(Rom/Washington) Vom Heiligen Stuhl wurden Sanktionen gegen Msgr. Michael Bransfield, emeritierter Bischof von Wheeling-Charleston, verhängt. Bransfields Karriere ist eng mit dem ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick verbunden.
Der Bischof darf, so die vatikanische Anweisung, an keiner öffentlichen Liturgie mehr teilnehmen. Eine entsprechende Anordnung wurde ihm vom Apostolischen Nuntius in den USA am 19. Juli mitgeteilt. Ihm wurde zudem untersagt, sich in seinem Bistum aufzuhalten.
Am 13. September 2018 hatte Papst Franziskus Bransfields Rücktrittsgesuch angenommen und ihn emeritiert. Offiziell geschah dies aus Altersgründen, Bransfield hatte wenige Tage zuvor sein 75. Lebensjahr vollendet, inoffiziell wegen sexuellen Fehlverhaltens. Gleichzeitig gab der Heilige Stuhl bekannt, daß gegen den Bischof Ermittlungen wegen sexuellen Mißbrauchs gegenüber Erwachsenen eingeleitet wurden.
Der künftige Bischof der Diözese in West Virginia habe über die Art der „konkreten Aktionen“ gegen seinen Vorgänger zu entscheiden haben, so Vatican News. Ein Nachfolger wurde von Papst Franziskus noch nicht ernannt. Seit zehn Monaten leitet Bischof William Edward Lori von Baltimore als Apostolischer Administrator auch das Bistum Wheeling-Charleston.
Bransfield war bis zu seiner Emeritierung einer von McCarricks Statthaltern in einflußreichen Schlüsselpositionen. Er war zuletzt vor allem Präsident der Papal Foundation, einer US-Stiftung, die von McCarrick Ende der 80er Jahre initiiert worden war und die, laut Beobachtern, wesentlich zu seinem kometenhaften Aufstieg und der „Rückendeckung“ für seine innerkirchliche Homo-Seilschaft beigetragen haben dürfte.
Stiftungszweck ist die finanzielle Unterstützung päpstlicher Initiativen. Anders ausgedrückt, McCarrick schuf ein direktes Finanzierungsinstrument für sozial-karitative Initiativen das jeweilige Kirchenoberhaupt und öffnete sich selbst damit viele Türen in Rom. Das Stiftungsvermögen wurde 2017 mit 206 Millionen US-Dollar beziffert. 1990 erfolgte die erste Zahlung in der Höhe von einer Million Dollar. 2000 wurden drei Millionen überwiesen, 2015 sogar 15 Millionen. Steve Schneck, der langjährige Leiter des Institute for Policy Research and Catholic Studies an der Katholischen Universität von Amerika (CUA) sagte zur Bedeutung der Stiftung für McCarrick persönlich:
„Die Papststiftung war für ihn ein großer Hebel in Rom.“
Mit Bekanntwerden von McCarricks homosexuellem Fehlverhalten entstand Empörung und Unruhe in der Stiftung. Entsetzte Stiftungsräte traten auf, um McCarricks Einfluß auf die Stiftung zurückzudrängen. Mit der Aberkennung seiner Kardinalswürde verlor er Ende Juli 2018 auch den Sitz im Stiftungsrat, da diesem laut Statuten alle US-Kardinäle aufgrund dieser Würde automatisch angehören.
McCarrick, der sich einen Kreis von Protegés hielt, hatte Bransfield zu seinem Nachfolger als Stiftungspräsidenten gemacht. Überhaupt erfolgte dessen Karriere unter den Fittichen McCarricks, der ihn zuerst zum prestigeträchtigen Rektor der Basilika des National Shrine of the Immaculate Conception in Washington ernannt und dann im Dezember 2004, in den letzten Lebensmonaten von Papst Johannes Paul II., zu seinem Weihbischof gemacht hatte.
Wie McCarrick finden sich auch dessen Protegés im Pennsylvania-Report oder im Viganò-Dossier wieder. Der Pennsylvania-Report enthüllte im Sommer 2018 ein Netzwerk von sexuellem Mißbrauch und dessen Vertuschung in den katholischen Diözesen dieses US-Bundesstaates. Das Viganò-Dossier wurde kurze Zeit später vom ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Msgr. Carlo Maria Viganò, vorgelegt und enthält auch schwerwiegende Anschuldigungen gegen Papst Franziskus, der bereits seit Juni 2013 von den sexuellen Verfehlungen McCarricks gewußt habe, aber untätig blieb, und überhaupt unter seinem Pontifikat ein Homo-Netzwerk dulde.
Im Pennsylvania-Report wurden schwerwiegende Vorwürfe auch gegen Bischof Bransfield erhoben, die seine Emeritierung im September 2018 zur Folge hatten. Sein Name, obwohl Vorsitzender bis zu jenem Tag, wurde sofort vom Internetauftritt der Papal Foundation gelöscht. Nun wurden, weitere zehn Monate später, erste kirchliche Sanktionen gegen ihn verhängt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL