(Rom) Die italienische Tageszeitung Libero widmete am 11. Juni in ihrer Beilage LiberoPensiero (Freie Gedanken) Benedikt XVI. breiten Raum. Unter der Überschrift „Die Wüste breitet sich aus“ befassen sich zwei Autoren mit jenem Mann, der von 2005 bis 2013 als Papst die Kirche leitete. Beide berühren dabei brisante Themen.
Die Ausbreitung der Wüste
Caterina Mamaci stellt im Artikel „Ratzinger sagte den Selbstmord des Westens voraus“ das soeben erschienene Buch „L’ultimo Papa d’Occidente?“ (Der letzte Papst des Westens?) vor. Dessen Autor, der Journalist Giulio Meotti, war bisher vor allem durch seinen bedingungslosen Zionismus aufgefallen, indem er jede Kritik am Staat Israel, auch wenn er von jüdischer oder kirchlicher Seite kommt, als „Antisemitismus“ darstellt. In seinem jüngsten Buch hält Meotti, „inmitten der zerstörerischen Kraft der Wüste“, in den Schriften und Ansprachen Joseph Ratzingers und Papst Benedikts XVI. Ausschau „nach dem letzten Licht“ (Caterina Mamaci). Mit dem Fragezeichen hinter dem Buchtitel wollten Autor und Verlag offenbar vermeiden, in eine Anti-Franziskus-Ecke gerückt zu werden. Die gestellte Frage bleibt daher offen. Auch eine Bewertung, sollte die Frage mit ja beantwortet werden.
Das Vorwort steuerte der irische Journalist und Lebensschützer John Waters bei. Der ehemalige Lebensgefährte der Sängerin Sinéad O’Connor, mit der er eine Tochter hat, bezeichnet Benedikt XVI. als „Solschenizyn des 21. Jahrhunderts“. Als Priester, Theologe, Bischof und schließlich als Papst habe er erkannt, daß das Christentum in den vergangenen 400 Jahren ein einziges Rückzugsgefecht führte. Der Grund dafür, so Waters, den Joseph Ratzinger ausfindig machte, sei der zunehmende „Rückzug von der Wahrheit“.
Meotti sucht im Wirken des jüngsten deutschen Papstes nach Ankern, die in immer unruhiger werdenden Zeit festen Boden sichern. Anhand der ausgewählten Texte zeigt Meotti auf, daß Benedikt XVI. den Abschied Europas von der Katholizität voraussagte, ebenso den Relativismus und den Neomarxismus in der Kirche.
Joseph Ratzinger habe früher und deutlicher als andere erkannt, was sich in der Kirche und insgesamt in der Geschichte des Westens abzeichnete. Er sagte es auch, wenngleich auf seine leise, fast schüchterne Art und Weise. Gehört wurde er kaum. Nicht wegen seiner leisen Töne, sondern weil man ihn nicht hören wollte. Benedikt XVI. hatte frühzeitig verstanden, daß der Niedergang Europas und seiner Kultur einerseits und der Niedergang des Christentums andererseits die beiden Seiten ein und derselben Medaille sind.
Er habe sich auch nicht gescheut, diesem Niedergang einen Namen zu geben und vor seinen Folgen zu warnen: Sein Name ist Relativismus und sein Weg führt in die Diktatur. Benedikt XVI. sprach von der „Diktatur des Relativismus“, eine „prophetische“ Wortwahl, so die Rezensentin, um die sein Nachfolger Papst Franziskus – was hinzuzufügen ist – einen großen Bogen macht. Dieses Verhalten des regierenden Papstes verdeutlicht vielleicht mehr als alles andere die Brisanz der Formulierung des deutschen Papstes, und daß er damit ins Schwarze getroffen hatte.
Zu den „prophetischen“ Worten zählt Meotti die Rundfunkansprache, die der Theologe Joseph Ratzinger zu Weihnachten 1969 hielt, in der er einen Kollaps der katholischen Welt vorhersagte. Seine Kritik galt einer Kirche, die einem Aktionismus frönt und Priester vor allem als Sozialarbeiter sehe. Solche Priester aber, so Ratzinger, könnten vielleicht noch besser durch Psychotherapeuten ersetzt werden. Für ihn stehe fest, so der nachmalige Papst vor bald 51 Jahren, daß sich für die Kirche sehr schwierige Zeiten zusammenbrauten. Ihre Krise habe gerade erst begonnen, und es seien starke Erdbeben zu erwarten.
Ratzinger ging es aber nicht um die bloße Beschreibung des von ihm erkannten Ist-Zustandes. Wichtiger war für ihn, feinfühlig und hellhörig zu warnen, um frühzeitig Schaden abwenden zu können, und am wichtigsten war und ist für ihn, die Heilmittel aufzuzeigen. Nicht das Klagelied, das bedauernde Besingen des Niedergangs war sein Antrieb, sondern der suchende Blick für den möglichen Wiederaufstieg.
Meotti vergleicht den derzeitigen Niedergang, dessen Zeuge und Mahner Benedikt XVI. ist, mit dem Untergang des Römischen Reiches, als der heilige Benedikt von Nursia, inmitten der Ruinen, seine Klöster errichtete, die er wie Anker in das Meer der damaligen Wüste versenkte und damit die Grundlagen für eine neue Welt schuf: für das christliche Abendland. Man möchte hinzufügen, daß der christliche Begriff des Abendlandes nicht von ungefähr durch den „modernen“ Begriff des Westens ersetzt wurde. Dem Wort nach besagt es zwar das gleiche, meint aber nicht dasselbe. Die Idee des christlichen Abendlandes ist nicht die des „Westens“. So wie es kein Zufall ist, worauf der Autor hinweist, daß Joseph Ratzinger sich den Papstnamen Benedikt zulegte, so ist es kein Zufall, könnte man hinzufügen, daß der Niedergang der Zivilisation mit dem Begriffswechsel vom Abendland zum Westen einhergeht. Wer schon über einige Jahre an Lebenserfahrung verfügt, erinnert sich an die Verächtlichmachung des Begriffs Abendland, der damit verbunden war und letztlich den christlichen Glauben meinte.
Meotti enthält sich jedes apokalyptischen Katastrophismus. Es werden andere Päpste kommen, so der Autor, allerdings könne es sein, daß sie „post-europäisch“ und „post-westlich“ sein werden, weil Europa, das noch einen Joseph Ratzinger hervorbrachte, „im Sterben liegt“.
Zwei Päpste – zwei Kirchen?
Der zweite Artikel stammt von Andrea Cionci. Er hat nicht dieselbe Spannweite, ist dafür aber provokanter. Die Aussage wird im Titel vorweggenommen: „Der absichtlich schlecht verfaßte Rücktritt“. Cionci greift Thesen des US-amerikanischen Franziskanerseremiten Alexis Bugnolo auf. Auf Bruder Bugnolo gehen mehrere Gründungen zurück, darunter The Franciscan Archive, ein Ritterorden namens Ordo Militaris Catholicus, den er nach der rituellen Hinrichtung des katholischen Priesters Jacques Hamel im Juli 2016 durch Anhänger der Dschihad-Miliz Islamischer Staat (IS) gründete, und seit Herbst 2013 der englischsprachige Informationsdienst From Rome. Der Kirchenrechtler Bugnolo vertritt die These, daß Benedikt XVI. nach wie vor der rechtmäßige Papst ist. Heute veröffentlichte er auf der Internetseite From Rome eine „authentische Übersetzung“ der Declaratio, mit der Papst Benedikt XVI. am Rosenmontag 2013 seinen Amtsverzicht bekanntgab.
Bugnolo und Emiliano Palopoli schreiben dazu:
„Diese italienische Übersetzung wurde angefertigt, um den authentischen Sinn der Erklärung nach den Regeln des Lateinischen und nicht nach dem vom Vatikan unterstützten Narrativ zur Rechtfertigung des Konklaves 2013 aufzuzeigen.
Es gibt viele Anomalien, die deutlich die Ungültigkeit der Handlung zeigen, sowie Anzeichen dafür, daß der Verzicht von Kardinälen erzwungen wurde, die bereits mit Papst Benedikt XVI. im Schisma waren.“
Auch der Libero-Artikel vom 11. Juni bezieht sich auf diese These. Bugnolo zeigt sich darin überzeugt, daß Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht absichtlich so formuliert habe, daß früher oder später dessen Ungültigkeit sichtbar werden müsse. Eine sehr gewagte Theorie, die Bugnolo selbst als „hochexplosiv“ bezeichnet.
Laut dem Franziskaner, dessen Familie mit italienischen Wurzeln aus New York stammt, und der sowohl die Staatsbürgerschaft der USA als auch Italiens besitzt, sei Benedikt XVI. zum Rücktritt gezwungen worden. Er habe die päpstliche Amtsgewalt der „Mafia von Sankt Gallen“ überlassen müssen. Diesem Zwang habe sich Benedikt deshalb gebeugt, weil diese innerkirchliche „Freimaurerlobby“, so Bugnolo, sich dadurch enttarnen und aus der Deckung hervortreten würde. Benedikt XVI. habe seinen Amtsverzicht aber so formuliert, daß er faktisch ungültig sei. Dadurch könne die „falsche Kirche“ Bergoglios zu gegebener Zeit weggefegt werden.
Auf diese menschlich verständliche, sachlich aber schwer nachvollziehbare und noch weit schwieriger durchsetzbare These soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.
Tatsache ist, daß bereits im Frühjahr 2013 namhafte Latinisten wie Wilfried Stroh und Luciano Canfora darauf aufmerksam machten, daß die Declaratio schwere Grammatikfehler enthält. Bugnolo sagt, weitere 40 sprachliche Ungenauigkeiten festgestellt zu haben. Zu viele für einen so guten Lateinkenner wie Benedikt XVI., erst recht zu viele für einen Text, von dem Benedikt wußte, daß er Weltgeschichte schreiben würde.
Entscheidend, so der Franziskaner, seien aber weniger diese sprachlichen Gebrechen, sondern der Aufbau des Textes. Johannes Paul II. hatte 1983 das Kirchenrecht geändert, um einen Amtsverzicht rechtlich einwandfrei abzusichern. Er schrieb dabei den ausdrücklichen Verzicht auf das petrinische Munus vor, womit das Amt des Papstes gemeint ist. das sich vom Ministerium, der Ausübung der Amtsgewalt, dem Dienst, unterscheidet. Bugnolo vertritt die Ansicht, daß Benedikt XVI. in seiner Declaratio zwar zunächst das Munus erwähnt, allerdings nur sehr allgemein, dann aber ausdrücklich nur auf das Ministerium verzichtet, was für die Gültigkeit des Schrittes völlig irrelevant sei.
Der Vatikan habe die Erklärung Benedikts XVI. „absichtlich verfälscht“, indem in den volkssprachlichen Übersetzungen auch der Begriff „Munus“ (Amt) mit „Ministerium“ (Dienst) wiedergegeben wurde. Bugnolo beharrt darauf, daß in keiner vom Vatikan veröffentlichen Übersetzung die von Benedikt XVI. vorgenommene Unterscheidung zu finden ist, die er auch später wiederholte, so in seinem jüngsten Gesprächsbuch „Benedikt XVI. Ein Leben“ (2016).
Der Widerspruch fiel auch anderen auf. Im Sommer desselben Jahres nahm Msgr. Giuseppe Sciacca, der Sekretär der Apostolischen Signatur, in einem auführlichen Interview dazu Stellung. Kurienbischof Sciacca ist Benedikt XVI. freundschaftlich verbunden, woran auch der Amtsverzicht nichts änderte. Das Interview wurde von interessierter Seite geführt, von Andrea Tornielli, dem Haus- und Hofvatikanisten von Papst Franziskus. Anlaß dafür war der damals von Kurienerzbischof Georg Gänswein unternommene Versuch, eine Art von Doppel-Pontifikat zu begründen, was in Santa Marta gar nicht gut aufgenommen wurde. Durch eine befreundete Stimme wie Msgr. Sciacca wollte das päpstliche Umfeld den Vorstoß gleich wieder zum Erliegen bringen. In der Tat übte der Kirchenrechtler vernichtende Kritik, die vor allem dem Titel eines „emeritierten Papstes“ galt, den sich Benedikt XVI. selbst zugelegt hatte. Sciacca bestritt zudem, daß beim Papst zwischen Munus und Ministerium unterschieden werden könne. Allerdings äußerte er auch grundsätzliche Zweifel daran, ob ein Papst überhaupt zurücktreten könne.
Auf den konkreten Fall bezogen, führte Sciacca aus, daß der Verzicht auf das Ministerium (Dienst) automatisch auch den Verzicht auf das Munus (Amt) bedeute. Dem widersprach Br. Bugnolo in der Tageszeitung Libero:
„Das stimmt nicht, weil Benedikt auch einen Vikar ernennen hätte können, der das Ministerium ausübt, während er sein Amt, das Munus, das auch aus theologischen Gründen essentiell ist, beibehält.“
Bugnolo verweist zudem auf den Umstand, daß in den 18 Tagen, die von der Bekanntgabe der Declaratio bis zum Beginn der Sedisvakanz vergingen, niemand den fehlerhaften Text korrigierte, obwohl das die Aufgabe der Kardinäle wäre.
Zumindest mit einer Annahme, dem Grund dafür, dürfte der Franziskaner allemal richtig liegen:
„Das beweist, daß die Kardinäle so geblendet waren von der Eile, die Macht zu ergreifen, oder daß einige ‚Komplizen‘ Benedikts waren und geschwiegen haben. In beiden Fällen fand eine Usurpation statt.“
Libero schließt den Artikel mit den Worten:
„Kurzum: Gerade zum Rücktritt von Benedikt XVI. könnte der Konflikt zwischen den ‚beiden Kirchen‘ neu ausbrechen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Libero/LiberiLibri/Crusade Channel (Screenshots)
Danke für diesen gerade in dieser Zeit so nachdenkenswerten Artikel. Im Zentrum dieses Aufstzes steht zu Recht die wenig verstandene
Rücktrittsdeclaratio. Ich will auf den ersten Satz verweisen:„Non solum propter tres canonizationes ad hoc Consistorium vos convocavi, sed etiam ut vobis decisionem magni momenti pro Ecclesia vita communicem.in Deutsch:Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen.“ Zunächst einmal stand im Originaltext ein „Quartanerfehler“ pro vita ecclesia anstelle von richtigerweise pro vita ecclesiae. Damit erlangt dieser Satzteil nach dem eine besondere Bedeutung. Er wollte betonen, dass der Rücktritt notwendig war, um das Leben der Kirche zu erhalten. Das sagte Benedikt von den Kirche, der ihr Gründer vorrausgesagt hat, dass sie den Pforten der Hölle widerstehen werde. Er sagte auch nicht pro salus ecclesiae sondern ultimativ pro vita ecclesiae. Da ich bei der Suche nach dem richtigen Rücktrittsverständnis diese Stelle für die wichtigste halte, wollte ich kurz darauf verweisen. Kein Papst vor Benedikt hat ähnliche Worte gebraucht. Bevor man in der Betrachtung weiterfährt, verweise ich auf alle Einlassungen von Prof. Dr. Stroh zum Text. Ein Gedanke noch: Bendikt hat während seines Pontifikates die Lügen des Konzils direkt angesprochen, sondern nur verdeckt in seinen großen Reden, seinem schriftlichen Vermächtnis. Dies ist ein weiterer Punkt, dem nachzugehen wäre. Die klugen Leute, die dies begriffen haben, sind für seinen Rücktritt verantwortlich.
„Der Niedergang hat einen Namen, Relativismus.“ Man könnte auch Relativismus mit der Sprache des Konzilsgeistes übersetzen der da lautet „Neues Pfingsten“.
Wenn ich so klug wie Benedikt wäre würde ich ein Buch schreiben mit dem Titel “ Das 2.Vatikanum und die Botschaft der Mutter Gottes von La Salette im Kontext. Wenn dieses Buch nicht zu Begeisterungsstürmen bei den Relativierern in der Kirche führen würde dann würde ich diese Zeit in der wir leben nicht verstehen und es ist eine bedrohliche Zeit.
Per Mariam ad Christum,
Fakt ist das sich um den Rücktritt natürlich Gerüchte ranken.
Logisch wäre, das Papst Benedikt den Modernisten ein Dorn im Auge ist, weil die Umsetzungen des Konzils unter ihm nicht die erwünschte Geschwindigkeit hatten.
Bei aller Symphatie für Papst Benedikt bleibt allerdings auch die Feststellung, das er ein Mann des Konzils war und ist.
Seine Vorstellungen und Schriften weisen ihn als gemäßigten aber treuen Modernisten aus.
Das Interview mit Pater F.Schmidberger im Buch „Die Mächte der Finsternis“ belegen dies, ohne jede Polemik, ganz klar.
Insofern gilt in abgewandelter Form für ihn der Satz, „Die Revolution frisst ihre Kinder“, ganz genauso.
Papst Benedikt (Ratzinger) – Pontifikat mit tiefschwarzen Schatten
A. Der Religionsmonopolist
Papst Benedikts Pontifikat ist durchzogen von einer Reihe von Irritationen – um es euphemistisch auszudrücken –, die nicht dazu beigetragen haben, das Verhältnis zwischen den Religionen und Konfessionen zu verbessern und einen Beitrag zum ökumenischen Dialog bzw. Frieden einzuleiten. Drei Beispiele mögen das belegen:
1. Der Konflikt mit dem Islam
Bei seiner Bayern-Reise im Jahr 2006 sprach der damalige Papst Benedikt XVI. im Audimax der Universität Regensburg über Glaube und Vernunft. Dabei zitierte er den byzantinischen Kaiser Manuel II., der dem Islam vorgeworfen hatte, den Glauben mit Gewalt verbreiten zu wollen.
„Er [Kaiser Manuel II.] sagt: ‚Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten‘.“
Wütende islamische Proteste nach Rede von Papst Benedikt XVI. waren die Folge:
Von der Türkei bis Malaysien, von Nordafrika bis Pakistan gab es diplomatische Proteste gegen die Worte des Papstes, gewalttätige Massendemonstrationen und Ausschreitungen aufgebrachter Muslime sowie lautstarke Empörungsreden von Imamen und islamistischen Politikern. In Somalia wurde eine Ordensfrau erschossen – möglicherweise ein Racheakt.
Benedikt XVI. reagierte prompt und drückte sein Bedauern aus. In einer nachträglich eingefügten Fußnote schreibt der Papst: „Dieses Zitat ist in der muslimischen Welt leider als Ausdruck meiner eigenen Position aufgefasst worden und hat so begreiflicherweise Empörung hervorgerufen. Ich hoffe, dass der Leser meines Textes sofort erkennen kann, daß dieser Satz nicht meine eigene Haltung dem Koran gegenüber ausdrückt, dem gegenüber ich die Ehrfurcht empfinde, die dem heiligen Buch einer großen Religion gebührt.“
Im Dezember 2006 erschien die offizielle und mit Fußnoten versehene Ausgabe der Regensburger Rede. Der umstrittene Absatz wurde wie folgt abgewandelt:
„Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von ‚Schriftbesitzern‘ und ‚Ungläubigen‘ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer, für uns unannehmbar schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner.“
In den Fußnoten wird erneut betont, dass der Papst das Missverständnis bedauert und sich nie das Zitat zu eigen machen wollte, sondern lediglich auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Glaube und Vernunft hinführen wollte und Ehrfurcht gegenüber dem Koran empfindet.
2. Der Konflikt mit dem Judentum
a) Die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte – der Tragödie erster Teil
1998 bestätigte Ratzinger seine theologische Einstellung in seinem Buch „Die Vielfalt der Religionen und der eine Bund“: Der „Sinaibund“ wird durch den Messias Jesus überschritten, sein „Vorläufiges abgestreift“, und es erscheint seine wahre „Endgültigkeit“. Ein Heil für Israel ohne Glauben an Jesus Christus gibt es also nicht – eine Überzeugung, die Ratzinger auch zum Ende des Jubiläumsjahres 2000 ausdrückte: „Lasset uns beten, dass Gott auch den Kindern Israels ein tieferes Wissen von Jesus von Nazaret geben möge …“
Für die römisch-katholische Kirche hatte das II. Vatikanische Konzil mit seiner Erklärung „Nostra Aetate“ ein völlig neues Kapitel in den christlich-jüdischen Beziehungen aufgeschlagen, indem es christliche Schuld an den Juden eingestand, Antijudaismus und Antisemitismus verurteilte und mit der Feststellung, Gottes Bund mit Israel sei ungekündigt, eine theologische Kehrtwende vollzog. Diese Einstellung führte erstmals in der Geschichte ihrer Beziehungen zu einem seriösen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Judentum.
Ein Ergebnis dieses Dialogs ist ein gänzlich neues Karfreitagsgebet für die Juden in der Gottesdienstreform von 1970. Dieses Gebet hält dem Niveau gegenwärtiger jüdisch-christlicher Beziehungen stand und spiegelt grundlegende exegetische Einsichten. Jüdische Einwände gab und gibt es nicht.
Doch eine Minderheit katholischer Theologen und Prälaten kam mit der Kehrtwendung nicht zurecht. 1985 begann die Restauration. Die vatikanische Kommission für religiöse Beziehungen mit den Juden publizierte „Richtlinien“ zum „Judentum in Predigten und in der Katechese“. Darin hieß es, dass sich nur in der katholischen Kirche „die ganze Fülle der Heilsmittel“ finde. Das allein wäre noch kein Auftrag zur Judenmission gewesen. Doch dargelegt wurde auch, dass die Kirche allein der richtige Erlösungsweg sei: „Kirche und Judentum können nicht als parallele Wege der Erlösung gesehen werden.“ An diesem Dokument hatte die Glaubenskongregation unter Kardinal Joseph Ratzinger entscheidenden Anteil.
1992 war dann der Glaubenspräfekt Ratzinger – mit dem österreichischen Weihbischof und heutigen Kardinal Christoph Schönborn als Redaktionssekretär – federführend für den Weltkatechismus verantwortlich. Auch darin wird dem Judentum keine eigenständige heilsgeschichtliche Bedeutung zuerkannt. 1998 bestätigte Ratzinger seine theologische Einstellung in seinem Buch „Die Vielfalt der Religionen und der eine Bund“: Der „Sinaibund“ wird durch den Messias Jesus überschritten, sein „Vorläufiges abgestreift“, und es erscheint seine wahre „Endgültigkeit“. Ein Heil für Israel ohne Glauben an Jesus Christus gibt es also nicht – eine Überzeugung, die Ratzinger auch zum Ende des Jubiläumsjahres 2000 ausdrückte: „Lasset uns beten, dass Gott auch den Kindern Israels ein tieferes Wissen von Jesus von Nazaret geben möge …“
Die Linie des Glaubenswächters Ratzinger hat Papst Benedikt XVI. mit seiner neuen Karfreitagsfürbitte 2008 konsequent fortgesetzt. : „Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.“ Unter diesen Vorzeichen erläuterte Ende März der Ratzinger-Vertraute und Wiener Kardinal Schönborn in der englischen Zeitschrift „The Tablet“ : Christen könnten nicht darauf verzichten, das Evangelium auch den Juden zu verkünden. Zwei Wege zum Heil gebe es nicht.
Benedikt XVI. ist seiner theologischen Einstellung treu geblieben; an Warnungen vor irreparablen Schäden innerhalb des jüdisch-christlichen Dialogs hat es im Vorfeld nicht gefehlt. Schon 2006 hatte Henry Brandt, der Vorsitzende der deutschen Allgemeinen Rabbinerkonferenz, den zuständigen vatikanischen Kardinal, Walter Kasper, beschworen:
„Herr Kardinal, … besonders in Deutschland [ist] die Mission an Juden ein rotes Tuch. Insbesondere hier ist jede Idee, jeder Anflug der Möglichkeit einer Judenmission quasi ein feindlicher Akt, eine Fortsetzung der Untaten Hitlers den Juden gegenüber auf anderer Ebene.“
Verglichen mit dem Gebet der Gottesdienstreform von 1970 stellt diese neue Fürbitte einen Rückfall in antijüdisches Denken dar. Der Antijudaismus ist hier zwar milder als in den Texten von 1570 und 1962; er weicht aber weder von der dort gegebenen Beurteilung des Judentums ab noch ändert er die christliche Zielsetzung ihm gegenüber. Mit dem alten unterstellt auch der neue Text, die Herzen der Juden seien nicht erleuchtet und die Juden seien noch nicht zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt; nach wie vor wird ihre Bekehrung zu Jesus Christus erwartet.
Im Zusammenhang mit der das Verhältnis zum Judentum schwer belastenden Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte stellte der emeritierte Alttestamentler Erich Zenger fest: „ … Wie man nach Auschwitz zu einer Fürbitte von 1570 bzw. aus der Zeit vor 1570 zurückkehren kann, wenn man weiß, dass die hinter dieser Fürbitte stehende Theologie eine Mit-Verantwortung an der Schoa hat, ist mit schlechterdings unverständlich … Dass man das über einen deutschen Papst sagen muss, ist besonders schmerzlich.“
Das neue Gebet bleibt ein Ausdruck christlicher Überheblichkeit gegenüber dem Judentum; diese vor Augen hatte schon Paulus den Christen ins Stammbuch geschrieben: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18; vgl. Röm 11,11–28). Dieser Mahnung hält jedenfalls die Karfreitagsfürbitte der ordentlichen Form des Römischen Ritus von 1970 stand, diejenige der außerordentlichen von 2008 nicht.
b) Traktat „De Iudaeis“ – der Tragödie zweiter Teil
Als hätte Ratzinger mit seiner Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte nicht schon genug Porzellan zerschlagen, so veröffentlichte Ratzinger den Text „Anmerkungen zum Traktat «De Iudaeis»“ in der aktuellen Ausgabe (2018) der Internationalen Katholischen Zeitschrift «Communio“. (IKaZ 47 , 387–406)
Bei jenem Text handelt es sich um ein ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmtes Manuskript, das Ratzinger dem Präsidenten der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Kurt Koch, zur privaten Verwendung überreicht hat.
Ratzinger macht in seiner vorerst letzten Veröffentlichung zwei Grundthesen der neuen Sicht auf das Judentum aus (392): 1. Die Ablehnung der Substitutionstheorie (auf die Ratzinger sich grundsätzlich in Anführungszeichen bezieht) und 2. „die Rede vom nie gekündigten Bund“.
Von beiden Thesen sagt Ratzinger, dass sie „im Grunde richtig“, jedoch „in vielem ungenau“ seien und „kritisch weiter bedacht werden“ müssten (ebd.). Ratzinger möchte also die Grundlagen der christlichen Sicht auf Israel und das Judentum einer differenzierten Untersuchung unterziehen.
Ratzinger eröffnet seine Diskussion der Substitutionstheorie mit der verblüffenden Behauptung, dass es diese nie gegeben habe. Beweis? In den Stichwortverzeichnissen großer theologischer Lexika findet sich der Begriff nicht. Das ist Theologie nach dem Motto: Quod non est in encyclopedia non est in mundo. Noch dazu ist es eines der absurdesten Argumente, die wohl je in einer theologischen Fachzeitschrift vorgetragen wurden.
Man sollte jedoch nicht den Fehler machen, sich von der Absurdität der Begründung darüber hinwegtäuschen zu lassen, wie gefährlich und falsch die von Ratzinger hier vorgetragene These ist: Die Behauptung, dass es all die Jahrhunderte eine der religiöse Enterbung nie gegeben habe, ist nicht nur offensichtlich falsch, wie sich in unzähligen christlichen Quellen seit dem Barnabasbrief nachlesen lässt, sondern sie öffnet auch die Tür zur Weiterverbreitung alter Stereotype, die über viele Jahrhunderte Unglück über das Judentum gebracht und den modernen Antisemitismus maßgeblich mitverursacht haben. Mit Bezug auf die alttestamentlichen Tieropfer schreibt er:
So gibt es eigentlich in der Tat keine «Substitution», sondern ein Unterwegssein, das schließlich eine einzige Realität wird und dennoch das notwendige Verschwinden der Tieropfer, an deren Stelle («Substitution») die Eucharistie tritt (394).
Der Begriff „Unterwegssein“ kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Ratzinger die Eucharistie hier als religiöse Ersetzung der Tieropfer versteht. Auf diese Weise betreibt der Text eine theologische Delegitimation des nachbiblischen Judentums, der entschieden widersprochen werden muss.
Das typologische Verheißungs-Erfüllungs-Schema
Ratzinger arbeitet in seiner Argumentation mit einem äußerst problematischen typologischen Verheißungs-Erfüllungs-Schema und betreibt damit selbst jene Substitution, von der er vorher behauptet hat, dass es sie nie gegeben habe.
Die zweite Grundannahme der christlichen Theologie in Bezug auf Israel und das Judentum, die Ratzinger untersuchen möchte, ist die des „ungekündigten Bundes“. Ratzinger weist hierbei zu Recht darauf hin, dass das Alte Testament mehrere Bundesschlüsse kennt (403).
Leider hat auch diese zunächst harmlose Feststellung das Odeur des Relativismus an sich: Für Ratzinger ist der Bund Gottes mit Israel einer unter mehreren. Damit übersieht er vollständig die Besonderheit der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk Israel.
Doch wirklich gefährlich wird es vor allem da, wo Ratzinger davon spricht, dass der Mose-Bund lediglich eine „Zwischenfunktion“ (403) habe. Diese Denkfigur legt den Grund, auf dem künftige Substitutionstheoretiker werden bauen können.
Wenn Ratzinger also betont, dass es die Ablehnung der Substitutionstheorie und die Rede vom nie gekündigten Bund nie gegeben habe, so verlässt er mit solch kruden Thesen den seit Jahren herbeigeführten Konsens im jüdisch-christlichen Dialog und fügt diesem Dialog einen verheerenden Rückschlag zu.
Walter Homolka, Rabbiner und Hochschullehrer an der Universität Potsdam und Rektor des 1999 von ihm mitgegründeten Abraham-Geiger-Kollegs, unterstreicht die desaströsen Auswirkungen der von Papst Benedikt/ Ratzinger formulierten kruden Thesen auf den jüdisch-christlichen Dialog.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk (2.6.2020) formuliert er u.a.:
„Mit Joseph Ratzinger ist da eine Zäsur in der Annäherung passiert, die eine schwere Belastung war für das Verhältnis des Judentums mit dem Christentum. Daran ist auch nicht zu rütteln. Ich glaube, die jüdische Seite wartet immer noch auf die Stärkung der Karfreitagsfürbitte, wie sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführt wurde und dass diese Formulierung von Benedikt XVI. irgendwann mal wieder zurückgenommen wird.“
Auf die Frage, welche Argument Ratzinger bewegen, immer wieder den jüdisch-christlichen Dialog zu konterkarieren bzw. ob Ratzinger getrieben sei, in obsessiver Art und Weise immer wieder seine These der christlichen Überlegenheit gegenüber dem Judentum zu betonen, antwortet Homolka:
„Ich habe mich jahrelang damit beschäftigt. Ich kann keine Gegenargumente finden zu Ihrer Aussage.“
3. Der Konflikt mit den Kirchen der Reformation
Das am 5. September 2000 veröffentlichte Vatikan-Dokument „Dominus Iesus“ ist zum Symbol für die Probleme im evangelisch-katholischen Dialog geworden. Darin hatte sich Rom in klaren Worten von den evangelischen Kirchen abgegrenzt. Bei diesen handele es sich nicht um „Kirche im eigentlichen Sinne“, so der Kernsatz.
Die Protestanten waren empört. „Die Zeichen aus Rom stehen auf Stillstand“, kommentierte die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) das Dokument. Es sei ein „Rückschlag für das ökumenische Miteinander in versöhnter Verschiedenheit“, kritisierte der damalige EKD-Ratsvorsitzende, Präses Manfred Kock.
Die am 6. August 2000 unterzeichnete Erklärung wurde vom damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger – dem späteren Papst Benedikt XVI. – formuliert und noch von Papst Johannes Paul II. bestätigt. Der Text fasst Aussagen zum Kern des Glaubens zusammen, die für den Dialog mit nichtchristlichen Religionen und das ökumenische Gespräch von Bedeutung sind. Herausgestellt wird die geschichtliche Kontinuität zwischen der von Christus gestifteten und der katholischen Kirche: „Dies ist die einzige Kirche Christi.“
Protestanten empfanden Feststellung als Affront
Die römisch-katholische Kirche erhebt darin den Anspruch, dass ihre Lehre mit den Grundaussagen der biblischen Apostel vor rund 2.000 Jahren übereinstimmt. Das tun allerdings alle Kirchen. Für die römisch-katholische Kirche ist Kontinuität vor allem durch die Amtsnachfolge gewährleistet, die von den Bischöfen auf die Apostel und damit letztlich auf Jesus Christus zurückreichen soll. Für Protestanten ist die Verbindung mit den frühen Christen gewährt, wenn Gottes Wort in der Kirche lebendig ist.
Als Affront empfanden die Protestanten die Feststellung: „Die kirchlichen Gemeinschaften hingegen, die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums (Abendmahl, d.Red.) nicht bewahrt haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinn.“ Gemeint sind damit in erster Linie die protestantischen Kirchen sowie die anglikanische Kirche, die aus der Reformation im 16. Jahrhundert hervorgegangen sind.
Nachdem es gegen die vatikanische Erklärung Einspruch von namhaften Theologen, von evangelischen und anglikanischen Bischöfen sowie von den Weltbünden der Lutheraner und Reformierten gab, meldete sich Kardinal Ratzinger nochmals zu Wort und verteidigte das Dokument. Der evangelischen Seite warf er vor, sie führe den Streit falsch. Denn den Kirchenbegriff in gleicher Weise für alle kirchlichen Gemeinschaften in Anspruch zu nehmen, würde gegen deren eigenes Selbstverständnis verstoßen: „So beleidigen wir doch niemanden, wenn wir sagen, dass die faktischen evangelischen Kirchtümer nicht im gleichen Sinn Kirche sind, wie die katholische es selbst sein will; sie selber wollen das doch gar nicht.“
Katholische Kirche ist die Norm
Doch mit „Dominus Iesus“ war es nicht genug. Die Glaubenskongregation legte 2007 nach. Konnte bis dahin die Herabsetzung anderer Kirchen noch als nicht so gemeint interpretiert werden, wurde nun unter Papst Benedikt XVI. in den „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ klargestellt: Norm für die einzige vollständige und einzigartige Kirche sei die katholische.
Als „ökumenisch brüskierend“ und Rückschlag für das evangelisch-katholische Verhältnis werteten der damalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber und andere evangelische Bischöfe die Einstufung der reformatorischen Kirchen als „Gemeinschaften“. Das Vatikan-Dokument wiederhole die anstößigen Aussagen von „Dominus-Iesus“. Huber: „Von Fahrlässigkeit kann niemand mehr sprechen; es handelt sich um Vorsatz.“ In der Folgezeit war häufiger von einer Abkühlung in den ökumenischen Beziehungen die Rede.
Prominente katholische Bischöfe bemühten sich intensiv, die Empörung auf protestantischer Seite zu mildern. Die Stellungnahme aus Rom sei in ihrer Knappheit möglicherwiese hart, räumte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann ein. Aber sie lasse Raum, die anderen Kirchen auch theologisch als Kirchen zu achten. Der vatikanische „Ökumene-Minister“, Kardinal Walter Kasper, versuchte zu beschwichtigen: Evangelische Kirchen seien durchaus Kirchen, freilich aber „anderen Typs“, argumentierte er. Bei der Zehn-Jahr-Feier der Unterzeichnung der Erklärung zur Rechtfertigungslehre 2009 in Augsburg forderte Kasper die Kirchen auf, gegen alle Enttäuschungen und Querschüsse sich die Hand zu reichen, „und wir lassen uns nicht mehr los“.
B. Mitschuld an der Schwemme klerikaler Pädophilieverbrechen
Joseph Kardinal Ratzinger alias „Benedikt XVI“ war 25 Jahre lang Vorsitzender der „Kongregation für den Glauben“, dem Rechtsnachfolger (!) der Inquisition.
Zu seinen vordringlichsten Aufgaben gehörte es, einen weltweiten Verschiebebahnhof für katholische Sexualstraftäter zu organisieren und diese vor staatlicher Strafverfolgung zu schützen.
Immer wenn ein „zölibatärer“ Kinderschänder in seinem Umfeld aufflog, versetzte Ratzinger ihn umgehend in eine andere Gemeinde, weit weg, wo er dann munter weitermachen konnte mit dem Befingern kleiner Jungs und Schlimmerem.
War ja alles „rechtens“, geschah im Auftrag Gottes und zum Schutz der Kirche. Zugleich setzte die römische Kurie die Legende in die Welt, der Organisator dieser jahrzehntelangen, systematischen Vertuschung entsetzlicher Verbrechen an Kindern sei in Wahrheit deren „Aufklärer“.
Die direkten (genau wie alle anderen) klerikalen Pädophilieverbrecher sind genauso zu verurteilen wie der Verschweiger solcher Verbrechertaten. Nicht nur das Ausführen eines Pädophilieverbrechens macht schuldig, sondern auch das Verschweigen eines solchen Verbrechens. Diesen Vorwurf muss man an Ratzinger/Papst Benedikt und an alle anderen Kardinäle, Bischöfe und Weltpriester richten. Für diesen infrage kommenden Personenkreis müssten genau diejenigen die Strafmaßnahmen zur Anwendung kommen, wie sie bei jedem Schulleiter, Arzt oder Richter angewandt werden: Entfernung aus dem Amt, Verurteilung durch ein staatliches Zivilgericht, Gefängnis, Laisierung und Streichung aller Bezüge!
Papst Benedikt hat in hohem Maße an der Schwemme klerikaler Pädophilieverbrechen seinen Teil der Mitschuld zu tragen, und zwar nicht erst, seitdem er am 19. April 2005 in das Amt des Papstes beordert wurde.
Die Rede ist von den zwei lateinischen Geheimschreiben, die heute noch verschlossen im Tresor jedes Bischofs liegen. Das erste, aus dem Jahr 1962, stammt von Kardinal Ottaviani und trägt den Titel „Crimen sollicitationis“ (Verführung zu sexuellen Handlungen). Das zweite ist aus dem Jahr 2001; es stammt von Kardinal Ratzinger, dem damaligen Chef der Glaubenskongregation (früher die „heilige Inquisition“ genannt), persönlich und heißt „De delictis gravioribus“ (Von den schwersten Verbrechen). In diesen beiden Geheimschreiben wird die „ausschließliche Kompetenz des Vatikans“ betont, was die Ahndung von Pädophiliefällen anbelangt; gleichzeitig werden sämtliche Bischöfe unter Strafe der Exkommunikation aufgefordert, alle Pädophiliefälle ausschließlich und nur an den Vatikan zu melden. Nachdem also Kardinal Ratzinger seit 1981 allen Bischöfen das Geheimschreiben Kardinal Ottavianis von 1962 eingeschärft hatte, verpflichtete er sie 20 Jahre später auf sein eigenes Geheimschreiben. Beides mit demselben Ziel: nichts aus den Gemäuern der katholischen Kirche nach außen dringen zu lassen.
Das führte zu einer totalen Justizbehinderung gegenüber den staatlichen Gerichten, zu einer ständigen Versetzung der pädophilen Priester, die über Jahrzehnte hinweg an jedem Ort, an den sie von ihrem Bischof – nach einer sogenannten Therapie – versetzt wurden, ihr Unwesen weitertreiben konnten und immer weitertreiben werden.
Genau diese Geheimschreiben hatten die „reuigen“ irischen Bischöfe jahrzehntelang streng befolgt. Von einem Bußgang war denn auch – durchaus folgerichtig – nichts zu spüren. Es fielen bei dieser Kaffeeklatschrunde wohl einige ermahnende Worte des Papstes gegen Pädophilie im Allgemeinen, denen die Bischöfe wie jeder normale Mensch selbstverständlich zustimmten. In diesem Sinne waren sich wieder alle einig.
Diese menschenverachtende Praxis erstreckt sich bis in die Gegenwart. Im Neuen Weltkatechismus von 1992 Nummer 2357 belehrt uns der Papst, es sei besser, die eigenen Töchter zur Vergewaltigung preiszugeben, als homosexuelle Akte zuzulassen. Er „stützt“, wörtlich „stützt“, sich dabei auf die Geschichte 1. Mose 19 (das ist die Geschichte vom Untergang von Sodom und Gomorrha), wo Lot, der Neffe Abrahams, zu den Homosexuellen, die sein Haus in Sodom belagern, sagt: „Seht, ich habe zwei Töchter, die noch nichts vom Manne wissen, die will ich euch herausgeben, macht mit ihnen, was euch gefällt, nur diesen Männern [Lots männlichen Gästen] tut nichts.“ Die beiden Mädchen, von denen hier die Rede ist, waren 12 bis 13 Jahre alt.
Die Verstrickungen zwischen Pädophilieverbrechen und dem Vatikan werden in dem BBC-Dokumentarfilm „Sex. Crimes and Vatican“ vom Oktober 2006 in besonderer Weise demonstriert. Den Film kann man sich leider nur auf You Tube ansehen, da er in Deutschland, dank unserer katholischen Bischöfe, nicht gezeigt werden darf. Er stammt von dem BBC-Reporter Colm O’Gorman, der als 14jähriger in Irland von einem Priester vergewaltigt wurde. Wer sich diesen Film ansieht, dem wird klar, welches monströse Täuschungsmanöver gegenwärtig im Gang ist – nur um das Ansehen der katholischen Kirche und des Papstes nicht zu beschädigen.
Die erschütterndste Szene in diesem Film spielte sich 2002 in Mittelbrasilien ab, in einem der ärmsten Winkel der Welt. Dona Elza da Silva, Großmutter des damals fünfjährigen Warly, erzählt dem Reporter, dass ihr Warly sich das Leben nehmen wolle, weil alle Kinder ihm nachrufen: „Des Priesters kleine Frau“. Dass er von dem Priester Tarcisio, der kürzlich in die Nachbarschaft gezogen war, vergewaltigt wurde. Dass sie das dem Bischof gemeldet habe: „Aber der Bischof und alle sind böse mit mir. Keiner glaubt mir; die Leute gehen auf die andere Straßenseite, wenn sie mich sehen. Ich fühle mich exkommuniziert.“
Dann jedoch wird alles aufgedeckt, nicht durch die Kirche, sondern durch die Polizei, die zufällig das Tagebuch des Priesters findet. Es stellt sich heraus, dass er unter anderem 1991 in São Paulo einen 13jährigen Jungen vergewaltigt hatte, und – nach wiederholter „Therapie“ versetzt – schließlich hier landete. In seinem Tagebuch schreibt er – man sieht im Film seine krakelige Schrift: „Alter der Jungen: sieben, acht, neun, zehn Jahre, arm, möglichst vaterlos, nur eine Großmutter oder alleinstehende Mutter oder Schwester, wichtig: sich mit der Familie anfreunden. Dem Kind Gitarrenunterricht geben. Kleine Geschenke machen, als Gegenleistung sexuelle Handlungen.“
Der Priester Tarcisio wurde 2005 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Der BBC-Reporter fragt sich, da dieser Fall, wie alle anderen Fälle, dem Vatikan gemeldet wurde: Wieso duldet der Vatikan, dass er letztlich, immer und immer wieder versetzt, schließlich neben der arglosen Dona Elza da Silva landet und das von ihm vergewaltigte Kind deswegen nicht mehr leben will?
In dem Film wird auch der Dominikaner und Kirchenrechtler Tom Doyle gezeigt, der „eine hohe Position im Vatikan in Aussicht hatte“, aber 2003 aller kirchlichen Ämter enthoben wurde, weil er den Inhalt der Geheimschreiben öffentlich machte. Er erklärt: „Die Geheimschreiben dienen ausschließlich dem weltweiten Schutz der Täter, die ständig, um Skandale für die Kirche zu vermeiden, nach einer Therapie in eine andere Pfarrei versetzt werden; und sie haben eine totale Justizbehinderung für die staatlichen Gerichte zur Folge.“ Des weiteren teilt er mit, dass die Geheimschreiben nichts über mögliche Hilfeleistungen für die Betroffenen beinhalten.
Und dann ist da die Szene, wo der BBC-Reporter den Staatsanwalt in Phoenix/Arizona Rick Romley aufsucht, der ihm einen großen Briefumschlag zeigt mit Schriftstücken über Priester, die inzwischen zum Teil per Interpol gesucht werden, den er an Kardinal Sodano (Vorgänger des einstigen Kardinalstaatssekretärs Bertone) geschickt hatte, und den er ungeöffnet zurückerhielt. Auf dem Umschlag konnte man lediglich in verschiedenen Sprachen lesen: „retour, rinvio, refuse“ – also Annahme verweigert.
In einem Sumpf von Intransparenz, Willkür und Verweigerung demokratischer Grundrechte konnte über Jahrzehnte all das heranwachsen, was wir heute mit Pädophilie-Verbrechen bezeichnen. Immer wurde vertuscht, geleugnet, verharmlost und vor allem gab es keine öffentlichen, demokratischen Gerichtsverfahren. Kaum ein Kardinal bzw. Bischof hat bisher wegen Vergehen bzw. Verbrechen im Pädophiliebereich ein Gefängnis von Innen gesehen.
C. Der Glaubwürdigkeitszerstörer
Als Papst Benedikt im Jahre 2013 seinen Rücktritt bekanntgab, versprach er seinem Nachfolger Gehorsam, Dienst an seiner Kirche im Gebet und Rückzug in die Stille der vatikanischen Gärten. Doch in den letzten sieben Jahren hat Benedikt wiederholt gezeigt, dass seine Worte aus dem Jahre von 2013 von nur wenig Glaubwürdigkeit durchzogen waren; denn seit dem hat Benedikt seinem Nachfolger durch seine persönlichen schriftlichen Stellungnahmen immer wieder deutlich gemacht, dass er gern als Schattenpapst Anteil an der päpstlichen Macht für sich behalten wollte.
Einige Beispiele mögen das dokumentieren:
• Am augenfälligsten geschahen seine Einmischungen in der Frage des Missbrauchsskandals. Für Franziskus hat das Problem mit „Klerikalismus“ zu tun, unguten Autoritäts- und Machtstrukturen. Benedikt XVI. hingegen machte in einem Aufsatz im April 2019 die sexuelle Revolution der 60er Jahre und eine lasche Moraltheologie als Wurzeln des Übels aus. Applaus kam von jenen, die in der katholischen Kirche weniger Selbstbezichtigung und mehr klare Kante gegen den Zeitgeist wünschen, darunter die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Robert Sarah. Benedikt XVI. hatte seine persönlich gefärbten „Notizen“ zu dem Thema dem bayerischen „Klerusblatt“ anvertraut; über digitale Medien schlugen sie unerwartet hohe Wellen.
• Ähnlich ging das mit einem Beitrag über das Judentum, den der Emeritus als private Betrachtung an Kardinal Kurt Koch übergab und auf dessen Zureden im Juli 2018 in der Zeitschrift „Communio“ drucken ließ. Der Text rührte an empfindliche Punkte, etwa die theologische Legitimation des Staates Israel und die Fortdauer des Gottesbundes mit dem jüdischen Volk. Benedikt XVI. wollte nur ein paar Präzisierungen anbringen; doch Vertreter des katholisch-jüdischen Dialogs zeigten sich irritiert über die Thesen und die Tatsache der Veröffentlichung. Der Text rührte an empfindliche Punkte, etwa die theologische Legitimation des Staates Israel und die Fortdauer des Gottesbundes mit dem jüdischen Volk. Benedikt XVI. wollte nur ein paar Präzisierungen anbringen; doch Vertreter des katholisch-jüdischen Dialogs zeigten sich irritiert über die Thesen und die Tatsache der Veröffentlichung.
• Dann war da noch „Lettergate“, die Affäre um den Brief Benedikts XVI. zu einer mehrbändigen Publikation über die Theologie von Franziskus. Bei ihrer Vorstellung im März 2018 verlas der damalige vatikanische Medienchef Dario Vigano stolz ein Schreiben des Emeritus, in dem er das Buchprojekt lobt und zugleich erklärt, er sehe sich „auch aus physischen Gründen“ außerstande, einen eigenen Beitrag beizusteuern. Scheibchenweise kam heraus, dass Vigano wesentliche Teile des Briefs unterschlagen hatte – in denen sich Benedikt XVI. verwundert zeigte, dass unter den Autoren Peter Hünermann firmiert. Der Dogmatiker löckte einst mit der „Kölner Erklärung“ 1989 wider den Stachel des Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger. Auf so einen als Autor, schien Benedikt XVI. jetzt zu meinen, könne man getrost verzichten; wenig schmeichelhaft für Franziskus. Vigano musste seinen Posten räumen.
• Für Überraschung sorgte auch eine neue, von Benedikt XVI. ins Leben gerufene Stiftung für katholische Publizistik, die bei der konservativen Zeitung „Die Tagespost“ angesiedelt ist. Ihr Zweck überschneidet sich mit dem der Katholischen Journalistenschule ifp in München, einer lange etablierten Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz.
• Zuletzt machte der Emeritus Schlagzeilen mit seinem Beitrag für ein Buch von Kurienkardinal Robert Sarah. Der Band, eine Verteidigung des Priesterzölibats, wurde als Warnung gegen mögliche Ausnahmeregelungen durch Franziskus gedeutet. Auch wenn in diesem Fall von „Missverständnissen“ die Rede war, bleibt die Frage, wie es dazu kommen konnte.
Zwar hatte Benedikt XVI. im Jahre 2013 nach eigenem Bekunden erkannt, dass ihm die Kraft geschwunden war, „das Schifflein Petri zu steuern“. Dennoch behielt er auch als gewesener Papst Autorität genug, um dem neuen Kapitän wiederholt ins Wort zu fallen und dessen Bemühungen um zaghafte Reformen zu konterkarieren.
D. Der Relaltivismus-und Zeitgeist-Anprangerer
Papst Benedikt lässt kaum eine Gelegenheit aus, um gegen den Liberalismus, gegen die Diktatur des Relativismus und gegen den Zeitgeist in unzweideutiger Schärfe Stellung zu beziehen. Dass der Papst in diesen seinen Kreuzzügen von immer weniger Menschen als ernstzunehmender Gesprächspartner angesehen wird, stört ihn nicht.
Benedikt weist den „Relativismus in der Theologie“ entschieden zurück und proklamiert: „Ein Glaube, den wir selbst festlegen können, ist überhaupt kein Glaube. Und keine Minderheit hat einen Grund, sich durch eine Mehrheit Glauben vorschreiben zu lassen. Der Glaube und seine Praxis kommen entweder vom Herrn her durch die Kirche und ihre sakramentalen Dienste zu uns, oder es gibt ihn gar nicht.“
Das ist überdeutlich und dazu ein klares Eigentor. Denn dann hat eine Minderheit vatikanischer Würdenträger auch nicht der Mehrheit der Gläubigen einen Glauben vorzuschreiben. Benedikt meint jedoch nicht den persönlichen Glauben des Einzelnen, sondern die katholische Glaubenslehre, also das, was über Gott und die Welt gedacht werden darf oder soll. Aber wieso kommt das direkt vom Herrn durch die Kirche zu uns, wenn die Kirche zugleich die Gemeinschaft aller Gläubigen ist, die laut Benedikt nicht selbst – „wir (!) nicht festlegen können“, also Benedikt eingeschlossen – den Glauben festlegen kann?
Das Christentum – das ist die Strategie Benedikts – soll ohne Wenn und Aber anderen Religionen überlegen sein. Es wird zur wahren Religion erklärt, deren Wahrheit allein die katholische Kirche zu interpretieren, vorzuschreiben und zu repräsentieren hat. Die katholische Kirche hat somit – in den Augen Benedikts – einen Monopolanspruch bezüglich der Beanspruchung an göttlicher Wahrheit. Damit aber ist der Theologe vollends bei den vormodernen Positionen angekommen, zu denen das kirchliche Lehramt die Gläubigen verpflichten will. Aus Theologie wird Ideologie, weil sie dann jedes Gegenargument als unangemessen abweist und sich in die Rechthaberei zurückzieht.
Mit Blick auf die „heidnischen“ Religionen spricht Benedikt dann auch noch vom „Sieg des Christentums“ über sie. Denn das Christentum sei ja so viel vernünftiger und moralischer als die anderen Religionen. Damit hat Benedikt sich eigentlich um seine Rolle als ernst zu nehmender Partner in interreligiösen Dialogen gebracht.
Hauptgegner für Benedikt in diesem Bereich ist die pluralistische Religionstheorie. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog der Weltreligionen zu betreiben und damit den Frieden zwischen den Religionen zu befördern. Dabei will sie das menschlich bedingte Unvollkommene von Religionen sowie deren kulturelle Begrenztheit beachten. So erst kann man gleichberechtigt miteinander umgehen und einander als gleichwertig achten. Ratzinger aber ist es zuwider, dass der eigene Glaube auf „eine Stufe mit den Überzeugungen der anderen“ gesetzt wird und „ihm nicht mehr Wahrheit“ zugestanden wird „als der Position des anderen“.
Papst Benedikt macht mit einer so apodiktisch formulierten Position deutlich, dass er nicht mehr Partner im interreligiösen Dialog sein will und auch nicht sein kann; er will auch nicht der pontifex maximus, der oberste Brückenbauer, sein, sondern endgültige Autorität religiöser Wahrheit. Das ist weder heilsam noch hilfreich, sondern tendenziell fundamentalistisch.
Nicht weniger widerspruchsfrei als der Vorwurf des Relativismus ist der Vorwurf einer Anpassung an den Zeitgeist.
Waren es nicht die Vertreter der katholischen Kirche, die bereits im 4. Jahrhundert sich dem Zeitgeist – d. h. den Mächtigen und Herrschenden in Rom bzw. Konstantinopel – in die Arme geworfen haben? Das Toleranzedikt von Kaiser Galerius aus dem dem 311 und die Erklärung der kath. Religion zur Staatsreligion 380 unter Kaiser Theodosius sicherten der katholischen Kirchenhierarchie reichhaltige und sich ständig vermehrende Privilegien und Herrschafts- bzw. Machteroberungen – stets in jeweiliger Abhängigkeit von Kaisern und Königen.
War es nicht die katholische Kirche, die im Rahmen der Kreuzzüge den Namen Gottes missbraucht und zu blutigen Kreuzzügen aufgerufen hat? Johannes von Legnano (Jurist und Vertrauter verschiedener Päpste) verfasste um 1360 ein scholastisches Spezialwerk zum gerechten Krieg: De bello, de repressaliis, de duello. So wurden die Kreuzzüge zum Anstoß für interreligiöse Rechtsprinzipien und deren theoretische Erörterung.
War es nicht die katholische Kirche, die in Mittel- und Südamerika sich im 16. und 17. Jahrhundert den erobernden Spaniern und Portugiesen als willfährige Büttel zur Verfügung gestellt haben – und zu den unzähligen Verbrechen (bis hin zum Völkermord) weitgehend geschwiegen haben? War es nicht die katholische Kirche, die ihrer Kirchengeschichte sich immer wieder einer Liaison bzw. Kollaboration zwischen Thron und Altar bereitwillig zur Verfügung gestellt hat – nur um ihre Machtprivilegien zu erweitern und abzusichern – und zwar auf Kosten eines Verrats gegenüber der ursprünglichen Botschaft Jesu, so wie diese im Matthäus-Evangelium festgehalten ist? :
„Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mt 10, 42–45)
Wer hat sich denn in der katholischen Kirche wem angepasst? Es waren doch nicht die Gläubigen, sondern die Herrschenden, die sich dem Zeitgeist angepasst haben! Mit Hilfe genau dieser Anpassungen an Vorstellungen von Macht und Herrschaft der Könige und Kaiser wurde es den Päpsten und Bischöfen der katholischen Kirche möglich – bis auf den heutigen Tag –, in Palästen und Schlössern (ausgestattet mit unzähligen Privilegien) ihre Herrschafts- und Regierungszentralen aufbauen zu können!
Ohne eine solche Anpassung wäre der Glaube der Kirche eher aus den Vorgaben des Evangeliums abgeleitet worden statt aus der Begriffswelt der griechischen Philosophie, die das Christentum zu einer „Expertenreligion“ machte. Ohne eine von der Kirche vollzogene Anpassung hätten jesuanische Glaubensvorstellungen der Bergpredigt eine Chance gehabt, ins Glaubensbekenntnis der kath. Kirche aufgenommen zu werden – mit der Konsequenz, dass der Glaube Jesu an die bedingungs- und voraussetzunglose Liebe Gottes (befreiende Liebesbotschaft) nicht überlagert worden wäre von der Angst und Schrecken einflößenden Botschaft des Richtergottes (Drohbotschaft), dessen Stellvertreter der Papst ist und der an Stelle des Richtergottes der alleingültige Herr über Recht, Wahrheit und Glaube ist; natürlich immer unter der Prämisse, den kirchlichen Herrschafts- und Machtinstrumenten nicht nur eine absolute und nicht hinterfragbare Gültigkeit im kirchlichen, sondern auch im weltlichen Bereich zu verschaffen!
E. Der Aggiornamento-Verhinderer
Benedikt bleibt und blieb sich selber treu: Dieser Papst verbaute wegen seiner veritablen Reformunfähigkeit und Reformunwilligkeit der kath. Kirche die Chance eines Ankommens in der der Gegenwart – von einem Ankommen in der Zukunft ganz zu schweigen!
Dieser Papst verhinderte ein Ankommen in der Gegenwart deshalb, weil
• er neben dem männlich-zölibatären Priestertum nicht auch verheirateten Priestern sowie verheirateten und unverheirateten Priesterinnen eine Amtsübernahme ermöglichte
• er den wiederverheiratet Geschiedenen den Weg zum Abendmahl versperrte. Wer Barmherzigkeit predigt, aber unbarmherzig handelt, reißt neue Gräben im Bereich der eigenen Glaubwürdigkeit auf. Was Jesus in der Form einer sprudelnden Fontäne an Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Demut den Menschen seiner Zeit vorgelebt hat, ist zu einem kaum noch wahrnehmbaren Rinnsal verkümmert.
• er die Ämter in der Kirche als Herrschaftsmittel verstand und nicht zur Kenntnis nehmen wollte, dass Macht in der Kirche sich grundsätzlich nur vom Dienst am Menschen legitimieren kann.
• er mit seiner seine weltfremden Sexualmoral den Menschen die Freiheit nahm, sich auch außerhalb der Zeiten eines Fortpflanzungswunsches in Formen körperlicher Liebe begegnen zu können – und zwar ohne die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft
• er nicht bereit war, der Organisation „Katholischer Kirche“ endlich ein Mehr an Transparenz und Demokratie zu verordnen ; ein Mehr an Transparenz ist überfällig sowohl in den Bereichen Jurisdiktion, Banken, Ämterbesetzung, u.a.
• dieser Papst einen Umgang mit innerkatholischen Kritikern und Querdenkern pflegte, der nur als inhuman zu bezeichnen ist. Amtsenthebungen und Bußschweigen haben keinerlei jesuanische Legitimation! Wie kann eine Kirche, die sich in so monopolistischer Art und Weise ihrer göttlichen Gnade rühmt, so gnadenlos sein!
• er nicht begriff, dass es in einer Kirche, die sich als Communio versteht, eine Ranghöherstellung von Priestern über Laien nicht geben darf.
• dieser Papst kein von Johannes XXIII. gefordertes „aggiornamento“ wollte. Er wollte zurück zu vorkonziliaren Verhältnissen und hin zu einem Kirchenverständnis, das geprägt ist von autoritären, absolutistischen Herrschaftsstrukturen.
• er nicht verstand, dass ein ökumenischen Miteinander getragen sein muss von einem Verzicht auf Selbstgerechtigkeit, Selbstanmaßung und der Aufrechterhaltung eines Monopolanspruchs an göttlichen Wahrheiten. Zu der Vorstellung von einer „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ gibt es, wenn alle Beteiligten wahrhaftig und ernsthaft den Gedanken der Ökumene verwirklichen möchten, keine Alternative!
Dieser Papst betrieb Verrat am 2. Vatikanum – er war Gefangener eines Kirchenbildes, das als „societas perfecta“ eine fröhliche Urständ feiern sollte. Eine solche Kirche dient jedoch nicht mehr den Menschen, sondern nur noch sich selbst, indem sie Machtpositionen zurückzuerobern trachtet, die nur die Machtbedürfnisse der Herrschenden befriedigt, Frauen diskriminiert, Menschenrechte missachtet, Glaubensfreiheit leugnet (obwohl im Konzil beschlossen) und katholisch Andersdenkende ausgrenzt, Kadavergehorsam einfordert, Bußschweigen verhängt, Professoren mit nicht konformen Meinungen von ihren Lehrstühlen entfernt, ….
Von Papst Pius IX. stammt der verräterische Satz: „Ein liberaler Katholik ist nur ein halber Katholik.“
Papst Benedikt blieb diesem Petitum seines Vorgängers treu, denn seine Gedankengänge lassen sich wie folgt beschreiben:
• Jeder Theologe, der vom Geist der Aufklärung, des 2. Vatik. Konzils – hier besonders der Forderung eines „aggiornamentos“ von Johannes XXIII. – beseelt ist, bekommt im Vatikan keine Chance.
• Ein jeder Theologe und Laie, der den Pflichtzölibat in Frage stellt und sich für die Priesterweihe von Frauen ausspricht, ist vom Teufel geschickt.
• Ein jeder Theologe und Laie, der sich für die Spendung der Eucharistie an wiederverheiratet Geschiedene und an konfessionsverbundene Ehepaare einsetzt, wackelt an den Grundfesten der kath. Kirche.
• Ein jeder Theologe und Laie, der den neuscholastischen Denkansatz in Frage stellt und davon überzeugt ist, dass die in der kath. Kirche gewachsenen Strukturen einen geschichtlichen und keinen ontologischen Ursprung haben, werden zu Relativisten und Zeitgeistdenunzianten erklärt.
• Ein jeder Theologe und Laie, der konziliare, synodale und dialogische Vorgaben bei wichtigen Kirchenentscheidungen einfordert, ist ein innerkirchlicher Nestbeschmutzer.
• Und ein jeder Theologe und Laie, der die Beachtung der jesuanischen Prinzipien wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft gegenüber Personen im innerkatholischen (!) Bereich (vor allem gegenüber Querdenkern) postuliert, wird zum Häretiker abgestempelt.
Papst Benedikt ist und war ein besonderes Kreuz für seine Kirche!
Paul Haverkamp, Lingen
„Papst Benedikt ist und war ein besonderes Kreuz für seine Kirche!“
Für Ihre modernistische Kirche ganz sicherlich! Allerdings ist Ihre Formulierung decouvrierend: Im Kreuz liegt das Heil.
Viele Worte, ich fasse es kurz: Was für ein hanebüchener modernistischer Unsinn!
@Paul Haverkamp
Wäre es nicht sinnvoll wenn sie für unsere Sünden und Dummheit ans Kreuz gehen und am dritten Tag wieder auferstehen würden?
Sie könnten dann auch endlich eine richtige Kirche gründen, die würde den Namen Haverkamp bis an das Ende der Zeit tragen und kein Auge würde trocken bleiben hier auf dieser Erde bis das Wort Haverkampfs erfüllt ist. Auf wen sollen wir denn noch warten?
Wenn ich mich ihren Beitrag so durchlese dann haben angefangen von Lot und die Engel in Sodoma bis hin zur Mutter Gottes von Guadalupe ale komplett versagt. Ich werde mir ihren Beitrag abspeichern und wenn ich in dieser Welt nicht mehr ein und aus weiß dann kann ich mühelos nachlesen wo meine Rettung beginnt und wo sie endet.
Per Mariam ad Christum.
„1. Der Konflikt mit dem Islam“
Ja es ist schon ein Kreuz mit dem ökumenischen Dialog. Die Spanier vor Lepanto und König Sobieski von Polen waren keine modernen, fortschrittlichen und der Zukunft zugewandte Katholiken. Ich habe den Koran gelesen und von Dialog kann ich leider nicht berichten.
Lieber Paul Haverkamp.
Sie sind meine letzte Hoffnung. Erklären sie mir doch warum der Erzengel Gabriel der Mutter Gottes erscheint und dann ungefähr 600 Jahre später Mohammed und ihm ganz was anderes erzählt als der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter. Wenn sie das Problem für mich lösen können dann werde ich ein strenggläubiger Anhänger des „Aggiornamento“.
Ich finde langsam Geschmack an ihrem Beitrag. Das ist ja ein Fundus den ich schon lange gesucht habe.
Per Mariam ad Christum.
„Dadurch könne die „falsche Kirche“ Bergoglios zu gegebener Zeit weggefegt werden.
Auf diese menschlich verständliche, sachlich aber schwer nachvollziehbare und noch weit schwieriger durchsetzbare These soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.“
Warum nicht? Überhaupt wenn im Folgenden sehr wohl auf einen relativ leicht nachvollziehbaren Punkt eingegangen wird?
Aus welcher Quelle sollten wir sonst über dieses immens wichtige Thema Informationen beziehen, wenn nicht aus dieser?
In den USA wird derzeit noch eine ganz andere These diskutiert, nämlich die, daß Benedikt XVI. möglicherweise nur vom Amt des Bischofs von Rom zurückgetreten sei, nicht aber von dem des Papstes. Beide werden zwar für gewöhnlich in Personalunion ausgeübt, aber es gab bereits Fälle, wo jemand Papst war, nicht aber Bischof von Rom. So war der heilige Petrus bereits ab der Himmelfahrt des Herrn Vicarius Christi, hielt sich aber zunächst noch in Jerusalem auf, wurde dann Bischof von Antiochia und erst Jahre später Bischof von Rom. Stephan II. (gewählt im Jahr 752) war zwar Papst, wurde aber nie Bischof von Rom, da er bereits vor seiner Bischofsweihe verstarb. Das Erste Vaticanum hat es unter Verweis auf namhafte Theologen und Kanonisten, die eine gegenteilige Auffassung vertreten, ausdrücklich abgelehnt, eine Untrennbarkeit der Ämter des Papstes und des Bischofs von Rom zu dogmatisieren. Wer sich für die Diskussion interessiert und Englisch versteht sei auf https://wdtprs.com/2020/06/the-mazza-hypothesis-benedict-resigned-as-bishop-of-rome-but-not-vicar-of-christ-wherein-fr-z-ponders-with-a-heavy-heart/, https://www.youtube.com/watch?v=iK1Zg1WyKI4, https://www.youtube.com/watch?v=bABWi2CoVlc und https://www.barnhardt.biz/2020/06/03/barnhardt-podcast-113-leave-the-bishopric-take-the-papacy/ verwiesen.
Papst Benedikt XVI, nannte sich Mitarbeiter der Wahrheit. Nicht Mitarbeiter der Diplomatie. Scheinbar will man nur noch Politik machen, und kann als Päpste so auch nur noch Diplomaten gebrauchen? Die Regensburger Rede war nicht weniger als prophetisch. Was sich seither in dem Zeitraum bis heute im Islam an unvorstellbaren Gewaltexzessen ereignet hat, spricht eine deutliche Sprache, nämlich dass der Zeitpunkt verpasst wurde, die Gewalt im Islam weltweit auf die Tagesagenda zu setzen. Insbsondere der Islam selbst hat den Zeitpunkt verpasst. Er ist im Ansehen nicht weniger als schwer beschädigt.
Paul Haverkamp, Lingen
Da wir für die Realität und die Wahrheit nur noch wenig, dafür für Ideologien umso mehr Freiheit der Meinungsäußerung haben, muss ich Ihren Kommentar leider ertragen. Erstaunt bin ich immer wieder über das Außmaß an Verblendung, das Menschen befallen kann.
Herrn Paul Haverkamp, Lingen
zu Beginn muss ich darauf verweisen, dass wir das Pontifikat von Papst Benedikt XVI vollkommen anders beurteilen. Wenn wir erkennen, dass das Entscheidende an der Botschaft eines Papstes die Wahrheit ist, so hat er seine wesentlichte Aufgabe voll erfüllt. Er hat von der Wahrheit Zeugnis gegeben, genau im Sinne seines Herren, der vor seinem Richter bekannte, dass er dazu in die Welt gekommem sei, um von der Wahrheit Zeugnis zu geben. Ihr Artikel ist in der Zusammenfassung der ultimative Beweis dafür, wie ausgezeichnet Benedikt sein Amt als Stellvertreter Christi erfüllt hat, Ich könnte jeden Punkt von Ihnen nehmen und Danke Benedikt sagen. Er hat meinem Glauben gestärkt und mir in seinen ausgezeichneten Reden von Regensburg angefangen die Logik des Glaubens zu erkennen. gegeben.
Eine Bitte an meine Kritiker
Dass ich innerhalb dieses Forums mit meinem eingestellten Beitrag auf wenig Freunde treffe, war mir von Anfang an sehr bewusst.
Alle Kritikern möchte ich jedoch eine Frage stellen:
Warum gehen Sie als Kritiker meines Beitrages auf keines meiner Argumente ein und stellen meiner Argumentation Ihre (sic) Argumentation entgegen, so dass ich die Chance bekäme, mit Ihnen in einen fruchtbaren Dialog zu treten?
Aufgrund fehlender Gegenargumente bzw. nachprüfbarer Fakten muss ich der Annahme sein, dass Sie keine Gegenargumente bzw. an keiner Stelle mir nachweisen können, dass ich die Unwahrheit gesagt habe.
Sollte ich an irgendeiner Stelle mit meinen überall nachprüfbaren Fakten die Grenze zur Unwahrheit überschritten habe, dann teilen Sie mir das doch bitte unter Beifügung von konkreten Fakten mit.
Ich sehe Ihren Gegenargumenten mit großem Interesse entgegen!
Paul Haverkamp, Lingen
Ich nehme einmal einen Ihrer Sätze heraus:
„Ein jeder Theologe und Laie, der sich für die Spendung der Eucharistie an wiederverheiratet Geschiedene und an konfessionsverbundene Ehepaare einsetzt, wackelt an den Grundfesten der kath. Kirche.“
Dieser Satz hat einen gravierenden Fehler, in der kath. Kirche gibt es keine „wiederverheiratet Geschiedene“ (bei den Protestanten schon), es sind Ehebrecher nichts anderes. Und es steht geschrieben: „Unzüchtige und Ehebrecher werden das Himmelreich nicht erben“. Das bedeutet nach kath. Lehre landen diese Menschen, wenn sie ohne Beichte/Reue sterben, in der Hölle.
- Warum sollte jemand, der in Todsünde lebt den Leib den Herrn empfangen? Es steht geschrieben „wer mich unwürdig isst, isst sich das Gericht“.
- Wie kann ein Nichtkatholik den Leib den Herrn empfangen, den er jedoch wie z. B. die Protestanten das hl. Messopfer ablehnt?
- Wenn ein Katholik die Sonntagsmesse aus freiem Willen (z. B. geht er lieber wandern) nicht besucht und deshalb vom Empfang der hl. Kommunion ausgeschlossen ist, wie kann dann z. B. ein Protestant empfangen?
Was die konfessionsverschiedene Ehepaare betrifft, ich habe davon einige in der Familie. Eine Katastrophe, der Katholik gibt immer nach, der bequeme Protestant siegt. Man versteht, warum diese Eheschließung vor dem Konzil noch verboten war.
Also nach Ihrem Text sind Sie nicht wirklich katholisch, es sind eher alles protestantische Züge, die der Geist des Konzils rein geblasen hat. Der Rauch Satans ist eingedrungen, man merkt es deutlich.
Falls Sie katholisch sind, empfehle ich Ihnen alles fallen zu lassen, neu anzufangen und zu beten wie ein Kind.
Mit größter Ehrfurcht gegenüber dem Herrn werden Sie die Wahrheit finden, es wird geholfen.
Dringliche Hilfsmittel sind Beichte, Rosenkranz, kniende(!) Mundkommunion sowie gute Werke.
Soll ich Ihnen sagen wo Sie dann am Ende landen? Sie werden die tridentinische Messe besuchen, die Schönheit lieben und das heilige Messopfer immer mehr begreifen. Schließlich werden Sie wie ein Adler fliegen und alles von oben sehen, das entsagen der Welt wird dann sehr einfach.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
„Dass ich innerhalb dieses Forums mit meinem eingestellten Beitrag auf wenig Freunde treffe, war mir von Anfang an sehr bewusst.“
Und genau deswegen sind sie mit ihrem Beitrag in dieses Forum reingegangen. Sie haben dieses Forum schon länger beobachtet und die Katholiken die hier schreiben sind ihnen ein Dorn im Auge.
„Aufgrund fehlender Gegenargumente bzw. nachprüfbarer Fakten muss ich der Annahme sein, dass Sie keine Gegenargumente bzw. an keiner Stelle mir nachweisen können, dass ich die Unwahrheit gesagt habe.“
Ich beziehe das jetzt auf mich. Sie reden von Islam und Ökumene!
Ich wollte eine Erklärung von ihnen zur frohen Botschaft des Erzengel Gabriel zur Mutter Gottes und etwa 600 Jahre später zu Mohammed. Dröhnendes Schweigen. Sie verlangen Argumente von Katholiken in diesem Forum zu ihren Beitrag der in jedem kirchenfeindlichen atheistischen Forum Begeisterungsstürme ausgelöst hätte. Argumente? Die können sie von mir kriegen.
Wir glauben das Jesus Christus der Sohn Gottes ist, wir glauben das die katholische Kirche die seine und das sie Heilig ist.
Wir glauben das unser Gott der Vater und der Sohn und der Heilige Geist ist. Wir glauben das die Heilige Katholische Kirche allen Angriffen Satans und seiner Sklaven bis zum letzten Tag stand halten wird. Wir glauben das die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter die Kirche ihres Sohnes triumphal verteidigen wird. Wir glauben das der Herr unser Gott kommen und Gericht halten wird denn Liebe ohne Gerechtigkeit ist ein blanker Hohn auf alles was diesen Gott auszeichnen tut. Wer das Gericht unseres Gottes nicht mag der frühstückt auch gerne im Reich unseres Gottes mit einem Massenmörder. Sie wollen Argumente. Die können sie kriegen.
Die christianisierung Amerikas setzen sie mit Völkermord in Verbindung. Das ist typisches Geschwätz der Feinde der Kirche. Wenn die Azteken moderner und unter dem Schutz ihrer Menschenopfernden Götter gestanden hätten dann hätten sie Europa erobert und die deutsche Bischofskonferenz würde es nicht mehr geben und der synodaler Weg wäre obsolet. Sie wollen verheiratete Männer in der Kirche zulassen die sie gar nicht lieben. Sie beklagen die Weltfremdheit der Kirche in sexuellen Fragen und gleichzeitig betonen sie das die Kirche sich immer mit den Mächtigen dieser Welt eingelassen hat. Mit wem lässt sich eigentlich das Aggiornamento ein?
Jetzt bringe ich das Argument aller Argumente für den modernsten aller modernen Katholiken. Wenn unser Herr und Gott in der Wüste das Angebot Satans angenommen hätte und diese Welt für einen Kniefall oder für 30zig Silberlinge in seinen Besitz gebracht hätte, dann hätten wir sofort das Paradies auf Erden, es gäbe keine Kriege mehr, es gäbe keine Krankheiten mehr, es gäbe nichts mehr was uns keinen Spaß machen würde. Das Problem ist nur das der Tod nicht besiegt wäre und Satan wäre als guter Freund immer mitten uns uns.
Per Mariam ad Christum.
Was für „Argumente“ haben Sie gebracht? Glauben Sie im Ernst, dass man hier jemanden ernstnimmt, der mit dem Totschlagewort „Religionsmonopolist“ beginnt? Gehen doch Sie auf Shucas Argumentation ein, Sie ist der Ihrigen hundertmal überlegen.
Mit lässt ihr Beitrag keine Ruhe. Wenn ich es richtig verstanden habe liegt ihnen Ökumene mit allen und jeden tief in ihrem Glaubensverständnis. Vielleicht gehe ich zu weit aber es muß raus. Wir sollten als moderne und aufgeschlossene Katholiken Satan und seine Kirche ( sie nennt sich Kirche Satans) ein Angebot machen. Wenn sie humanistisch, menschenfreundlich und sich dieser modernen Welt aufgeschlossen gegenüber zeigt sollten wir sehr großzügig sein. Wer gegenüber Satan keine Barmherzigkeit zeigen kann ist ein Katholik aus dem finstersten Mittelalter, das ist die Zeit nach moderne Geschichtsforschung wo die Sonne nur maximal 1,5 h am Tag geschienen hat. Wie finden sie meinen Vorschlag? Wenn ich so weiter mache dann werde ich bald als Peritus zum synodalen Weg eingeladen.
Per Mariam ad Christum,
Es stünde auch Ihnen gut an, verehrte Redakteure von katholisches info, wenn Sie damit aufhören würden, bestimmte Verschwörungstheorien zu verbreiten. Die Kirche hat wahrlich andere Probleme, als die Formulierung eines päpstlichen Amtsverzichts, der angeblich absichtlich nebulös gehalten wurde, sodass „früher oder später dessen Ungültigkeit sichtbar werden müsse“ und die „falsche Kirche Bergoglios zu gegebener Zeit weggefegt werden…könne.“ Ist Ihnen dieser üble Ausdruck nicht bekannt? Er stammt von Hermann Göring, dem Oberbefehlshaber der deutschen NS-Luftwaffe, der seine politischen Gegner ebenfalls „hinwegfegen bzw. hinausfegen“ wollte.
Nun stellt sich die Frage, warum Papa emerito Benedetto den Verzicht so unklar formulierte, wie er offenbar formuliert ist. Ach ja, er sei zum Rücktritt gezwungen worden…!
Nun einmal „Butter bei die Fische,“ wie die Norddeutschen zu sagen pflegen.
Hätte der Papa emerito das Rückgrat von Papst Johannes Paul II. besessen, so wäre ein Rücktritt für ihn nicht in Frage gekommen. Der hl. Johannes Paul II. hielt stand: seinen unerträglichen Schmerzen, seiner schweren Erkrankung, auch vielen Angriffen, die jahrelang von allen möglichen Seiten kamen.
In einem Punkt gebe ich Ihnen jedoch recht: der Rücktritt war, der praktischen Ausführung nach zu schließen, halbherzig. Ein kompletter und ehrlicher – ein ehrlicher – Rücktritt hätte bedeutet, dass:
Benedikt XVI. sich nach Bayern, z.B. in ein Kloster zurückgezogen hätte. Dass er wieder Erzbischof Joseph Ratzinger gewesen wäre. Dass er die weiße Papstgewandung und seinen Fischerring niedergelegt hätte.
Stattdessen blieb er letztlich Papst, wenn auch nicht mehr amtierend. Er blieb – und das ist das Entscheidende – an der Quelle sitzen, um, ganz im Gegensatz zu seiner vollmundigen Ankündigung, sich völlig zurückzuziehen, doch immer mal wieder seine Stimme hören zu lassen. Um seine Anhänger, die häufig Gegner seines Nachfolgers und notwendiger, längst fälliger Reformen sind, zu empfangen, Anhänger, die offenbar, die Gunst der Stunde nutzten, um ihre Ränke gegen Francesco und gegen anstehende Änderungen zu schmieden. In einem bayerischen Kloster wäre Erzbischof Ratzinger hingegen unerreichbar bzw. nicht leicht erreichbar gewesen. Auch nicht für einen Kardinal Sarah.
Zwei Päpste – zwei Kirchen? Ein Trauerspiel, an dem nicht Papa Francesco mitwirkt, sondern der Alt-Papst in Verantwortung steht, der sich ja geistiger Klarheit erfreuen darf.
Was Ihre „falsche Kirche“ betrifft, so wäre der einzige ehrliche und wahrheitsmäßige Weg der, sich ganz im Sinne des Urchristentums/des frühen Christentums zu erneuern. Ehrlichkeit, Wahrheit und Heiligkeit sind der einzige Weg für die auf Christus gegründete Kirche. Eine Heiligkeit, die engstens mit Ehrlichkeit und Wahrheit verbunden sein muss, entlang der biblischen Schriften. Und nicht im Sinne hehrer, oft unerreichbarer Forderungen in einer Überhöhung des Heiligen, wie es weder der Gott Israels und Jesu dem gläubigen Volk, noch Jesus Christus selbst seinen Jüngern aufzwang, sodass die Überhöhungen früher oder später oder immer wieder zu Halbherzigkeit und Verlogenheit führen.
Dazu eine interessante Bemerkung am Rande: Sie schreiben zu Beginn Ihres Artikels folgendes Zitat Joseph Ratzingers aus seinen frühen Priesterjahren: er habe erkannt, „dass das Christentum in den vergangenen 400 Jahren ein einziges Rückzugsgefecht führte.“ War das nicht in den Jahrhunderten nach dem als unverrückbar geltenden Tridentinischen Konzil, welches von den sich besonders katholisch Wähnenden fast heiliggesprochen wurde?
… Oh weh! Nun werden mich diese wieder „steinigen“…!
Dr. Juliana Bauer
Niemand wird Sie steinigen. Aber allein das Wort „Verschwörungstheorie“ ist ein Kampfbegriff von einem gewissen Carl Popper, der unserer Kirche nicht eben nahegestanden sein dürfte. Das sei Ihnen einmal gesagt, wenn Sie auf weithergeholten und obskuren Begriffsassoziationen herumreiten.
Dass Benedikt II möglicherweise nicht das Rückgrat seines Vorgängers hatte, wird von hiesigen Autoren keineswegs in Abrede gestellt. Was soll das an der Möglichkeit ändern, dass er das Opfer von Zwang oder Erpressung geworden ist? In diesem Fall brechen auf Ihre nachfolgenden „Argumente“, recte Leerformeln von der „Heiligkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit“ der Urkirche in sich zusammen. Erfüllt gar Ihr „papa Francesco“ diese Kriterien?
Der letzte Absatz ist platte Polemik. Dass das von Ratzinger gemeinte Rückzugsgefecht von Luther ausgelöst worden war, ist evident.
Billige modernistische Polemik, was Sie von sich geben, sonst nichts.
Mich befremdet und überrascht immer wieder die gewaltige Differenz zwischen dem Apparat, teilen des Klerus auf der einen Seite und dem gläubigem Volk auf der anderen Seite. Eine Entfremdung wie sie grösser nicht sein könnte. Während der Apparat, insbesondere in Deutschland ihren Lieblingskandidaten (Franziskus I.) mit fragwürdigen Vorabsprachen durchgewzungen haben, hat das gläubige Volk Benedikt XVI. geliebt. Welche Begeisterung war das, welcher Frühling und Begeisterung des Glaubens wurde ausgelöst, und unter Franziskus I. verflacht alles, keine Begeisterung, kein Überschwang, nur dipolomatische Trockheit. Zwar bemüht er sich auch, aber kommt auch nicht wirklich ins Herz der Gläubigen durch, wenige Ausnahmen abgesehen. Insgesamt ein Verdunsten der pfingtlichen Stimmung, die Benedikt XVI. im Glaäubigen Volk auszulösen vermochte.
@Herrn Haverkamp
Wenn Sie mich ansprechen und von mir eine Antwort auf Ihr Elaborat erwarten, muss ich klar sagen, dass ich dieses nie tuen werde.
Das Ziel meines Kommentars war Benedikt XVI meinen Dank auszusprechen und zwar dafür, dass er uns die richtigen Antworten gegeben hat in den Punkten, die sie unter falschen Vorzeichen und zwar mit Systematik gesehen haben. Haben Sie Verständnis dafür, dass man nicht über alles reden muss und auch Schweigen eine Antwort ist.
Vielleicht bleibt Benedikt XVI. auch nach dem Tod und dem Begräbnis seines Bruders Georg in Regensburg und geht nicht mehr nach Rom zurück. Spätestens dann müsste das ewige Gesülze von der Ungültigkeit seines Amtsverzichts und von den zwei Päpsten eigentlich endgültig erledigt sein.