Corona und Kommunion – Von der Hand in den Mund

Bischofskonferenz verordnet: 25 tage keine Messen in Italien


Coronavirus: Bischofskonferenz ordnet an, daß 25 Tage lang in Italien keine öffentliche Messe zelebriert werden soll.
Coronavirus: Bischofskonferenz ordnet an, daß 25 Tage lang in Italien keine öffentliche Messe zelebriert werden soll.

Von einer Katholikin

Anzei­ge

Die Stel­lung­nah­me von Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der „The Rite of Holy Com­mu­ni­on in times of a pan­de­mic“ liegt nun auch in deut­scher Über­set­zung vor.

Als mein Text über das Coro­na­vi­rus und sei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Art und Wei­se des Kom­mu­nion­emp­fangs am ver­gan­ge­nen Frei­tag erschien, war noch nicht bekannt, wel­che dra­ma­ti­schen Aus­wir­kun­gen das Virus haben wür­de, ins­be­son­de­re die ver­zwei­felt anmu­ten­den Ver­su­che, in Ita­li­en sei­ne Aus­brei­tung einzudämmen.

Ita­li­en im Wür­ge­griff einer Seu­che: Der Nor­den Ita­li­ens ist seit dem zwei­ten Fasten­sonn­tag weit­ge­hend unter Qua­ran­tä­ne. Betrof­fen sind eine Viel­zahl von Kom­mu­nen – nicht nur in Städ­ten wie Mai­land und Vene­dig. Bis zum 3. April gilt ein Ein- und Aus­rei­se­ver­bot. Schul­schlie­ßun­gen und ande­re schon ita­li­en­weit umge­setz­te Maß­nah­men gel­ten natür­lich wei­ter­hin. Besu­che in Kran­ken­häu­sern und Senio­ren­hei­men sol­len ein­ge­schränkt wer­den. Reli­giö­se Zere­mo­nien und wohl selbst Beer­di­gun­gen wer­den in den Qua­ran­tä­ne­ge­bie­ten aus­ge­setzt. Die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz hat bis zum 3. April ita­li­en­weit alle Mes­sen abge­sagt. Und im Vati­kan erscheint der Papst nur noch per Videoübertragung.

Das sind die mensch­li­chen Sicher­heits­maß­nah­men. Doch hören wir noch ein­mal die Mah­nung von Bischof Atha­na­si­us Schneider:

„Wenn sich die Kir­che in unse­rer Zeit nicht mit größ­tem Eifer bemüht, den Glau­ben, die Ehr­furcht und die Sicher­heits­maß­nah­men für den Leib Chri­sti zu ver­meh­ren, wer­den sämt­li­che Sicher­heits­maß­nah­men für die Men­schen umsonst sein.“ 

Mögen mög­lichst vie­le sei­nen Text lesen, der nun­mehr in vol­ler Län­ge in deut­scher Über­set­zung vor­liegt. Mögen alle Prie­ster dafür Sor­ge tra­gen, daß sie, solan­ge sie es kön­nen, den Gläu­bi­gen in der Mund­kom­mu­ni­on den wür­di­gen Emp­fang der Eucha­ri­stie ermög­li­chen. Und mögen sie uns im Gebet bei­ste­hen, wenn sie täg­lich das Meß­op­fer fei­ern, falls wir Gläu­bi­gen die Mes­se auf behörd­li­che Anord­nung nicht mehr besu­chen dür­fen, damit wir in der gei­sti­gen Kom­mu­ni­on alle Gna­den emp­fan­gen, derer wir zu unse­rem Heil bedürfen.

Bischof Schnei­der emp­fiehlt uns dazu in sei­nem nach­fol­gend ver­öf­fent­li­chen Schrei­ben ein Gebet.

Der Ritus der heiligen Kommunion in Zeiten einer Pandemie

„Das Ver­bot der Mund­kom­mu­ni­on wäh­rend einer Pan­de­mie ist im Ver­gleich mit den gro­ßen Gesund­heits­ri­si­ken der Hand­kom­mu­ni­on unbe­grün­det. Ein sol­ches Ver­bot ist Autoritätsmissbrauch.“

Von Bischof Atha­na­si­us Schneider

Kei­ner kann uns dazu zwin­gen, den Leib Chri­sti auf eine Art und Wei­se zu emp­fan­gen, bei der die Gefahr besteht, dass Par­ti­kel ver­lo­ren gehen und dass die Andacht abnimmt, wie es der Fall ist bei der Hand­kom­mu­ni­on. Es ist zwar denk­bar, dass man die Kom­mu­ni­on auf einem klei­nen wei­ßen, sau­be­ren Tuch (Puri­fi­ka­tor, klei­nes Cor­po­ra­le) direkt in den Mund emp­fan­gen kann, doch das ist nicht immer umsetz­bar und wird von man­chen Prie­stern abgelehnt.

In die­sen Fäl­len ist es bes­ser, gei­stig zu kom­mu­ni­zie­ren, wodurch die See­le mit beson­de­ren Gna­den erfüllt wird. In Zei­ten der Ver­fol­gung waren vie­le Katho­li­ken wäh­rend lan­ger Zeit­ab­schnit­te nicht dazu in der Lage, die hei­li­ge Kom­mu­ni­on auf sakra­men­ta­le Wei­se zu emp­fan­gen, doch prak­ti­zier­ten sie statt­des­sen mit gro­ßem geist­li­chen Gewinn eine gei­sti­ge Kommunion.

Die Hand­kom­mu­ni­on ist nicht hygie­ni­scher als die Mund­kom­mu­ni­on. Tat­säch­lich besteht durch­aus Ansteckungs­ge­fahr. Vom hygie­ni­schen Gesichts­punkt gilt, dass sich auf der Hand eine gro­ße Men­ge Bak­te­ri­en befin­den. Vie­le Krank­heits­er­re­ger wer­den über die Hän­de wei­ter­ge­ge­ben. Ob man nun ande­ren Men­schen die Hand schüt­telt oder häu­fig Objek­te anfasst wie etwa Tür­grif­fe oder Gelän­der und Hal­te­grif­fe in öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln – schnell kön­nen Kei­me von Hand zu Hand gelan­gen; und mit die­sen unhy­gie­ni­schen Hän­den und Fin­gern berüh­ren die Men­schen dann häu­fig ihre Nase und ihren Mund. Außer­dem kön­nen Kei­me auf der Ober­flä­che der berühr­ten Objek­te häu­fig tage­lang über­le­ben. Eine in der Fach­zeit­schrift „BMC Infec­tious Dise­a­ses“ ver­öf­fent­lich­te Stu­die aus dem Jahr 2006 kommt zu dem Ergeb­nis, dass sich Grip­pe- und ande­re, ähn­li­che Viren auf unbe­leb­ten Ober­flä­chen wie bei­spiels­wei­se Tür­klin­ken oder Gelän­dern oder Hal­te­grif­fen in Ver­kehrs­mit­teln und öffent­li­chen Gebäu­den eini­ge Tage lang halten. 

Vie­le Men­schen, die in die Kir­che kom­men und dann die Kom­mu­ni­on in die Hand emp­fan­gen, haben zuvor Tür­grif­fe oder Gelän­der oder Hal­te­grif­fe in öffent­li­chen Trans­port­mit­teln oder in ande­ren Gebäu­den ange­fasst. Dadurch haben sich Viren auf ihrer Hand­flä­che und ihren Fin­gern fest­ge­setzt. Und wäh­rend der hei­li­gen Mes­se berüh­ren sie mit die­sen Hän­den und Fin­gern manch­mal ihre Nase oder ihren Mund. Mit die­sen Hän­den und Fin­gern berüh­ren sie die geweih­te Hostie, über­tra­gen also das Virus auch auf die Hostie und beför­dern dann die Viren durch die Hostie in den Mund.

Mund­kom­mu­ni­on ist im Ver­gleich mit Hand­kom­mu­ni­on ein­deu­tig weni­ger gefähr­lich und hygie­ni­scher. Die Han­din­nen­flä­che und die Fin­ger ent­hal­ten mit Sicher­heit ohne inten­si­ves Waschen eine Viel­zahl von Viren.

Das Ver­bot der Mund­kom­mu­ni­on wäh­rend einer Pan­de­mie ist im Ver­gleich mit den gro­ßen Gesund­heits­ri­si­ken der Hand­kom­mu­ni­on unbe­grün­det. Ein sol­ches Ver­bot ist Auto­ri­täts­miss­brauch. Außer­dem hat es ganz den Anschein, als wür­den eini­ge Auto­ri­tä­ten in der Kir­che die Epi­de­mie­si­tua­ti­on als Vor­wand benut­zen. Man meint dar­in sogar eine gewis­se zyni­sche Freu­de zu bemer­ken, den Pro­zess der Tri­via­li­sie­rung und Ent­sa­kra­li­sie­rung des hei­lig­sten, gött­li­chen Lei­bes Chri­sti im Sakra­ment der Eucha­ri­stie immer wei­ter zu ver­brei­ten, indem sie den Leib des Herrn den rea­len Gefah­ren der Ver­un­eh­rung (Ver­lust von Frag­men­ten) und von Sakri­le­gi­en (Hosti­en­raub) aussetzen. 

Hin­zu kommt die Tat­sa­che, dass es wäh­rend der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te der Kir­che kei­ne Bewei­se für eine Ansteckung im Zusam­men­hang mit dem Emp­fang der hei­li­gen Kom­mu­ni­on gab. In der byzan­ti­ni­schen Kir­che gibt der Prie­ster die Kom­mu­ni­on den Gläu­bi­gen sogar mit einem Löf­fel, dem­sel­ben Löf­fel für jeden. Und dann trinkt der Prie­ster oder Dia­kon den Wein und das Was­ser, mit dem er den Löf­fel puri­fi­ziert hat, der manch­mal sogar wäh­rend des Emp­fangs der hei­li­gen Kom­mu­ni­on von der Zun­ge eines Gläu­bi­gen berührt wur­de. Vie­le Gläu­bi­ge der Ost­kir­chen sind ent­setzt, wenn sie den Glau­bens­man­gel von Bischö­fen und Prie­stern des latei­ni­schen Ritus sehen, die sich für ein Ver­bot der Mund­kom­mu­ni­on ein­set­zen, ein Ver­bot, das letzt­lich aus einem Man­gel an Glau­ben an das hei­li­ge und gött­li­che Wesen von Leib und Blut des eucha­ri­sti­schen Chri­stus her­rührt. Ein Prie­ster der ortho­do­xen Kir­che hat wäh­rend einer Epi­de­mie die hei­li­ge Kom­mu­ni­on wie gewohnt mit dem Löf­fel aus­ge­teilt. Auf die Fra­ge über die Ansteckungs­ge­fahr ant­wor­te­te er, dass im Kelch mit dem kost­ba­ren Leib und Blut Chri­sti alle Bak­te­ri­en und Viren verbrennen.

Wenn sich die Kir­che in unse­rer Zeit nicht mit größ­tem Eifer bemüht, den Glau­ben, die Ehr­furcht und die Sicher­heits­maß­nah­men für den Leib Chri­sti zu ver­meh­ren, wer­den sämt­li­che Sicher­heits­maß­nah­men für die Men­schen umsonst sein. Wenn die Kir­che in unse­rer Zeit nicht umkehrt und sich Chri­stus zuwen­det, wenn sie nicht Jesus an die erste Stel­le setzt, vor allem den eucha­ri­sti­schen Jesus, dann wird Gott die Wahr­heit sei­nes Wor­tes offen­bar machen, das da lautet:

„Wenn nicht der Herr das Haus baut, mühen sich umsonst, die dar­an bau­en. Wenn nicht der Herr die Stadt behü­tet, wacht umsonst, der sie behü­tet.“ (Psalm 127,1–2)

Fol­gen­des Gebet emp­fiehlt sich für den Emp­fang der gei­sti­gen Kommunion:

„Zu dei­nen Füßen, o Jesus, fal­le ich nie­der und bie­te dir die Reue mei­nes zer­knirsch­ten Her­zens an, das sich demü­tigt in sei­nem Nichts in Dei­ner hei­li­gen Gegen­wart. Ich bete Dich an im Sakra­ment Dei­ner Lie­be, der unaus­sprech­li­chen Eucha­ri­stie. Ich begeh­re dich in der arm­se­li­gen Woh­nung, die mein Herz dir anbie­tet, zu emp­fan­gen. Wäh­rend ich auf das Glück der sakra­men­ta­len Kom­mu­ni­on war­te, wün­sche ich, Dich gei­stig zu besit­zen. Komm zu mir, o mein Jesus, denn ich kom­me ja zu Dir! Die Lie­be umfas­se mein gan­zes Sein im Leben und im Tod. Ich glau­be an Dich, ich hof­fe auf Dich, ich lie­be Dich. Amen.

+ Atha­na­si­us Schnei­der, Weih­bi­schof der Erz­diö­ze­se der hei­li­gen Jung­frau Maria in Astana

Bild: Il Giorn­a­le (Screen­shot)

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