lie von Spa­ni­en, König Feli­pe VI., Köni­gin Leti­zia und ihre Kin­der, Kron­prin­zes­sin Leo­nor und Infan­tin Sofia, besuch­ten auf Mal­lor­ca das Geburts­haus des hei­li­gen Juni­pe­ro Ser­ra. Der Besuch ist eine sub­ti­le Geste der „Wie­der­gut­ma­chung“, nach­dem Sta­tu­en des balea­ri­schen Hei­li­gen den ras­si­sti­schen „Black Lives Matter“-Ausschreitungen zum Opfer gefal­len sind. Der kir­chen­feind­li­che Bil­der­sturm erfolg­te mit Hil­fe der links­extre­mi­sti­schen Anti­fa auch auf den Balea­ren. Ser­ra-Denk­mä­ler wur­den umge­stürzt, ande­re in vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam entfernt.

Anzei­ge

Der in Petra auf Mal­lor­ca 1713 gebo­re­ne Ser­ra trat im Alter von 16 Jah­ren in den Fran­zis­ka­ner­or­den ein und wur­de zum Apo­stel Kali­for­ni­ens. In die­sem einst viel grö­ße­ren neu­spa­ni­schen Land­strich an der nord­ame­ri­ka­ni­schen Pazi­fik­kü­ste, heu­te auf­ge­teilt zwi­schen den USA und Mexi­ko, grün­de­te er zahl­rei­che Mis­sio­nen. 1784 starb er in San Car­los Bor­ro­meo de Car­me­lo in Kali­for­ni­en, heu­te die Klein­stadt Car­mel-by-the-Sea, die 1770 von ihm als Mis­si­ons­sta­ti­on gegrün­det wor­den war. Dort fand er auch sei­ne letz­te Ruhestätte.

Von Johan­nes Paul II. wur­de Ser­ra 1988 selig‑, von Papst Fran­zis­kus 2015 hei­lig­ge­spro­chen. Ins irra­tio­na­le Kreuz­feu­er der Kri­tik geriet der Hei­li­ge, weil er extre­mi­sti­schen Krei­sen als Aus­druck der „euro­päi­schen Kolo­ni­sa­ti­on“ gilt, die im Kampf gegen die eige­nen Geschich­te und Iden­ti­tät aus­ge­löscht wer­den soll.

In der Nacht des ver­gan­ge­nen 4. Juli, des Unab­hän­gig­keits­ta­ges der USA, attackier­te im Zuge der ras­si­sti­schen „Black Lives Matter“-Unruhen ein Mob die Sta­tue des Hei­li­gen in Sacra­men­to. Mit Häm­mern wur­de das Denk­mal beschä­digt, dann in Brand gesteckt. Obwohl sich die Sta­tue auf dem Gelän­de des kali­for­ni­schen Par­la­ments befand, schritt die Poli­zei nicht zu ihrem Schutz ein. Die links­de­mo­kra­ti­sche Regie­rung des Staa­tes hat­te ent­spre­chen­de Wei­sun­gen erteilt. Ent­spre­chend ver­hal­ten fiel auch die Ver­tei­di­gung des Hei­li­gen durch die Bischö­fe Kali­for­ni­ens aus.

Es war bereits die drit­te Sta­tue des Hei­li­gen, die einer maro­die­ren­den Men­ge zum Opfer fiel. In ande­ren Orten lie­ßen Kir­chen­ver­ant­wort­li­che Sta­tue des Hei­li­gen vor­sorg­lich ent­fer­nen, um Angrif­fe zu ver­mei­den und kein „Ärger­nis“ zu geben. Die­ses Zurück­wei­chen vor einer gewalt­tä­ti­gen Min­der­heit konn­te den­noch die teil­wei­se Zer­stö­rung der 1771 von P. Juni­pe­ro gegrün­de­ten Mis­si­on San Gabri­el in der gleich­na­mi­gen Stadt nicht verhindern.

Geköpf­te Sta­tue des hei­li­gen Juni­pe­ro Serra

Ein Sohn der Balearen

Juni­pe­ro Ser­ra form­te sei­ne Per­sön­lich­keit durch Dis­zi­plin und Aske­se nach dem Vor­bild sei­nes Ordens­grün­ders, des hei­li­gen Franz von Assi­si. Bevor er in die Mis­si­on ging, hat­te er bereits eine ansehn­li­che aka­de­mi­sche Lauf­bahn hin­ter sich. Er lehr­te Phi­lo­so­phie am Real Con­ven­to de San Fran­cis­co in Pal­ma de Mal­lor­ca und war ordent­li­cher Pro­fes­sor der Theo­lo­gie an der könig­li­chen und päpst­li­chen Uni­ver­si­dad Lulia­na. Sei­ne aka­de­mi­sche Tätig­keit und die Seel­sor­ge wech­sel­ten sich ab. Als begehr­ter Pre­di­ger wirk­te er auch an der Kathe­dra­le von Palma.

In ihm reif­te jedoch die Über­zeu­gung, daß die Offen­ba­rung Got­tes allen Men­schen galt, wes­halb er als Mis­sio­nar nach Ame­ri­ka ging, das damals zum größ­ten Teil der spa­ni­schen Kro­ne unter­stand. Mit fran­zis­ka­ni­schem Geist mis­sio­nier­te er zunächst unter den Apa­chen und drang dann tief nach Kali­for­ni­en vor, um die dor­ti­gen India­ner für Chri­stus zu gewinnen. 

Die dor­ti­gen India­ner waren noch Samm­ler und Jäger, sie kamen in Erd­lö­chern zur Welt, wo die Frau­en auf einem „Bett“ aus Blät­tern geba­ren. Sie nann­ten die Brü­der des hei­li­gen Fran­zis­kus „Söh­ne der Maul­tie­re“, weil sie auf Eseln rit­ten. Wann immer er erst­mals einem India­ner begeg­ne­te, bete­te der hei­li­ge Juni­pe­rus: „Herr, mach aus ihm einen Hei­li­gen!“ Er war sich bewußt, um wel­chen Preis Jesus Chri­stus den See­len die Ret­tung eröff­net hat­te. Uner­müd­lich zog er pil­gernd durch die gro­ße Ein­öde. Wenn er um die Ent­sen­dung wei­te­rer Mis­sio­na­re bat, unter­strich er die wich­tig­ste Anfor­de­rung, die sie mit­brin­gen muß­ten: „Chri­stus zu lie­ben“. Denn, so der Hei­li­ge, „wer liebt, dem gelingt alles leicht“.

Er lern­te frem­de Spra­chen und die Gebräu­che der India­ner, denen er lie­be­voll begeg­ne­te. Mit ihnen teil­te er deren Stra­pa­zen und Lei­den, setz­te sich selbst tau­send Gefah­ren aus und ließ sich auch von Angrif­fen und Gewalt nicht abschrecken. Sei­ne Auf­ga­be sah er dar­in, den India­ner der Pazi­fik­kü­ste Chri­stus zu brin­gen und mit des­sen Hil­fe ihren Zivi­li­sa­ti­ons­grad zu heben. Er über­ließ sich dabei ganz der Vorsehung.

Der Aufbruch in die Mission

1749, als er zum Apo­sto­li­schen Pre­di­ger ernannt wur­de, lief am 20. August sein Schiff aus, die Nue­stra Seño­ra la Vir­gen de Gua­d­a­lu­pe, die ihn nach Ame­ri­ka brach­te. In einem Brief schrieb er dazu, alles „aus Lie­be zu Gott“ zu tun. Im Vize­kö­nig­reich Neu­spa­ni­en ange­kom­men, war sein erstes Ziel das Mari­en­hei­lig­tum von Tepe­yac, um Dank zu sagen für die Über­fahrt, bei der er fast Schiff­bruch erlit­ten hat­te. Der Mari­en­ver­eh­rer wid­me­te der Got­tes­mut­ter eine 1765 ver­öf­fent­lich­te Lita­nei und ver­tei­dig­te mit Nach­druck das Geheim­nis der Unbe­fleck­ten Empfängnis.

Ande­res ent­haup­te­tes Denk­mal des Heiligen

1775 über­fie­len meh­re­re hun­dert India­ner die Mis­si­on San Die­go. Sie raub­ten und leg­ten Feu­er. P. Luis Jau­me, ein Gefähr­te Ser­ras, stell­te sich ihnen mit dem Kru­zi­fix in der Hand in den Weg, um sie zu beru­hi­gen. Er wur­de gefan­gen­ge­nom­men und zu Tode gefol­tert. Als P. Juni­pe­ro Nach­richt davon erhielt, sag­te er:

„Die­se Erde ist jetzt getränkt! Nun dür­fen wir hof­fen, daß sich die Indi­os von San Die­go bekehren!“

Er ord­ne­te an, daß dem fran­zis­ka­ni­schen Pro­to­mär­ty­rer Kali­for­ni­ens alle Ehren zuteil wer­den und jeder Mis­sio­nar die 20 Mes­sen für den Getö­te­ten zele­brier­te, wie es vom fran­zis­ka­ni­schen Ritua­le vor­ge­se­hen war. Die Brü­der ließ er das Leben mit den India­nern tei­len. Drei­mal am Tag ver­sam­mel­ten sie sich, um gemein­sam zu beten. Abends unter­wies er die Katechu­me­nen und lehr­te sie Lesen und Schreiben.

Schließ­lich zum Ver­ant­wort­li­chen aller kali­for­ni­schen Mis­sio­nen ernannt, ver­brach­te er selbst viel Zeit mit Schrei­ben: geist­li­che Auf­zeich­nun­gen, Kate­che­sen, Pre­dig­ten, Kon­takt mit den ande­ren Mis­si­ons­sta­tio­nen, Kor­re­spon­denz mit kirch­li­chen und welt­li­chen Stel­len. Er bemerk­te dazu, sich manch­mal mehr als Schrei­ber denn als Mis­sio­nar zu fühlen.

Zur Zivi­li­sie­rung der bekehr­ten India­ner gehör­te für den Hei­li­gen die Beklei­dung der India­ner, die so gut wie nackt waren. Die Auf­ga­be begeg­ne­te „kolos­sa­len Hin­der­nis­sen“, wie P. Juni­pe­ro in einem Schrei­ben an sei­nen Pro­vinz­obe­ren bemerk­te, weil es nicht ein­mal Scha­fe gab, um Wol­le für die Klei­dungs­her­stel­lung zu gewin­nen. Sei­ne Bit­te stieß bei Wohl­tä­tern auf offe­ne Ohren. Aus Mexi­ko-Stadt, der Haupt­stadt des Vize­kö­nig­reichs, tra­fen zahl­rei­che Almo­sen in Form von Geld und Sach­spen­den ein.

1773 unter­nahm P. Juni­pe­ro eine Rei­se in die Haupt­stadt, bei der von Juan Evan­ge­li­sta beglei­tet wur­de, einem jun­gen India­ner, den er selbst getauft und gefirmt hat­te. Die wei­te Rei­se war Gele­gen­heit zu aus­führ­li­chen Gesprä­chen, die dem Hei­li­gen tie­fer denn je eröff­ne­ten, wie die India­ner Zugang zum katho­li­schen Glau­ben und zur christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on fin­den konn­ten. Es war ihm in bis­her nicht gekann­ter Tie­fe mög­lich, das Ver­hält­nis zwi­schen der Welt der Spa­ni­er und jener der India­ner zu ana­ly­sie­ren. Die India­ner waren bei­spiels­wei­se über­zeugt, daß alle Men­schen wie sie sei­en und die Spa­ni­er und die Mis­sio­na­re selt­sa­me Gestal­ten sei­en, die irgend­wo aus dem Erd­bo­den gekro­chen sein muß­ten. Juan Evan­ge­li­sta, der als erster India­ner Kali­for­ni­ens Mexi­ko-Stadt sah und sich vom Gegen­teil über­zeu­gen konn­te, wur­de zum tat­kräf­ti­gen Hel­fer des Hei­li­gen, der india­ni­schen Welt­sicht entgegenzutreten.

Unermüdlich im apostolischen Eifer

Über sei­nen Auf­ent­halt in der Mis­si­on San Fer­nan­do ist die Beschrei­bung sei­ner Per­son durch einen jun­gen Fran­zis­ka­ner erhal­ten geblieben:

Bio­gra­phie des hl. Juni­pe­ro von P. Palou

„Er ist der Vater [der Mis­sio­nen], ein Mann von ehr­wür­di­gem Dienst­al­ter, ehe­ma­li­ger Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät von Pal­ma. In vier­und­zwan­zig Jah­ren Mis­si­on hat er kei­ne Anstren­gung gescheut für die Bekeh­rung der Ungläu­bi­gen. Trotz des Alters bewahrt er sich die Kraft eines Löwen und weicht nur dem hohen Fie­ber. Weder die Beschwer­den, beson­ders die der Brust, die ihn ein­schnü­ren, noch die Wun­den an sei­nen Füßen und Bei­nen kön­nen sei­nen apo­sto­li­schen Eifer bän­di­gen.
Wäh­rend sei­nes Auf­ent­halts bei uns erstaun­te er uns alle. Obwohl schwer krank, ver­säum­te er es nie, ob Tag oder Nacht, zum Chor­ge­bet zu kom­men, außer wenn er zu hohes Fie­ber hat­te. Mehr­mals haben wir ihn auf­ge­ge­ben und war er dem Tod nahe, jedes­mal ist er wie­der auf­ge­stan­den. Wenn er auf die Kran­ken­sta­ti­on ging, dann nur aus Gehor­sam. Mehr­mals auf sei­nen Rei­sen unter den Ungläu­bi­gen war er sowohl an den Wun­den als auch an ande­ren Gebre­chen so krank, daß er auf einer Trag­bah­re trans­por­tiert wer­den muß­te und nur mehr ein halb­to­ter Kör­per in eine Mis­si­ons­sta­ti­on kam. Aber zum Erstau­nen aller hat er sich durch die gött­li­che Vor­se­hung immer erholt. Wahr­lich, für die­se Din­ge, für die­se Stren­ge des Lebens, die Demut, die Näch­sten­lie­be und ande­re Tugen­den ver­dient er es, zu jenen gezählt zu wer­den, die Nach­ah­mer der Apo­stel sind.
Bald wird er nach Mon­terey zurück­keh­ren, tau­send Mei­len Stra­ße zu Land und zu Was­ser, als wäre das nichts. Er wird die Mis­sio­nen besu­chen und sie durch sei­ne Anwe­sen­heit erfreu­en und neue grün­den bis zu sei­nem Tod. Möge Gott ihm vie­le Lebens­jah­re schen­ken! Ich könn­te noch soviel über die­sen hei­li­gen Mann berich­ten. Er wur­de mehr­fach zum Guar­di­an gewählt, aber nie im Amt bestä­tigt, weil es ihn wei­ter­zog und die Obe­ren einen so außer­ge­wöhn­li­chen Mann nicht den Mis­sio­nen ent­zie­hen wollten.“

Ein Rosenkranz von Missionsstationen

Ser­ras Ziel war es, wie aus sei­ner Kor­re­spon­denz her­vor­geht, ein Netz von Mis­sio­nen für die Bekeh­rung der India­ner zu errich­ten. Dabei ging er syste­ma­tisch vor, um den Mis­sio­nen ein Hin­ter­land und Ver­bin­dung zu sichern. Er schuf eine Ket­te von Mis­si­ons­sta­tio­nen, die einen bis höch­stens drei Tages­mär­sche von­ein­an­der ent­fernt waren. Für ihn waren sie wie die Per­len am Rosen­kranz, des­sen Schnur der Weg war, der sie mit­ein­an­der verband. 

Ser­ra konn­te dabei an das Werk von Vor­gän­gern anknüp­fen. Die erste Mis­si­ons­sta­ti­on Kali­for­ni­ens war 1693 von Jesui­ten gegrün­det wor­den. Kali­for­ni­en war ursprüng­lich ihr Mis­si­ons­ge­biet gewe­sen. Als die Bour­bo­nen den Jesui­ten­or­den bekämpf­ten und auch Spa­ni­ens König 1767 den Orden aus sei­nem Herr­schafts­be­reich ver­bann­te, muß­te er alle Mis­sio­nen auf­las­sen. Der Fran­zis­ka­ner­or­den ver­such­te ein­zu­sprin­gen, konn­te aber nur 16 Brü­der ent­sen­den, um ein Mini­mum an seel­sorg­li­cher Betreu­ung auf­recht­zu­er­hal­ten. Einer von ihnen war P. Serra.

Jede Mis­si­on ent­stand als Zen­trum der in einer Gegend zu Chri­stus bekehr­ten India­ner. Den Mit­tel­punkt bil­de­te die Kir­che, an der eini­ge Brü­der wirk­ten. Jede Sta­ti­on ver­sorg­te sich selbst. Die ersten Jah­re einer jeden Mis­si­on waren daher ein har­ter Über­le­bens­kampf, zu dem noch Angrif­fe der nicht bekehr­ten India­ner kamen und wie­der­holt Todes­op­fer for­der­ten. Die Fran­zis­ka­ner miss­sio­nier­ten und alpha­be­ti­sier­ten die India­ner und mach­ten sie mit neu­en land­wirt­schaft­li­chen Anbau­me­tho­den ver­traut, die ihre Exi­stenz­si­che­rung verbesserten.

Die Representación als Charta der Indianer

Im Alter von 60 Jah­ren rei­ste P. Ser­ra nach Mexi­ko-Stadt, um beim Vize­kö­nig für die India­ner vor­zu­spre­chen. Die Rei­se war mit sol­chen Gefah­ren und Stra­pa­zen ver­bun­den, daß er nur knapp dem Tod ent­ging. Bei die­ser Gele­gen­heit leg­te er die berühm­te Repre­sent­a­ción vor, um gegen die Metho­den des spa­ni­schen Gou­ver­neurs zu pro­te­stie­ren, die er als Unter­drückung emp­fand. Der Bericht gilt als Char­ta der India­ner­rech­te. Pater Ser­ra gelang es, vom Vize­kö­nig die Abset­zung des Gou­ver­neurs zu errei­chen, wenn­gleich die­ser nicht den Wunsch­kan­di­da­ten des Mis­sio­nars zum Nach­fol­ger ernann­te, was neue Pro­ble­me schuf.

Auf dem Rück­weg ent­deck­te Pater Ser­ra einen geeig­ne­ten Land­weg nach Kali­for­ni­en, der die Schiffs­rei­se nach Baja Cali­for­nia über­flüs­sig mach­te. Trotz des erreich­ten Wech­sels an der Spit­ze der spa­ni­schen Ver­wal­tung kam es 1775 zu India­ner­auf­stän­den, bei denen meh­re­re Fran­zis­ka­ner ums Leben kamen. Pater Ser­ra ließ sich davon nicht abbrin­gen, son­dern grün­de­te in den fol­gen­den Jah­ren neue Mis­si­ons­sta­tio­nen ent­lang des Cami­no Real, der durch Kali­for­ni­en führ­te und den Mis­si­ons­fort­schritt anzeig­te. Ins­ge­samt 21 Mis­sio­nen und Klö­ster gehen auf ihn zurück.

Sta­tue des Hei­li­gen wird vom Sockel gestoßen

Sein Sterben

1784, im Alter von 70 Jah­ren, war er ans Ende sei­ner Kräf­te gelangt. Das Atmen fiel ihm schwer, von den ande­ren Beschwer­den gar nicht zu spre­chen. Er ver­stand, daß sich sein irdi­sches Leben dem Ende zuneig­te. Er rief sei­nen Beicht­va­ter und spä­te­ren Bio­gra­phen, P. Fran­cis­co Palou, zu sich und bat, in die Kapel­le gebracht zu wer­den, um die Ster­be­sa­kra­men­te zu emp­fan­gen. Zum Erstau­nen der Brü­der fand er die Kraft, auf den eige­nen Füßen in das Got­tes­haus zu gehen, wäh­rend ihn sei­ne Mit­brü­der, könig­li­che Offi­zie­re, Sol­da­ten und India­ner unter gro­ßem Schluch­zen in Pro­zes­si­on beglei­te­ten. In der Kapel­le knie­te er sich nie­der, beich­te­te und emp­fing Abso­lu­ti­on und hei­li­ge Kom­mu­ni­on. In sei­ne Zel­le zurück­ge­kehrt, nahm er die letz­te Ölung ent­ge­gen, rezi­tier­te die Hei­li­gen­li­ta­nei und die Buß­psal­men. Am 28. August, dem Fest des hei­li­gen Augu­sti­nus, leg­te er sich nach dem Bre­vier­ge­bet nie­der und ent­schlief. Sein Kru­zi­fix von 40 Zen­ti­me­tern Grö­ße, das ihn auf sei­nen Mis­si­ons­rei­sen stets beglei­tet hat­te, hielt er umarmt auf der Brust.

Die India­ner, die einen so wohl­tä­ti­gen Freund ver­lo­ren hat­ten, brach­ten wun­der­schö­ne, exo­ti­sche Blu­men zu sei­nem Toten­bett und spä­ter auf sein Grab. „Alle wein­ten“, wie es in den Auf­zeich­nun­gen heißt.

Johan­nes Paul II., der 1987 das Grab von Juni­pe­ro Ser­ra besuch­te, erkann­te mit der Selig­spre­chung des­sen Leben und Wir­ken an. Er bezeich­ne­te die­se Mis­si­ons­sta­ti­on als „wirk­li­ches histo­ri­sches und geist­li­ches Herz Kali­for­ni­ens“. Alle Mis­sio­nen des „Cami­no Real“ sei­en noch heu­te Zeu­gen eines Rin­gens und Hel­den­tums ver­gan­ge­ner, aber nicht ver­ges­se­ner Zei­ten, die von gro­ßer Bedeu­tung für Kali­for­ni­en und die Kir­che von heu­te sind. 

Leiden und Heldentum der Missionare

Im Kon­text der blin­den Zer­stö­rung, die sich in den ver­gan­ge­nen Wochen gegen Sta­tu­en des Hei­li­gen rich­te­ten, sind die Wor­te Johan­nes Pauls II. zum Mis­si­ons­auf­trag zu bedenken:

„Die Mis­sio­nen sind das Ergeb­nis einer bewuß­ten mora­li­schen Ent­schei­dung von Män­nern des Glau­bens in einer Situa­ti­on, die vie­le mensch­li­che Mög­lich­kei­ten bot, sowohl gute als auch schlech­te, für die Zukunft die­ses Lan­des und der indi­ge­nen Völ­ker. Es war eine Ent­schei­dung, die ihre Wur­zeln in der Lie­be zu Gott und zum Näch­sten hatte.“

Als Papst Fran­zis­kus Juni­pe­ro Ser­ra 2015 hei­lig­sprach, hat­te sich das Kli­ma in den USA geän­dert. Die New York Times ver­öf­fent­lich­te einen ver­zer­ren­den Arti­kel gegen den Hei­li­gen und sei­ne Mis­si­ons­tä­tig­keit. Der Angriff folg­te jenem Muster, das sich ins­ge­samt gegen die Ent­deckung und Kolo­ni­sie­rung Ame­ri­kas seit Chri­stoph Kolum­bus rich­tet und an etli­chen US-Uni­ver­si­tä­ten, die zu Zen­tren eines ideo­lo­gi­schen Kamp­fes gewor­den sind, Ein­gang in die aka­de­mi­sche Welt gefun­den hat. Ein Den­ken, das nicht von den India­nern aus­geht, son­dern sei­ne Wur­zeln in der Impe­ria­lis­mus­theo­rie des Mar­xis­mus-Leni­nis­mus hat, die seit­her in immer neu­en Vari­an­ten viru­lent wird. Bereits 2015 kam es zu Denk­mal­schän­dun­gen.

Pater Ser­ra ist der ein­zi­ge Spa­ni­er und Kata­la­ne und einer von zwei Hei­li­gen, dem eine Sta­tue im US-Kapi­tol gewid­met ist. Sowohl im Staat Kali­for­ni­en als auch in Mexi­ko wird die Erin­ne­rung an den „Grün­der des spa­ni­schen Kali­for­ni­en“ wach­ge­hal­ten. Sein Mis­si­ons­ge­biet wur­de 1848 im Ver­trag von Gua­d­a­lu­pe Hidal­go zwi­schen den USA und Mexi­ko auf­ge­teilt, die in die­ser Gegend die Nach­fol­ge des ehe­ma­li­gen Vize­kö­nig­reichs Neu­spa­ni­en ange­tre­ten haben. Jeder der 50 Staa­ten, die die USA bil­den, ist mit zwei her­aus­ra­gen­den Per­sön­lich­kei­ten im Kapi­tol in der Bun­des­haupt­stadt Washing­ton ver­tre­ten, denen dort eine Sta­tue errich­tet wur­de. Kali­for­ni­en wird von P. Juni­pe­ro Ser­ra ver­tre­ten. Das erklärt, war­um er dem lin­ken Main­stream ein Dorn im Auge ist und Ziel extre­mi­sti­scher Angrif­fe wurde.

Zum 300. Geburts­tag rei­ste 2013 das dama­li­ge spa­ni­sche Thron­fol­ger­paar nach Kali­for­ni­en, um das Grab des balea­ri­schen Mis­sio­nars aufzusuchen.

Der 28. August, der Ster­be­tag des hei­li­gen Juni­pe­ro Ser­ra, sein Dies nata­lis für den Him­mel, wird von der Kir­che als Gedenk­tag begangen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: InfoVaticana/​Wikicommons/​MiL/​CSBCN (Screen­shot)

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