Vatikan legt „Anfang 2020“ Bericht zum Skandalfall McCarrick vor

Herbstvollversammlung der Amerikanischen Bischofskonferenz


Theodore McCarrick noch als Kardinal. Anfang 2020 legt der Vatikan einen Bericht zum Skandal vor.
Theodore McCarrick noch als Kardinal. Anfang 2020 legt der Vatikan einen Bericht zum Skandal vor.

(New York) Der Vati­kan wird Anfang 2020 einen Bericht über den Miß­brauchs­skan­dal des ehe­ma­li­gen Kar­di­nals und sus­pen­dier­ten Prie­sters Theo­do­re McCar­ri­ck ver­öf­fent­li­chen. Dies kün­dig­te Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley bei der Herbst­voll­ver­samm­lung der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz nach sei­nem Ad-limi­na-Besuch in Rom an.

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McCar­ri­ck war bis zu sei­ner alters­be­ding­ten Eme­ri­tie­rung 2006 Erz­bi­schof von Washing­ton. Papst Bene­dikt XVI. hat­te ihm dis­zi­pli­na­ri­sche Sank­tio­nen auf­er­legt, als erste Gerüch­te über ein Dop­pel­le­ben auf­tauch­ten. Papst Fran­zis­kus hob die­ses Sank­tio­nen wie­der auf, obwohl ihn der dama­li­ge Nun­ti­us für die USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, im Juni 2013 detail­liert über Vor­wür­fe des homo­se­xu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen und Unter­ge­be­nen infor­mie­ren konn­te, die sich inzwi­schen deut­li­cher kon­kre­ti­siert hatten.

Fran­zis­kus mach­te den umtrie­bi­gen US-Kar­di­nal, der es ver­stand, sich durch Geld auch in Rom Freun­de zu machen, zu sei­nem Bera­ter für die USA. Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke, der unter Papst Bene­dikt XVI. Ein­fluß auf die Bischofs­er­nen­nun­gen in den USA hat­te, wur­de von Fran­zis­kus durch McCar­ri­ck ersetzt, dem nach­ge­sagt wird, bevor­zugt Gesin­nungs­freun­de auf die Bischofs­stüh­le gebracht zu haben, ein­schließ­lich einer homo­phi­len Einstellung.

Erst als im Juli 2018 die New York Times das homo­se­xu­el­le Dop­pel­le­ben des Kar­di­nals aus­brei­te­te, was einen öffent­li­chen Skan­dal nach sich zog, reagier­te Fran­zis­kus und ent­zog McCar­ri­ck die Kar­di­nals­wür­de. Anfang 2019 wur­de er zudem, ohne Gerichts­ver­fah­ren, laisiert. 

Auf die Fra­ge, war­um Fran­zis­kus nicht schon im Juni 2013 reagier­te, blieb das Kir­chen­ober­haupt eine Ant­wort schul­dig. Er sag­te nur soviel, sich nicht mehr erin­nern zu kön­nen, von Viganò infor­miert wor­den zu sein. Eine Dar­stel­lung, die von vie­len bezwei­felt wird. Insi­der sind über­zeugt, daß ein Papst „hell­hö­rig“ wer­de, wenn ein Bot­schaf­ter des Hei­li­gen Stuhls, zudem jener für die USA, schwer­wie­gen­de Anschul­di­gun­gen gegen einen Kar­di­nal vorträgt.

In Bal­ti­more tagt der­zeit die Ame­ri­ka­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz zu ihrer Herbst­voll­ver­samm­lung, die heu­te zu Ende geht. Kar­di­nal O’Malley, der Erz­bi­schof von Bos­ton und Ver­tre­ter Nord­ame­ri­kas im C9-Kar­di­nals­rat, der Papst Fran­zis­kus berät, befand sich ver­gan­ge­ne Woche in Rom. Er absol­vier­te mit der ersten Grup­pe von US-Bischö­fen die in regel­mä­ßi­gen Abstän­den vor­ge­se­he­ne Wall­fahrt zum Petrus­gra­bes. Eine Audi­enz beim amtie­ren­den Papst gehört zum Standardprogramm.

Kar­di­nal O’Malley ist auch Vor­sit­zen­der der vati­ka­ni­schen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on und als sol­cher direkt mit dem sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal von Kle­ri­kern befaßt. Sei­ne Mit­brü­der im Bischofs­amt infor­mier­te er, daß der Bericht über die vati­ka­ni­schen Unter­su­chun­gen des Fal­les McCar­ri­ck „nicht vor Weih­nach­ten“, son­dern „Anfang 2020“ ver­öf­fent­licht wird.

Kar­di­nal O’Malley sag­te auch:

„Wir haben kei­ne Angst, den Bericht über Theo­do­re McCar­ri­ck zur Spra­che zu brin­gen und behar­ren auf der Wich­tig­keit, eine Ant­wort auf die vie­len, ern­sten Fra­gen zu die­sem Fall zu veröffentlichen.“

Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin habe ihm und den ande­ren Bischö­fen ver­si­chert, daß der Hei­li­ge Stuhl den Bericht ursprüng­lich bereits vor Beginn der Rom-Besu­che ver­öf­fent­li­chen woll­te, die Ermitt­lun­gen und die gro­ße Men­ge an Infor­ma­tio­nen jedoch eine Ver­schie­bung not­wen­dig machten.

Es sei wich­tig „genau und trans­pa­rent“ vor­zu­ge­hen, um auf die Fra­gen der Men­schen wirk­lich ant­wor­ten zu kön­nen und „nicht nur neue Fra­gen auf­zu­wer­fen“, so Kar­di­nal O’Malley.

Die vati­ka­ni­schen Unter­su­chun­gen kamen ins Rol­len, nach­dem das Erz­bis­tum New York die Miß­brauchs­be­rich­te vom Som­mer 2018 für „glaub­wür­dig“ ein­ge­stuft hat­te. Kurz dar­auf, am 26. August, wur­de ein Dos­sier des ehe­ma­li­gen Nun­ti­us Viganò ver­öf­fent­licht, in dem die­ser schwe­re Anschul­di­gun­gen gegen Papst Fran­zis­kus erhob, trotz sei­ner per­sön­lich schon fünf Jah­re zuvor vor­ge­tra­ge­nen Infor­ma­tio­nen nicht reagiert zu haben. Impli­zit steht seit­her der Vor­wurf im Raum, das skan­da­lö­se Ver­hal­ten McCar­ri­cks gedeckt zu haben.

Die­se Anschul­di­gun­gen har­ren nach wie vor einer Klä­rung. Die Ver­öf­fent­li­chung des McCar­ri­ck-Berichts dürf­te dar­an nichts ändern.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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