Castel Gandolfo: Weinberg von Benedikt XVI. beseitigt


Der Weinberg von Benedikt XVI. in Castel Gandolfo mit der Statue des Guten Hirten, der beseitigt wurde.
Der Weinberg von Benedikt XVI. in Castel Gandolfo mit der Statue des Guten Hirten, der beseitigt wurde.

In Castel Gan­dol­fo wur­de der Wein­berg besei­tigt, den Papst Bene­dikt XVI. in Anleh­nung an das Gleich­nis im Evan­ge­li­um anle­gen hat­te lassen.

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Einen „herr­li­chen Wein­berg von nur weni­gen Reb­zei­len, poe­tisch und sym­bo­lisch zugleich“, nann­te in Fran­ca Gian­sol­da­ti von der römi­schen Tages­zei­tung Il Mess­ag­ge­ro. Der klei­ne Wein­gar­ten war in einem Teil der Gär­ten des Apo­sto­li­schen Pala­stes ange­legt wor­den, den Bene­dikt XVI. beson­ders moch­te. Dort ging er wäh­rend der Som­mer­fri­sche, die er auf Castel Gan­dol­fo ver­brach­te, nicht nur häu­fig spa­zie­ren, son­dern bete­te dort gerne.

Zum Jah­res­wech­sel wur­de die­ser Teil des Parks neu gestal­tet. Die Reb­stöcke wur­den aus­ge­ris­sen und der klei­ne Wein­gar­ten eingeebnet. 

„Im Vati­kan will nie­mand dar­über spre­chen“, so Giansoldati.

Der Weinberg von Benedikt XVI. kurz nach der Pflanzung der Reben.
Der Wein­berg von Bene­dikt XVI. kurz nach der Pflan­zung der Reben.

Laut Gerüch­ten soll dort dem­nächst ein Weg ange­legt wer­den. Die ent­spre­chen­de Ent­schei­dung wur­de durch die Ver­wal­tung der Päpst­li­chen Vil­len getrof­fen, „die den Auf­trag erteil­te, einen der sym­bol­träch­tig­sten Orte des vori­gen Pon­ti­fi­kats zu beseitigen“.

Die Reb­setz­lin­ge waren Bene­dikt XVI. vom ita­lie­ni­schen Bau­ern­bund Col­di­ret­ti geschenkt wor­den. Der deut­sche Papst hat­te per­sön­lich den Ort aus­ge­sucht, wo die Reben gepflanzt wer­den soll­ten, und auch Anwei­sun­gen zur Anla­ge des Wein­bergs. Die Wege zwi­schen den Reb­zei­len, das war Bene­dikt XVI. wich­tig, soll­ten auf die Mar­mor­sta­tue des Guten Hir­ten zuführen.

Gärten von Castel Gandolfo
Gär­ten von Castel Gandolfo

Nach­dem ihn am 28. Febru­ar 2013 ein Hub­schrau­ber aus dem Vati­kan nach Castel Gan­dol­fo geflo­gen hat­te, hielt er sich bevor­zugt in die­sem Teil auf. 

Der Wein­gar­ten hat­te eine Grö­ße von rund 1.000 Qua­drat­me­tern und war mit Reben der Sor­te „Treb­bia­no“ (wei­ße Bee­ren) und „Ces­a­ne­se di Affi­le“ (schwar­ze Bee­ren) bepflanzt. Wäh­rend die wei­ße Reb­sor­te sowohl in Ita­li­en als auch in Frank­reich weit­ver­brei­tet ist, wird die schwar­ze Reb­sor­te nur in einem klei­nen Gebiet etwa 30 Kilo­me­ter öst­lich von Castel Gan­dol­fo am Fuß des Apen­nins ange­baut, einer Gegend, die zum sub­ur­bi­ka­ri­schen Bis­tum Pal­e­stri­na gehört.

Der Bau­ern­bund hat­te die Reben sorg­sam aus­ge­wählt, um den 1. Sep­tem­ber als Welt­tag für die Bewah­rung der Schöp­fung zu bege­hen. Damit soll­te der Wor­te gedacht wer­den, die Bene­dikt XVI. sag­te, als er sich am 19. April 2005 nach sei­ner Wahl der Stadt Rom und dem gan­zen Erd­kreis zeig­te, und von sich selbst sag­te, nur „ein ein­fa­cher und beschei­de­ner Arbei­ter im Wein­berg des Herrn“ zu sein. Damit ver­wies er auf das Gleich­nis, das im Mat­thä­us­evan­ge­li­um (Mt 20,1–16) erzählt wird.

Castel Gandolfo
Castel Gan­dol­fo

Die Bau­ern, die Bene­dikt die Reben zum Geschenk gemacht hat­ten, erneu­er­ten auch die klei­ne Kel­le­rei von Castel Gan­dol­fo, um aus den Trau­ben Weiß- und Rot­wein her­stel­len zu können. 

Die Besei­ti­gung des Wein­bergs ist nicht der ein­zi­ge Ein­griff. Vor kur­zem wur­den auch eini­ge Zim­mer aus­ge­räumt und umge­stal­tet, die im Apo­sto­li­schen Palast über dem Kra­ter­see von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. genützt wor­den waren.

Papst Fran­zis­kus, der Castel Gan­dol­fo nie nütz­te, gab 2015 bekannt, die päpst­li­che Som­mer­re­si­denz in ein Muse­um umzu­wan­deln und der Öffent­lich­keit zugäng­lich zu machen. Die­se Ankün­di­gung wur­de ab 2016 umge­setzt. Fran­zis­kus selbst ver­brach­te bis­her „kei­ne ein­zi­ge Nacht“ in Castel Gan­dol­fo. Er erklär­te damals, daß für ihn die Som­mer­re­si­denz Teil „des letz­ten euro­päi­schen Für­sten­ho­fes“ sei, und das wol­le er abstellen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​Wikicommons

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