
(Rom) Geht in Rom eine Gesinnungspolizei um, gar eine „Franziskuspolizei“? Die italienische Polizei blockierte einen Kleinlaster der Lebensrechtsbewegung, der mit zwei Riesenplakaten an den verstorbenen Kardinal Carlo Caffarra erinnerte. Die Begründung: „Weil Kardinal Caffarra nicht auf der Linie mit Papst Franziskus war“.
Gedenkaktion an großen Kardinal auf den Straßen Roms
Zwei Monate nach dem überraschenden Tod von Kardinal Carlo Caffarra wollen mehrere Organisationen an diesen entschiedenen Verteidiger des Lebensrechts ungeborener Kinder und der Familie erinnern. Damit erlebten sie gestern eine böse Überraschung.

Kardinal Caffarra war bis zu seiner Emeritierung durch Papst Franziskus Erzbischof von Bologna und eine der herausragenden Gestalten des Weltepiskopats. Mit kantigem Profil, entschlossener Unerschrockenheit, außergewöhnlicher Bildung, feinen Manieren und hintersinnigem Humor war er nicht nur dem „roten Bologna“ ein Stachel im Fleisch. Er gehörte zu den vier Unterzeichnern der Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia. Kurz vor seinem Tod fühlte er sich überwacht.
Die Lebensrechtsorganisation Pro Vita und die katholische Kulturvereinigung Fede e Cultura (Glaube und Kultur) mieteten die große Werbefläche eines Kleinlastwagens. Auf dem daran angebrachten Großflächenplakat sind ein Bild von Papst Johannes Paul II., ein Zitat von ihm über die Unauflöslichkeit der Ehe sowie ein Bild von Kardinal Caffarra mit der Aufschrift: „Danke, Kardinal Carlo Caffarra“, dem Todesdatum und den Worten: „In memoriam“ zu sehen.
So war der Lastwagen auf den Straßen Roms und rund um den Vatikan unterwegs (siehe Bilder).
Polizei stoppt Aktion: Im Auftrag von wem?

Auf der Via della Conciliazione, der Prachtstraße, die von der Engelsburg zum Petersplatz führt, wurde der Lastwagen von Polizisten in Uniform und Zivil angehalten. Der Leiter der Polizeistation des Stadtteils Borgo, in dem auch der Vatikan liegt, telefonierte mit Toni Brandi, dem Gründer von ProVita und Verantwortlichen der Initiative. Der Beamte, so Brandi in einer Presseaussendung, habe ihn nach dem Zweck der Aktion befragt. Er wolle das wissen, „weil Kardinal Caffarra nicht auf der Linie von Papst Franziskus war“.
Brandi erklärte, daß es sich um eine Aktion im Gedenken an den verstorbenen Kardinal handle, der „zeitlebens für das Lebensrecht gekämpft und dem Papst Respekt gezollt hat“.
Zwei Stunden lang wurde der Lastwagen von der Polizei festgehalten. Die Beamten führten mehrere Telefongespräche mit Brandi, dabei wurde behauptet, es gebe „Sorge wegen der öffentlichen Ordnung“.
Wer hatte diese Sorge? Der Vatikan? Die römische Stadtregierung? Und warum?
Schließlich wurde der Lastwagen wieder freigegeben, das Transparent mit Kardinal Caffarra durfte allerdings nicht mehr gezeigt werden. Brandi will heute persönlich nach Rom reisen, um von der zuständigen Polizeibehörde Auskunft über die Zensurmaßnahme zu erhalten.
Brandi dazu:
„Was ist an der Botschaft subversiv, daß der Staat um die öffentliche Ordnung fürchtet? Ist es möglich, daß in einem demokratischen und zivilisierten Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht, nicht eines heiligmäßigen Mannes gedacht werden kann und eines Papstes, der erst vor wenigen Jahren gestorben ist? Beide sind ein Leben lang für die Verteidigung des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod und für die Verteidigung von Ehe und Familie eingetreten: Ist das etwa verboten oder schon ein Verbrechen?“
Engagierter Kämpfer für die Menschenrechte
Toni Brandi, ein Unternehmer, wurde vor der Gründung von Pro Vita vor allem als Menschenrechtsaktivist bekannt. Als solcher hatte er die Gründung der Laogai Research Foundation angeregt, die sich mit dem KZ-System der kommunistischen Volksrepublik China und dessen Opfern befaßt. Die Stiftung veröffentlichte seither zahlreiche Dossiers über die politische und religiöse Verfolgung in China, die KP-Diktatur, die Ein-Kind-Politik, den Organhandel, Hinrichtungen, Lebensmittelsicherheit und Billigimporte. Seine Arbeit ließ ihn die Notwendigkeit erkennen, auch in Italien aktiv zu werden gegen die „Kultur des Todes“. Dazu gründete er 2012 die Lebensrechtsorganisation ProVita, deren Vorsitzender er seither ist.
Auf der Internetseite von Pro Vita, wo über die Polizeiaktion berichtet wurde, fielen die Kommentare einhellig aus: „Eine Schande!“ Ein Leser schrieb: „Es ist soweit: Es ist Zeit Zeugnis zu geben.“
Die nächsten Stunden werden vielleicht Klarheit schaffen, ob Beamte in vorauseilendem Gehorsam ihr Amt mißbraucht haben oder es einen „Telefonanruf“ von höherer Stelle gab, wo sich jemand durch das Plakat des Lastwagens „gestört“ fühlte – und wenn ja: vor oder hinter der Leoninischen Mauer?
Der Vorfall gibt jedenfalls Auskunft über das aktuell in Rom herrschende Klima.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Pro Vita
Der Vatikanstaat und der Staat Italien sind nicht dasselbe, da müssen doch ganz andere rechtliche Zuständigkeiten gelten. Es gibt zudem das Recht etwas plakatieren zu dürfen und das obliegt nicht der Bewertung durch die Polizei. Unmöglich, dass das in Italien anders ist als im übrigen Europa. So einen Papst gab es noch nie, der nicht nur ein autoritäres und unchristliches Amtsverständnis ausdrückt, sondern noch dazu gegen die überlieferte Glaubenslehre auftritt. Da braut sich etwas Gefährliches zusammen mit diesem Papst, aber wem sage ich das. Wir lesen ja fast täglich davon auf Katholisches.info.