(Paris) Noch bevor Anfang November das bereits beworbene Buch „Wounded Shepherd“ (Verwundeter Hirte) von Austen Ivereigh in den Buchhandel kommt, wird noch ein anderes Buch erscheinen, das in genau dieselbe Kerbe schlägt.
Für den 4. September ist die Veröffentlichung des neuen Buches von Nicolas Seneze „Comment l’Amérique veut changer de pape“ (Wie Amerika den Papst austauschen will) angekündigt. Das Buch erscheint im Verlag Bayard.
Der Franzose Nicolas Seneze, Jahrgang 1973, ist seit 2016 Vatikanist von La Croix, der Tageszeitung der Französischen Bischofskonferenz. Für diese Zeitung arbeitete er bereits von 1999 – 2009, nachdem der die Hochschule für Journalismus in Lille absolviert hatte.
Seneze gilt in Frankreich als Experte für den „katholischen Intergralismus“, darunter auch die Piusbruderschaft Das dürfte allerdings auch sein Problem sein. Wie Ivereigh behauptet er in seinem neuen Buch – mit dem er seinen britischen Kollegen beim Erscheinungstermin allerdings abhängt – eine große Verschwörung, die im Gange sei, um Papst Franziskus zu stürzen.
„Ein Komplott aus den USA, damit der Papst zurücktritt.“
Das Buch „rekonstruiert die Manöver“, mit denen „ein neues Konklave“ erreicht worden soll.
„Hinter den Angriffen steckt ein Netzwerk konservativer Bischöfe und Financiers der Souveränitäts-Bewegung.“
Soweit die Vatikanistin Franca Giansoldati, eine überzeugte Bergoglianerin, in der Tageszeitung Il Mattino.
Damit ist die „Achse des Bösen“ benannt: Die USA von Donald Trump, konservative Bischöfe, Financiers und die Souveränitäts-Bewegung. Bereits diese Reihung fast aller aktuellen Feindbilder des Mainstreams sollte aufhorchen lassen. Sie zeigt auch schon auf, warum die Grundthese des Buches lahmt: Sie ist erfunden.
Das Buch arbeitet mit Suggestionen, Andeutungen, Unterstellungen und einem Kraut-und-Rüben-Salat, der nur eine Funktion hat: Feindbilder zu bedienen. Was die Faktenlage und die Belege angeht, schaut die Sache ganz anders aus. Als gelernter Journalist weiß Seneze seine Darstellung gekonnt und streckenweise packend zu servieren. Das wird Eindruck machen bei denen, die sich davon beeindrucken lassen wollen.
Seneze sagt, in dem Buch die drei Jahre als Vatikanist, sozusagen „im Schützengraben“, zu verarbeiten. Tatsächlich schildert er nur das vergangene Jahr. Er läßt seine Chronik eines „Komplotts“ mit der Veröffentlichung des Viganò-Dossiers am 26. August 2018 beginnen. Das „Zeugnis“ des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Msgr. Carlo Maria Viganò, das Papst Franziskus im Zusammenhang mit den sexuellen Mißbrauchsskandalen einiger ihm nahestehender, ranghoher Kirchenvertreter schwer belastet, sei „die offizielle Kriegserklärung“ gegen das derzeitige Pontifikat gewesen. Erzbischof Viganò forderte damals offen den Rücktritt von Franziskus.
In den folgenden Monaten seien die Angriffe immer härter geworden. „Sie haben ein gemeinsames Muster“, die Rückschlüsse auf die Kreise erlauben würden, die hinter den Angriffen stecken. Das seien „verschiedene Machtzentren, die mit Steve Bannon in Verbindung zu bringen seien, dem Ideologen, dem sich auch Präsident Trump anvertraute.“
In der Tat ist Steve Bannon seit dem für bestimmte Kreise so schockierenden Wahlsieg von Donald Trump eine Art „Leibhaftiger“. Allein die Nennung seines Namens löst bei den einen ehrfurchtsvollen Respekt und bei den anderen ängstlichen Schauder aus. Die USA sind ein Kapitel für sich. Aufgrund einiger Äußerungen Bannons hofften die einen, daß er auch in der EU das „Wahlwunder Trump“ möglich mache, während die anderen genau das fürchteten. Getan hat sich in Wirklichkeit nicht viel. Bannon verfügt über Kontakte, doch sein politischer Einfluß auf das Weiße Haus war nur von kurzer Dauer. Er mußte nach etlichen Gesprächen diesseits des großen Teiches schnell feststellen, daß in Europa die Uhren anders ticken.
Jenseits dieser Gespräche und einiger Vorträge, bei denen er sicher Tips und Empfehlungen ausgesprochen haben wird, läßt sich zumindest in Europa kein Bannon-Effekt erkennen. In der EU dient seine Erwähnung mehr einem Anti-Mythos, der von seinen Gegner aufgebauscht wird, um vor „Gefahren“ warnen und die eigenen Anhänger mobilisieren zu können.
Das „politische“ Problem dieses Pontifikats, das Seneze an die Wand zu malen versucht, sind aber nicht andere. Das Problem ist die gezielte Politisierung dieses Pontifikats durch Papst Franziskus, in die er die ganze Kirche hineinzuziehen versucht.
Diesen Gesichtspunkt findet man in Senezes Buch allerdings vergeblich. Er und Ivereigh sind mit ihren Publikationen Teil des erwähnten Anti-Mythos, mit dem das derzeitige Pontifikat gegen begründete Kritik immunisiert werden soll.
Seneze geht so weit – es erstaunt, mit welcher Sorglosigkeit er das tut – Donald Trump, Brasiliens neuen Staatspräsident Bolsonaro und Italiens Innenminister Matteo Salvini in einem Atemzug zu nennen. Das zeugt von einer zwar verlockenden, nichtsdestotrotz aber bedenklichen Simplifizierung.
Das Buch gibt zwar vor, über die Gegner von Papst Franziskus zu schreiben, doch in Wirklichkeit wird in erster Linie lediglich die Sichtweise des päpstlichen Umfeldes auf angebliche oder tatsächlich Gegner projiziert.
Es wundert im Gesamtkontext daher nicht, daß Seneze das eigentliche Deutungsmuster von Kardinal Walter Kasper übernimmt. Der „Theologe des Papstes“, oder besser dieses Pontifikats, hatte vor wenigen Monaten die inhaltsschwere Linie vorgegeben, der Seneze und Ivereigh folgen:
„Es gibt Menschen, die dieses Pontifikat einfach nicht lieben. Sie wollen, daß es sobald als möglich endet, um dann ein neues Konklave zu haben. Sie wollen auch, daß es zu ihren Gunsten ausgeht, daß es ein Ergebnis zeitigt, das ihren Vorstellungen entspricht.“
Fast lächerliche Züge nimmt Senezes Darstellung an, wenn er in zwei Dokumenten von Papst Franziskus alle Ursache für die Abneigung der von ihm identifizierten Kreise sieht und diese wie folgt begründet: Da sei einmal das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium wegen seiner Kritik am freien Markt, und dann die Enzyklia Laudato si, die eine „Revolution von unten“ anstoße, um zu einer „planetarischen Bewegung“ zu gelangen, die „imstande ist, die Lebensstile des Westens aus den Angeln zu heben und Platz für ein neues Umweltbewußtsein zu schaffen mit den Zielen: kein CO2-Ausstoß, Stopp für fossile Brennstoffe und ein globales Überdenkender individuellen Verhaltensweisen.
Das habe die US-Erdölindustrie auf den Plan gerufen, die sich „schnell mit der Finanzlobby und der US-Landwirtschaftslobby zusammengetan“ habe.
Nun weiß jeder Vatikanist, natürlich auch Seneze, daß die Kritik an Papst Franziskus aus ganz anderen Gründen und von ganz anderer Seite erfolgt. Doch davon ist in seinem Buch wenig zu lesen und das ziemlich verzerrt. Was die genannten Themen angeht, war es jeweils der Papst, der den Konflikt suchte. Reaktionen sollten erlaubt sein.
Das Buch will Aufmerksamkeit und dafür bedient es gleich eine ganze Vielzahl von Klischees, darunter vor allem eine Neuauflage des Antiamerikanismus, wie er in bestimmten Kreisen tiefverwurzelt ist.
Es gäbe eine weit einfachere und der Kirche angemessenere Form des Umgangs mit der innerkirchlichen Kritik: Papst Franziskus und sein Umfeld sollten sie nach bald sechseinhalb Jahren vielleicht einfach ernst nehmen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La Croix/MiL (Screenshot)
Ständig werden Patrioten und Souveränisten beschuldigt, verschrobene Verschwörungstheorien zu verbreiten, aber vielmehr ist das, was Nicolas Seneze und Co. uns einreden wollen, die vermutlich wüsteste Verschwörungspistole, die man sich vorstellen kann! Und in deren Zentrum wieder einmal: Huch, buhuu, zitter, die bete noire aller Kulturmarxisten: „Voila, Steeeve Bannooooon!!!“
Typisch Teufel. Er dreht immer die Wahrheit um, Täter und Opfer werden umgekehrt. Das Buch, wonach Amerika den Papst austauschen will, hätte schon im Jahr 2012 herauskommen müssen.
Denn laut Wikileaks plante die Obama-Administration einen „katholischen Frühling“, ein vorgezogenes Konklave und den Rücktritt Benedikts XVI, um einen neuen Papst zu installieren, der die Linie und Agenda der UNO unterstützt. Genauso ist es gekommen.
Genauso auch die schwachsinnige Aussage von Papst Bergoglio, wo er meinte, alle ‑ismen seien abzulehnen. Soweit so gut, wenn er selber nicht dem Sozialismus, dem Kommunismus und dem Humanismus anhängen würde, nebst der Befreiungstheologie. Alles ‑ismen und Ideologien.
Da weiß ich noch ein Beispiel. Ein mir bekannter Priester entfernte die Kommunionbänke in einer traditionsreichen, alten Basilika, um dann wenige Wochen später die Frechheit zu besitzen, um die Wichtigkeit der Kniebeuge zu predigen.
Das ist der Teufel, er dreht immer die Wahrheit ins Gegenteil. Er begeht eine Sünde, die er dann seinen Gegnern vorwirft. Das ist lupenrein die Handschrift des Satans.
Sie haben von langer Hand Benedikt XVI. abgelöst, warum soll nicht jetzt Franziskus I. abgelöst werden, der in einem sehr weltlichen Verfahren und Wahlkampf auf diesen „Posten“ gehievt wurde. Sollen sie halt künftig Wahlkampf mit Wahlplakaten machen, es wäre vermutlich ehrlicher für alle.…
Na ja,ich persönlich will gerne Papst Franziskus austauschen um Papst Benedikt wieder zu haben!