(Innsbruck) „Ist das David Bowie oder der Bischof von Innsbruck?“ Diese Frage stellte sich die traditionsverbundene Seite Messa in Latino bei einem offenbar „interaktiv“ verstandenen Kunstwerk mit dem neuen Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler. Messa in Latino spricht von „schwachsinnigen Vorlieben“.
Anlaß ist eine Ausstellung im prächtigen Benediktinerkloster Admont in der Steiermark, „einem Meisterwerk der Schönheit“ (Marco Tosatti) mit einer phänomenalen Barockbibliothek, die Klöster als Hort des Wissens und der Weisheit zeigt. Damit kontrastiert eine dort gezeigte Ausstellung von Kunstwerke aus der Sammlung des neuen Bischofs von Innsbruck, Msgr. Hermann Glettler.
Der Steirer Glettler wurde nach einer 22 Monate dauernden Sedisvakanz im vergangenen September von Papst Franziskus an die Spitze der Nordtiroler Diözese berufen. Am 2. Dezember 2017 fand die Bischofsweihe statt, nicht etwa in der Kathedrale des Bistums, sondern in der Olympiahalle Innsbruck, einer 1964 wegen der Olympischen Winterspiele errichteten Mehrzweckhalle.
Die Admonter Ausstellung steht unter dem Motto „Schönheit & Anspruch“ und wird im Rahmen der 800-Jahrfeiern des Bistums Graz-Seckau ausgerichtet. Am 23. April fand zur Eröffnung der diesjährigen Museumssaison des Stiftes, die weitere Ausstellungen umfaßt, darunter „Von Abrogans und Nibelungen – Sensationsfunde deutscher Literatur in Österreichs Klöstern“, in Admont ein Festakt statt.
Glettler gehört der Gemeinschaft Emmanuel an und war Pfarrer der Grazer Stadtpfarrei St. Andrä. 2015 kam er als möglicher Bischof von Graz-Seckau ins Gespräch. Der stattdessen ernannte Bischof Wilhelm Krautwaschl machte Glettler 2016 zum Bischofsvikar für Caritas und Neuevangelisierung. Selbst Künstler fiel Glettler vor allem durch „Kunst in der Kirche“ in seiner Pfarrei St. Andrä auf (zu Gletter und seiner Kunstinitiative siehe Neuer Bischof: Drohen Innsbruck weitere verlorene Jahre?).
Zum Einstand in sein neues Bistum sandte er „pflichtbewußt“ modernistische Signale aus. Ein Bischof, der anderes täte, scheint für die Massenmedien kaum mehr erträglich. Auf diese Weise sicherte sich Glettler zwar persönlich deren Wohlwollen. Ein Nutzen für die Kirche und ihre Verkündigung muß jedoch bezweifelt werden.
Unter anderem erklärte Glettler in einem Interview mit der österreichischen Presseagentur APA, daß ein Frauenpriestertum „nicht so utopisch“ sei. Mit dem Frauendiakonat rechnet er sogar „relativ bald“. Dabei ließ er wenig Zweifel, überzeugt zu sein, daß Papst Franziskus die Frage nach Zulassung von Frauen zum Weihesakrament „positiv entscheiden wird“. Für die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene zeigte er sich „sehr offen“. In der Aufweichung der Unauflöslichkeit der Ehe und der Legitimierung der Scheidung sah er „sehr, sehr viel Sinn vom Evangelium her“.
Der Vatikanist Marco Tosatti schrieb zur Admonter Ausstellung:
„Unter anderen Exponaten findet man eine Photographie aus dem Jahr 2004, die Glettler, einen Vertreter der progressistischen Kirche, mit einer durchsichtigen Kasel aus Plastik zeigt.“
Das Photo zeigt das Gesamtkunstwerk „Meßkleid ‚a fact‘ (in der Leere eigener Existenz)“ von Manfred Erjautz ziert auch die Titelseite der aktuellen Ausgabe der Museumszeitung für die gesamte Admonter Museumssaison 2018.
Will Glettler damit eine neue Mode für Meßgewänder einführen?
Ein Kommentator erkannte darin weniger einen Priester mit futuristischem Meßgewand, sondern „eine Fledermaus“, ein nachtaktives Tier, dessen Konnotationen in der Kunst als blutsaugendes Ungeheuer und gefallener Engel wenig schmeichelhaft für einen Priester sind – jedenfalls nichts mit einem Gotteshaus und der heiligen Liturgie zu tun haben.
Glettler ließ bereits in seiner Grazer Pfarrei St. Andrä „Installationen“ von zweifelhafter Natur errichten, die zwar kunstinteressiertes Publikum angezogen haben mögen, sich aber teilweise auch den Vorwurf zuzogen, „blasphemisch“ zu sein. Dazu gehört die völlige Entleerung einer Seitenkapelle, die ein Graffiti-Künstler mit roter Farbe beschmieren durfte. Eine Aussage oder Botschaft solcher „Kunstwerke“ erschließt sich nicht aus dem Werk selbst, sondern bedarf der Interpretation. Das aber hat etwa von Beliebigkeit an sich. Als Träger des Schönen, einem Auftrag der Kunst, speziell der sakralen Kunst, scheiden sie damit a priori aus. Damit trat bereits in Graz die Frage auf, was für den Betrachter aussagelose Kunstwerke oder von zweideutiger Botschaft in einer Kirche zu suchen haben.
Zur Ernennung Glettlers zum Bischof von Innsbruck schrieb die Tiroler Tageszeitung im vergangenen Oktober orakelhaft: „Ein Bischof, der etlichen auf die Nerven gehen wird“. Eine Aussage, die manche Steirer mit Blick auf die Kunstinstallationen in St. Andrä sofort unterschreiben würden, aber nicht unbedingt im Sinne der genannten Tageszeitung.
Das Kunstschaffen des Innsbrucker Bischofs kann an folgender Photodokumentation von Anita Pravits bestaunt werden. Sie dokumentiert, wie Glettler 2014 an einem Seitenaltar sein Kunstwerk „Wounded Light“ installierte, mit der er sich 2014 an der Ausstellung „Leiblichkeit und Sexualität“ in der Wiener Votivkirche beteiligte.
Text: Johannes Thiel
Bild: MiL/kunst-st.andrä/stiftadmont (Screenshots)
Was für ein satanisches Stück.