Prägende Gestalt der Piusbruderschaft tritt in den Ruhestand

Wechsel in Zaitzkofen


Pater Franz Schmidberger tritt als Regens des Priesterseminars der Piusbruderschaft in Zaitzkofen ab und tritt in den Ruhestand.
Pater Franz Schmidberger tritt als Regens des Priesterseminars der Piusbruderschaft in Zaitzkofen ab und tritt in den Ruhestand.

Eine der prä­gen­den Gestal­ten der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) tritt in den Ruhe­stand. Pater Franz Schmid­ber­ger, bis­her Regens des Prie­ster­se­mi­nars in Zaitz­kofen, gibt sein Amt in jün­ge­re Hän­de ab und tritt in den Ruhestand.

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P. Schmid­ber­ger wur­de 1946 in Ried­lin­gen gebor­gen. Obwohl inmit­ten von Würt­tem­berg gele­gen war die Stadt katho­lisch geblie­ben, da sie bis 1805 zu Öster­reich gehör­te. Nach­dem Schmid­ber­ger erfolg­reich an der Uni­ver­si­tät in Mün­chen ein Stu­di­um der Mathe­ma­tik abge­schlos­sen hat­te, trat er 1972 in Ecô­ne im Wal­lis in das erste Prie­ster­se­mi­nar der Pius­bru­der­schaft ein. Sei­ne beson­de­ren Fähig­kei­ten und über­durch­schnitt­li­che Intel­li­genz fie­len schnell auf. Am 8. Dezem­ber 1975 emp­fing er dort durch Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re die Prie­ster­wei­he und wur­de als Gene­ral­vi­kar zu des­sen eng­stem Mitarbeiter.

Zaitz­kofen: das letz­te Stu­di­en­jahr (2019/​2020) unter der Lei­tung von P. Schmid­ber­ger (vor­ne Mitte)

1977 grün­de­te er die Katho­li­sche Jugend­be­we­gung (KJB) der Pius­bru­der­schaft im deut­schen Sprach­raum, 1978 im baye­ri­schen Zaitz­kofen (Bis­tum Regens­burg) das zwei­te Prie­ster­se­mi­nar der Bru­der­schaft, das seit­her der Aus­bil­dung der deutsch­spra­chi­gen Semi­na­ri­sten dient. Ein Jahr spä­ter ernann­te ihn Erz­bi­schof Lefeb­v­re zum Obe­ren des Deut­schen Distrikts.

Von 1982 bis 1994 war Schmid­ber­ger sogar Lefeb­v­res erster Nach­fol­ger als Gene­ral­obe­rer der Pius­bru­der­schaft. Nach­dem Bischof Ber­nard Fel­lay zum drit­ten Gene­ral­obe­ren gewählt wor­den war, stand Schmid­ber­ger ihm als erster Assi­stent zur Sei­te. Von 2003 bis 2006 und zuletzt von 2013 bis zum Ende des lau­fen­den Stu­di­en­jah­res lei­te­te er als Regens das Prie­ster­se­mi­nar Herz Jesu in Zaitz­kofen. Dazwi­schen stand er von 2006 bis 2013 ein zwei­tes Mal dem Deut­schen Distrikt vor.

Pater Schmid­ber­ger präg­te im deut­schen Sprach­raum in star­kem Maße die der Pius­bru­der­schaft ver­bun­de­nen Gläu­bi­gen und das Erschei­nungs­bild der Bru­der­schaft in der Öffent­lich­keit, auch durch Publi­ka­tio­nen. 2017 erschien das Gesprächs­buch „Gott, Kir­che, Welt und des Teu­fels Anteil“, 2019 das Gesprächs­buch „Die Mäch­te der Fin­ster­nis„, bei­de mit Ingo Langner.

Am 19. Okto­ber voll­endet P. Schmid­ber­ger sein 74. Lebens­jahr und wird am 8. Dezem­ber sein 45. Prie­ster­ju­bi­lä­um bege­hen. Die Auf­ga­be des Regens legt er in jün­ge­re Hände. 

Der neue Regens von Zaitzkofen

Mit Beginn des Stu­di­en­jah­res 2020/​2021 wird Pater Pas­cal Schrei­ber, der der­zei­ti­ge Distrikt­obe­re der Schweiz, neu­er Regens des Prie­ster­se­mi­nars in Zaitz­kofen. Von P. Schrei­ber stammt „Die Stan­des­wahl – Ein Brief an Jugend­li­che“, eine Ver­öf­fent­li­chung mit Rat­schlä­gen für die Wahl des eige­nen Lebens­stan­des, die im Sar­to-Ver­lag erschie­nen ist. 

P. Pas­cal Schreiber

Er selbst wur­de 1998 in Ecô­ne zum Prie­ster geweiht, nach­dem er zunächst in Zaitz­kofen, dann in Ecô­ne stu­diert hat­te. Seit­her war er die mei­ste Zeit im Schul­we­sen der Bru­der­schaft tätig, zunächst ein Jahr in Die­s­ted­de im Mün­ster­land (West­fa­len), dann in der Schweiz in Enney, Mels und Wil. Par­al­lel wirk­te er in der Seel­sor­ge, unter ande­rem in Frei­burg und Wangs. Nach­dem er zwei Jah­re Öko­nom des Schwei­zer Distrikts war, wur­de er 2016 zum Distrikt­obe­ren ernannt.

Unter sei­ner Distrikts­lei­tung gab Bischof Vitus Huon­der, eme­ri­tier­ter Bischof von Chur, bekannt, sich in eine Nie­der­las­sung der Pius­bru­der­schaft zurück­zu­zie­hen, wo er auch in der Seel­sor­ge tätig ist.

Wäh­rend P. Schrei­ber als neu­er Regens nach Zaitz­kofen wech­selt, scheint sich P. Schmid­ber­ger in die Schweiz in den Ruhe­stand zurückzuziehen.

Die kir­chen­recht­li­che Posi­ti­on der Pius­bru­der­schaft ist nach wie vor unge­klärt. Unter Papst Fran­zis­kus fand in eini­gen Schrit­ten eine fak­ti­sche, wenn auch nicht for­ma­le Aner­ken­nung durch Rom statt, indem das Kir­chen­ober­haupt im Jahr der Barm­her­zig­keit aus­drück­lich aner­kann­te, daß Prie­ster der Pius­bru­der­schaft legi­tim das Beicht­sa­kra­ment spen­den kön­nen. Glei­ches gilt für das Ehe­sa­kra­ment. Impli­zit erkann­te Fran­zis­kus damit die Recht­mä­ßig­keit der Prie­ster­wei­hen und die Sakra­men­ten­ver­wal­tung durch die Bru­der­schafts­prie­ster an. Einer vol­len Gemein­schaft zwi­schen Rom und der Bru­der­schaft ent­spricht das zwar nicht, doch ent­spann­te sich das Ver­hält­nis seit­her noch deut­li­cher. Die­se Ent­span­nung hat­te bereits unter Papst Bene­dikt XVI. ein­ge­setzt. Zwei Ver­su­che einer for­ma­len Wie­der­her­stel­lung der vol­len Ein­heit sind 2012 und 2017 geschei­tert, nicht zuletzt, aber kei­nes­wegs nur, am Wider­stand von Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, des­sen Ver­hält­nis zur Bru­der­schaft als Bischof von Regens­burg – das Prie­ster­se­mi­nar Zaitz­kofen liegt in die­sem Bis­tum – ange­spannt war. 

Seit 2018 wird die Pius­bru­der­schaft von ihrem vier­ten Gene­ral­obe­ren, Pater Davi­de Pagli­a­ra­ni, gelei­tet. Kurz nach sei­ner Wahl besuch­te Pagli­a­ra­ni den Vati­kan und erklär­te anschlie­ßend unwi­der­spro­chen, daß die Pius­bru­der­schaft „nicht als schis­ma­tisch“ betrach­tet wird.

P. Schmid­ber­ger ver­trat inner­halb der Bru­der­schaft als gewich­ti­ge Stim­me die Posi­ti­on, mit Rom in Kon­takt zu blei­ben und die Gesprä­che fortzusetzen. 

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Fsspx​.org/​Z​a​i​t​z​k​o​f​e​n​.​f​s​s​p​x​.​org (Screen­shots)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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6 Kommentare

  1. Deo Gra­ti­as Pater Schmidberger.
    Er sieht sich nur als Arbei­ter im Wein­berg, aber er hat Unfass­ba­res für die Bru­der­schaft geleistet.
    Er war sozu­sa­gen der aus­füh­ren­de Arm des Erz­bi­schofs, der völ­lig unei­tel die Orga­ni­sa­ti­on mit Prä­zi­si­on und der nöti­gen Por­ti­on Hez­blut aufbaute.
    Im Scherz mein­te EB Leb­fe­v­re zu ihm ein­mal: „Sie möch­ten ger­ne auch noch auf dem Mond ein Prio­rat errichten.“
    Das sagt viel über den uner­müd­li­chen Prie­ster und Hir­ten aus.
    Dr. Hes­se befand sei­ne Theo­lo­gie als umfas­send und in ihrer Klar­heit absolut.
    Dem Mathe­ma­ti­ker Franz Schmid­ber­ger fiel Logik nie schwer, aber er konn­te das auch in Wor­te fas­sen, so das man es verstand.
    Gön­nen wir dem gro­ßen Mann sei­nen Ruhe­stand, er wird sehr fehlen.

  2. Mei­ner Mei­nung nach wäre P. Schmid­ber­ger auch ein guter Bischof gewe­sen (nicht nur 1988). Immer ruhig und sach­lich im Reden.

  3. Lie­ber Juli­an Fink,
    die Wei­he von Pater Franz Schmid­ber­ger zum Weih­bi­schof ent­sprach nicht dem Kon­zept von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, wel­cher aus­drück­lich nicht woll­te, dass der Gene­ral­obe­re sei­ner Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. gleich­zei­tig die Funk­ti­on eines Weih­bi­schofs bzw. Bischofs über­nimmt. Umge­kehrt hat Erz­bi­schof Lefeb­v­re nach sei­nen Bischofs­wei­hen von 1988 die Ernen­nung eines der Weih­bi­schö­fe zum Gene­ral­obe­ren eben­falls aus­drück­lich nicht gewollt.
    Der Grün­der der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. woll­te alles ver­mei­den, was nach einer Par­al­lel­kir­che aus­sieht, zumal er die Juris­dik­ti­on der regu­lä­ren Orts­bi­schö­fe der katho­li­schen Kir­che aner­kannt hat.
    Aus die­sem Grund hat er sei­nen Weih­bi­schö­fen und Prie­stern kei­ne Juris­dik­ti­on über die tra­di­ti­ons­treu­en katho­li­schen Gläu­bi­gen verliehen.
    Nach dem Tod des Erz­bi­schofs wich das Gene­ral­ka­pi­tel der Pius­bru­der­schaft jedoch mit der Wahl von Weih­bi­schof Ber­nard Fel­lay zum Gene­ral­obe­ren von die­sem Kon­zept ab und ging eige­ne Wege.
    Als dann auch noch die als Zei­chen des Hei­li­gen Gei­stes dar­ge­stell­te Ein­heit der vier Weih­bi­schö­fe zer­brach, war der Eklat perfekt.
    Das The­ma ist enorm kom­pli­ziert und kann hier lei­der nicht erschöp­fend behan­delt werden.
    Aber ich den­ke, Ihr Anlie­gen ist damit beantwortet.

    • Stimmt genau, wie wich­tig die gruen­dung der Bru­der­schaft war zeigt sich in dem immer dra­ma­ti­scher wer­den­den Abfall Roms von der wah­ren Lehre.

  4. Pater Schmid­ber­ger ist ein nobler Mensch der auch gut damit umge­hen kann wenn jemand ande­re Ein­stel­lun­gen ver­tritt es ist scha­de daß die erste Gene­ra­ti­on der Bru­der­schaft jetzt abtritt (Mgr Tis­sier ect)

  5. Ein herz­li­ches Vergelt’s Gott!
    Um so dring­li­cher wird nun nach dem wohl end­gül­ti­gen Rück­zug des Bischofs Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais die Fra­ge nach neu­en Bischofs­kon­se­kra­tio­nen, was dann mög­lichst bald erfol­gen muß!
    P. Schmid­ber­ger wird in die­ser Rol­le feh­len, aber als Mann des Gebets und der Refle­xi­on wird er der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. noch vie­le Dien­ste lei­sten kön­nen. Das muß man sich auch vor­stel­len:, ein Poli­ti­ker der 40 Jah­re auf höch­stem Niveau welt­weit Poli­tik betreibt und alles rich­tig macht;-) Ja, das ist eine Lebens­lei­stung vor der ich mich tief verneige.
    Ad mul­tos annos!
    Ich emp­feh­le Sie mei­nem Gebet, Pater Schmidberger.
    In Christo

    Chri­stoph Rhein

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