Fake News, Verwechslung oder Kampf hinter den Kulissen?


Kapuziner oder Jesuit, Kardinal oder Pater: Kardinal Sean Patrick O'Malley steht inmitten eines Sturmtiefs. Viele Gläubige in den USA sind erschüttert über angebliche Aussagen, die der Erzbischof von Boston getätigt haben soll. Handelt es sich nur um eine Namensverwechslung oder wollte jemand den Sturm?
Kapuziner oder Jesuit, Kardinal oder Pater: Kardinal Sean Patrick O'Malley steht inmitten eines Sturmtiefs. Viele Gläubige in den USA sind erschüttert über angebliche Aussagen, die der Erzbischof von Boston getätigt haben soll. Handelt es sich nur um eine Namensverwechslung oder wollte jemand den Sturm?

(Rom/​Washington/​Buenos Aires) In Zei­ten von Lücken­pres­se, Lügen­pres­se und Fake News, von Zen­sur bei Face­book und Twit­ter und Netz­werk­durch­set­zungs­ge­setz ist aller­hand mög­lich. Jeder macht Feh­ler. Sind es Medi­en, die sich irren, sind die Fol­gen aller­dings schwer­wie­gen­der. In einer Zeit, in der die höch­ste Kir­chen­füh­rung zum Teil eine ambi­va­len­te Spra­che bevor­zugt, nimmt auch die Not­wen­dig­keit von Rich­tig­stel­lun­gen zu. Eben­so steigt die Zahl der Miß­ver­ständ­nis­se, Irr­tü­mer und tat­säch­li­cher oder ver­meint­li­cher Jour­na­li­sten­feh­ler. Eine Namens­ver­wechs­lung lie­fert rund um Papst Fran­zis­kus, einen Kar­di­nal, Amo­ris lae­ti­tia, Hum­a­nae vitae und Berg­o­glia­ni­sche Medi­en ein aktu­el­les Bei­spiel. Es bestä­tigt eine zuneh­men­de Ner­vo­si­tät und Anspan­nung auf höch­ster Kir­chen­ebe­ne. Die Fakten.

US-Jesuit greift Papst-Kritiker an und fordert Revision von Humanae vitae

Anzei­ge

Die ita­lie­ni­sche Nach­rich­ten­agen­tur ANSA berich­te­te am Mitt­woch Aus­sa­gen des US-Jesui­ten John O’Malley. Die­ser hat­te gesagt, Papst Fran­zis­kus habe wegen Amo­ris lae­ti­tia „ein Pro­blem“, und zwar mit „beson­ders rigi­den“ Krei­sen in den USA. Gemeint sind offen­bar glau­bens­treue Katho­li­ken, denen die vom Jesui­ten gewünsch­te Fle­xi­bi­li­tät im Umgang mit dem Zeit­geist fehle.

John O'Malley SJ
John O’Mal­ley SJ

O’Malley sprach in Rom mit der Pres­se. Anlaß war die gestern erfolg­te Inau­gu­ra­ti­on eines neu­en Lehr­gangs am Lehr­stuhl Gau­di­um et spes des von Fran­zis­kus neu­errich­te­ten Päpst­li­chen Theo­lo­gi­schen Insti­tuts Johan­nes Paul II. für Ehe- und Fami­li­en­wis­sen­schaf­ten (vor­mals Päpst­li­ches Insti­tut Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie).

Der Pro­fes­sor an der George­town Uni­ver­si­tät und Autor einer Geschich­te der Päp­ste spiel­te auf die star­ke Kri­tik und die Wider­stän­de gegen das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Doku­ment von Papst Fran­zis­kus an.

O’Malley SJ stell­te die Kri­ti­ker von Amo­ris lae­ti­tia im schlech­te­sten Licht dar. Sie sei­en „rigid“ und „ideo­lo­gisch“. Es sei „schwie­rig, manch­mal unmög­lich“ mit ihnen zu reden. Sei­ne Kri­tik an den Kri­ti­kern würz­te der Jesu­it mit einer Anlei­he beim Klas­sen­kampf: Die Papst­kri­ti­ker sei­en mehr­heit­lich „reich und haben Ein­fluß in der Regie­rung, in der Kir­che und bei den Bischöfen“.

Des­halb habe Papst Fran­zis­kus „ein Pro­blem“ in den USA. Dabei sei es „inter­es­sant, daß „Nicht-Katho­li­ken von Berg­o­glio sehr begei­stert sind. Unter den Pro­te­stan­ten, zum Bei­spiel, gibt es viel Wert­schät­zung für den Papst.“

Das „Pro­blem“ in der US-Katho­li­zi­tät sei, daß noch immer eine „Kul­tur­kampf-Men­ta­li­tät“ herrsche.

Die der­zei­ti­ge Situa­ti­on der Kir­che hal­te er zwar für „schwie­rig“, so wie es die Zeit nach dem Kon­zil war, aber die Kir­che sei „nicht sta­tisch“. Er sei Opti­mist und über­zeugt, daß es sich um eine Über­gangs­pha­se hand­le, die nicht län­ger als „10, 15 Jah­re“ dau­ern wer­de. Der neue Kurs von Papst Fran­zis­kus, so scheint es der Jesu­it gemeint zu haben, füh­re zwar zu Schwie­rig­kei­ten, aber das sei eine not­wen­di­ge, aber vor­über­ge­hen­de Tran­si­ti­on, bis sich der neue Kurs durch­ge­setzt haben wird.

Für den Jesui­ten, der nun am von Fran­zis­kus umge­bau­ten Päpst­li­chen Insti­tut Johan­nes Paul II. für Ehe und Fami­lie lehrt, „ist es Zeit, die Dis­kus­si­on über die Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae von Paul VI. wie­der­auf­zu­neh­men“. Denn „etwas muß sich ändern. Mein Ein­druck ist, daß die christ­li­chen Fami­li­en nicht sehr damit ein­ver­stan­den sind. Sie sind es nicht in der Pra­xis, teil­wei­se sind sie es in ideel­ler Hinsicht.“

Die Namensverwechslung

Die argen­ti­ni­sche Nach­rich­ten­sei­te Valo­res Reli­gio­sos (Reli­giö­se Wer­te) griff die ANSA-Mel­dung auf, ver­wech­sel­te aber den Namen. Aus dem pro­gres­si­ven US-Jesui­ten John O’Malley wur­de der kon­ser­va­ti­ve US-Kar­di­nal und Kapu­zi­ner Sean Patrick O’Malley.

Die Namensverwechslung: Kapuziner statt Jesuit, Kardinal statt Pater
Die Namens­ver­wechs­lung: Kapu­zi­ner statt Jesu­it, Kar­di­nal statt Pater

Kar­di­nal O’Malley, der Erz­bi­schof von Bos­ton und Ver­tre­ter Nord­ame­ri­kas im C9-Kar­di­nals­rat in Rom, war ver­gan­ge­nen Sams­tag durch Kri­tik an Papst Fran­zis­kus auf­ge­fal­len. Dabei ging es um Aus­sa­gen des Pap­stes zum Fall Bar­ros in Chi­le. Mit der Namens­ver­wechs­lung hör­te sich die ANSA-Mel­dung nicht nur anders an, son­dern bekommt ein ganz ande­res Gewicht. Die Über­schrift von Valo­res Reli­gio­sos lautete:

„Ein Kar­di­nal sagt, daß der Papst ‚ein Pro­blem‘ in den USA hat“.

Über­haupt fiel der Tenor etwas anders aus. Der erste Absatz hör­te sich nun so an:

„Der Vor­sit­zen­der der Anti­päd­era­sten­kom­mis­si­on des Vati­kans sagt, daß ‚Amo­ris lae­ti­tia‘ Fran­zis­kus die Popu­la­ri­tät unter den ‚beson­ders rigi­den‘ Katho­li­ken geko­stet hat. Im Gegen­zug wird Berg­o­glio unter den US-Evan­ge­li­ka­len bewundert.“

Auch die Kri­tik an Hum­a­nae vitae wur­de dem Kar­di­nal zuge­schrie­ben, ohne daß der Redak­ti­on Zwei­fel gekom­men wären.

Kar­di­nal O’Mal­ley for­dert eine Revi­si­on von Hum­a­nae vitae und impli­zit eine Säu­be­rungs­ak­ti­on gegen die „rigi­de“ Kir­che in den USA?

Die Falsch­mel­dung wur­de seit­her von zahl­rei­chen Medi­en, auch welt­li­chen, über­nom­men und weiterverbreitet.

Wer ist Valores Religiosos?

Valo­res Reli­gio­sos ist eine Monats­zei­tung samt Inter­net­auf­tritt, die zum direk­ten Umfeld von Papst Fran­zis­kus gehört. Gegrün­det wur­de sie 2002, als er Erz­bi­schof von Bue­nos Aires war. Die Initia­ti­ve dazu ging offi­zi­ell von sei­nem Pres­se­spre­cher, Don Guil­ler­mo Mar­có, aus, der für die Idee eine Koope­ra­ti­on mit der Zei­tungs­ver­lags­grup­pe Cla­rin ein­ging. Die Monats­zei­tung wird als Bei­la­ge von Cla­rin, der auf­la­gen­stärk­sten argen­ti­ni­schen Tages­zei­tung ausgeliefert.

Valores Religiosos
Valo­res Religiosos

Als Grund­aus­rich­tung wird die „För­de­rung der tran­szen­den­ten Wer­te, des öku­me­ni­schen Dia­logs und des inter­re­li­giö­sen Zusam­men­le­bens“ angegeben.
2005 kam das Inter­net­por­tal dazu, und seit 2007 bie­tet die Zei­tung jähr­lich einen Aus­bil­dungs­lehr­gang für den inter­re­li­giö­sen Dia­log an.

Berg­o­gli­os Pres­se­spre­cher wur­de zum Her­aus­ge­ber und der Jour­na­list Ser­gio Rubin zum Chef­re­dak­teur. Rubin ist der erste Bio­graph Berg­o­gli­os. 2010 ver­öf­fent­lich­te er das Buch El Jesui­ta (Der Jesu­it), das nach der Papst­wahl mit dem Titel El Papa Fran­cis­co (Papst Fran­zis­kus) neu auf­ge­legt wurde.
Die erste Aus­ga­be von Valo­res Reli­gio­sos wur­de mit einem Gruß­wort von Kar­di­nal Berg­o­glio eröffnet.

Im Gegen­satz zur gedruck­ten Aus­ga­be, liegt der Schwer­punkt der Inter­net­sei­te auf tages­ak­tu­el­len Mel­dun­gen. Link­ban­ner zu ande­ren Medi­en, wie Tier­ras de Ame­ri­ca und Reli­gi­on­Di­gi­tal ver­wei­sen strikt auf pro­gres­si­ve Publikationen.

Die Distanzierung von Benedikt XVI.

Berg­o­gli­os Pres­se­spre­cher Guil­ler­mo Mar­có sorg­te 2006 erst­mals für inter­na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit für den dama­li­gen Erz­bi­schof von Bue­nos Aires. Nach der histo­ri­schen Regens­bur­ger Rede von Papst Bene­dikt XVI. mit sei­ner Kri­tik am Rela­ti­vis­mus und am Islam erklär­te Kar­di­nal Bergoglio:

„Ich iden­ti­fi­zie­re mich nicht mit den Wor­ten des Papstes.“

Papst Franziskus mit Guillermo Marcó
Papst Fran­zis­kus mit Guil­ler­mo Marcó

In einem Inter­view, das News­week eigent­lich mit dem Kar­di­nal füh­ren woll­te, der aber sei­nen Spre­cher vor­schick­te, füg­te Macró wört­lich hinzu:

„Er [Bene­dikt XVI.] hat in 20 Sekun­den zer­stört, was in 20 Jah­ren mit dem Islam auf­ge­baut wor­den war. Was er gesagt hat, ver­tritt mich nicht.“

Erstaunt for­der­te man im Vati­kan, daß sich Berg­o­glio ent­we­der von der Aus­sa­ge distan­ziert oder sich von sei­nem Pres­se­spre­cher trennt. Der Jesu­it tat weder das eine noch das andere.

Schließ­lich wur­de Mar­có von einem ande­ren Prie­ster als Pres­se­spre­cher ersetzt, was jedoch als „Umstruk­tu­rie­rung im Pres­se­be­reich“ aus­ge­ge­ben wur­de. Mit der Regens­bur­ger Rede wur­de sein Abgang von den argen­ti­ni­schen Medi­en nicht mehr in Zusam­men­hang gebracht, weil die Regie­rung von Nestor Kirch­ner zur sel­ben Zeit Druck auf den Erz­bi­schof aus­üb­te. Die­ser hat­te durch sei­nen Pres­se­spre­cher auch Kri­tik an der Regie­rung geübt. Da Wahl­kampf herrsch­te, woll­te Kirch­ner kei­ne kirch­li­chen Inter­fe­ren­zen dul­den. Und für die euro­päi­schen Medi­en lagen Argen­ti­ni­en und Berg­o­glio noch in wei­ter Ferne.

Umarmung: Papst, Marcó, Rabbi Goldman, Imam Aboud.
Umar­mung: Papst, Mar­có, Rab­bi Gold­man, Imam Aboud.

Am guten Ver­hält­nis zwi­schen dem Kar­di­nal und Mar­có änder­te das nichts. Wie auch der sofor­ti­ge Emp­fang nach der Papst­wahl in Rom zeig­te. Der ehe­ma­li­ge Pres­se­spre­cher blieb Her­aus­ge­ber von Valo­res Reli­gio­sos und Reli­gi­ons­be­auf­trag­ter des argen­ti­ni­schen Fern­seh­sen­ders Ame­ri­ca 24 (A24). Zudem wur­de er Prä­si­dent der Fund­a­ción Pasto­ral Uni­ver­si­ta­ria, die für die gesam­te Hoch­schul­seel­sor­ge in Argen­ti­ni­en zustän­dig ist.

Mit sei­nem Erz­bi­schof teil­te Mar­có einen akti­ven, inter­re­li­giö­sen Kurs. Der inter­re­li­giö­se Aktio­nis­mus Berg­o­gli­os erhielt in Valo­res Reli­gio­sos sein eige­nes Medi­en­or­gan. Am 15. April 2014 fei­er­te Mar­có an der Uni­ver­si­tät Bue­nos Aires eine „inter­re­li­giö­se Mes­se“, wie auf der Inter­net­sei­te der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät zu lesen war. An „inter­re­li­giö­sen Gebe­ten“ nah­men jüdi­sche und isla­mi­sche Ver­tre­ter teil. Einer von ihnen, Omar Aboud, war jener Imam, der Papst Fran­zis­kus Ende Mai 2014, zusam­men mit sei­nem Freund Rab­bi Abra­ham Skorka, nach Jeru­sa­lem beglei­te­te, wo sie alle drei vor der Kla­ge­mau­er umarmten.

Das erste „Video vom Papst“
Das erste „Video vom Papst“

Anfang Janu­ar 2016 trat Mar­có selbst ins Bild, indem er im ersten und umstrit­ten­sten „Video vom Papst“ zu sehen war. Der Prie­ster ver­trat das Chri­sten­tum neben Reprä­sen­tan­ten des Juden­tums, des Islams und des Bud­dhis­mus. Die Reli­gi­on der Men­schen sei ver­schie­den, doch alle sei­en „Kin­der Got­tes“ und wür­den an „die Lie­be“ glau­ben, so die päpst­li­che Bot­schaft des Vide­os. Womit sich Fran­zis­kus den Vor­wurf zuzog, dem Syn­kre­tis­mus und Rela­ti­vis­mus Vor­schub zu leisten.

Macró publi­zier­te in Valo­res Rel­gio­sos zum Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit die Anre­gung, daß Papst Fran­zis­kus „die Pra­xis des Beicht­sa­kra­ments“ ändern sol­le. Die Beich­te soll­te nur mehr „öffent­li­chen Sün­den“ vor­be­hal­ten sein. Die pri­va­ten Sün­den soll­ten nur mehr eine Fra­ge zwi­schen Gott und Mensch sein. Schließ­lich habe die Kir­che lan­ge genug den  Leu­ten „ mit allen mög­li­chen Stra­fen gedroht, im gegen­wär­ti­gen und im ewi­gen Leben, vor allem für die pri­va­ten Sün­den, noch genau­er für jene, die mit der frei­en Aus­übung der Freu­den und der Sexua­li­tät ver­bun­den sind“ (sie­he „Weder Umkehr noch Reue“ – Die abstru­sen The­sen des ehe­ma­li­gen Berg­o­glio-Spre­chers und Papst-Freun­des).

Franziskus bei seiner Kardinalserhebung (Marcó ganz rechts)
Fran­zis­kus bei sei­ner Kar­di­nals­er­he­bung (Mar­có ganz rechts)

Was Fran­zis­kus davon hält, ist nicht bekannt. In Bue­nos Aires behaup­ten man­che fel­sen­fest, daß in Valo­res Reli­gio­sos seit der ersten Aus­ga­be die Linie Berg­o­gli­os ver­öf­fent­licht wird.

Soll­te das stim­men, bekommt auch der in der August-Aus­ga­be 2017 erschie­ne­ne Auf­satz „Immer mehr Ver­hei­ra­te­te ent­schei­den sich, Kle­ri­ker zu wer­den. Das Phä­no­men der stän­di­gen Dia­ko­ne“ mit Blick auf die bevor­ste­hen­de Ama­zo­nas-Syn­ode ein neu­es Gewicht.

Vor die­sem Hin­ter­grund könn­te man­chen viel­leicht der Ver­dacht kom­men, daß die „klei­ne“ Namens­ver­wechs­lung von John O’Malley zu Sean O’Malley nicht ganz zufäl­lig unter­lau­fen sein könn­te. War es eine Retour­kut­sche für Kar­di­nal O’Malleys Kri­tik zum Fall Bar­ros, die Papst Fran­zis­kus und sein Umfeld in Ver­le­gen­heit gebracht hat­te? Soll­te er durch die lon­ga manus des Pap­stes zurecht­ge­wie­sen werden?

Tat­sa­che ist, daß Fran­zis­kus den Fall Bar­ros mit sei­ner Abrei­se von Chi­le hin­ter sich glaub­te. Statt­des­sen mach­te ihn Kar­di­nal O’Mal­ley mit sei­ner Kri­tik erst zum inter­na­tio­na­len Thema.

Seit­her meh­ren sich die Arti­kel, die von einer „Wen­de“ im Pon­ti­fi­kat sprechen.

Die Reaktion des Kardinals

Die Erklärung aus Boston
Die Erklä­rung aus Boston

Auf die Ver­wechs­lung folg­te jeden­falls eine promp­te Reak­ti­on des Kar­di­nals, die nicht min­der inter­es­sant ist.

Das von Kar­di­nal O’Malley gelei­te­te Erz­bis­tum Bos­ton ver­öf­fent­lich­te eine Erklä­rung, die eine Rich­tig­stel­lung verlangte.

Die­se Erklä­rung wur­de von der halb­of­fi­ziö­sen Pres­se­schau des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats Il Sis­mo­gra­fo ver­öf­fent­licht. Sie muß der Inter­net­pu­bli­ka­ti­on direkt über­mit­telt wor­den sein, weil zeit­gleich nicht ein­mal die Medi­en des Erz­bis­tums sie ver­öf­fent­licht hat­ten, auch nicht der Twit­ter-Kanal oder der per­sön­li­che Blog des Kardinals.

Die Erklä­rung im Wortlaut:

„Eine zunächst von der argen­ti­ni­schen Inter­net­sei­te Valo­res Reli­gio­sos ver­öf­fent­lich­te Nach­richt über eine behaup­te­te Kon­ver­sa­ti­on zwi­schen Kar­di­nal Sean P. O’Malley und eini­gen Jour­na­li­sten mit Bezug auf Papst Fran­zis­kus und die Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae ist kom­plett falsch und ein ekla­tan­tes Bei­spiel  für ‚Fake News‘.

Lei­der wur­de die­se erfun­de­ne Geschich­te, die nicht ein wah­res Ele­ment ent­hält, von ande­ren ange­se­he­nen Medi­en über­nom­men und dadurch einem völ­lig erfun­de­nen und fal­schen Arti­kel Glaub­wür­dig­keit zuerkannt.

Kar­di­nal O’Malley ersucht die Medi­en, die die­se Falsch­mel­dung berich­tet haben, einen Wider­ruf zu ver­öf­fent­li­chen, um die Aus­brei­tung der Ver­wir­rung unter den Gläu­bi­gen und in der Öffent­lich­keit all­ge­mein zu die­ser halt­lo­sen Nach­richt zu vermeiden.“

Fake News

Ironie der Geschichte: Fake News-Warnung
Iro­nie der Geschich­te: Fake News-Warnung

So wur­de aus einer wah­ren Geschich­te – die tat­säch­lich gemach­ten Aus­sa­gen des US-Jesui­ten John O’Malley – eine Fake News, oder zumin­dest das, was man der­zeit viel­leicht manch­mal etwas vor­schnell so nennt.

Die schar­fe Reak­ti­on von Kar­di­nal O’Malley, ver­bun­den mit der For­de­rung an die ultra­ber­go­glia­ni­sche Sei­te Il Sis­mo­gra­fo im Vati­kan um Ver­öf­fent­li­chung, erhär­tet den erwähn­ten Ver­dacht, daß der Kar­di­nal in Bos­ton es nicht für einen Zufall hal­ten könn­te, daß aus­ge­rech­net einer ultra­ber­go­glia­ni­schen Sei­te in Argen­ti­ni­en, mit per­sön­li­chem Draht zum Papst, die Namens­ver­wechs­lung unter­lau­fen ist.

Valo­res Reli­gio­sos warnt auf sei­ner Home­page vor Fake News und berich­tet dazu die jüng­ste Kri­tik von Papst Fran­zis­kus an „Fake News“ („Die Logik der Schlan­ge aufdecken“).
Von Valo­res Reli­gio­sos wur­de aber, trotz der Auf­for­de­rung von Kar­di­nal O’Mal­ley, der bean­stan­de­te Arti­kel bis­her weder ent­fernt noch ein Wider­ruf veröffentlicht.

Hin­ter den Kulis­sen wird scharf geschossen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Valo­res Religiosos/​Il Simografo/​America/​Youtube/​PeriodistaDigital (Screen­shots)

 

 

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4 Kommentare

  1. Daß Berg­o­glio unter „US-Evan­ge­li­ka­len“ eine bes. Wert­schät­zung oder „Bewun­de­rung“ genie­ßen wür­de ist eine drei­ste Lüge. Viel­mehr wer­den auf­grund des aktu­el­len Amts­in­ha­bers sämt­li­che anti-päpst­li­chen Res­sen­ti­mens des tra­di­tio­nel­len Pro­te­stan­ti­mus als schließ­lich rich­tig und stim­mig von evan­ge­li­ka­len Prä­di­kan­ten, auch den gro­ßen Fern­seh­pre­di­gern, benannt.
    Was aber rich­tig ist, daß Berg­o­glio im libe­ra­len mainline/​mainstream Pro­te­stan­tis­mus, etwa bei den Epis­co­pa­li­ans, Evang-Luthe­ri­schen, Metho­di­sten et al, auf gro­ße Begei­ste­rung stößt. Das sind die­je­ni­gen Kir­chen, wel­che auf­grund ihres Libe­ra­lis­mus und gezeich­net von Übel­al­te­rung, Kon­ver­sio­nen zum Evan­ge­li­ka­lis­mus oder Agno­sti­zis­mus usw. in den letz­ten 25 Jah­ren tau­sen­de Kirch­ge­mein­den bzw. Kon­gre­ga­tio­nen schlie­ßen muß­ten. Mit die­sem main­stream Pro­te­stan­tis­mus haben aber die US-Evan­ge­li­ka­len nichts zu schaf­fen. Weder theo­lo­gisch noch strukturell.

  2. Die Sto­ry mit der – offen­sicht­lich beab­sich­tig­ten – Namens­ver­wechs­lung offen­bart die gan­ze teuf­li­sche Absicht die­ser Fake-News-Akteu­re. So und nicht anders wur­de (und wird immer noch) „gear­bei­tet“ im den kom­mu­ni­sti­schen Syste­men und im Natio­nal­so­zia­lis­mus: bewuss­te Täu­schun­gen und raf­fi­niert aus­ge­dach­te Lügen. Satan lässt grüßen.

    • Sie haben recht.
      Es sind typi­sche Divers­an­ten, ver­wir­rung­s­tif­ten­de Maul­wur­fe die den Glau­ben intern abbre­chen möchten.
      Eine gedie­ge­ne Infor­ma­ti­on von brei­ten Krei­sen mit Fak­ten und Hin­ter­grün­den ist das beste Antidot.

  3. . 1. Die US-ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten haben gewal­ti­ge Pro­ble­men: ihre tief­ge­hen­de und syste­mi­sche Ver­strickung in pädo­pi­len und ande­ren sexu­el­len Ver­bre­chen hat ihr Anse­hen in der Gesell­schaft, beson­ders bei den Katho­li­ken, zutiefst zer­stört, die Spen­den­be­reit­schaft stark redu­ziert, die Finan­zen aus­ge­blu­tet und den Jesui­ten­or­den zu einer gewal­ti­gen Reorganisierung/​Abschlankung gezwungen.
    Neben­bei: der Nach­druck auf Les­bo-Gay- Bise­xu­ell- und Trans­gen­der­kli­en­tel, beson­ders in Kali­for­ni­en und an der dor­ti­gen Uni­ver­si­tät blieb bestehen; Beru­fun­gen weni­ge und nicht zuletzt aus Minderheitengruppen.
    Rich­tig: Fran­zis­kus hat ein gro­ßes Pro­blem bei den Katho­li­ken in den USA- und es wird jeden Tag noch größer.
    Und der moder­ni­sti­sche Jesu­it John o’Mal­ley SJ sieht auch nicht mehr ganz jung aus: das heißt,„in 10–15 Jah­ren“ dürf­te sowohl er als P.Franziskus nicht mehr da sein.

    2. Es ist voll­kom­men rich­tig daß „Amo­ris lae­ti­tia“ Fran­zis­kus die Popu­la­ri­tät unter den Katho­li­ken der USA geko­stet hat.
    Kard. Sean o’Mal­ley war schon ein­mal papa­bi­le und ist schon schlau genug, sol­che kla­re Wahr­hei­ten nicht öffent­lich zu deklarieren.
    Er ist übri­gens nicht sehr kon­ser­va­tiv son­dern eher sehr tolerant.
    Inso­weit is es ver­ständ­lich, daß er sehr schnell und laut pro­te­stiert wann er mit Fake/​Humbug in Ver­bin­dung gebracht wird.

    3. Es ist psych­ia­trisch alt­be­kannt, daß Men­schen mit Per­sön­lich­keits­stö­run­gen sehr ger­ne thea­tra­lisch agie­ren und auch ihre ekla­tan­te Fehler/​Tabuverletzungen coram publi­co bege­hen und in die Öffent­lich­keit hineintragen.
    Ein Web­auf­tritt wie „Valo­res reli­gio­sos“ (Reli­giö­se wer­te) ist dafür ein pri­ma Vehikel;
    Guil­ler­mo Mar­có und Ser­gio Rubin pas­sen sehr gut zu Berg­o­glio; und neh­men wir es mit Humor: daß Bil­der mit Imam Omar Aboud und Rab­bi Abra­ham Skorka neben P.Franziskus/Bergoglio wie­der auf­tau­chen, ist eine lusti­ge Sache.

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