„Die Säkularisierung der Kirche ist der Grund für die Kirchenkrise nicht deren Lösung.“
Innerhalb weniger Tage meldete sich Kardinal Gerhard Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, zum zweiten Mal mit einer umfangreichen Kritik am Instrumentum laboris der Amazonassynode zu Wort. Kritik übt der ehemalige Glaubenspräfekt auch am sogenannten „synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland. Der Kardinal, den Papst Franziskus ohne Nennung von Gründen aus dem Amt entfernte und seither ohne wirkliche Aufgabe läßt, mahnt die anderen Kirchenvertreter, sich an das Wort des Apostels Paulus im Brief an die Römer (12,2) zu erinnern:
„Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“
Harten Tadel findet der Kardinal vor allem für die Kirche in Deutschland:
„Wie bereits mit den Familiensynoden beansprucht die ‚deutsche Kirche‘ die Hegemonie über die Weltkirche und prahlt stolz und arrogant damit, die Richtung zu bestimmen, die das Christentum gegenüber der Moderne einzuschlagen habe.“
Zentraler Teil der neuen Kritik von Kardinal Müller ist die Verteidigung des Weihesakraments: die traditionelle und untrennbar zusammenhängende Dreigliedrigkeit Diakonat – Priestertum – Episkopat, den priesterlichen Zölibat als konstitutive Voraussetzung für die Zulassung zur Priesterweihe und die Exklusivität des männlichen Priestertums, das ausdrücklich ein Frauenpriestertum ausschließt.
Das neue Dokument, das Kardinal Müller vorlegte, stellt über weite Strecken die dringend notwendige Verteidigung des Priestertums dar, die nicht nur oberflächlich und defensiv auf ein „Gesetz der Kirche“ verweist, sondern das Weihesakrament in seinen spezifischen Besonderheiten und konstitutiven Elementen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana