
(Rom) Auf welche Fassung der Heiligen Schrift stützt Papst Franziskus seine morgendlichen Predigten in Santa Marta? Diese Frage drängt sich nach der heutigen Homilie auf, und das nicht zum ersten Mal.
Papst zitiert erneut Paulus-Worte, die es nicht gibt
Liest Papst Franziskus vielleicht gar die Artikel des renommierten Vatikanisten Sandro Magister, der in seiner Zunft das aktuelle Pontifikat besonders kritisch begleitet?
Vor vier Tagen legte Magister einen bemerkenswerten Artikel über die „Letzten Dinge“ laut Papst Franziskus vor. Darin zeigte er auf, daß „Franziskus die Neigung hat, das Gericht verschwimmen zu lassen“.
Als Beleg führte der Vatikanist eine Stelle aus der morgendlichen Predigt von Franziskus vom 4. September 2014 an. Der Papst zitierte damals den Zweiten Brief an die Korinther (2 Kor 11,30), legte aber dem heiligen Paulus Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden. Paulus habe laut Franziskus gesagt:
„Ich prahle nur mit meinen Sünden.“
Zugleich forderte der Papst die Gläubigen auf, ebenfalls mit ihren Sünden „zu prahlen“, weil sie durch Jesus am Kreuz vergeben seien. Die Aussage erinnert an keinen katholischen Theologen, sondern an Martin Luther.
In Wirklichkeit zählt der Apostel an dieser Stelle nämlich die Verfolgungen auf, die er erlitten hatte: Gefängnis, Steinigung, Schiffbruch, Folter. Eine Auflistung die er mit dem Satz abschließt:
„Wenn schon geprahlt sein muß, will ich mit meiner Schwachheit prahlen.“
Im zwölften Kapitel desselben Paulus-Briefes (2 Kor 12,5) wiederholt sich die Stelle in ähnlichem Kontext.
„Ich rühme mich nur meiner Sünden …“
Diese zitierte Franziskus heute morgen in seiner Predigt in Santa Marta und wieder legte er dem Apostel dieselben Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden.
„Dieses Geheimnis, das der heilige Paulus als eine ‚Narrheit‘ beschreibt, und von der er auch sagt: ‚Wenn ich mich etwas rühmen sollte, würde ich mich nicht dessen rühmen, was ich in der Synagoge mit Gamaliel studiert habe, auch nicht des anderen, das ich gemacht habe, nicht meiner Familie oder meines edlen Blutes: Nein, ich würde mich dessen nicht rühmen. Ich kann mich nur zweier Dinge rühmen: meiner Sünden und des gekreuzigten Jesus Christus.“

Die Stelle ist zitiert nach der Wiedergabe im Osservatore Romano. Paulus spricht in Wirklichkeit von „Erscheinungen und Offenbarungen“, die „mir der Herr geschenkt hat“. Er spricht von einem „Stachel“, der ihm „ins Fleisch gestoßen“ wurde von einem „Boten Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe“. Dreimal habe er den Herrn „angefleht“, daß dieser Bote Satans „von mir ablasse“.
„Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.“
In welchen Bibelübersetzung man auch nachschlägt, die Worte, die Franziskus dem Apostel in den Mund legt, finden sich nicht.
Was Jorge Mario Bergoglio und Papst Franziskus lesen
Nun ist bekannt, weil Franziskus es selbst sagte, daß eine überzeugte Kommunistin und deren marxistische Bücher maßgeblich sein Politikverständnis geprägt haben. Was man öffentlich von dem erwähnt, was man gelesen hat, dem wird in der Regel Bedeutung beigemessen.
Ebenso weiß man aus seinem eigenen Mund, daß er die Bücher von Kardinal Walter Kasper liest, den er als „großen Theologen“ bezeichnete, der „Theologie auf den Knien“ mache. Da er geradezu wortwörtlich das Luther-Lob von Kasper kurze Zeit darauf wiederholte, darf angenommen werden, daß er dessen Luther-Buch vom Frühjahr 2016 gelesen hatte.
Nach Karl Marx und Walter Kasper auch Eugen Drewermann
Am 16. Juni 2016 gab Papst Franziskus einem Kapitell in der mittelalterlichen Basilika von Vezelay in Frankreich eine kunsthistorisch haltlose Interpretation. Das Kapitell zeigt auf einer Seite, wie Judas Iskariot sich erhängt. Auf der anderen Seite trägt eine Gestalt mit fratzenhaftem Gesicht Judas Iskariot fort. Was der mittelalterliche Künstler sich genau dabei dachte, ist nicht überliefert. Sicher ist, daß es sich nicht um eine Darstellung des „Guten Hirten“ handeln kann, weil dieses Motiv zu jener Zeit überhaupt nicht dargestellt wurde. Vor allem aber wäre Christus nie so wiedergegeben worden, wie er auf dem Kapitell zu sehen ist. Franziskus aber sprach vom „Guten Hirten“ auf diesem Kapitell, der Judas zu „retten“ scheine. Der Papst lies zwar die Frage offen, ob Judas wirklich gerettete wurde, legte aber mit dem ganzen Hinweis genau diese Annahme nahe, die Richtung Allerlösung zu gehen scheint.
Diese Interpretation des Kapitells von Vezelay, des vom „Guten Hirten“ geretteten Judas, stammt vom modernistischen Theologen Eugen Drewermann, der diese These erstmals 1987 im Buch „Das Markusevangelium“ vorlegte. Wirklich bekannt machte sie erst Franziskus, der Drewermann nicht erwähnte. Der Vorfall zeigt aber, daß entweder der Papst selbst, oder einer seiner engsten Mitarbeiter, Eugen Drewermann liest. „Eine wenig vertrauenserweckende Vorstellung“, so Messa in Latino im Oktober 2016.
Drewermann wurde wegen Ungehorsams und häretischer Lehren von der Glaubenskongregation verurteilt und trat 2005 sogar aus der Kirche aus.
Obwohl die Kunsthistoriker diese Interpretation ablehnen und Franziskus aufmerksam gemacht wurde, daß die theologisch zweifelhafte These von Drewermann stammt, wiederholte sie Franziskus am 2. August 2016 vor den polnischen Bischöfen in Krakau und am 2. Oktober 2016 gegenüber Journalisten auf dem Rückflug aus Aserbaidschan.
Womit sich seit heute morgen die Frage stellt: Und aufgrund welcher Quelle legt Franziskus dem heiligen Paulus wiederholt Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wkicommons/Vatican.va (Screenshots)
Papst Franziskus reißt dieses Zitat aus dem Zusammenhang, als hätte er es nicht verstanden.
„Ich kann mich nur zweier Dinge rühmen: meiner Sünden und des gekreuzigten Jesus Christus.“
Er meint aber, er würde sich nur seiner Sünden rühmen. So ein Unsinn.
Mich würde wundern, wie jemand mit Priesterausbildung nicht fähig wäre, diese Bibelstelle nicht richtig zu verstehen. Das betrifft doch das grundlegendste Dogma des Christentums. Dass katholische Christen durch Jesu Blut, das er am Kreuz vergossen hat, von ihren Sünden erlöst sind. Aber ich wette, auch hier würden manche noch etwas falsch interpretieren.
Der Christ ist mit Jesu Blut erlösst, wenn er seine Sünden bereut, sonst eher nicht.
Franziskus legt Paulus Worte in den Mund, die nicht in der Bibel stehen, weil das seine Aufgabe ist… eine vereinte Kirche in der verschiedene Religionen Platz haben… welch ein Gräuel! Aber so steht es in der Bibel und so ist es, denn es ist das Wort Gottes, Der uns schon kannte,als es uns noch nicht gab! Darum lasst uns für alle Menschen beten!
Sünden und Schwachheit sind etwas grundsätzlich anderes. Ein Sünde setzt die Bejahung durch den freien Willen voraus. Die Schwachheit hat etwas mit der Konstitution nichts mit dem freien Willen zu tun, also etwas, was der Mensch unmittelbar nicht beeinflussen kann. Wenn Franziskus hier anstelle von Schwachheit von Sünde spricht, so macht er eine falsifizierte Aussage. Diese sind ein Teil der sophistischen Rhetorik. Leider erkennen wir bei kritischer Analyse der franziskanischen Rhetorik immer wieder solche falsifizierten Aussagen.
Jedoch sollten wir auch Paulus verstehen, der in 2. Korinther 12, 7 (Schlachter) schreibt:„Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.“ im Folgenden führt er weiter aus:2. Korinther 12, 9–10 (Schlachter): […]Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Diese paulinischen Worte sind selbsterklärend
Ich habe in der alten Bibel nachgeschaut (keine Einheitsübersetzung), da steht der Wortlaut im Paulusbrief anders drin:
2Kor 12:7 Und daß ich bei dem Übermaß der Offenbarungen mich nicht überhebe, wurde mir ein Stachel gegeben ins Fleisch, ein Engel des Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.
2Kor 12:9 und er sagte zu mir: „Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung.“ So will ich denn viel lieber meiner Schwächen mich rühmen, damit die Kraft Christi sich niederlasse auf mich.
2Kor 12:10 Darum habe ich Gefallen an Schwächen, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Bedrängnissen um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
Wenn ich über Schlachter nachlesen, so war er Prediger der freien ev. Gemeinde in Bern. Also ist dieses Buch für Katholiken nicht empfehlenswert, wie man sieht sind auch die Texte verändert. Dabei kann es nicht an anderer Übersetzung liegen, denn manche Satzteile sind identisch.
Ich persönlich lehne auch die Einheitsübersetzung ab.
Eine Nachbemerkung zum paulinischen Text.Die meisten Autorne vermuten hinter den Worten Pauli eine Beschreibung einer medizinischen Erkrankung, die er mit den Worten schildert: … ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Paulus muss nach der Schilderung unter sehr intensiven anfallsartigen chronischen Schmerzen gelitten haben. Eine Schmerzschilderung mit solchen Worten findet sich jedoch in der bekannten medizinischen griechischen Literatur nicht. Eine nähere Aufklärung ist trotz intensiver Suche nicht möglich.
Man kann das aus meiner Sicht durchaus wörtlich verstehen: „…ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage…“.
Wenn wir uns etwas nicht vorstellen können, so heißt das noch nicht, dass es im geistigen Bereich von Gott zugelassen nicht stattfinden kann, zumal Paulus schreibt, dass Gott „diese Versuchung durch einen Engel Satans“ trotz Gebet nicht wegnahm.
Gerade dadurch konnte sich Paulus seiner Schwachheit rühmen, denn er nahm die schwere Prüfung letztendlich geduldig an.
Anderenfalls hätte er wortwörtlich schreiben können: Ich bin krank und leide unter Schmerzen, anstatt: Ich leide unter dämonischen schmerzhaften Angriffen.
Wenn man darüber hinaus, wie Franziskus es tut, diese Schwachheit des Paulus mit Sünde verwechselt, derer er sich rühmt, dann kann man das ebenso nur tun, wenn man nichts in der Bibel wörtlich nimmt und wenn man außerdem den erklärenden Kontext der Schriftstellen und andere Schriftstellen unberücksichtigt lässt. Dadurch kommt es dann leicht zu Falschlehren und zu relativierbaren Bibeltexten.
Könnte man nicht auch an schwere Migräne denken?
Es stimmt, Papst Franziskus scheint in der Tat Drewermann zu lesen. Andere Beispiele finden sich in der Biografie von Drewermann, die Patmos Verlag dieses Jahr veröffentlicht hat.
„Keiner von ihnen ging verloren, ausser dem Sohn des Verderbens.“ Johannes 17,12. Wann wird dieser Mann endlich aus dem Vatikan gejagt?
@ Petrus „an Migräne eher nein. Ich bin Mediziner und habe mich mit der Frage beschäftigt und kann keine überzeugende medizinische Lösung anbieten. Aber im Altertum existierten ander pathologischen Vorstellungen, die sich aus der Humoralpathologie ableiteten. Wir müssen also beim interpretieren solcher Texte anders im Sinne der Humoralpathologie denken. Aber vielleicht war es gar kein medizinisches Problem, sondern ein Kampf mit Satan, den Paulus beschreibt.
Man geht beim Hl. Paulus auch stark davon aus, dass er die Wundmale Jesu an seinem Leibe trug. Wenn er „vom Stachel im Fleisch “ spricht, könnte er auch diese gemeint haben.
1. Ein Fall von Bibeltextverfälschung.
Das Phänomen wurde vom Neutestamentler Prof. Klaus Berger ausführlich beschrieben und hat ihm in universitären Theologiemilieux viele Feinde besorgt.
2. Es ist psychiatrisch gut bekannt, daß Patienten mit Persönlichkeitsstörungen nicht selten Texte und Situationen nur bruchstückhaft und teils komplett verzerrt wahrnehmen und rezipieren und dann nicht selten verändern und manipulieren.
Besonders schlimm wird es wenn diese falsche Konstruktionen dann auch noch theatralisch vorgetragen werden; ein Amt mit öffentlicher Wirkung wirkt dann geradezu vernichtend, erst für die Institution und zweitens für den Protagonisten.
Papst Franziskus wird von traditionellen Katholiken oft unterschätzt. Man hält für Versehen oder Unkenntnis, was in Wirklichkeit wissentliche Absicht ist. Der Papst übt hier eine Art kreatives, anpassendes, umdeutendes Zitieren, wie es in der Mutterreligion üblich ist und sogar im Neuen Testament nicht selten vorkommt, z.B. bei Matthäus. Er hat das schon früher auf anstößige Weise getan, als er predigte, Gott habe Jesus für uns zum Sünder (statt: zur Sünde) gemacht. Der Papst lässt sich in solchen Fällen grundsätzlich nicht korrigieren und bleibt steif bei seinen Formulierungen, was unterstreicht, dass er sie absichtsvoll gebraucht, um Änderungen im theologischen Denken in Gang zu setzen.