(Rom) Soll Papst Franziskus auch das Glaubensbekenntnis ändern, um Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel zu gefallen? Das empfiehlt jedenfalls Alberto Melloni, der umtriebige Leiter der progressiven „Schule von Bologna“ in seinem heute in La Repubblica erschienenen Aufsatz. Oder läßt er in höherem Auftrag einen Versuchsballon steigen?
Zur Erinnerung: Die von Eugenio Scalfari gegründete Zeitung, einem bekennenden Atheisten aus freimaurerischer Familie, der zu den bevorzugten Gesprächspartnern des amtierenden Papstes gehört, ist laut eigener Angabe des Papstes, die „einzige“ Tageszeitung, die Franziskus „täglich“ liest. Dort etwas zu plazieren, garantiert somit Beachtung hinter den Leoninischen Mauern.
Und zur Erinnerung, wer der Leiter der „Schule von Bologna“ ist: Melloni verkündete, ebenfalls aus den Spalten von La Repubblica, am vergangenen 21. April das Ende des zölibatären Priestertums, denn das „eigentliche“ Problem der Berufungskrise sei der Priesterzölibat.
Zur unfeinen Entlassung von Kardinal Gerhard Müller als Präfekt der Glaubenskongregation schrieb Melloni am 1. Juli, immer in La Repubblica:
„Der Laufpaß, den Franziskus Müller gegeben hat, ist aufsehenerregend, aber verständlich“.
Und als Benedikt XVI. beim Requiem für den verstorbenen Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner eine Botschaft verlesen ließ und darin die Notwendigkeit überzeugender Hirten anmahnte, „die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen“, glühten bei Melloni die Sicherungen. Auf Twitter schrieb er am 15. Juli:
„Es gibt einen Proto-Ratzinger, einen Deutero-Ratzinger und jetzt auch einen Pseudo-Ratzinger mit negativen Anspielungen auf den regierenden Papst.“
Patriarch Bartholomäus I. besucht die „Schule von Bologna“
In seinem heutigen Aufsatz „Im neuen ‚Glaubensbekenntnis‘ die Kirche des Dialogs“ bietet Melloni zunächst eine kurze historische Einführung zur Entstehung des Nizänischen Glaubensbekenntnisses, das auf das Erste Konzil von Nizäa im Jahr 325 zurückgeht und in Griechisch gehalten ist. Das Bekenntnis ist vollinhaltlich in einer italienischen Übersetzung abgedruckt.
Beim Ersten Konzil von Konstantinopel wurde es im Jahr 381 leicht geändert, das heißt, es wurde, was den Heiligen Geist betrifft, präzisiert. Dieses Nizäno-Konstaninopolitanum wird noch heute in der lateinischen Messe gebetet, aber im Novus Ordo auch in manchen Volkssprachen (so zum Beispiel in Italien, während im deutschen Sprachraum das kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis gebetet wird). Die Orthodoxen haben damit allerdings ihre Probleme.
Heute wurde Mellonis Übersetzung aus dem Griechischen dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. vorgestellt, der in Bologna die Fondazione per le scienze religiose Giovanni XXIII (Stiftung für Religionswissenschaften Johannes XXIII.) besucht. Die 1953 von Giuseppe Dossetti und Giuseppe Alberigo gegründete Stiftung ist Trägerin der sogenannten „Schule von Bologna“. Wer ihm dazu geraten hat, ist nicht bekannt.
Nizänisches Glaubensbekenntnis statt Nizäno-Konstantinopolitanum
Laut Melloni wäre es besser, das griechische Credo - natürlich in die Volkssprachen übersetzt – zu beten. Die lateinische Fassung, die es gibt, aber abgekommen ist, wird von ihm übergangen. Als Grund für den Rückgriff nennt Melloni die Chance zur Begegnung und Gemeinsamkeit der katholischen und der orthodoxen Kirche. Letztere lehnt das Bekenntnis des Ersten Konzils von Konstantinopel ab.
Das Bekenntnis zur Taufe, Auferstehung, Vergebung der Sünden und zum Leben venturi sà¦culi, „der kommenden Welt“, ist im Nizänum nicht enthalten. Melloni fügt es dem nizänischen Bekenntnis einfach hinzu, wodurch eher von einem „Mellonischen Glaubensbekenntnis“ zu sprechen wäre. Um so mehr, als Melloni, der sich selbst gerne als „Papstflüsterer“ sieht, nicht die „Vergebung der Sünden“ (in remissionem peccatorum) in das Nizänum einfügte, sondern die „Vergebung der Schuld“.
Der „Drang“ zu den Orthodoxen und das „filioque“
Ihm geht es letztlich um den Zusatz „filioque“, der ursprünglich im Bekenntnis von 381 nicht explizit enthalten war. Er wurde am Beginn des zweiten Jahrtausends von Papst Benedikt VIII. als Präzisierung in das Nizäno-Konstantinopolitanum eingefügt. In der lateinischen Kirche läßt sich das filioque im Athanasischen Glaubensbekenntnis aber bereits seit der Spätantike nachweisen.
Die griechische Kirche lehnt diesen Zusatz aus formalen, aber auch inhaltlichen Gründen ab. 1054 kam es deshalb zum Großen Schisma zwischen Ost- und Westkirche, das auch als Morgenländisches Schisma in die Geschichte einging und bis heute andauert.
Der Wunsch nach Versöhnung und Wiederherstellung der damals zerbrochenen Kircheneinheit wird in der lateinischen Kirche allgemein anerkannt. Mellonis Vorstoß erstaunt dennoch, weil die progressiven Kirchenkreise, denen er als führender Vertreter angehört, zugleich eine Protestantisierung der katholischen Kirche vorantreiben. Darin liegt ein offensichtlicher Widerspruch, will man nicht annehmen, daß – abseits von einem theoretischen Einheitswunsch – die Annäherung an die Orthodoxie vor allem deshalb gesucht wird, um mit ihrer Hilfe, die Sakramentenordnung der lateinischen Kirche aufzuweichen. Gegen die Annäherung an die Orthodoxen gibt es in übrigen Kirche nämlich weit weniger Widerstände als gegen die Annäherung an die Protestanten. Das wissen auch die Progressiven wie Melloni. Soweit der taktische Aspekt. Inhaltlich ist es zudem so, daß es den Orthodoxen im Laufe der Geschichte nicht gelungen ist, die Sakramentenordnung in der Praxis in allen Bereichen aufrechtzuerhalten. Das gilt beispielsweise für die Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe oder der Zulassung einer Zweit- und Drittehe. Warum also den Zölibat mit Blick auf die Protestanten abschaffen wollen, wenn es mit Blick auf die Orthodoxen auch gehen könnte. Gleiches gilt für die Aufweichung des Ehesakraments.
Melloni empfiehlt Rückschritt
Wäre es aber insgesamt nicht besser, zum Bekenntnis von 325 zurückzukehren, als es zwar andere Spaltungen gab, aber noch nicht die Spaltung zwischen Rom und Konstantinopel? Wenn es aber stimmt, daß sich die Wahrheit in der Tradition entfaltet und im Laufe der Zeit besser erkannt wird, dann muß ein solcher Schritt falsch sein. Er wäre nämlich kein Rückgriff, sondern ein Rückschritt.
Die römische Kirche hat das filioque auf dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 zum Dogma erhoben. Vor eine erkannte Wahrheit zurückzukehren, stellt eindeutig inen Rückschritt dar. Das gilt auch für die derzeit wieder intensiver diskutierte Forderung, den Zölibat als Zugangsbedingung zum Priestertum abzuschaffen oder die Scheidung und Wiederverheiratung Geschiedener anzuerkennen. Ein Schritt hinter die erkannte Wahrheit zurück ist in sich unmöglich.
Wenn Benedikt VIII. das filioque als Präzisierung einfügte, um den Glauben besser zum Ausdruck zu bringen, und spätere Päpste dies ununterbrochen und ein allgemeines Konzil bestätigten, dann bedeutet das, daß es implizit bereits im Nizäno-Konstantinopolitanum von 381 enthalten war und daher seit 1700 Jahren als definiertes Credo des auf Christus zurückgehenden Glaubens Gültigkeit hat.
Welche Autorität könnte, und mit welcher Autorität, den Rückschritt vollziehen, den Melloni empfiehlt? Ein Progressiver scheint sich mit Autoritätsfragen aber nicht aufzuhalten. In einem positivistischen Denken scheint alles verfügbar. 1969 wurde Hand an den Römischen Ritus gelegt und es ist derselbe Melloni, der empfiehlt, heute auch Hand an die Messe von Paul VI. zu legen, um den Protestanten entgegenzukommen. Warum also nicht zum Nizänum von 325 zurückkehren, um den Orthodoxen entgegenzukommen.
Melloni übergeht das Unionskonzil von Florenz
Es ist kein Zufall, daß Melloni – obwohl Historiker – das kurze Kapitel der Geschichte übergeht, als das Konzil von Florenz im Jahr 1439 die Einheit zwischen West- und Ostkirche wiederherstellen konnte. Der Versuch scheiterte letztlich zwar, weil Konstantinopel nur vierzehn Jahre später von den Muslimen erobert wurde. Der neue, osmanische Machthaber am Bosporus trieb zielsicher einen Keil zwischen seine Feinde, indem er einen Mann zum neuen Patriarchen von Konstantinopel ernannte, der die Union von Florenz ablehnte, obwohl er selbst auf dem Konzil anwesend war und die Union mit seiner eigenen Unterschrift besiegelt hatte.
Die damalige Einigung besagte zum filioque, daß sowohl die Lehre beider Seiten vom Heiligen Geist als auch das Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis von 381 mit und ohne Beifügung des filioque rechtgläubig sind. Von den Griechen, die die höchste Autorität des Papstes anerkannten, wurde nicht verlangt, das filioque zu übernehmen.
Die Union von Florenz sah damit etwas anderes vor, als es nun Melloni vorschlägt, der das filioque auch für die lateinische Kirche abschaffen möchte – und die Sünde vielleicht gleich noch dazu.
Unklar ist auch, wie Melloni sich vorstellt, die Orthodoxen mit einem Do-it-yourself-Symbolum beeindrucken zu können, da gerade der formale Umstand, daß Benedikt VIII. mit dem filioque einseitig eine Ergänzung in ein von einem ökumenischen Konzil beschlossenen Bekenntnis eingefügt hatte, einer der zentralen Punkte im Streit war. Die Frage hat natürlich auch mit jener der Autorität des Papstes zu tun, einem wohl noch größeren Knackpunkt in den Beziehungen zwischen Ost und West.
Das Konzil von Florenz hat jedenfalls bewiesen, daß eine Einheit – wenn sie auch nur von kurzer Dauer war – möglich ist. Und das lange vor und ganz ohne Melloni.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La Repubblica/MiL/Vatican Insider (Screenshot)
Vollständigkeitshalber ist zu sagen, dass bereits unter Papst Johannes Paul II. in der wohlbekannten Enzyklika „Dominus Jesus“, verfasst vom damaligen Glaubenspräfekten Josef Kardinal Ratzinger, das Nicaenoconstantinopolitanum ohne Filioque angeführt ist. Außerdem beten es täglich die unierten Ostkirchen seit Jahrhunderten in dieser Form. Andere Änderungen wären schwerwiegender. Dennoch fragt man sich, warum man nicht beim Status quo bleibt. Wem sollen diese unablässigen Änderungen dienen? Der allgemeine Eindruck für den Gläubigen ist, dass in einer Welt der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbrüche auch in der Kirche nichts mehr stabil und vor Ein- und Übergriffen sicher ist. Dieser Eindruck muss verheerende Auswirkungen haben und hat sie ja schon. „Alles fließt“ – auch die Kirche Christi, auch der Fels?
Das „filioque“ ist aber schon bedeutend und wesentlich, durch Konzilien als Dogma festgelegt. Es geht hier um zweierlei: die dogmatische Festlegung im nicaeno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis – im Artikel steht sehr zutreffend, daß das „filioque“ schon im Athanasianischen Glaubensbekenntnis vorgebildet ist; das bedeutet auch, daß zur Abfassungszeit des „Athanasium“ die West- und Ostkirche noch vereint waren – gehört zur überlieferten Lehre der einen, wahren Kirche Jesu Christi. Zum anderen geht es auch darum, daß jeder gläubige (rk) Christ – aufbauend auf der Tradition/Lehre der Kirche – in dieses Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit und der Beziehungen der drei göttlichen Personen innerhalb der Hlst. Dreifaltigkeit hineinwächst. „Gott ist Liebe.“ sagt schon der hl. Apostel und Evangelist Johannes. Und das erste und wichtigste Gebot für einen Christen ist die Gottesliebe. Das bedeutet eben wesentlich, daß der Christ in diese Liebe, wie sie die drei göttlichen Personen verbindet (daher das „filioque“), förmlich hineinwächst. Das „filioque“ gehört zum innersten Kern aller Dogmen.
Was, bzw wie beten die orthodoxen Christen das Credo eigentlich? Wird dort gebetet, „ich glaube an den hl. Geist, der von Gott Vater ausgeht“ ? Oder sogar „ich glaube an den hl. Geist, der, wie der Sohn, vom Vater ausgeht? Und glauben sie folglich auch, daß unser Herr Jesus Christus, in irgend einer Art und Weise eine Art Bruder des hl. Geistes ist. Mir erschein das als eine Art Wertung, als ob Gott Vater in der Wertigkeit gleichsam höher eingestuft wäre, gegenüber den Personen Gottes, Jesus Christus und des hl. Geistes. Vor allen macht es auf mich diesen Eindruck, weil die orthodoxen unbedingt auf dem Filioque bestehen. Irgendwie würde das doch auch der Wesensgleichheit entgegen stehen. Oder liege ich hier total daneben und verstehe hier etwas total verdreht
In Ihrem Kommentar sehen Sie es schon richtig mit der Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen. Die Orthodoxen lassen im Glaubensbekenntnis wohl einfach das „filioque“ weg, ansonsten ist das große Glaubensbekenntnis mit dem katholischen identisch, wenn ich mich recht entsinne. Das „filioque“ wurde – wie im Artikel beschrieben – beim ersten Konzil von Konstantinopel (es gab noch weitere allgemeine Konzilien in der ehemaligen Kaiserstadt) dem Nizänischen Credo hinzugefügt; seither heißt das Credo nizäno-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis.
Die einzelnen Glaubensbekenntnisse umreißen unseren Glauben kürzer (Apostolisches Credo) oder ausführlicher (Nizäno-Konstantinopolitanum und Athanasianisches Glaubensbekenntnis) in entscheidneder Weise. Was die Glaubensbekenntnisse ausssagen, sind wesentliche Grundlagen (= Dogmen) unseres christlichen Glaubens. Zur Zeit des ersten Konstantinopolitanischen Konzils im Jahre 381 waren Ost- und Westkirche noch vereint, sodaß auch die später sich von Rom getrennten Kirchen das „filioque“ noch angenommen hatten (i.J. 381).
Wie ich schon oben ausführte, ist das „filioque“ entscheidend, was die Beziehungen der drei göttlichen Personen untereinander betrifft. Der Heilige Geist ist die Verbindung des Vaters mit dem Sohne und des Sohnes mit dem Vater; Er ist quasi das Band der Liebe, das Vater und Sohn verbindet. „Gott ist die Liebe“, schrieb der hl. Apostel und Evangelist Johannes in einem seiner Briefe. Der Hl. Geist ist die Liebe, die Gott Vater und Gott Sohn verbindet, wobei natürlich selbstverständlich ist, daß auch der Hl. Geist Gott ist.
Es kann nicht mehr hinter das erste Konzil von Konstantinopel zurückgegangen werden. Zumal wir Christen eines Tages in die volle göttliche Liebe hineingenommen werden wollen, darum hat uns der Dreifaltige Gott erschaffen. Das ist auch die nähere Bedeutung von Glückseligkeit, zu der wir berufen sind.
Ich denke, alle Katholiken sollten aufhören auf Personen oder die weltliche Ausschmückung von Gottesdiensten zu schauen und stattdessen ihr Augenmerk nur noch oder hauptsächlich auf die katholische Glaubenslehre richten. Der Personenkult um Papst Franziskus, auch wenn er mittlerweile etwas abgeebbt mir scheint, übertüncht doch für viele oberflächliche Katholiken des Amtes wegen seine häretischen Absichten, im Mediensprech harmlos „Reformen“ genannt. Wie kann aber eine Person wichtiger als die katholische Glaubenslehre sein, wenn es nicht Jesus Christus selbst ist?
Außerdem sollte der Zusammenhang zwischen dem, was im Glaubensbekenntnis bekannt wird und der Bedeutung für das ewige Seelenheil öffentlich mehr gepredigt werden. Denn es wird immer deutlicher offenbar, dass wohl sehr bald Änderungen in der katholischen Kirche umgesetzt werden, vor allem da nun kaum noch glaubenstreue Gegner für Papst Franziskus im Vatikan sind. Die Methoden, die häretischen Worte, die Ansichten die Papst Franziskus ins Amt gebracht hat lassen Schlimmes befürchten.
Die zahlreichen häretischen Aussagen, die Bergoglio seither getätigt hat sind in Wahrheit eines Papstes zutiefst unwürdig und hat es so wahrscheinlich noch nie gegeben. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Katholiken sich selbst retten und den Irrtum bemerken, der vom Vatikan ausgehen wird.
Wenn der Papst schon unbedingt etwas Nettes für die orthodoxen getrennten Brüder tun will, dann soll er, anstatt das „filioque“ zu ändern, um Bartholomäus I. zu gefallen, lieber seine homosexuellenfreundliche Haltung ändern, um Vladimir Putin zu gefallen…