
(Rom) Ein am Donnerstag, 16. Juli, vom italienischen Bischof von Sulmona-Valva, Msgr. Michele Fusco, erlassenes Dekret beseitigt Taufpaten und Firmpaten. Die Maßnahme gilt vorerst ad experimentum und soll drei Jahre in Kraft bleiben.
Die Kirche, so der Bischof in seinem Dekret, „ist immer aufgerufen, sich Veränderungen im soziokulturellen Kontext zu stellen, in den sie hineingeschrieben ist“. Daraus leitet der Bischof von Sulmona in den italienischen Abruzzen seine Entscheidung ab, Paten aus den Zeremonien zur Spendung zweier Sakramente, der Taufe und der Firmung, zu eliminieren. Entsprechend lautet die zentrale Stelle des Dekrets Nr 12/2020:
„Ich bestimme ad experimentum für drei Jahre die Abschaffung der Paten und Patinnen in den Sakramenten der Taufe und der Firmung.
Zur Begründung des beispiellosen Schrittes führt Msgr. Fusco an, daß deren Anwesenheit „oft eine Art formaler Pflichterfüllung scheint, in der die Dimension des Glaubens wenig sichtbar bleibt“.
Oft würden die Paten, so der Bischof, „nach anderen Kriterien und Zwecken ausgewählt (Verwandtschaft, Freundschaft, Interessen usw.), ohne die spezifische Rolle zu berücksichtigen, zu deren Erfüllung Pate oder Patin gerufen sind, d. h. den Glauben weiterzugeben, der von ihnen selbst in erster Person gelebt werden muß, um weitergegeben werden zu können“.
Im bischöflichen Dekret heißt es weiter:
„Darüber hinaus machen die komplexen familiären Situationen so vieler Menschen, die diese Position einnehmen möchten, die Angelegenheit noch heikler.“
Der Bischof verweist auf den Codex des Kirchenrechts, „der im Zusammenhang von Paten und Patinnen von einer Möglichkeit, nicht aber von einer Pflicht spricht (vgl. can. 872)“. Wichtiger sei, so Msgr. Fusco, daß das Kirchenrecht als „geforderte Qualitäten spezifiziert“, daß Paten „ein Leben im Einklang mit dem Glauben“ führen müssen. Das sei 2003 auch von der Italienischen Bischofskonferenz in einer Pastoralerklärung betont worden. Ein Pate soll „eine im Glauben reife Person und repräsentativ für die Gemeinschaft sein, vom Pfarrer anerkannt und fähig, den Kandidaten auf dem Weg zu den Sakramenten zu begleiten und ihm im Leben durch seine Unterstützung und sein Vorbild beizustehen“.
Bischof Fusco unterstreicht, daß das Dekret das Ergebnis eines „Diskussions- und Dialogprozesses ist, der von Priestern, Katecheten und Laien in den Pfarrgemeinden mitgetragen wird“. Der Priesterrat seines Bistums sprach sich im vergangenen Februar „einstimmig“ für diesen Schritt aus.
Die Pfarrer werden im Dekret angehalten, den Pfarrgemeinden den damit eingeschlagenen Weg auf angemessene Weise darzulegen.

Das Dekret tritt mit 1. August 2020 in Kraft.
Das Bistum Sulmona-Valva geht auf das 5. Jahrhundert zurück, als erstmals in der Stadt Valva ein Bischof bezeugt ist. Für das 6. Jahrhundert saß auch in der benachbarten Stadt Sulmona ein eigener Bischof. Für 475 ist ebenso ein Bischof in der Stadt Ofena überliefert. Im Goten- und dann dem Langobardensturm gingen mehrere Bistümer unter. Sicher ist, daß die Diözesen Sulmona und Valva seit dem 7. Jahrhundert in der Hand eines Bischofs vereint waren. Das Gebiet des Bistums Ofena wurde im Frühmittelalter Teil des Bistums Valva, wenngleich sich die näheren Umstände dieses Übergangs nicht mehr rekonstruieren lassen. Im 13. Jahrhundert wurden Sulmona und Valva offiziell vereint, was im Doppelnamen bis zum heutigen Tag zum Ausdruck kommt. Das nicht genannte Ofena wird seit 1970 als Titularbistum verliehen.
Msgr. Fusco wurde 1988 für das Bistum Amalfi zum Priester geweiht. Im November 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof der Diözese Sulmona-Valva, von der er im Februar 2018 Besitz ergriff.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diocesi di Sulmona-Valva
So befremdlich diese bischöfliche Entscheidung auch ist, aber ist an seinen Vorwürfen nicht auch etwas dran?
Wird denn von den Eltern bei der Wahl der Paten tatsächlich darauf geachtet, dass er gläubig ist und das ihm mit-anvertraute Kind bzw. den Jugendlichen auf seinem Lebensweg religiös begleiten will und kann?
Ich hatte schon manches Mal den Eindruck, der Pate ist in vielen Fällen eher als großer Geschenkegeber zu Weihnachten und Geburtstag gefragt.
Überrascht nicht. Wenn die Lebenswirklichkeit nicht mit den kirchlichen Geboten übereinstimmt, muß man eben – um Ärger zu vermeiden – die Gebote ändern. Was denn sonst? Natürlich nur als Experiment, welches dann stillschweigend als neue Norm übernommen wird – auch nix Neues.
Sicherlich denkt Seine Exzellenz bereits darüber nach, dann anschließend konsequenterweise Taufe und Firmung auch abzuschaffen. Erscheinen doch beide Sakramente breiten Bevölkerungsschichten auch „oft (als) eine Art formaler Pflichterfüllung, in der die Dimension des Glaubens wenig sichtbar bleibt“…