
(Rom) „Unsere Mutter Erde“ heißt der Titel des neuen Buches von Papst Franziskus, das am kommenden 24. Oktober kurz vor Ende der Amazonassynode in Italien und Frankreich in den Buchhandel kommen wird.
Das Buch besteht aus 30 kurzen Meditationen über die Öko-Enzyklika Laudato si‘, die Franziskus im Juni 2015 veröffentlichte. Das Vorwort schrieb der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel. Der Corriere della Sera veröffentlichte heute einen Vorabdruck.
„Mutter Erde“ ist kein christlicher Begriff, sondern kommt aus dem Bereich der Naturreligionen und des Neuheidentums. Die „Mutter“ der Christen ist nicht die Erde, sondern Maria. Den Machern hinter der Amazonassynode werfen Kritiker vor, den pantheistischen „Mutter-Erde-Kult“ oder „Gaia-Kult“ in die Kirche hineintragen zu wollen.

VaticanNews (italienische Redaktion) bewirbt das Buch heute mit der überzeichnenden Überschrift „Der Papst: Die Lebenskriterien überdenken um das Leben auf der Erde zu retten“. Der Ton paßt zur Klimahysterie, mit der die EU und starke Kräfte hinter ihr die Deindustrialisierung samt Einschränkung der individuellen Mobilität durchsetzen wollen.
Papst Franziskus legt, laut Vorabdruck und Bewerbung durch die Vatikanmedien, ein radikales Öko-Bekenntnis ab, das eine von ihm schon länger betriebene Umdeutung der Begriffe fortsetzt. Das gilt besonders für den in der christlichen Botschaft zentralen Begriff Umkehr/Bekehrung. Franziskus spricht nicht von der Umkehr zu Christus und der Bekehrung zur katholischen Kirche, wie es der englische Kardinal John Henry Newman tat, den er vor wenigen Tagen heiligsprach. Der auf dem Heilsweg entscheidende Moment der Bekehrung, nichts anderes meint Umkehr, wird von Franziskus in ökologischem Sinn umgedeutet und in der Wahrnehmung exklusiv auf eine Änderung des Lebensstils zum Schutz der Umwelt oder neuerdings – im Zuge der irrationalen Klimahysterie ganz unbescheiden – sogar zur „Rettung des Planeten“.
Die bereits bekannte Kernbotschaft von Franziskus lautet: Wenn der Mensch keine wirkliche „Umkehr“ seines Lebensstils vollzieht, werde jeder Kampf für den Umweltschutz vergebens sein – und der Planet zerstört werden. Letzteres sagt er so zwar nicht, muß aber logisch gefolgert werden.
Ob Franziskus in einer der 30 Kurzmeditationen sagen wird: Hört auf Gott, spielen zu wollen, beendet das Töten durch Abtreibung und Euthanasie, hört auf durch Klonen und Genveränderung am Menschen herumzupfuschen, beendet die Projekte des Transhumanismus, kurz respektiert die Heiligkeit des Lebens.
Die „große Gefahr“ sieht Franziskus vielmehr darin, die große Bedrohung für das Leben des Planeten, die durch die ökologische Krise ausgelöst sei, nicht als Ausdruck einer „globalen Krise“ zu erkennen und sich bloß darauf zu beschränken, die notwendigsten und unerläßlichen Lösungen für den Umweltschutz zu suchen.
Eine neue Sichtweise zum Klimawandel, so das Kirchenoberhaupt, verlange hingegen „ein grundlegendes Überdenken unserer Kultur- und Wirtschaftsmodelle“.
„Eine ehrliche Umkehr“ zur „Rettung des Planeten“ gehe alle an, „Männer und Frauen, Gläubige und nicht Gläubige“.
Es wäre gut, so Franziskus, wenn man „die Armen und Ausgegrenzten um Vergebung bitten“ und eine „ehrliche Umkehr“ vollziehen würde, um „den Schaden“, der „dem Meer, der Erde, der Luft und den Tieren zugefügt wurde“, zu beheben.
Der Mensch bleibt ausgeklammert.
Er sei sich bewußt, so Franziskus, daß dieses Denken „idealistisch und wenig konkret“ scheinen könne, doch technologische Hilfen, die Reduzierung der Emissionen und andere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, so notwendig sie auch seien, „reichen nicht aus, wenn sich nicht die Lebenskriterien des Menschen ändern“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VEL/VaticanNews (Screenshots)