(Madrid) Ein weiterer Kardinal warnt vor der tieferen Agenda der bevorstehenden Amazonassynode und der deutschen Bischöfe. Mit einem ausführlichen Kommentar nahm Antonio Kardinal Cañizares Llovera gegen den „synodalen Wege“ und die Zulassung von Frauen zum Weihesakrament Stellung.
Kardinal Cañizares, seit 2014 Erzbischof von Valencia, war von 2008–2014 Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation. Der Kardinal, der auch als „kleiner Ratzinger“ bekannt wurde, gehörte zu den ersten Kardinalpräfekten an der Römischen Kurie, die von Papst Franziskus ihres Amtes entkleidet wurden.
Vor seiner Berufung nach Rom durch Papst Benedikt XVI. war Cañizares Erzbischof von Toledo und Primas von Spanien. Als solcher wurde er 2006 von Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert. Die Bischofsweihe hatte er 1992 empfangen mit seiner Ernennung zum Bischof von Avila durch Papst Johannes Paul II.
Am Dienstag meldete er sich in der spanischen Tageszeitung La Razón mit einem ausführlichen Kommentar zur bevorstehenden Amazonassynode und zu den Schisam-Drohungen deutscher Bischöfe zu Wort. Unmittelbarer Anlaß zu diesem Schritt war die Nachricht, daß „die deutschen Bischöfe auch eine Synode planen“.
Damit kommt der Kardinal gleich zur Sache: Es gebe Informationen, daß es dabei um die Änderung der kirchlichen Disziplin des Zölibats, die Priesterweihe für verheiratete Männer und die Frauenordination gehen werde.
Die kursierenden Informationen zur deutschen Synode betreffen zudem „die Absicht, einige Bereiche der Sexualmoral und der Ehemoral und die Morallehre der katholischen Kirche zu diesen Themen zu ändern“.
Der Erzbischof von Valencia spricht die Schismagerüchte an, die in den vergangenen Tagen aufgebrochen sind. Indem er sie anspricht, signalisiert er, die Sache sehr ernst zu nehmen.
„Es gibt Stimmen, die über ein vorhersehbares Schisma alarmiert sind.“
Er persönlich, so der Kardinal, glaube zwar nicht, daß es zu einem deutschen Schisma kommen werde, weil der Papst sich ganz klar geäußert habe, indem er sich mit einem Schreiben direkt an das Volk Gottes in Deutschland wandte.
„Das glaube ich, darauf hoffe ich und dafür bete ich“, so der Kardinal.
Es sei aber notwendig „viel für die Einheit und Gemeinschaft der Kirche zu beten“.
Der Hauptteil seines Kommentars gilt den Stimmen, daß über den „synodalen Weg“, ob am Amazonas oder am Rhein, ein Angriff gegen das Weihesakrament geplant sei durch die Absicht, Frauen zum Weihesakrament zuzulassen.
Die deutschen Bischöfe wollen sich mit einer eigenen Synode an die Amazonassynode anhängen. Österreichs Bischöfe hatten bereits im Hochsommer erklärt, die Beschlüsse der Amazonassynode umsetzen zu wollen, was die sarkastische Frage provozierte, seit wann der Amazonas durch Österreich fließe.
„Dann wären wir nicht gerettet“
Bezüglich der Zulassung von Frauen zum Weihesakrament verweist Kardinal Cañizares auf das Apostolische Schreiben Ordinatio Sacerdotalis (1994) von Johannes Paul II., mit dem er bekräftigte, daß die Priesterweihe nur Männern vorbehalten und die Weihe von Frauen aus prinzipiellen Gründen nicht zulässig ist.
„Es handelt sich um einen sehr wichtigen Text.“
Der Kardinal führt die Bedeutung und den Rang dieses Dokuments aus, in dem Johannes Paul II. „als oberste Hirte und Nachfolger des Petrus“ erklärte, daß „die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.
Kardinal Cañizares widerspricht den in jüngster Zeit dennoch dagegen vorgebrachten Behauptungen:
- die Frauenordination würde den Priestermangel beheben,
- es gebe keine theologischen Gründe gegen die Frauenordination,
- der Ausschluß von Frauen vom Weihesakrament sei lediglich eine kulturelle Frage,
- die Nicht-Zulassung von Frauen würde diese in der Kirche ausgrenzen,
- die Nicht-Zulassung würde der gleichen Würde aller Menschen widersprechen,
- die katholische Kirche würde die Menschenrechte der Frauen mißachten,
- andere christliche Konfessionen – wenn auch nicht ohne Spannungen – hätten die Frauenordination unter Berufung auf die genannten Begründungen eingeführt.
„Warum hält die katholische Kirche trotzdem entschlossen an ihrer Position der Nicht-Zulassung von Frauen zur Priesterweihe fest? Wird Sie ihre Position ändern?“
Die Antwort des Kardinals ist eindeutig. Das Apostolische Schreiben von Johannes Paul II. lehrt das ganze Volk Gottes, daß eine Zulassung von Frauen nicht dem „endgültig und irreversibel“ in Jesus Christus geoffenbarten und durch die Tradition mit dem Beistand des Heiligen Geistes weitergegebenen Plan Gottes entspricht, und die Kirche daher gar nicht anders könne, als nur Männer zur Weihe zuzulassen.
„Und daß das nicht geändert werden kann.“
„Das ist das katholische Verständnis der ‚Offenbarung‘.“
Es gehe nicht um Menschenwerk, weshalb der Mensch auch nichts daran ändern könne. Das Weihesakrament hänge nicht von den menschlichen Erfahrungen ab und ebensowenig „von sozialen und historischen Umständen oder den verschiedenen Kulturen“.
Es ist Teil „der Identität und der Konstitution“ der Kirche, und der Mensch könne nicht darüber verfügen. Die Menschen seien weder seine Besitzer noch seine Herren. Entsprechend können Elemente seines Wesen auch nicht aufgrund historischer Veränderungen oder irgendwelcher Notwendigkeiten der Zeit oder Vorstellungen der bestimmenden Kultur geändert werden.
„Das wäre nur möglich, wenn der Glaube das Produkt der Spekulation und Schöpfung von Menschen wäre. Dem ist aber nicht so.“
Würde die Kultur zum entscheidenden Kriterium des Glaubens, würde man zugleich die Fundamente des Glaubens in Frage stellen.
„Wenn es die Kultur ist, die darüber entscheidet, was im Glauben und im Leben der Kirche gültig ist und was nicht, hieße das, zu sagen, daß Jesus Christus es nicht getan hat. Seine Person, seine Werke, seine Gesten hätten dann nicht den endgültigen Wert einer ultimativen und vollständigen Offenbarung. In diesem Fall wäre Er nicht das fleischgewordene Wort Gottes, in dem Gott uns alles gesagt hat. Wir müßten auf eine andere Offenbarung hoffen, und wir wären nicht gerettet. Das ist es, was auf dem Spiel steht bei der Frauenordination.“
Die Kirche könne daher gar nicht anders, als dem zu folgen, was Christus getan hat, indem Er nur Männer zu seinen Aposteln erwählte.
Es sei deshalb notwendig „viel für die volle Einheit und Gemeinschaft der Kirche und die Treue zum Papst, zur Offenbarung und zur Tradition der Kirche zu beten“, denn das stehe nicht zur Disposition, weder der Amazonassynode noch in Deutschland.
„Beten wir für die Einheit und Gemeinschaft der Kirche.“
Abschließend bleibt der Wunsch, daß Kardinal Cañizares in den kommenden zwei Wochen einen ebensolchen Kommentar gegen die Absichten folgen läßt, mit dem „synodalen“ Weg den priesterlichen Zölibat zu beseitigen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La Razon (Screenshot)