
Eine der prägenden Gestalten der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) tritt in den Ruhestand. Pater Franz Schmidberger, bisher Regens des Priesterseminars in Zaitzkofen, gibt sein Amt in jüngere Hände ab und tritt in den Ruhestand.
P. Schmidberger wurde 1946 in Riedlingen geborgen. Obwohl inmitten von Württemberg gelegen war die Stadt katholisch geblieben, da sie bis 1805 zu Österreich gehörte. Nachdem Schmidberger erfolgreich an der Universität in München ein Studium der Mathematik abgeschlossen hatte, trat er 1972 in Ecône im Wallis in das erste Priesterseminar der Piusbruderschaft ein. Seine besonderen Fähigkeiten und überdurchschnittliche Intelligenz fielen schnell auf. Am 8. Dezember 1975 empfing er dort durch Erzbischof Marcel Lefebvre die Priesterweihe und wurde als Generalvikar zu dessen engstem Mitarbeiter.

1977 gründete er die Katholische Jugendbewegung (KJB) der Piusbruderschaft im deutschen Sprachraum, 1978 im bayerischen Zaitzkofen (Bistum Regensburg) das zweite Priesterseminar der Bruderschaft, das seither der Ausbildung der deutschsprachigen Seminaristen dient. Ein Jahr später ernannte ihn Erzbischof Lefebvre zum Oberen des Deutschen Distrikts.

Von 1982 bis 1994 war Schmidberger sogar Lefebvres erster Nachfolger als Generaloberer der Piusbruderschaft. Nachdem Bischof Bernard Fellay zum dritten Generaloberen gewählt worden war, stand Schmidberger ihm als erster Assistent zur Seite. Von 2003 bis 2006 und zuletzt von 2013 bis zum Ende des laufenden Studienjahres leitete er als Regens das Priesterseminar Herz Jesu in Zaitzkofen. Dazwischen stand er von 2006 bis 2013 ein zweites Mal dem Deutschen Distrikt vor.
Pater Schmidberger prägte im deutschen Sprachraum in starkem Maße die der Piusbruderschaft verbundenen Gläubigen und das Erscheinungsbild der Bruderschaft in der Öffentlichkeit, auch durch Publikationen. 2017 erschien das Gesprächsbuch „Gott, Kirche, Welt und des Teufels Anteil“, 2019 das Gesprächsbuch „Die Mächte der Finsternis„, beide mit Ingo Langner.
Am 19. Oktober vollendet P. Schmidberger sein 74. Lebensjahr und wird am 8. Dezember sein 45. Priesterjubiläum begehen. Die Aufgabe des Regens legt er in jüngere Hände.
Der neue Regens von Zaitzkofen
Mit Beginn des Studienjahres 2020/2021 wird Pater Pascal Schreiber, der derzeitige Distriktobere der Schweiz, neuer Regens des Priesterseminars in Zaitzkofen. Von P. Schreiber stammt „Die Standeswahl – Ein Brief an Jugendliche“, eine Veröffentlichung mit Ratschlägen für die Wahl des eigenen Lebensstandes, die im Sarto-Verlag erschienen ist.

Er selbst wurde 1998 in Ecône zum Priester geweiht, nachdem er zunächst in Zaitzkofen, dann in Ecône studiert hatte. Seither war er die meiste Zeit im Schulwesen der Bruderschaft tätig, zunächst ein Jahr in Diestedde im Münsterland (Westfalen), dann in der Schweiz in Enney, Mels und Wil. Parallel wirkte er in der Seelsorge, unter anderem in Freiburg und Wangs. Nachdem er zwei Jahre Ökonom des Schweizer Distrikts war, wurde er 2016 zum Distriktoberen ernannt.
Unter seiner Distriktsleitung gab Bischof Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur, bekannt, sich in eine Niederlassung der Piusbruderschaft zurückzuziehen, wo er auch in der Seelsorge tätig ist.
Während P. Schreiber als neuer Regens nach Zaitzkofen wechselt, scheint sich P. Schmidberger in die Schweiz in den Ruhestand zurückzuziehen.
Die kirchenrechtliche Position der Piusbruderschaft ist nach wie vor ungeklärt. Unter Papst Franziskus fand in einigen Schritten eine faktische, wenn auch nicht formale Anerkennung durch Rom statt, indem das Kirchenoberhaupt im Jahr der Barmherzigkeit ausdrücklich anerkannte, daß Priester der Piusbruderschaft legitim das Beichtsakrament spenden können. Gleiches gilt für das Ehesakrament. Implizit erkannte Franziskus damit die Rechtmäßigkeit der Priesterweihen und die Sakramentenverwaltung durch die Bruderschaftspriester an. Einer vollen Gemeinschaft zwischen Rom und der Bruderschaft entspricht das zwar nicht, doch entspannte sich das Verhältnis seither noch deutlicher. Diese Entspannung hatte bereits unter Papst Benedikt XVI. eingesetzt. Zwei Versuche einer formalen Wiederherstellung der vollen Einheit sind 2012 und 2017 gescheitert, nicht zuletzt, aber keineswegs nur, am Widerstand von Kardinal Gerhard Müller, dessen Verhältnis zur Bruderschaft als Bischof von Regensburg – das Priesterseminar Zaitzkofen liegt in diesem Bistum – angespannt war.
Seit 2018 wird die Piusbruderschaft von ihrem vierten Generaloberen, Pater Davide Pagliarani, geleitet. Kurz nach seiner Wahl besuchte Pagliarani den Vatikan und erklärte anschließend unwidersprochen, daß die Piusbruderschaft „nicht als schismatisch“ betrachtet wird.
P. Schmidberger vertrat innerhalb der Bruderschaft als gewichtige Stimme die Position, mit Rom in Kontakt zu bleiben und die Gespräche fortzusetzen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Fsspx.org/Zaitzkofen.fsspx.org (Screenshots)
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Deo Gratias Pater Schmidberger.
Er sieht sich nur als Arbeiter im Weinberg, aber er hat Unfassbares für die Bruderschaft geleistet.
Er war sozusagen der ausführende Arm des Erzbischofs, der völlig uneitel die Organisation mit Präzision und der nötigen Portion Hezblut aufbaute.
Im Scherz meinte EB Lebfevre zu ihm einmal: „Sie möchten gerne auch noch auf dem Mond ein Priorat errichten.“
Das sagt viel über den unermüdlichen Priester und Hirten aus.
Dr. Hesse befand seine Theologie als umfassend und in ihrer Klarheit absolut.
Dem Mathematiker Franz Schmidberger fiel Logik nie schwer, aber er konnte das auch in Worte fassen, so das man es verstand.
Gönnen wir dem großen Mann seinen Ruhestand, er wird sehr fehlen.
Meiner Meinung nach wäre P. Schmidberger auch ein guter Bischof gewesen (nicht nur 1988). Immer ruhig und sachlich im Reden.
Lieber Julian Fink,
die Weihe von Pater Franz Schmidberger zum Weihbischof entsprach nicht dem Konzept von Erzbischof Marcel Lefebvre, welcher ausdrücklich nicht wollte, dass der Generalobere seiner Priesterbruderschaft St. Pius X. gleichzeitig die Funktion eines Weihbischofs bzw. Bischofs übernimmt. Umgekehrt hat Erzbischof Lefebvre nach seinen Bischofsweihen von 1988 die Ernennung eines der Weihbischöfe zum Generaloberen ebenfalls ausdrücklich nicht gewollt.
Der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X. wollte alles vermeiden, was nach einer Parallelkirche aussieht, zumal er die Jurisdiktion der regulären Ortsbischöfe der katholischen Kirche anerkannt hat.
Aus diesem Grund hat er seinen Weihbischöfen und Priestern keine Jurisdiktion über die traditionstreuen katholischen Gläubigen verliehen.
Nach dem Tod des Erzbischofs wich das Generalkapitel der Piusbruderschaft jedoch mit der Wahl von Weihbischof Bernard Fellay zum Generaloberen von diesem Konzept ab und ging eigene Wege.
Als dann auch noch die als Zeichen des Heiligen Geistes dargestellte Einheit der vier Weihbischöfe zerbrach, war der Eklat perfekt.
Das Thema ist enorm kompliziert und kann hier leider nicht erschöpfend behandelt werden.
Aber ich denke, Ihr Anliegen ist damit beantwortet.
Stimmt genau, wie wichtig die gruendung der Bruderschaft war zeigt sich in dem immer dramatischer werdenden Abfall Roms von der wahren Lehre.
Pater Schmidberger ist ein nobler Mensch der auch gut damit umgehen kann wenn jemand andere Einstellungen vertritt es ist schade daß die erste Generation der Bruderschaft jetzt abtritt (Mgr Tissier ect)
Ein herzliches Vergelt’s Gott!
Um so dringlicher wird nun nach dem wohl endgültigen Rückzug des Bischofs Bernard Tissier de Mallerais die Frage nach neuen Bischofskonsekrationen, was dann möglichst bald erfolgen muß!
P. Schmidberger wird in dieser Rolle fehlen, aber als Mann des Gebets und der Reflexion wird er der Priesterbruderschaft St. Pius X. noch viele Dienste leisten können. Das muß man sich auch vorstellen:, ein Politiker der 40 Jahre auf höchstem Niveau weltweit Politik betreibt und alles richtig macht;-) Ja, das ist eine Lebensleistung vor der ich mich tief verneige.
Ad multos annos!
Ich empfehle Sie meinem Gebet, Pater Schmidberger.
In Christo
Christoph Rhein