
(Rom) Einen Monat vor deren Eröffnung warnen zwei der profiliertesten Purpurträger der Kirche vor der Amazonassynode. Die umstrittene Kirchenversammlung, die vom radikalprogressiven Flügel der Kirche gewünscht wurde, wolle Hand an das Depositum fidei legen, so die Kardinäle Raymond Burke und Walter Brandmüller.
Mit Briefen, jeweils vom 28. August, haben sich die beiden herausragenden Kirchenfürsten, der US-Amerikaner Burke und der Deutsche Brandmüller, an alle Kardinäle gewandt und äußern ihre großen Bedenken und Sorgen über das Instrumentum laboris, das Grundlage der Amazonassynode sein wird, die am kommenden 5. Oktober eröffnet wird. Über die Schreiben berichtete die Catholic News Agency von EWTN.
Die beiden Purpurträger lassen keinen Zweifel: Das von Papst Franziskus abgesegnete Arbeitsdokument „scheinen nicht nur“ in einigen Punkten „im Widerspruch zur authentischen Lehre der Kirche“, sondern „sind es“.
Konkret nennt Kardinal Brandmüller in seinem Schreiben die „nebulösen Formulierungen“ und dabei vor allem „die vorgeschlagene Schaffung neuer kirchlicher Dienste für Frauen“ sowie die „vorgeschlagene Priesterweihe für sogenannte viri probati“, mit der „der priesterliche Zölibat in Frage gestellt wird“.
Kardinal Brandmüller äußert gegenüber ihren Mitbrüdern im Kardinalskollegium auch starke Bedenken wegen der treibenden und führenden Kräfte, die hinter der Amazonassynode stehen. Namentlich genannt werden vor allem Kardinal Claudio Hummes, Bischof Erwin Kräutler und Bischof Franz-Josef Overbeck die „einen gravierend negativen Einfluß“ ausüben.
Ohne es explizit zu erwähnen, zeigt der Kardinal, selbst Deutscher, auf, daß die Amazonassynode vor allem eine „deutsche“ Operation ist und damit die Interessen des deutschen Sprachraums verfolgt werden.
Alle drei Genannten gehören dem ultraprogressiven Flügel der Kirche an und sind entschiedene Verfechter der Zölibatsbeseitigung, des Frauenpriestertums und eines Paradigmenwechsels in der Sexualmoral.
Hinter der Amazonassynode, so Kardinal Brandmüller, stehen Bestrebungen, welche „die Integrität des Depositum fidei, die sakramentale und hierarchische Struktur der Kirche und ihre apostolische Tradition gefährden“.
Es wurde eine Situation geschaffen, „die in der Kirchengeschichte beispiellos ist“, so Kardinal Brandmüller. „Nicht einmal“ während der arianischen Krise des 4./5. Jahrhunderts habe es einen so breiten und radikalen Angriff auf das Wesen der Kirche gegeben.
Der einstige Chefhistoriker der Kirche fordert in seinem Schreiben alle Mitbrüder im Kardinalskollegium auf, Verantwortung übernehmen und sich Gedanken machen zu müssen, wie „auf die häretischen Aussagen oder Entscheidungen der Synode“ zu reagieren sei.
Instrumentum laboris „widerspricht der ständigen Lehre der Kirche“
Am 28. August richtete auch Kardinal Raymond Burke, vor dem Konklave 2013 selbst als Papabile genannt, ein Schreiben an die Mitglieder des Kirchensenats. Darin betont er, die schwerwiegenden Bedenken von Kardinal Brandmüller „vollständig“ zu teilen.
Auch er legt den Finger in die Wunde, die das Pontifikat von Papst Franziskus prägt, ohne diesen namentlich zu erwähnen. Das Instrumentum laboris sei durch eine Sprache geprägt, „deren Bedeutung nicht klar ist“. Das betreffe vor allem das Depositum fidei. Das Arbeitspapier für die Synode „widerspricht der ständigen Lehre der Kirche über das Verhältnis zwischen der geschaffenen Welt und Gott“ ihrem Schöpfer. Das gelte besonders für das Wesen des Menschen, der „nach dem Abbild und Gleichnis Gottes erschaffen ist, um mit Ihm als Hüter der geschaffenen Welt zusammenzuarbeiten“.
Kardinal Burke übt vernichtende Kritik am Arbeitspapier, das von Papst Franziskus approbiert wurde, wenn er schreibt:
„Die Wahrheit, daß Gott sich vollständig und vollkommen durch das Geheimnis der Inkarnation des Erlösers, des Sohnes Gottes, offenbart hat, wird verdunkelt, wenn nicht sogar geleugnet.“
Die von den Synodenmachern vorgeschlagenen „neuen Dienste“ für Frauen und die Priesterweihe ohne Zölibat sind, so Kardinal Burke, schwerwiegende Angriffe auf die „hierarchisch-sakramentale Struktur“ und auf die „apostolische Tradition“ der Kirche.
Durch die Schreiben der Kardinäle Brandmüller und Burke liegt die Frage, wie sich die Purpurträger als ranghöchste Berater des Papstes zur umstrittenen Amazonassynode stellen, auf dem Schreibtisch eines jeden Kardinals.
Ein stillschweigendes „Übergehen“ der Angelegenheit ist damit ausgeschlossen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ABN (Screenshot)