
(Bangkok) Thailändische Behörden wollen ein Problem angehen, das ihnen zunehmend Sorge bereitet. In den Süden des Landes, wo sich die islamische Bevölkerung konzentriert, findet eine illegale Einwanderung von Muslimen statt. Die Staatsführung registriert gleichzeitig ein Erstarken des radikalen Islams.
Die thailändische Regierung setzt auf eine verstärkte Kontrolle über die Ponoh, die privaten, islamischen Schulen, allgemein besser als Medressenbekannt. Laut Sicherheitsberichten werden diese Koran-Schulen als Zentren des islamischen Separatismus genützt. An ihnen sollen Hunderte von kambodschanischen Kindern und Jugendlichen ausgebildet werden, die illegal ins Land kamen und über keine Aufenthaltserlaubnis verfügen.
Die Einwanderungsbehörde in Bangkok plant ein Treffen mit den Vertretern von mehr als 600 Koran-Schulen der Südprovinzen Yala, Pattani, Narathiwat und eines Teils von Songkhla. Der Leiter der Einwanderungsbehörde, General Surachate Hakparn, will die Meinung der Schulvertreter hören und für eine genauere Einhaltung der Einwanderungsregeln werben. In Thailand weiß man, daß der islamische Einwanderungsdruck auch damit zusammenhängt, daß Kambodscha keine Koran-Schulen erlaubt.
„Wir müssen aber verlangen, daß unsere Gesetze respektiert und eingehalten werden. Wer illegal ins Land kommt, ist von der Polizei, die sich an Recht und Gesetz halten muß, festzunehmen.“
Das Bildungsministerium startete bereits vor einiger Zeit eine Initiative, um die Zahl der kambodschanischen Muslime zu erfassen, die in den Koran-Schulen im Süden des Landes studieren. Die Sache gestaltet sich aber schwierig. Daher soll das Treffen, zu dem General Hakparn lädt, mehr Klarheit schaffen.
Ende Januar waren in Mudrolatulfalah elf kambodschanische Muslime im Alter zwischen 16 und 29 Jahren verhaftet worden, als die Polizei eine Koran-Schule überprüfte.
Die Bangkok Post berichtet, daß die Schule seit längerem muslimischen Rebellen als logistische Basis diente. Thailändische Sicherheitsbehörden sind nicht nur wegen illegaler Grenzübertritte und möglicher Komplikationen mit Kambodscha besorgt. Laut Berichten nützen bewaffnete, islamische Gruppen die Medressen als Rekrutierungszentren, besonders die Separatistengruppe Barisan Revolusi Nasional (BRN, Nationale Revolutionsarmee). Sie versucht das malaiisch-islamische Südthailand abzuspalten.
Die 1963 gegründet Organisation orientierte sich ursprünglich am panarabischen Sozialismus, der vom Ostblock unterstützt wurde. Inzwischen ist sie in das salafistische Dschihad-Lager gewechselt.
Der Süden Thailands geriet im 15. Jahrhundert unter malaiisch-islamische Kontrolle. Die Herrschaft übten die Sultane von Pattani aus, allerdings als Vasallen von Thai-Königen, denen sie tributpflichtig waren. 1909 mußte Thailand (damals noch Siam) auf britischen Druck hin zwei Drittel Südthailands, das die Malaien Nordmalaysia nennen, an Britisch-Malaysia abtreten (heute Malaysia).
Im Zweiten Weltkrieg unterstützte Thailand Japan. Die Briten wiegelten darauf die malaiischen Muslime Südthailands auf und belieferten die Rebellen mit Waffen. London stellte dem Sohn des letzten muslimischen Raja die staatliche Unabhängigkeit in Aussicht. Dazu kam es nicht, dafür gibt es seither einen bewaffneten Konflikt in Südthailand, in dem seit einigen Jahren die Dschihad-Miliz Jemaah Islamiyah mitmischt.
Nach jüngsten Hinweisen, rekrutiert der BRN bereits Kinder im Alter von 12 Jahren für den bewaffneten Kampf.
Von den fast 70 Millionen Bewohnern Thailands sind 94 Prozent Buddhisten, 4,5 Prozent Muslime und 1,2 Prozent Christen. Die meisten Muslime leben in der Südregion, wo sie auf sieben Millionen Einwohner ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Die meisten Christen leben hingegen in der mehr als elf Millionen Einwohner zählenden Nordregion mit einem Anteil von fast vier Prozent.
Text: Andreas Becker
Bild: AsiaNews