Liebe Brüder und Schwestern,
in unseren Katechesen über das Vaterunser sind wir bei der vorletzten Bitte angelangt: »Und führe uns nicht in Versuchung« (Mt 6,13). Mit dieser Anrufung geht unser Dialog mit dem himmlischen Vater auf das Spannungsfeld zwischen unserer Freiheit und den Nachstellungen des Teufels ein.
Die Aussage des griechischen Urtextes kann in den modernen Übersetzungen nur schwer in all seinen Facetten wiedergegeben werden. Eines ist jedoch klar: Gott ist niemals der Urheber der Versuchungen, denen der Mensch in seinem Leben begegnet. Vielmehr steht er uns im Kampf zur Seite, damit wir davon befreit werden. Die Prüfung und die Versuchung finden wir auch im Leben Jesu wieder: Unmittelbar nach der Taufe durch Johannes zieht sich Jesus in die Wüste zurück und wird vom Satan in Versuchung geführt. Aber der Herr weist jede Versuchung zurück und geht siegreich daraus hervor. Und in seiner Todesangst in Getsemani erfährt der Herr auf unaussprechliche Weise die Einsamkeit und die Verlassenheit. In Situationen der Prüfung ist es tröstlich zu wissen, dass Jesus dieses Tal der Tränen bereits durchschritten hat und es mit seiner gnadenreichen Gegenwart erfüllt. Der Herr verlässt uns nie.
Herzlich grüße ich die Pilger deutscher Sprache, insbesondere die Gruppe der ständigen Diakone aus dem Bistum Augsburg in Begleitung von Weihbischof Florian Wörner. Bleiben wir immer mit dem auferstandenen Herrn vereint, dem Sieger über Sünde und Tod, damit auch wir mit der Hilfe seiner Gnade jede Versuchung und Prüfung überwinden und so in seiner Liebe wachsen können.
Bild: Vatican.va (Screenshot)